Regionalanästhesie

Wichtiger Bestandteil unseres Schmerztherapie-Konzeptes sind die Regionalanästhesie-Verfahren.

Die Schmerzbehandlung während und nach Operationen ist neben der Ausschaltung des Bewusstseins ein wesentlicher Aspekt der Anästhesiologie. Aus vielen Untersuchungen weiß man seit langem, dass eine effektive Schmerztherapie zur Reduktion der Ausschüttung messbarer "Stresshormone" (Adrenalin, Kortisol u.a.) führt, was sich günstig auf den gesamten Krankheits- und Heilungsverlauf auswirkt. Wann immer es sinnvoll ist, setzen wir örtliche Betäubungsverfahren (Regionalanästhesien) zusätzlich zu einer Vollnarkose oder sogar als alleiniges Narkoseverfahren ein.

Ob und welche Verfahren bei Ihrem Kind sinnvoll sind besprechen wir mit Ihnen im Narkosevorgespräch. So können wir mit Ihnen gemeinsam die optimale Behandlungsstrategie für Ihr Kind festlegen.

Die häufigsten in unserer Abteilung angewendeten Verfahren sind:

Periduralanästhesie mit Katheter (PDK,PDA)

Dieses Regionalanästhesieverfahren, das viele Mütter von der geburtserleichternden PDA her kennen wird als Kombinationsnarkose mit einer Vollnarkose bei größeren Operationen im Brustbereich (z.B. bei Trichterbrustkorrekturen), großen Bauchoperationen sowie ausgedehnten Operationen im Bereich der Hüfte oder an den Beinen eingesetzt.

Ziel ist neben einem niedrigeren Bedarf anderer Narkosemedikamente während der Operation vor allem eine optimale Schmerztherapie nach der Narkose.

Je nach Alter Ihres Kindes wird der Periduralraum (der Raum im Wirbelkanal zwischen dem Knochen und der derben, das Rückenmark und das Nervenwasser umgebenden Hülle) entweder vor Narkoseeinleitung unter örtlicher Betäubung oder nachdem Ihr Kind schläft mit einer dünnen Spezialkanüle aufgesucht und der Peridural-Katheter dorthin vorgeschoben. Nach Entfernung der Kanüle wird der Katheter mit einem Pflaster am Rücken befestigt. Der Katheter ist so dünn, dass er Ihr Kind nicht stört.

Caudalanästhesie mit und ohne Katheter

Die Caudalanästhesie als eine Sonderform der Periduralanästhesie ist das weltweit am häufigsten angewandte regionale Verfahren bei kleinen Kindern mit Eingriffen unterhalb des Bauchnabels (z.B. Hypospadie-Korrektur, Orchidopexie, Klumpfußkorrektur, Bauchoperationen im unteren Teil).

Durchgeführt wird dieses rückenmarksnahe Anästhesieverfahren am häufigsten in Kombination mit einer Vollnarkose. Nachdem Ihr Kind in Narkose ist wird der Periduralraum in Seiten- oder Bauchlagerung mit einer speziellen Kanüle vom unteren Ende des Steißbeins aus aufgesucht. Wird die Schmerzausschaltung lediglich für einige Stunden postoperativ benötigt, wird nun einmalig eine bestimmte Menge Lokalanästhetikum gespritzt (Caudalanalgesie single shot). Wenn eine länger andauernde Schmerztherapie durchgeführt werden soll wird über diese Kanüle ein dünner Katheter vorgeschoben und nach Entfernen der Kanüle mittels Pflaster nach oben über den Rücken abgeleitet und gut fixiert (Caudalkatheter).

Bei bestimmten Eingriffen und sehr kleinen Patienten (Frühgeborene, Neugeborene) oder Risikokindern empfehlen wir eine alleinige Caudalanästhesie zur Durchführung der Operation. Die Regionalanästhesie wird in einer Sedierung (Dämmerschlaf) angelegt, so dass Ihr Kind keine Erinnerung daran behält. Sobald die Regionalanästhesie gut wirkt schlafen viele Kinder sogar ein.

