Volkskrankheit Arthrose: Bewegung ist das A und O

Jeder Zweite über 65 Jahren kennt das: Schmerzen in den Gelenken, Probleme beim Aufstehen oder das Gefühl, nie eine bequeme Sitzposition zu finden. Doch die Arthrose macht auch vor jungen Menschen nicht halt. Kein Wunder, beginnen die Gelenke doch bereits mit 30 Jahren langsam zu verschleißen. Doch was sind die Ursachen für Arthrose, wie kann man vorbeugen und was tun, wenn der Verschleiß schon spürbar ist? Über diese und andere Fragen haben wir mit Prof. Dr. Heiko Graichen gesprochen.

Bild: Prof. Graichen ist Experte für Gelenkersatz
Prof. Graichen ist ein Experte für den künstlichen Gelenkersatz

Was sind die Ursachen für Arthrose?

Den einen Auslöser für Arthrose gibt es nicht. Die Gründe dafür, dass ein Gelenk verschleißt, können ganz unterschiedlich sein. Beim einen sind es vielleicht körperliche, zum Beispiel eine angeborene Fehlstellung oder Übergewicht. Andere trifft es nach einem Unfall oder einem Knochenbruch. Aber auch chronisch entzündliche Erkrankungen wie Rheuma spielen eine wichtige Rolle. Und zumindest für das Kniegelenk lässt sich eine familiäre Häufung nachweisen. Allerdings gibt es durchaus auch einige Patienten, wo keine klare Ursache herauszufinden ist. Hier spricht man von einer primären Arthrose.

Wie kann man Gelenkverschleiß vorbeugen?

Bewegung ohne Belastung ist hier ein bekanntes Schlagwort. Jede Gelenkbewegung bringt wichtige Nährstoffe in den Knorpel und hält so die Gelenke gesund. Ich empfehle schonende Ausdauersportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking. Die belasten wenig und stärken die Muskeln um die Gelenke. Auch das Gewicht spielt eine wichtige Rolle beim vorzeitigen Verschleiß.

Welche konservativen Maßnahmen gibt es?

Die wichtigste Maßnahme ist das Training wie oben beschrieben. Denn auch hier gilt: nur nicht still sitzen! Viele Betroffene geraten in einen Teufelskreis: Die Gelenke schmerzen, also bewegen sie sich weniger. Dadurch wird aber der Knorpel noch schlechter ernährt. Doch nur, wenn ausreichend Nährstoffe vorhanden sind, schwindet der Knorpel nicht weiter.

Ist die Arthrose schon weiter fortgeschritten, entwickeln wir an der Asklepios Orthopädische Klinik Lindenlohe nach einer eingehenden Untersuchung für jeden Patienten ein individuelles Therapiekonzept. Dazu gehören zum einen Medikamente, die die Schmerzen lindern, zu anderen Physiotherapien, um die Muskeln zu kräftigen und die Gelenke zu stützen. Die Übungen können häufig auch gut zu Hause weitergeführt werden.

Was ist mit entzündungshemmenden Medikamenten?

Von einer reinen Therapie mit entzündungshemmenden Medikamenten würde ich abraten. Diese sind im akuten Fall einzusetzen, aber keine Dauerlösung. Hilfreicher ist – zumindest bei einer Arthrose im Anfangsstadium – ein medikamentöser Knorpelaufbau als Nahrungsergänzungsmittel oder  Hyaluronsäurespritzen direkt in das Gelenk. Sie können eine deutliche Verzögerung bringen.

Wann muss operiert werden?

Wir versuchen, wann immer es sinnvoll ist, konservativ zu behandeln. Erst wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind oder das Gelenk zu stark geschädigt ist, denken wir gemeinsam mit dem Patienten über eine Operation nach. Dabei bedeutet eine Operation zumeist eine Arthroskopie, ergänzt von verschiedenen Knorpeltherapien und Achsbegradigungen. Falls auch das nicht mehr ausreichend erscheint, gibt es die Endoprothetik mit ihren unterschiedlichen Implantaten. Die chirurgischen Techniken sind in den letzten Jahren immer besser geworden. Wir operieren in Lindenlohe, soweit möglich, minimalinvasiv – also mit kleinsten Schnitten. Eine spezielle Navigationstechnik hilft uns, das Gelenk präzise im richtigen Winkel einzusetzen. Die Art des Implantats sowie das Operationsverfahren werden dabei individuell auf den Betroffenen abgestimmt, um das bestmögliche Ergebnis zu garantieren.

Wie beweglich bin ich mit einem Ersatzgelenk?

Bei der Hüfte gelingt sehr häufig eine völlig freie Beweglichkeit. In Kombination mit einer guten Muskulatur können die meisten Patienten sich im Alltag wieder ganz normal bewegen. Beim Knie berichten uns die Patienten in den letzten zwei Jahren auch immer mehr, dass sie ihr künstliches Knie fast „vergessen“, weil die Ergebnisse so gut sind. Dies liegt an der verbesserten Schmerztherapie, individuelleren Implantatlösungen und moderner Navigationsunterstützung.

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