Hightech-Jubiläum im OP

Vor 15 Jahren führte die Orthopädische Uni-Klinik in Bad Abbach die Navigationstechnik ein

Bild: Die Navigationstechnik

Sie gehört zu den revolutionärsten Errungenschaften in der operativen Orthopädie: die bildfreie Navigationstechnik. In OP-Sälen weltweit werden damit heute künstliche Gelenk hochpräzise platziert. Entwickelt wurde das Verfahren von einem Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Joachim Grifka an der Orthopädischen Uni-Klinik in Bad Abbach. Vor 15 Jahren kam es zum ersten Mal zum Einsatz.

„Bis heute haben wir mehr als 5.000 Kniegelenke mit der Navigationstechnik implantiert“, sagt Prof Grifka. „Alle wurden Millimeter genau eingepasst, um den Patienten wieder ein schmerzfreies und aktives Leben zu ermöglichen.“ Genauigkeit ist dabei das wichtigste Stichwort. „Wir sprechen von einem optimalen Ergebnis, wenn die Belastungsachse des Beins nach der Operation höchstens drei Grad von der geraden Beinachse abweicht.“ Werte, die mit bloßem Auge unmöglich zu erkennen sind und den Operateur vor eine große Herausforderung stellen. Bei einer „normalen“ Operation ohne Navigation passen deshalb nur rund 75 Prozent der Prothesen perfekt. Mit der Navigation steigt die Erfolgsrate auf 96 Prozent – und jedes Pünktchen kommt den Patienten zu Gute. „Je besser das Kunstgelenk sitzt, desto weniger nutzt es sich ab“, so Prof. Grifka. Es hält also in der Regel länger, so dass verschleißbedingte Wechseloperation seltener werden.

2001 entwickelten die Experten der Klinik zusammen mit einem Prothesen- und Softwarehersteller das Verfahren, das die orthopädische Chirurgie revolutionieren sollte. Statt wie bis dahin Röntgen- oder CT-Bilder zu erstellen, die eine zusätzliche Strahlenbelastung für die Patienten bedeuteten, nutzte das Forscherteam um Prof. Grifka eine Infrarotkamera. Damit nimmt der Operateur während des Eingriffs verschiedene Dreh- und Oberflächenpunkte am Gelenk auf. Eine spezielle Software erstellt dann ein dreidimensionales Modell der Patientenanatomie mit genauen Informationen über die Lage, den Winkel und die Länge der beteiligten Knochen. Aufbauend auf diesen Daten wird die exakte Ausrichtung der Gelenkprothese errechnet. Am Bildschirm sieht der Chirurg sofort, welche Auswirkungen schon eine kleine Abweichung von der vorgegebenen Gradzahl haben könnte. Diese Vorgaben umzusetzen und das Implantat passgenau zu platzieren, liegt ganz in der Verantwortung des Arztes. „Navigation hat nichts mit einem operierenden Roboter zu tun“, erklärt der Gelenk-Spezialist. Die Kompetenz und die Fähigkeiten eines erfahrenen Chirurgs könne keine Technik ersetzen – aber die Technik verhilft zu der Genauigkeit, die wir mit dem bloßen Auge nicht abschätzen können. Wie gut das funktioniert, zeigt die Erfolgsgeschichte der bildfreien Navigation. Bis heute ist das Verfahren, für das die orthopädische Klinik 2006 den „Ausgewählter Ort im Land der Ideen“- Preis des Bundesbildungsministeriums erhielt, weltweit Maßstab für Navigation zur präzisen Implantatplatzierung und optimalen Kniefunktion.

 

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