Durale AV-Fisteln

Alles Wissenswerte über Durale Arteriovenöse Fisteln

Krankhafte Verbindungen zwischen Arterien und Venen

Bei duralen arteriovenösen Fisteln (kurz: durale AV-Fistel oder dAVF) handelt es sich um krankhafte Verbindungen zwischen Arterien und Venen der Hirnhäute (Dura). Normalerweise fließt unser Blut von den Arterien zunächst in eine Vielzahl kleinerer Blutgefäße, bevor es von dort aus durch die Venen wieder zurück zum Herzen geleitet wird. Diese kleineren Gefäße verteilen den Druck und verhindern, dass die Venen überlastet werden. Eine durale arteriovenöse Fistel (lat. fistula = Röhre) allerdings sorgt dafür, dass das Blut von der Arterie direkt in die Vene läuft. Mediziner:innen sprechen in dem Zusammenhang auch von einem „Kurzschluss“. Durale arteriovenöse Fisteln können eine Vielzahl von Beschwerden verursachen, die vom störenden Ohrgeräusch bis hin zu neurologischen Ausfällen reichen.

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie alles Wichtige über die Symptome, die moderne Diagnostik und die Behandlungsmöglichkeiten dieser seltenen, aber potenziell gefährlichen Gefäßerkrankung.

Wenn Sie Anzeichen für eine durale arteriovenöse Fistel bemerken oder mehr über die Behandlungsmöglichkeiten erfahren möchten, stehen Ihnen unsere Fachkräfte bei Asklepios gerne zur Verfügung.

Welche Symptome können bei einer duralen AV-Fistel auftreten?

Eine durale arteriovenöse Fistel tritt innerhalb der Dura mater, der harten Hirnhaut, auf und kann sich im Gehirn oder in der Hirnhaut des Rückenmarks befinden. Je nach Lage und dem Ausmaß der Fistel unterscheiden sich auch die Symptome, die sie verursacht:

Pulssynchrones Ohrgeräusch (Tinnitus)

Ein häufiges Anzeichen für eine durale AV-Fistel ist ein pulssynchrones Ohrgeräusch, auch als Tinnitus bekannt. Ursache ist der übermäßige Blutfluss in den Venen. Das Geräusch kann in einigen Fällen so laut sein, dass es nicht nur die betroffene Person erheblich stört, sondern auch die Ärztin oder der Arzt es mit einem Stethoskop hören kann.

Sehverschlechterung und Augenbeschwerden

Wenn die Fistel in der Nähe der Augenhöhle liegt, kann es zu einem Rückstau des Blutes in die Venen der Augen kommen. Dies kann die Sehkraft verschlechtern. Weitere mögliche Beschwerden sind Rötungen und Schwellungen der Bindehaut. Auch kann das Auge hervortreten (Exophthalmus).

Kopfschmerzen

Viele Betroffene berichten über anhaltende oder wiederkehrende Kopfschmerzen. Diese können unterschiedlich stark ausgeprägt sein, je nachdem, wo sich die Fistel befindet und wie stark der Druck im venösen System ist.

Schwellungen oder Lähmungen im Gesicht

Wenn die durale AV-Fistel in der Nähe von Nerven oder Muskeln liegt, können Schwellungen oder sogar Lähmungen im Gesicht auftreten. Typischerweise ist dann oft auch die Bewegungsfähigkeit der Augen- oder Gesichtsmuskeln eingeschränkt.

Neurologische Ausfälle

In schwereren Fällen, nämlich wenn die Fistel die Durchblutung des Gehirns stört, kann die dAVF zu neurologischen Beschwerden führen. Dazu gehören unter anderem Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme oder andere kognitive Einschränkungen, also Beeinträchtigungen der geistigen Fähigkeiten.

Schwindel und Übelkeit

Schwindelgefühle, die manchmal mit Übelkeit einhergehen, können ebenfalls auf eine durale AV-Fistel hinweisen. Diese Symptome treten häufig auf, wenn die Fistel die Durchblutung bestimmter Hirnregionen beeinträchtigt.

