Epilepsiechirurgie
Alles Wissenswerte über Epilepsiechirurgie
Operative Therapie bei schwer behandelbarer Epilepsie

Epilepsie betrifft Millionen von Menschen weltweit und kann durch wiederkehrende Anfälle das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Viele Formen der Epilepsie können mit Medikamenten gut kontrolliert werden. Doch für etwa ein Drittel der Patient:innen bleibt trotz Therapie das Risiko wiederkehrender Anfälle. Medizinisch spricht man davon, dass sie „anfallsgestört“ bleiben, sie haben eine sogenannte pharmakoresistente Epilepsie. Für diese Menschen bietet die Epilepsiechirurgie eine vielversprechende Option. Hierbei handelt es sich um operative Eingriffe, die die Anfallsursache gezielt behandeln.
In den folgenden Abschnitten informieren Sie Spezialist:innen von Asklepios über die Epilepsiechirurgie. Sie erläutern Ihnen die umfassenden diagnostischen Verfahren, die notwendig sind, um eine individuell abgestimmte Behandlung zu gewährleisten sowie verschiedene Operationsmethoden.
Bei Asklepios werden Sie von erfahrenen Fachärzt:innen beraten – kompetent und einfühlsam, mit dem Ziel, Ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.
Was bedeutet Epilepsie für Betroffene und wann wird eine Operation nötig?
Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung. Sie ist durch wiederholt auftretende Krampfanfälle gekennzeichnet. Diese Anfälle entstehen durch unkontrollierte elektrische Aktivität im Gehirn. Sie können sich auf unterschiedliche Weise äußern – von kurzen Bewusstseinsstörungen bis hin zu schweren motorischen Krämpfen. Epilepsie kann in jedem Alter auftreten, häufig beginnt sie jedoch im Kindes- oder Jugendalter. Die Anfälle treten unvorhersehbar auf, deshalb hat die Erkrankung oft erhebliche Auswirkungen auf das alltägliche Leben der Betroffenen und auf die berufliche Entwicklung und kann soziale Interaktionen erschweren.
Die Behandlung der Epilepsie soll die Anfallshäufigkeit reduzieren oder bestenfalls Anfallsfreiheit erreichen. In den meisten Fällen beginnt die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt zunächst eine medikamentöse Therapie mit sogenannten Antiepileptika. Diese Medikamente können bei etwa zwei Dritteln der Patient:innen die Anfälle erfolgreich kontrollieren. Bleibt die medikamentöse Behandlung jedoch ohne ausreichenden Erfolg, so liegt eine pharmakoresistente Epilepsie vor. In solchen Fällen beginnt die Suche nach alternativen Therapien.
Die Epilepsiechirurgie kommt dann in Betracht, wenn die Anfälle von einem klar abgrenzbaren Bereich im Gehirn ausgehen, der operativ behandelbar ist. Auch hier ist das Ziel, die Anfälle zu verhindern oder zumindest deren Schwere erheblich zu mindern. Nicht alle Patient:innen mit Epilepsie kommen für eine Operation infrage – die Entscheidung hängt von der genauen Diagnose ab und der Abwägung von Nutzen und Risiko. Sollte die chirurgische Therapie ausgeschlossen sein, stehen gegebenenfalls andere Verfahren wie die Vagusnerv-Stimulation oder die tiefe Hirnstimulation zur Verfügung.
Unsere Spezialist:innen bei Asklepios beraten Sie umfassend und unterstützen Sie bei der Chancenabwägung und der Entscheidung gegen oder für eine Operation.
Ziele der Epilepsiechirurgie
Das Hauptziel der Epilepsiechirurgie besteht darin, die Anfallsfreiheit zu erreichen oder die Anfallshäufigkeit und -schwere deutlich zu reduzieren. Gleichzeitig sollen wichtige Funktionen des Gehirns wie Sprache, Bewegung oder Sehen natürlich bestmöglich erhalten bleiben. Um diese Ziele zu verwirklichen, setzen unsere Chirurg:innen moderne operative Techniken ein, die eine präzise und schonende Behandlung ermöglichen. Voraussetzung ist wie oben beschrieben, dass die Epilepsie von einem klar definierten Bereich im Gehirn ausgeht, der operativ behandelbar ist.
