22. Ringvorlesung: Kopfzentrum

Premiere bei der Ringvorlesung Asklepios Centers of Excellence am Asklepios Campus Hamburg (ACH): Gleich drei Vertreter aus unterschiedlichen Abteilungen des Kopfzentrums der Asklepios Klinik Nord-Heidberg bestritten am 8. Oktober gemeinsam die Veranstaltung.

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Prof. Dr. med. Karl J. Oldhafer, Repräsentant des Rektors der Semmelweis Universität am ACH sowie Dekan von deren Medizinischer Fakultät am ACH

Als vierter Chefarzt im Bunde übernahm traditionell Prof. Dr. med. Karl J. Oldhafer als Repräsentant des Rektors der Semmelweis Universität am ACH sowie Dekan von deren Medizinischer Fakultät am ACH bei der online-Ringvorlesung zum Kopfzentrum AK Nord - Heidberg die Einführung. Außerdem moderierte er die kurzen Fragerunden jeweils am Ende der drei knapp halbstündigen Vorträge. Dabei betonte er die Besonderheit der Veranstaltung: „Es ist ein absolutes Highlight, dass das wichtige interdisziplinäre Thema Schädelbasischirurgie durch drei hochkarätige Vertreter auch interdisziplinär vorgestellt und aus drei Richtungen beleuchtet wird.“ Und noch ein Novum: Die drei Referenten des Abends wurden im Hörsaal des ACH erstmalig durch Digital Change Makers begleitet, eine Gruppe studentischer Hilfskräfte, die seit Beginn des Wintersemesters alle Dozierenden am ACH unter anderem bei der Durchführung von online-Vorlesungen technisch unterstützten.

Gemeinsames Vorgehen vieler Experten

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Prof. Dr. med. Paul Kremer, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie (AK Nord – Heidberg)

Als erstes führte Prof. Dr. med. Paul Kremer, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie (AK Nord – Heidberg), in das Thema Schädelbasischirurgie aus der Sicht des Neurochirurgen ein. Er unterteilte zunächst die Typen von Schädelbasistumoren in jene, die auf oder unterhalb der Schädelbasis liegen bzw. diese durchwachsen. Danach stellte er verschiedene Arten von gut- und bösartigen Gehirntumoren, deren neurologische Symptome (wie Seh- und Sprachstörungen, Lähmungen oder epileptische Anfälle) sowie die für Diagnose und Operation zur Verfügung stehenden Technologien vor. Am Ende wies er darauf hin, dass nur dann, wenn ein Tumor tatsächlich innerhalb des Schädels (intrakraniell) liegt, ein neurochirugisches Vorgehen nötig sei. In allen anderen Fällen brauche es ein gemeinsames Vorgehen mit Operateuren aus den beiden nachfolgend vorgestellten Fachbereichen. Nach der Länge des Ausbildungswegs gefragt, antwortete Prof. Kremer mit einem eingängigen Bild: „Der neurochirurgische Facharzt braucht seine Zeit. Sie können als Geiger nicht ein Mendelssohn-Violinkonzert spielen, wenn Sie täglich nur eine halbe Stunde üben.“ Sicherheit, Routine und Unaufgeregtheit nannte er daher als unabdingbare Eigenschaften eines Neurochirurgen.

Patientenspezifische Implantate der Zukunft

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PD Dr. med. Dr. med. dent. Henning Hanken, Chefarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (AK Nord-Heidberg)

Anschließend sprach PD Dr. med. Dr. med. dent. Henning Hanken, Chefarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG, AK Nord-Heidberg) über die Schädelbasischirurgie aus der Sicht seines Fachbereichs. Thema war zunächst die Traumatologie, also Frakturen in verschiedenen Kopfbereichen (frontal, im Mittelgesicht, orbital oder eben an der Schädelbasis), deren Symptomatik (u.a. Sensibilitätsstörungen, motorische Ausfälle, visuelle Einschränkungen oder Ausfall des Geruchssinns), Diagnostik und schließlich Therapie. Bei einem der Drittel der Fälle, bei der die Vorderwand des Gehirns betroffen sei, seien die Einbußen eher ästhetischer Natur. In zwei Dritteln der Fälle seien sowohl Vorder- als auch Hinterwand betroffen. Besonders interessant waren die Fälle von Schussverletzungen, bei denen die Projektile mit Hilfe einer navigationsgestützten Technik entfernt werden. Schließlich stellte der Chefarzt verschiedene Formen und Techniken der Rekonstruktion aus Knochen oder mit Hilfe von patientenspezifischen Implantaten aus sogenannten alloplastischen Materialien (Polyethylen, Titanmesh sowie eine spezielle Form von Zement u.a.) vor und erläuterte mögliche Früh- und Spätfolgen bei der Verwendung der unterschiedlichen Materialen. Zum Abschluss gab er einen Einblick in den aktuellen Forschungsstand zu am Computer entworfenen sogenannten CAD CAM-Implantaten (zum Beispiel aus Titan, Keramik oder Bio-Polymeren), die zwar eine teure Alternative, aber dafür auch eine große Schutzfunktion für das Gehirn darstellen. 

Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Tumorkonferenzen

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Dr. med. Christoph Külkens, Chefarzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde (AK Nord-Heidberg)

Als dritter und letzter Referent verstand es Dr. med. Christoph Külkens, Chefarzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde AK Nord-Heidberg, anhand verschiedener vorgestellter Patienten die Herausforderung der Diagnose bei Erkrankungen in Nase-, Nasennebenhöhlen, Ohren, Rachen, Kehlkopf oder Hals zu erläutern. In Erinnerung bleibt den Studierenden sicherlich der Fall eines zwölfjährigen Jungen, der sich nach einigen Tagen mit einem vermeintlich harmlosen, aber hartnäckigen Schnupfen in der Klinik vorstellte. Die Diagnose lautete schließlich Orbitalphlegmone, eine bakterielle Entzündung der Augenhöhle, die umgehend eine antibiotische Behandlung verlangte. Nach einigen Beispielen stellte der Chefarzt zum Schluss zwei weitere Einrichtungen in der AK Nord-Heidberg im Zusammenhang mit dem dortigen Kopfzentrum vor: Das Hanseatische Cochlea Implantat Zentrum (HCIZ), eine gemeinsame Einrichtung der HNO-Abteilungen der AK Hamburg am Standort Nord-Heidberg, das sich auf den Einsatz elektronischer Innenohrprothesen bei Hörverlust oder Gehörlosigkeit spezialisiert hat. Außerdem bildet das Kopfzentrum in der AK Nord-Heidberg, an dem auch Experten der dortigen Augenklinik, der Neurologie mit überregionaler Stroke Unit sowie der Neuroradiologie beteiligt sind, eine von drei Schwerpunktkliniken für Kopf-Hals-Karzinome im Asklepios Tumorzentrum Hamburg. Die Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen bei den regelmäßigen Tumorkonferenzen, bei denen interdisziplinär gemeinsam die notwendigen Schritte diskutiert werden, bezeichnete Dr. Külkens dabei als besonders wertvoll. Am Ende der dreiteiligen Vorlesung hatten den Zuhörerinnen und Zuhörern jedenfalls das Motto der Experten im Heidberger Kopfzentrums verstanden, das da lautet: „Gemeinsam machen sie sich einen Kopf um die Köpfe ihrer Patienten.“

Ringvorlesung Asklepios Centers of Excellence am ACH

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