Prähabilitation – schneller genesen nach der OP

Prähabilitation – schneller genesen nach der OP

Autor:inJanina Darm & Prof. Dr. Michael Hoffmann
Lesezeit0 Minuten

Wer vor einem Eingriff u. a. die Muskulatur stärkt, dürfte diesen deutlich besser verkraften, als jemand, der darauf verzichtet. Darauf deuten Studienergebnisse hin.

Sport, Physiotherapie, Prähabilitation, Übung, Therapeutin

© iStock

Die sogenannte Prähabilitation sieht vor, Körper und Geist im Vorwege einer Operation zu stärken; darunter auch mithilfe von Physiotherapie.  

Wenn Patient:innen eine geplante Operation bevorsteht, kreisen ihre Gedanken häufig um den Eingriff selbst – nicht um die Zeit davor. Dabei kann diese Phase entscheidend dafür sein, dass sie sich nach der OP gut und schnell erholen. Angesichts dessen rückt in der Wissenschaft immer häufiger das Konzept der sogenannten Prähabilitation in den Fokus. Sie hat das Ziel, Patient:innen optimal auf einen medizinischen Eingriff vorzubereiten, sodass das Risiko für Komplikationen minimiert wird und sie im Idealfall besser und schneller genesen.

Machen wir es an einem Beispiel konkret: Einen Patienten plagt seit Längerem Arthrose im Knie, Röntgenbilder zeigen eine Indikation für eine OP. Der Patient hat bis zum Eingriff allerdings eine Wartezeit von rund drei Monaten zu überbrücken. Die Folge: Schmerzbedingt bewegt er sich in dieser Zeit kaum, die Muskulatur wird schwächer. Nach dem Eingriff ist er zunächst auf Gehstützen angewiesen – eine koordinativ herausfordernde Aufgabe, die ihn zusätzlich fordert und belastet, sodass er sich, insbesondere aufgrund der fehlenden Muskulatur, in einem deutlich schlechteren Zustand befindet als vor der OP.

Better in, better out

Dieses Szenario ist keine Seltenheit – und doch einfach zu umgehen. Hier setzt das Konzept der Prähabilitation an: Dabei geht es darum, Patient:innen im Vorwege optimal auf ihren Eingriff vorzubereiten, sodass sie möglichst stark daraus hervorgehen. Kolleg:innen der Orthopädie nutzen in diesem Kontext oftmals das Wording „better in, better out“ – also besser in die Klinik rein- und auch besser wieder rauskommen. Anders als die Rehabilitation, die nach einer OP erfolgt, setzt die Prähabilitation damit deutlich vor dem Eingriff an – beispielsweise mithilfe von Bewegungstherapie, Ernährungsoptimierung und mentaler Vorbereitung.

Studien belegen: Der Aufwand lohnt sich. Wer sich vor einer OP gezielt vorbereitet, hat Untersuchungen zufolge oftmals weniger Schmerzen, eine kürzere Krankenhausverweildauer und nach dem Eingriff eine bessere Lebensqualität. Besonders ältere oder vorerkrankte Menschen profitieren von dem Konzept.

Die drei Säulen der Prähabilitation

Dabei werden drei Elemente besonders stark in den Fokus gerückt:

  • Stärkung der Muskulatur: Moderate Trainingsprogramme, aber auch ein gezieltes EMS-Gerätetraining stärken die Muskulatur sowie das Herz-Kreislauf-System. Wer mindestens sechs Wochen vor einer Knie-OP damit beginnt, den Quadriceps, einen großen Muskel auf der Vorderseite des Oberschenkels, aufzutrainieren, wird nach dem Eingriff aller Voraussicht nach deutlich schneller mobil sein als jene, die auf ein entsprechendes Training verzichten. Wichtig auch: Die Nutzung der Gehstützen kann im Vorwege des Eingriffs ebenfalls geübt werden. Wer vor der OP lernt, die Hilfsgeräte anzuwenden, kann anschließend sicherer damit agieren. Auch diese Maßnahme unterstützt den Genesungsprozess. 
  • Ausgewogene Ernährung: Eine gesunde Kost mit ausreichend Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen füllt die körpereigenen Reserven auf – wichtig für sämtliche Stoffwechselprozesse sowie unsere Immunabwehr.
  • Mentale Stärke: Entspannungsübungen und psychologische Gespräche können dabei helfen, Ängste – etwa die Sorge, das Knie nach einem Eingriff wieder zu belasten – zu reduzieren und das Vertrauen in den eigenen Körper zu stärken.

Wichtig: Die Maßnahmen müssen jeweils individuell auf Patient:innen und die Therapieziele abgestimmt werden. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Methoden, die in der Regel ein multiprofessionelles Team erfordern, bis dato privat finanziert werden müssen – sie sind keine Kassenleistung.

Trotz positiver Studienlage fehlt es vor diesem Hintergrund an einheitlichen Standards und flächendeckender Umsetzung. Nichtsdestoweniger zeigt sich, dass Prähabilitation mehr als ein Trend ist: Sie ist ein vielversprechender Ansatz, um Operationen sicherer und die Genesung effizienter zu gestalten. Patient:innen, denen ein geplanter Eingriff bevorsteht, sei also geraten: Betrachten Sie die Zeit vor der OP nicht als Wartezeit, sondern als „Trainingslager für Ihre Gesundheit“.

Herzlichst Ihr 

Michael Hoffmann

Mehr Inside HSVH

Weiter geht’s – Trainingslager auf Fuerteventura

Es ist soweit – die Mannschaften der Handball-Bundesliga bereiten sich auf die neue Saison 2023/24 vor. Der HSVH setzt dabei auf ein Trainingslager auf den Kanaren.

Mehr erfahren

Leistungsdiagnostik – auch für Freizeitsportler:innen empfehlenswert

Im Spitzensport sind Leistungstests gang und gäbe. Doch auch für Freizeitathlet:innen lohnt sich eine spezifische Diagnostik.

Mehr erfahren

Arthrose – Symptome, Ursachen, Behandlungsoptionen

Schmerzen in den Gelenken sind häufig die Folge eines langsamen, aber kontinuierlichen Abbaus von Gelenkknorpel. Doch es gibt Mittel, dem entgegenzuwirken.

Mehr erfahren

Lust auf Liga

Die neue Saison der Handball-Bundesliga ist gestartet. Trotz Niederlage im Auftaktspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt blicken Trainer und Mannschaft zuversichtlich auf die neue Spielzeit.

Mehr erfahren