Verschiedene Operationsverfahren
Es gibt unterschiedliche Operationsverfahren, deren Bezeichnungen sich nicht gut in die Alltagsprache übersetzen lassen. Deshalb nutzen wir hier die Fachbegriffe. Unsere Spezialist:innen bei Asklepios erklären Ihnen im Folgenden kurz die einzelnen Verfahren.
Temporale Lobektomie
Die temporale Lobektomie (operative Entfernung eines Organlappens) ist eine der häufigsten und bewährtesten Verfahren in der Epilepsiechirurgie. Hierbei entfernt die Chirurg:in Teile des vorderen Schläfenlappens (Temporallappen), häufig kombiniert mit der Entfernung der Amygdala und des Hippocampus. Diese Operation führen unsere Spezialist:innen vor allem bei Patient:innen mit Krankheitserscheinungen beziehungsweise Veränderungen des Nervengewebes (Hippocampussklerose) durch, einer häufigen Ursache für Temporallappenepilepsie.
Selektive Amygdalohippocampektomie
Dieses Verfahren zielt auf die selektive Entfernung der Amygdala und des Hippocampus ab, die sich tief im Schläfenlappen befinden. Durch eine präzise Planung und die Überwachung während der Operation (intraoperativ) minimieren unsere Spezialist:innen bei Asklepios das Risiko von Einschränkungen im Gesichtsfeld. Diese Methode wählen unsere Fachkräfte dann, wenn es vor allem darum geht, funktionserhaltend vorzugehen.
Extratemporale Läsionektomie
Wenn der Anfallsfokus außerhalb des Schläfenlappens (Temporallappen) liegt, kommt die Entfernung (Ektomie) der Schädigung (Läsion) außerhalb des Temporallappens (extratemporal) infrage. Hierbei entfernen unsere Spezialist:innen gezielt das epilepsieauslösende Gewebe. Moderne bildgebende Verfahren, wie Magnetresonanztomografie (MRT; Verfahren mittels Magnetfeldern) und funktionelle Bildgebung unterstützen die präzise Lokalisation des betroffenen Bereichs.
Funktionelle Hemisphärektomie
Dieses Verfahren kann eine Lösung bei einseitigen Schäden sein. Bei großflächigen Schädigungen einer Hirnhälfte, die oft seit der Kindheit bestehen, trennen die Chirurg:innen das betroffene Areal vom restlichen Gehirn ab. Diesen Eingriff planen sie sehr sorgfältig. Er soll die gesunde Hirnhälfte entlasten und Anfälle verhindern.
Stimulationsverfahren
Wenn eine operative Entfernung nicht möglich ist, können unsere Fachkräfte Stimulationsverfahren wie die Vagusnerv-Stimulation oder die tiefe Hirnstimulation einsetzen. Diese Verfahren zielen darauf ab, die Erregbarkeit des Gehirns zu reduzieren und die Anfallssituation zu verbessern.
Nötige Untersuchungen, um eine Epilepsieoperation zu planen
Bevor unsere Spezialist:innen bei Asklepios eine Epilepsieoperation in Betracht ziehen, führen sie eine umfassende Diagnostik durch. Ziel ist es, den Bereich im Gehirn exakt zu lokalisieren, von dem die Anfälle ausgehen. So überprüfen sie, ob eine Operation sinnvoll ist. Dabei kommen verschiedene Untersuchungsmethoden zum Einsatz, die ein interdisziplinäres Team aus Fachkräften durchführt.
Bildgebende Verfahren: präzise Übersicht über das Gehirn
Die Magnetresonanztomografie (MRT; bildgebendes Verfahren mittels Magnetfeldern) ist eine zentrale Methode, um strukturelle Veränderungen im Gehirn zu erkennen, die Anfälle auslösen können. Besonders wichtig ist das hochauflösende MRT, das kleinste Auffälligkeiten sichtbar macht, wie etwa Narben oder Fehlbildungen. In manchen Fällen setzen unsere Spezialist:innen bei Asklepios zusätzlich eine funktionelle MRT (fMRT) ein, um Bereiche zu identifizieren, die für die Funktionen Sprache oder Bewegung zuständig sind. Diese Informationen helfen, wichtige Hirnfunktionen bei einem Eingriff zu schützen.
