Prof. Dr. Florian Steger neuer ACH-Fachverantwortlicher

Seit dem Sommersemester hat der Fachbereich Medizingeschichte/Medizinethik am Asklepios Campus Hamburg (ACH) einen neuen fachverantwortlichen Dozenten: Prof. Dr. Florian Steger, Universitätsprofessor und Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Ulm.

Herr Prof. Steger, was hat Sie an den Asklepios Campus Hamburg geführt?

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Prof. Steger: Wie so oft im Leben - der Zufall. In meiner Doktorarbeit habe ich mich damals mit der Figur bzw. der Medizin des Heilgottes Asklepios beschäftigt. Nachdem die erste Auflage vergriffen war, hat der Verlag die Arbeit in einer Kurzfassung neu aufgelegt. Dieses Büchlein ist in die Hände von Herrn Prof. Oldhafer geraten, der mich als Repräsentant des Dekans am ACH daraufhin zu einem gemeinsamen Gespräch mit dem Geschäftsführer, Herrn Dr. Jermann, an den ACH eingeladen hat. Schließlich wurde ich gefragt, ob ich mir die Übernahme eines Lehrauftrags und Funktion eines fachverantwortlichen Dozenten vorstellen könnte.

Wie war ihr erster Eindruck vom Campus?

Prof. Steger: Von außen betrachtet sehr gut – attraktive Räume, eine exzellente Betreuung, eine herausragende Studienkoordination. Inhaltlich gesprochen war es mir wichtig, erst einmal einige kritische Fragen zu stellen. Als Professor einer staatlichen Universität habe ich zwar keine Scheu vor privaten Anbietern und halte ein diversifiziertes Angebot für wichtig. Gleichzeitig kann ich mich aber nur einer Institution verpflichten, die aus meiner Sicht in Wissenschaft und Lehre höchste Maßstäbe hat und Inhalte sehr gut vermittelt. Generell ist es mir sehr wichtig, dass das Fachgebiet Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin auf einem exzellenten Niveau unterrichtet wird; außerdem habe ich große Freude daran, mein Wissen weiterzugeben. Nachdem Prof. Oldhafer und Herr Dr. Jermann mir das Kooperationsmodell erläutert hatten, konnte ich mit gutem Gewissen zusagen, denn mit der Semmelweis Universität hat der Campus eine Partnerin, die zu den international anerkannten Universitäten zählt.

Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihren Vorlesungen?

Prof. Steger: Meine Vorlesungen in Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin (GTE) halte ich in Blockseminaren ab – GTE I im sechsten, GTE II im siebten Semester. Im ersten Block werden erste normative Fundamente der medizinischen Handlungspraxis vermittelt und die historische Entwicklung der Medizin von ihren Anfängen bis heute behandelt; vor allem das Thema Aufdeckungsarbeit von Diktaturen – von der NS-Zeit bis zur DDR – ist bei den Studierenden auf großes Interesse gestoßen und hat viele Fragen aufgeworfen. Die Kasuistiken am Ende des ersten Blocks, mit denen ich klinisch-ethische Fälle vorstelle, sollen die angehenden Ärztinnen und Ärzte zum Nachdenken über ihr künftiges Handeln, aber auch zum Widersprechen anregen. Im zweiten Block geht es in erster Linie um die konkrete Anwendung ethischer Instrumente bei konkreten aktuellen Fragestellungen, mit denen oder ähnlichen sich die angehenden Ärztinnen und Ärzte möglicherweise eines Tages in ihrem Beruf konfrontiert sehen. Glücklicherweise kann ich die Stunden mit zahlreichen aktivierenden Methoden anreichern – die Generation der medial sozialisierten Studierenden erwarten nun einmal in den Vorlesungen ständig „Knallbonbons“. Und von denen kann mein Fachgebiet etliche liefern...

Was liegt Ihnen dabei besonders am Herzen?

Prof. Steger: Ich lege Wert auf die Vermittlung einer wissenschaftlich wohl überlegten und gut begründeten Ethik, beispielsweise bei der Umsetzung des Patientenwillens. Welche Bedeutung kommt der Patientenverfügung zu? Wie gehe ich mit dem Sterbewunsch eines Patienten um? Wie begründe ich gegebenenfalls meine Entscheidung? Wie gehe ich mit Entscheidungskonflikten um, sowohl in der Klinik als auch in der Forschung? Welche Handlungsoptionen habe ich? Meine Vorlesungen sollen sensibel machen für diese Konflikte, aber auch für Dilemmata, die schwer aufzulösen sind. Die Studierenden sollen möglichst bereits in der Ausbildung Handlungsoptionen entwickeln lernen und eine Haltung festigen: Medizin ist eine Handlungswissenschaft - wobei der idealen Norm des Handelns häufig andere Interessen entgegenstehen, eine davon kann auf die Kurzformel gebracht werden: „Ethik versus Monetik“.

Konflikte im klinischen Alltag sind nachvollziehbar – wie sieht es in der Forschung aus?

Prof. Steger: Im Studium ist die Sicherung einer guten wissenschaftlichen Praxis zentral. Ich halte es für essentiell, die Studierenden früh an das Thema Wissenschaftlichkeit heranzuführen. Das ist wichtig für den täglichen Umgang mit zahlreichen Daten: Ärztinnen und Ärzte müssen sich mit jeder Form von Studien auskennen und sie interpretieren können. Daher ist auch eine wissenschaftliche Studienabschlussarbeit, wie sie hier am ACH verlangt wird, wichtig. Ich habe den Studierenden gleich am Ende meines ersten Blockseminars angeboten, Diplomarbeiten zu betreuen.

Freude am Campus

Prof. Dr. med. Karl J. Oldhafer und Dr. Christoph Jermann freuen sich über den prominenten Neuzugang zum Sommersemester. „Wir sind glücklich“, so Prof. Oldhafer, „mit Prof. Steger einen international und auch außerhalb der scientific community angesehenen und gefragten Wissenschaftler und Experten als Nachfolger von Prof. em. Dr. phil. Dietrich Engelhardt gefunden zu haben, der als Wissenschafts- und Medizinhistoriker und Direktor des Instituts für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität Lübeck den Fachbereich am ACH von Anfang an mit außerordentlichem Engagement gestaltet und geprägt hatte und dem wir zu großem Dank verpflichtet sind.“

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