Schulterprobleme – wie man vorbeugt und sie behandelt

Sie haben das bei Handballspielen bestimmt auch schon einmal beobachtet: Ein Rückraumspieler setzt zum Sprungwurf an. Just in diesem Moment greift ihm ein gegnerischer Abwehrspieler in den Arm. Der Angreifer geht zu Boden, hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schulter...

Schulterprobleme sind häufig die Folge von extremen Belastungen im Sport.
Schulterprobleme sind oftmals eine Folge von extremer sportlicher Belastung. © iStock

Handball ist eine jener Sportarten, in der Schulterverletzungen besonders häufig vorkommen. Und das liegt nicht allein an energisch geführten Zweikämpfen, sondern auch an den Bewegungsabläufen selbst. Beim Handball wird der Wurfarm – und damit auch die Schulter als Gelenk mit dem größten Bewegungspotenzial in unserem Körper – maximal belastet und beansprucht. 

Muskulaturaufbau entscheidend

Um Verletzungen zu vermeiden, ist es bei Wurfsportarten (dies gilt beispielsweise auch für Volleyball, Basketball, Kugelstoßen, Hammer- und Speerwerfen) dementsprechend wichtig, Muskulatur im Bereich der Schulterpartie aufzubauen, um die vielbeanspruchten und komplexen Strukturen des Gelenks optimal zu unterstützen sowie Verletzungen und Entzündungen vorzubeugen. Gleiches gilt im Hinblick auf das Warm-up, auf das zwecks Verletzungsprophylaxe ein besonderes Augenmerk gelegt werden sollte.

Trotzdem lassen sich Verletzungen im Schulterbereich nicht gänzlich ausschließen. So beeindruckend die menschliche Schulter angesichts ihrer Struktur und der Fähigkeit, in fast alle Richtungen beweglich zu sein, ist – so fragil ist sie auch. Und treten erst einmal Schmerzen auf, ist die Ursache nicht immer leicht zu erkennen und erfordert ein hohes Maß an Erfahrung und Expertise bei der Diagnostik. Grund genug, an dieser Stelle einmal die häufigsten Schulterverletzungen bei Wurfsportarten vorzustellen.

Häufige Diagnose: ausgekugelte Schulter

Was selbst Laien sofort identifizieren, ist eine ausgekugelte Schulter, die sogenannte Schulterluxation. Eine Diagnose, die im Handballsport häufiger vorkommt. Dabei kommt es zu einem Auskugeln des relativ großen Oberarmkopfes aus der vergleichsweise kleinen Gelenkpfanne (Glenoid). Ursache ist in der Regel eine Hebelwirkung auf den Arm oder aber ein Sturz. Die Betroffenen klagen sofort über starke Schmerzen – auch Nervenschäden sind nicht ausgeschlossen. Da bei der Luxation viele Strukturen der Schulter geschädigt werden können und diese trotz Einrenkens instabil bleibt, unterziehen sich insbesondere jüngere Patient:innen häufig einer Operation, um die Schulter zu stabilisieren und einem erneuten Auskugeln vorzubeugen.

Darüber hinaus sind bei Handballer:innen und Athlet:innen anderer Ball- und Wurfdisziplinen häufig auch chronische Schulterprobleme und Folgeverletzungen durch Überbeanspruchung zu beobachten – beispielsweise in Form eines Risses der langen Bizepssehne. Die Ruptur äußerst sich in der Regel durch Schmerzen an der Schulter und einen Druckschmerz am oberen vorderen Oberarm. Mitunter kommt es auch zu einer Kraftminderung, und man entdeckt eine sicht- oder tastbare Vorwölbung. Auch bei dieser Diagnose ist oftmals eine Operation anzuraten.

Schmerzen durch Verschleiß

Verschleiß ist in den allermeisten Fällen auch die Ursache für das sogenannte Impingement-Schulter-Syndrom. Dabei spüren Betroffene insbesondere bei Überkopfarbeiten und beim seitlichen Heben des Arms Schmerzen im Schultergelenk. Der Grund: Sehnen und Schleimbeutel sind gereizt bzw. degeneriert, der Kopf des Oberarms schlägt an das Schulterdach. Die gute Nachricht: Das Syndrom kann zunächst häufig konservativ behandelt werden. Erst, wenn sich die Symptome nicht verbessern, ist ein Eingriff nötig.

Davon schwer zu unterscheiden ist die sogenannte Frozen-Shoulder-Erkrankung, eine entzündliche Reaktion in der Schultergelenkskapsel. Sie geht ebenfalls mit starken Schulterschmerzen und -einschränkungen einher. Bei dieser Diagnose kann gezielt mit Tabletten und Spritzen therapiert werden. Mitunter werden die Symptome allerdings fälschlicherweise dem Impingement-Schulter-Syndrom zugeordnet. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich bei Schulterschmerzen unbedingt an eine Expertin oder einen Experten zu wenden. Das gilt für Profi- und Breitensportler gleichermaßen. 

Im Rahmen der Betreuung des HSVH nehmen wir die Schultern der Aktiven bei Problemen sehr genau ins Visier. Schmerzen in diesem Bereich sollte man, wie es sprichwörtlich so schön heißt, niemals auf die „leichte Schulter“ nehmen. 

Herzlichst Ihr 

Michael Hoffmann

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