Mittendrin statt nur dabei

Mittendrin statt nur dabei

Autor:inJanina Darm & Prof. Dr. Michael Hoffmann
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Bundesliga-Saisonauftakt für den Handball Sport Verein Hamburg (HSVH) in der Barclays Arena – und wir vom Asklepios Medical Team waren natürlich live dabei und begleiteten die Mannschaft von Trainer Torsten Jansen vor und hinter den Kulissen.

Es war mein erster Einsatz als HSVH-Mannschaftsarzt – und obwohl das Team die Partie gegen Topfavorit SG Flensburg-Handewitt ohne Verletzungen oder größere Blessuren überstand, war sie dennoch nervenaufreibend, bis zur letzten Sekunde spannend und hielt in der Schlussphase weder mich noch die 4189 Zuschauer auf ihren Plätzen. Aber beginnen wir von vorn…

Der HSVH von Anfang an top motiviert. Bereits als ich den Kabinentrakt der Arena betrat, spürte ich eine besondere Stimmung. Während einige Spieler hochkonzentriert in sich versunken waren und offensichtlich Kraft aus innerer Ruhe schöpften, tigerten andere wie hungrige Großkatzen vor der Fütterung in den Katakomben umher und warteten scheinbar nur darauf, endlich das schrille Geräusch des Anpfiffs zu hören. 

Alle Akteure waren topfit, schließlich begann das Warm-up – und mit ihm ein erstes Beäugen des hochfavorisierten Gegners. Die SG Flensburg-Handewitt hatte im vergangenen Jahr Platz vier in der Tabelle belegt, weist in ihren Reihen jede Menge Top-Stars wie Nationalspieler Johannes Golla, den Schweden Jim Gottfridsson oder den Dänen Mads Mensah Larsen auf. Hätte man der Partie vorab einen Titel überstülpen müssen: „David gegen Goliath“ wäre wohl passend gewesen.

Doch wir wissen auch, wie die Geschichte von David und Goliath endete… Ganz so viel Fortune wie Bibelheld David hatte der HSVH über weite Strecken der Partie jedoch nicht. Das Spiel war ein ständiges Auf und Ab. Die SG vermochte es immer wieder, sich mit ein paar Toren abzusetzen. Der HSVH kämpfte leidenschaftlich, arbeitete sich Treffer für Treffer an die Führung des Teams von Trainer Maik Machulla heran. Unnötige Fehler im Abschluss und unglückliche Zeitstrafen (14 Stück insgesamt!) verhinderten jedoch, dass der HSVH in Führung ging. Die SG sicherte sich zur Halbzeit einen Vier-Tore-Vorsprung (17:13). 

Ich selbst fungierte in dieser Phase als stiller Beobachter. Trotz der Härte und Dynamik dieser Partie blieben die Spieler unverletzt, mein medizinisches Know-how wurde (noch) nicht benötigt. Gleichwohl war es unglaublich faszinierend, die Athleten aus allernächster Nähe beobachten zu können. Zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit sie in Abwehrreihen hineintauchen, Zweikämpfe bestreiten und in diesem für Laien manchmal undurchsichtigen Dickicht der Spieltaktiken die Übersicht behalten. 

Die Partie bot Beobachter:innen alles, was das Handballherz begehrt. Und wurde in der zweiten Hälfe noch hitziger. Eine Hinausstellung von HSVH-Kapitän Niklas Weller in der 42. Minute (Weller sah nach einer Auseinandersetzung mit SG-Star Gottfridsson die Rote und Blaue Karte) ließ die Hamburger Fans toben. Die Mannschaften selbst zeigten sich davon unbeeindruckt. Der HSVH kämpfte sich jedes Mal aufs Neue an das meist knapp in Führung liegende Team von der Förde heran, sodass sich in der Schlussphase des Spiels eine Sensation anbahnte: Kann David Goliath schlagen? 

In der 58. Minute hatte sich der HSVH abermals einen Gleichstand erarbeitet, der Zuschauerlärm war ohrenbetäubend. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse: Tobias Schimmelbauer vom HSVH erhielt eine umstrittene Zeitstrafe, die Trainer Torsten Jansen so sehr in Rage brachte, dass nach vorheriger Verwarnung auch die Bank von den Schiedsrichtern eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe kassierte und so einen zusätzlichen Spieler vom Feld nehmen musste. Die Konsequenz: Plötzlich bildeten nur noch vier HSVH-Akteure zuzüglich Torwart Johannes Bitter die Abwehrfront. Die SG, erfahren genug, spielte die verbleibende Angriffszeit optimal herunter, traf durch den starken Kreisläufer Johannes Golla vier Sekunden vor Ende der Partie zum 31:30. 

HSVH-Rückraumass Dani Baijens wollte sich jedoch nicht geschlagen geben, versuchte noch einmal, die SG-Abwehrreihe zu durchdringen. Dabei wurde er gefoult, blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden liegen. War dies mein erster Einsatz für den HSVH? Ich war bereit, das Spielfeld zu betreten, wartete auf die Freigabe durch die Schiedsrichter. Doch Baijens berappelte sich, stand unter Applaus des Publikums auf. Am Ergebnis änderte sich nichts. Der HSVH verlor unglücklich mit einem Tor. Und doch war es ein kleiner Sieg. Denn die Mannschaft von Trainer Torsten Jansen hat gezeigt, dass sie sehr wohl in der Lage ist, Goliath an den Rand einer Niederlage zu bringen. Es ist wohl eine Frage der Zeit und des Quäntchen Glücks, bis ein solcher Triumph Realität wird. Und auch dann werden wir vom Asklepios Medical Team wieder im Einsatz sein! 

Herzlichst Ihr

Michael Hoffmann

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