Video-EEG-Monitoring: Anfälle unter Beobachtung
Das Video-EEG-Monitoring ermöglicht die genaue Analyse der Hirnaktivität während eines Anfalls. Hierbei werden die Hirnstromwellen über mehrere Tage kontinuierlich aufgezeichnet, während die Betroffenen gleichzeitig per Video überwacht werden. Diese Untersuchung liefert wichtige Hinweise darauf, wo im Gehirn die Anfälle entstehen und wie sie sich ausbreiten. EEG ist die Abkürzung für Elektroenzephalogramm.
Neuropsychologische Tests: Kognitive Funktionen bewerten
Eine neuropsychologische Untersuchung hilft, ein detailliertes Bild der geistigen Fähigkeiten zu zeichnen. Dabei können unsere Spezialist:innen Schwächen und Stärken in Bereichen wie Gedächtnis oder Aufmerksamkeit feststellen. Die Ergebnisse geben Aufschluss darüber, welche Hirnregionen möglicherweise beeinträchtigt sind und welche Folgen ein Eingriff haben könnte.
Invasive Diagnostik: Präzision durch Tiefenelektroden
Falls die nicht-invasiven Methoden kein klares Ergebnis liefern, kann eine invasive Diagnostik erforderlich sein. Dabei bringen die Chirurg:innen Elektroden operativ in das Gehirn ein, um die epileptischen Regionen genauer zu erfassen. Diese Methode wird nur in spezialisierten Zentren durchgeführt.
Ablauf einer Epilepsieoperation
Vor einer Epilepsieoperation ist eine intensive Vorbereitung wichtig. Die Patient:innen durchlaufen eine Phase der prächirurgischen Diagnostik, in der ein interdisziplinäres Team die oben beschriebenen Untersuchungen durchführt. Das Team führt dann alle Ergebnisse in einer ausführlichen Fallbesprechung zusammen und legt die bestmögliche Behandlungsstrategie fest. Ihre behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt bespricht das Vorgehen ausführlich mit Ihnen.
Während der Operation
Den operativen Eingriff selbst führen erfahrene Neurochirurg:innen durch. Er erfolgt unter Anwendung modernster Technologien. Hierzu zählen Neuronavigation, intraoperatives Neuromonitoring und die Darstellung von Nervenbahnen, um die Sicherheit während der Operation zu erhöhen. Je nach Art der Epilepsie und der Lage des Anfallsfokus kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz, wie beispielsweise die temporale Lobektomie oder die selektive Amygdalohippocampektomie, die oben beschrieben wurden. Während des Eingriffs steht das Ziel im Mittelpunkt, das epileptogene Gewebe vollständig zu entfernen oder zu isolieren und gleichzeitig wichtige Funktionen wie Sprache oder Bewegung zu erhalten.
Nach der Operation
Nach der Operation werden Sie engmaschig und gemäß Ihren individuellen Bedürfnissen betreut. Direkt nach dem Eingriff überprüfen die Fachkräfte Ihre neurologischen Funktionen. Dann schließt sich eine Phase der stationären Überwachung an. In den folgenden Wochen wiederholen die Ärzt:innen die neuropsychologischen Tests, um mögliche Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten zu bewerten. Begleitend erfolgt eine Anpassung der medikamentösen Therapie, das heißt, unsere Ärzt:innen reduzieren die Dosis der Antiepileptika schrittweise – immer vorausgesetzt, die Anfallsfreiheit bleibt bestehen. Durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen überwachen unsere Spezialist:innen den Heilungsverlauf und sorgen dafür, dass die langfristigen Ergebnisse dokumentiert werden.
Unsere Spezialist:innen verfügen über umfassende Erfahrungen. Und dank bester medizintechnischer Ausstattung sind sie auch für komplexere Vorgehen gewappnet. Unsere Ärzt:innen und unser medizinisches Fachpersonal legen größten Wert darauf, dass Sie sich bei Asklepios jederzeit gut über die Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten informiert fühlen. Deshalb laden wir Sie ein, bei allen Gesprächen Fragen zu stellen. Scheuen Sie sich nicht, aktiv nachzuhaken, falls mal ein Punkt unklar geblieben ist. Unsere Expert:innen beantworten Ihre Fragen gern.