Schwäche der Beine und vegetative Störungen

Sehr seltene durale AV-Fisteln im Bereich der Wirbelsäule können die Beine zunehmend schwächen. Zudem berichten Betroffene über Störungen der Blasen- und Darmfunktion, sie haben zum Beispiel Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang.

Die genannten Beschwerden sind die häufigsten Symptome, die bei einer duralen AV-Fistel auftreten können. Sie sind jedoch nicht immer eindeutig und können auch von anderen Erkrankungen verursacht werden. Wenn Sie eines oder mehrere dieser Symptome bemerken, empfehlen wir Ihnen, eine Fachärztin oder einen Facharzt aufzusuchen, um die Ursache abzuklären. Die Expert:innen bei Asklepios sind gerne für Sie da.

Wie wird eine durale AV-Fistel diagnostiziert?

Eine durale AV-Fistel zu diagnostizieren, ist oft eine Herausforderung. Denn zum einen tritt die Erkrankung relativ selten auf und zum anderen können die Symptome sehr unspezifisch sein. Dennoch gibt es moderne diagnostische Verfahren, die eine genaue Bestimmung ermöglichen.

Ärztliches Gespräch und körperliche Untersuchung

Der erste Schritt in der Diagnostik ist das ausführliche Gespräch mit einer Fachärztin oder einem Facharzt. Die Mediziner:innen besprechen dabei mit den Patient:innen die Symptome, mögliche Vorerkrankungen und frühere Verletzungen oder Operationen. Eine körperliche Untersuchung kann weitere wichtige Hinweise liefern, insbesondere wenn pulssynchrone Ohrgeräusche oder sichtbare Veränderungen wie eine Rötung der Augen vorliegen.

Bildgebende Verfahren

Zur weiteren Abklärung kommen verschiedene bildgebende Verfahren zum Einsatz:

  • Magnetresonanztomografie (MRT): Dieses Bildgebungsverfahren, das ein Magnetfeld nutzt, ist besonders geeignet, um die Lage und mögliche Auswirkungen der Fistel, wie Ödeme oder venöse Stauungen, zu erkennen. Ein weiteres Bildgebungsverfahren mittels Magnetfeld ist die MR-Angiografie (Magnetresonanzangiografie). Mit ihrer Hilfe lassen sich auch die Blutgefäße detailliert darstellen.
  • Computertomografie (CT): Bei Verdacht auf eine Hirnblutung führen die Ärzt:innen häufig zunächst eine CT, eine computergestützte Röntgenuntersuchung, durch. Eine CT-Angiografie kann (ebenso wie die MR-Angiografie) zusätzlich die Gefäße sichtbar machen.
  • Digitale Subtraktionsangiografie (DSA): Als bestes Verfahren, um durale AV-Fisteln zu diagnostizieren, gilt die digitale Subtraktionsangiografie (DSA): Dabei wird den Patient:innen ein Kontrastmittel in eine Vene oder in eine Arterie gespritzt und gleichzeitig eine Serie von Röntgenaufnahmen erstellt. Mit dieser Methode lassen sich die beteiligten Gefäße und der Blutfluss präzise beurteilen. Ärzt:innen nutzen die DSA, um eine Therapie sorgfältig zu planen.

Die exakte Diagnose ist entscheidend, um das Risiko von Komplikationen wie Hirnblutungen zu minimieren. In unseren Fachabteilungen stehen für Sie alle Möglichkeiten einer zuverlässigen Diagnostik und erfolgreichen Behandlung bereit.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für eine durale AV-Fistel?

Ist eine dAVF erst einmal festgestellt worden, lässt sie sich in der Regel gut therapieren. Die Behandlung richtet sich nach ihrer Lage, Größe und den individuellen Beschwerden der Patient:innen. Ziel ist es, die Kurzschlussverbindung zwischen Arterie und Vene vollständig zu verschließen und so das Risiko von Komplikationen wie Hirnblutungen zu minimieren. Nachfolgend haben Expert:innen von Asklepios für Sie die häufigsten Therapien aufgelistet, die in unseren medizinischen Einrichtungen zur Anwendung kommen.