Nervenstrang-Blockaden an Arm oder Bein (mit oder ohne Katheter)

Bei diesen Verfahren betäubt man gezielt nur diejenige Extremität, an der operiert wird. Sie werden normalerweise unter Narkose angelegt und zur postoperativen Schmerztherapie eingesetzt. In Ausnahmefällen können sie auch als alleinige Narkoseverfahren benutzt werden.
Die zu betäubenden Nervenstränge (Nerven-Plexus) werden unter Ultraschalldarstellung und mittels leichter elektrischer Reizung mit einer feinen Kanüle aufgesucht. Abhängig von der benötigten Dauer der Schmerztherapie wird entweder einmalig Lokalanästhetikum in das den Nervenstrang umgebende Gewebe gespritzt oder ein dünner Katheter eingelegt, der mittels Pflaster auf der Haut fixiert wird. Über diesen kann dann für einige Tage je nach Bedarf kontinuierlich Lokalanästhetikum in das Gewebe eingeleitet werden

Peniswurzelanästhesie

Die Peniswurzelanästhesie ist ein schnelles und unkompliziertes Betäubungsverfahren und wird in Kombination mit einer Vollnarkose durchgeführt. Regelhaft eingesetzt wird dieses Verfahren bei Zirkumzisionen (Beschneidungen der Penisvorhaut).

Nachdem Ihr Kind „schläft“, wird mit einer dünnen Nadel ein Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) an der Peniswurzel (in die Nähe des Nervus dorsalis penis) gespritzt. Ziel dieser Methode ist eine Schmerzfreiheit, die auch Stunden nach der Operation noch anhält.

TAP-Block (Blockade der Bauchwand-Nerven)

Dieses Regionalanästhesieverfahren wird in Kombination mit einer Vollnarkose angeboten. Eingesetzt wird diese Methode z.B. bei Orchidopexien (Fixation eines oder beider Hoden am Hodensack), Hernien-Operationen (z.B.: Leistenbruch-, Bauchnabelbruch-Korrektur) oder Appendektomien (Blinddarmentfernung).

Nachdem Ihr Kind in Narkose ist, wird mit einer dünnen Nadel unter Darstellung der Anatomie mittels Ultraschall Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) in die Schicht zwischen tiefem und mittlerem Bauchmuskel (Blockierung des Nervus ilioinguinalis und des Nervus iliohypogastricus) eingebracht. Dadurch kann über viele Stunden anhaltende Schmerzfreiheit erzielt werden.

Infiltrationen

Infiltrieren bedeutet, dass ein Medikament gezielt in eine zu betäubende Region eingebracht wird. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dies auch als "örtliche Betäubungsspritze" bezeichnet.

Diese Methode kann als alleiniges Verfahren nur bei "kleinen" Wunden oder Verletzungen angewandt werden. Häufiger wird am Ende einer Operation eine Wundinfiltration durch den Operateur in Absprache mit dem Anästhesisten durchgeführt, um die postoperative Schmerztherapie optimal zu ergänzen.

Interskalenäre Plexusanästhesie

Die Plexusanästhesie ist für Operationen an der Hand, am Unterarm und an Teilen des Oberarms geeignet. Dieses in der Erwachsenen-Anästhesie häufig angewendete Verfahren kommt bei uns nur bei älteren und kooperativen Kindern zum Einsatz. Bei dieser örtlichen Betäubung wird mit einer speziellen Kanüle und einem Gerät zum Auffinden des Nervs das Nervenbündel in der Achselhöhle aufgesucht. Danach wird über die Spezialkanüle das Lokalanästhetikum in der Nähe des Nervengeflechts eingespritzt.
Nach ca. 20 - 30 Minuten tritt die Anästhesiewirkung ein. Die Operation kann ohne weitere zusätzliche Narkosemedikamente durchgeführt werden. Zur Ablenkung vor und während der Operation kann auf  Wunsch Musik gehört, ein Film auf DVD gesehen, oder ein leichtes Schlafmittel verabreicht werden.

N. femoralis Blockade mit und ohne Katheter

Dieses Regionalanästhesieverfahren wird in Kombination mit einer Vollnarkose angeboten. Eingesetzt wird diese Methode bei Operationen am Fuß, am Unterschenkel oder an Teilen des Oberschenkels. Nachdem Ihr Kind schläft, wird mit einer speziellen Kanüle und einem Gerät zum Auffinden des Nervs der Nervenstrang aufgesucht. Danach wird über die Spezialkanüle das Lokalanästhetikum in der Nähe des Nervs eingespritzt, um eine Schmerzfreiheit nach Ende der Operation zu erlangen. Weiterhin besteht die Möglichkeit, bei größeren Operationen einen dünnen Katheter in diesen Bereich einzubringen, um damit eine länger andauernde Schmerztherapie durchführen zu können.

N. ischiadicus Blockade mit und ohne Katheter (transgluteal, lateral, distal)

Dieses Regionalanästhesieverfahren wird in Kombination mit einer Vollnarkose angeboten. Eingesetzt wird diese Methode bei Operationen am Fuß, am Unterschenkel oder an Teilen des Oberschenkels. Nachdem Ihr Kind schläft, wird mit einer speziellen Kanüle und einem Gerät zum Auffinden des Nervs der Nervenstrang aufgesucht. Danach wird über die Spezialkanüle das Lokalanästhetikum in der Nähe des Nervs eingespritzt, um eine Schmerzfreiheit nach Ende der Operation zu erlangen. Weiterhin besteht die Möglichkeit, bei größeren Operationen einen dünnen Katheter in diesen Bereich einzubringen, um damit eine länger andauernde Schmerztherapie durchführen zu können.

Peniswurzelanästhesie

Die Peniswurzelanästhesie ist ein schnelles und unkompliziertes Betäubungsverfahren und wird in Kombination mit einer Vollnarkose durchgeführt.
Eingesetzt wird dieses Verfahren bei Phimosen, Abtragungen, Ringbeschneidung (Plastibell) und Vorhautschürze.
Nachdem Ihr Kind schläft, wird mit einer dünnen Nadel ein Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) in die Peniswurzel (an den Nervus dorsalis penis) gespritzt.

Das Ziel dieser Methode ist Schmerzfreiheit, die auch Stunden nach der Operation noch anhält.

Ilioinguinalisblock

Dieses Regionalanästhesieverfahren wird in Kombination mit einer Vollnarkose angeboten. Eingesetzt wird diese Methode z.B. bei Orchidopexie (Fixation eines oder beider Hoden am Hodensack) und Hernienoperationen (z.B.: Leistenbruch).
Nachdem Ihr Kind schläft, wird mit einer dünnen Nadel Betäubungsmittel ins Leistenband (Blockierung des Ilioinguinalis / Iliohypogastrikus Nerv) gespritzt und somit auch nach der Narkose für mehrere Stunden Schmerzfreiheit erzielt.

Infiltrationen

Infiltrieren bedeutet, dass ein Medikament gezielt in eine zu betäubende Region eingebracht wird. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dies auch als "Betäubungsspritze" bezeichnet. Mit einer Spritze wird der erkrankte Bereich gezielt aufgesucht und Betäubungsmittel unter leichtem Druck in die Gewebsspalten eingesickert. Die Menge an Wirkstoff, die benötigt wird, ist recht gering. Die Mittel zur örtlichen Betäubung werden an Ort und Stelle vom Körper abgebaut, entfalten also praktisch keine Wirkung auf den Rest des Körpers.

Diese Methode ist allerdings nur bei "kleinen" Wunden oder Verletzungen/Operationen anwendbar.

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