Endovaskuläre Embolisation: minimalinvasiver Verschluss der Fistel

Die endovaskuläre Embolisation ist die am häufigsten angewendete Methode zur Behandlung einer duralen AV-Fistel. Dabei wird ein flexibles medizinisches Instrument, der Katheter, über die Leiste oder den Arm bis zu den betroffenen Gefäßen vorgeschoben. Durch den Katheter wird eine Substanz wie Flüssigkleber oder eine andere spezielle Mischung eingebracht, die die Fistel verschließt. Dieses Verfahren führen unsere Mediziner:innen bei Asklepios unter Röntgenkontrolle durch, sodass sie den Eingriff präzise überwachen können. Die Embolisation ist besonders schonend und reicht in vielen Fällen bereits aus, um die Fistel vollständig zu behandeln.

Neurochirurgische Operation: direkter Zugang zur Fistel

Wenn die endovaskuläre Embolisation nicht genügt oder nicht möglich ist, ist eine  neurochirurgische Operation ein möglicher Schritt. Dabei durchtrennt die Chirurgin oder der Chirurg die Verbindung zwischen Arterie und Vene oder verschließt sie mit kleinen Clips. Die Operation erfolgt unter Vollnarkose, und moderne bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) unterstützen die Mediziner:innen bei der präzisen Planung des Eingriffs. In den Asklepios-Kliniken arbeiten erfahrene Neurochirurg:innen, die auf diese anspruchsvollen Eingriffe spezialisiert sind.

Die Behandlung einer duralen AV-Fistel erfordert eine individuell angepasste Therapie. In unseren Einrichtungen stehen Ihnen modernste Verfahren und ein Team aus erfahrenen Fachkräften zur Verfügung, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Welche Methode die für Sie individuell beste ist, werden unsere Expert:innen mit Ihnen eingehend besprechen. Uns ist dabei sehr wichtig, Sie umfassend über mögliche Risiken, die Prognose und Erfolgsaussichten zu beraten. Scheuen Sie sich nicht, so lange Fragen zu stellen, bis alle Unklarheiten beseitigt sind.

Welche Erkrankungen können begleitend bei einer duralen AV-Fistel auftreten?

Eine durale arteriovenöse Fistel kann mit anderen Erkrankungen in Zusammenhang stehen, die entweder die Ursache oder die Folge ihrer Entwicklung sind. Diese begleitenden Erkrankungen beeinflussen oft den Verlauf und die Behandlung der Fistel. Nachfolgend finden Sie die häufigsten Krankheitsbilder, die im Zusammenhang mit einer dAVF auftreten können:

Venenthrombosen im Gehirn

Venenthrombosen, also Blutgerinnsel in den venösen Blutleitern des Gehirns, gelten als mögliche Ursache für die Entstehung einer duralen AV-Fistel. Eine Thrombose kann den normalen Blutfluss behindern und Druck auf die venösen Gefäße ausüben. In der Folge kann es zum Kurzschluss zwischen Arterien und Venen kommen. Betroffene klagen häufig über Kopfschmerzen, Sehstörungen oder neurologische Einschränkungen.

Hirnblutungen

Eine durale AV-Fistel kann, insbesondere bei aggressiven Formen, zu einer Hirnblutung führen. Dies geschieht, wenn überlastete Venen unter dem erhöhten Druck reißen. Hirnblutungen äußern sich durch Symptome wie plötzliche starke Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen oder neurologische Ausfälle. Sie stellen eine ernsthafte Komplikation dar, die eine sofortige medizinische Behandlung erfordert. Sollten Sie oder Angehörige von sehr schweren Kopfschmerzen, neurologischen Ausfällen oder Bewusstseinsstörungen betroffen sein, wählen Sie umgehend den Notruf 112.

Arterielle Hypertonie

Ein erhöhter Blutdruck kann sowohl als Ursache als auch als Folge einer duralen AV-Fistel auftreten. Die krankhafte Verbindung zwischen Arterien und Venen kann das Herz-Kreislauf-System belasten und den Blutdruck zusätzlich ansteigen lassen, was das Risiko für weitere Komplikationen erhöht.

Kann man einer duralen AV-Fistel vorbeugen?

Allgemein gelten durale AV-Fisteln als eine erworbene Erkrankung, das bedeutet, sie entstehen im Laufe des Lebens, etwa nach Verletzungen, Thrombosen oder Hirnerkrankungen. Auch, wenn sie sich nicht immer vollständig verhindern lassen, gibt es eine Reihe sinnvoller Maßnahmen, um das Risiko für eine dAVF zu senken oder eine frühzeitige Diagnose zu ermöglichen.

Thromboserisiko senken

Oft sind Hirnvenen- oder Sinusthrombosen, eine seltene Form des Schlaganfalls, für die Entstehung duraler AV-Fisteln verantwortlich. Um diese zu vermeiden, ist es wichtig, das Thromboserisiko zu senken. Lassen Sie Gerinnungsstörungen und entzündliche Erkrankungen wie Sinusitis und Otitis media frühzeitig behandeln. Wenn Sie sich aufgrund einer Operation oder anderer Umstände längere Zeit nicht bewegen können, ergreifen Sie geeignete Maßnahmen zur Vorbeugung von Thrombosen. Sprechen Sie dazu mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Und da vaskuläre Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder hohe Cholesterinwerte die Gefäßwände langfristig schädigen, sollten Sie Ihren Blutdruck, Blutzucker und Ihre Blutfette regelmäßig kontrollieren lassen.

Den Kopf schützen

Auch Schädel-Hirn-Traumata können zur Bildung von duralen AV-Fisteln führen. Deshalb sind Schutzmaßnahmen bei Risikosportarten (z. B. Helme beim Radfahren oder Klettern) sinnvoll. Liegt bei Ihnen eine chronisch-entzündliche oder autoimmune Erkrankung vor, suchen Sie ärztlichen Rat, um eine frühzeitige und adäquate Therapie zu erhalten. So lassen sich Umbauprozesse im Gefäßsystem der Hirnhaut verhindern.

Warnzeichen beachten

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Prävention ist die Früherkennung von typischen Symptomen, wie oben bereits beschrieben. Warnzeichen wie einseitiger pulssynchroner Tinnitus, neu auftretende Kopfschmerzen, Augenbeteiligung (z. B. Schwellung oder Rötung) oder Krampfanfälle sollten Sie frühzeitig neuroradiologisch abklären lassen, idealerweise mittels MRT oder digitaler Subtraktionsangiographie (DSA).

Latrogene Schäden vermeiden

Auch im medizinischen Umfeld sollte auf eine Vermeidung iatrogener Schäden, also Gewebe- und Organschäden, geachtet werden – zum Beispiel bei neurochirurgischen Eingriffen oder dem Einsatz von Kathetern. Eine sorgfältige Nachsorge bei solchen Prozeduren kann helfen, mögliche Fistelbildungen früh zu erkennen.

Wie beeinflusst eine durale AV-Fistel das Gehirn?

Das Gehirn ist die Schaltzentrale des Körpers. Es steuert alle lebenswichtigen Funktionen, von der Bewegung bis hin zu kognitiven Vorgängen wie Lernen oder Erinnern. Eine durale AV-Fistel stellt eine krankhafte Verbindung zwischen Arterien und Venen dar, die häufig an den Hirnhäuten (Dura) auftritt und den normalen Blutfluss im Gehirn erheblich stören kann.

Der Kurzschluss zwischen Arterie und Vene verursacht eine unnatürlichen Blutumleitung, die den Druck in den venösen Gefäßen des Gehirns erhöht. Dies kann dazu führen, dass sich das Blut zurückstaut. Zu den schwerwiegenden Folgen zählen venöse Stauungen, Ödeme oder sogar Hirnblutungen. Besonders gefährlich ist eine sogenannte retrograde Drainage in kortikale Venen: Das Blut fließt in die falsche Richtung in kleine Venen des Gehirns zurück. Dies kann das Risiko für Hirnblutungen deutlich erhöhen.

Durale AV-Fisteln stellen eine seltene, doch potenziell gefährliche Gefäßerkrankung dar. Aber – und das ist die gute Nachricht – in der Regel sind sie heilbar. Die Spezialist:innen bei Asklepios verfügen über umfassende Erfahrungen in der Behandlung solcher Fisteln. Dank bester medizintechnischer Ausstattung sind sie auch für komplexere Vorgehen gewappnet.