Stoma und Stomaberatung
Alles Wissenswerte über Stoma
Künstlicher Ausgang von Darm oder Harnblase

Ein künstlicher Ausgang (Stoma) bedeutet für viele Menschen einen tiefgreifenden Einschnitt in ihr Leben, verbessert die Lebensqualität jedoch meist deutlich. Die Umstellung auf das Leben mit einem Stoma kann herausfordernd sein. Doch mit der richtigen Stomaversorgung und einer umfassenden Beratung lässt sich der Alltag sicher und weiterhin selbstbestimmt gestalten. In den folgenden Abschnitten erklären Ihnen Spezialist:innen von Asklepios, was ein Stoma ist, wie eine optimale Versorgung aussieht und wie professionelle Stomaberatung den Umgang erleichtert.
Was ist ein Stoma und warum wird es benötigt?
Ein Stoma ist eine künstlich geschaffene Körperöffnung. Sie wird operativ angelegt, um Stuhl oder Urin aus dem Körper auszuleiten. Die Anlage eines Stomas ist notwendig, wenn die natürliche Ausscheidung aufgrund von Erkrankungen oder Verletzungen nicht mehr möglich ist. Dabei führen die Chirurg:innen einen Abschnitt des Darms oder der Harnleiter durch die Bauchdecke nach außen und schaffen so die neue Ableitung. Diese Öffnung statten unsere Fachkräfte dann mit einem Versorgungssystem aus, das die Ausscheidungen auffängt und gleichzeitig die umliegende Haut schützt.
Es gibt verschiedene Typen von Stomata, je nach betroffenen Organen, der Erkrankung beziehungsweise den medizinischen Erfordernissen und der individuellen Situation der Patient:innen. Die häufigsten Formen sind:
- Colostoma betrifft den Dickdarm.
- Ileostoma betrifft den Dünndarm.
- Urostoma dient der Ableitung von Urin.
Zu den häufigsten medizinischen Gründen für ein Stoma gehören Krebserkrankungen wie Darm- oder Blasenkrebs, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sowie angeborene Fehlbildungen oder schwere Verletzungen. In bestimmten Fällen legen unsere Spezialist:innen ein Stoma auch nur temporär an, um nach einer Operation die Heilung eines Darmabschnitts zu ermöglichen.
Ob temporär oder dauerhaft – die Anlage eines Stomas stellt eine bedeutende Veränderung dar, die jedoch oft die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert. Die Entscheidung für ein Stoma ist stets eine individuelle. Unsere Fachärzt:innen beraten Sie ausführlich und unterstützen Sie in dem Prozess.
Wie gelingt eine optimale Stomaversorgung?
Was gehört zu einem Stomaversorgungssystem?
Ein Stomaversorgungssystem besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem Hautschutz und dem Beutel. Den Hautschutz (Basisplatte) bringen unsere Fachkräfte direkt auf die Haut um das Stoma herum an. Er besteht aus hautfreundlichem Material und schützt die Haut vor den Ausscheidungen, die sonst Irritationen oder Entzündungen verursachen könnten. Der Beutel wird an der Basisplatte befestigt und dient dazu, Stuhl oder Urin geruchsdicht aufzufangen. Es gibt unterschiedliche Beutel: geschlossene Einmalbeutel und ausstreifbare, wiederverwendbare Beutel. Die Wahl des Beutels hängt von der Art des Stomas und der Beschaffenheit der Ausscheidungen ab.
Wie wählt man das passende Versorgungssystem aus?
Die Auswahl eines geeigneten Stomaversorgungssystems erfordert eine individuelle Anpassung. Faktoren wie die Lage des Stomas, die Form und Größe sowie die Hautbeschaffenheit spielen eine entscheidende Rolle. Unsere Fachkräfte unterstützen Sie dabei, verschiedene Systeme auszuprobieren, um die beste Passform und den optimalen Schutz zu finden. Dies ist besonders wichtig, da ein schlecht sitzendes System zu Undichtigkeiten oder Hautproblemen führen kann. Auch spezielle Situationen, wie zum Beispiel eine empfindliche Haut oder eine hohe Ausscheidungsmenge, berücksichtigen unsere Fachkräfte bei der Auswahl.
Hygiene und Komfort – darauf müssen Sie achten
Die richtige Pflege des Stomas und der umliegenden Haut ist essenziell, um Infektionen und Hautreizungen zu vermeiden. Vor jedem Wechsel der Stomaversorgung sollten Sie oder unsere Pflegekräfte die Haut gründlich, aber schonend reinigen. Milde, parfümfreie Reinigungsmittel und lauwarmes Wasser genügen meist. Nach der Reinigung muss die Haut vollständig trocknen, bevor die neue Basisplatte angebracht wird.
Für zusätzlichen Komfort gibt es verschiedene Hilfsmittel, wie Hautschutzsprays oder -pasten, die die Haftung verbessern und gleichzeitig die Haut schützen. Auch das regelmäßige Wechseln des Beutels ist nötig, um Geruchsbildung und Hautprobleme zu vermeiden.
Ein gut angepasstes Stomaversorgungssystem und eine konsequente Pflege tragen wesentlich dazu bei, den Alltag für Stomaträger:innen so angenehm wie möglich zu machen, sodass sie ihr Leben normal weiterführen können.
Wie kann man den Alltag mit einem Stoma aktiv gestalten?
Ernährung: Was sollte man beachten?
Eine ausgewogene Ernährung ist auch mit einem Stoma möglich, erfordert jedoch gewisse Anpassungen. Direkt nach der Operation sollten Sie leicht verdauliche Lebensmittel bevorzugen, um den Darm nicht zu belasten. Dazu gehören beispielsweise gekochtes Gemüse, Reis und fettarme Proteine. Blähende oder schwer verdauliche Nahrungsmittel wie Kohl, Hülsenfrüchte oder sehr faserreiche Speisen sollten Sie anfangs ganz vermeiden. Später können Sie schrittweise ausprobieren, was Sie gut vertragen. Ein Ernährungstagebuch kann sinnvoll sein.
Auch die Flüssigkeitszufuhr spielt eine wichtige Rolle, insbesondere bei einem Dünndarm-Ausgang (Ileostoma), weil hier mehr Flüssigkeit verloren geht. Regelmäßige Mahlzeiten und sorgfältiges Kauen helfen, Verdauungsprobleme zu minimieren. Unsere Ärzt:innen und unsere Pflegekräfte unterstützen und beraten Sie. Fragen Sie sie gern.
Sport und Bewegung
Ein aktiver Lebensstil bleibt auch mit einem Stoma möglich. Nach der Genesungsphase können Sie viele Sportarten wieder sicher ausüben. Besonders geeignet sind Aktivitäten mit moderater Belastung wie Yoga, Schwimmen oder Spaziergänge. Bei intensiveren Sportarten, wie Mannschaftssport oder Gewichtheben, können spezielle Schutzkappen das Stoma zusätzlich schützen.
Es ist wichtig, dass Sie auf Ihren Körper hören und körperliche Aktivitäten schrittweise steigern. Unsere Pflegefachkräfte beraten Sie, wie Sie Ihre sportlichen Ziele sicher erreichen können, ohne das Stoma oder die umliegende Haut zu belasten.
Reisen
Reisen mit einem Stoma erfordert lediglich etwas mehr Planung. Packen Sie ausreichend Stomaversorgungsmaterial ein, idealerweise etwas mehr, als Sie normalerweise für so einen Zeitraum benötigen. Für Flugreisen empfiehlt es sich, die wichtigsten Utensilien im Handgepäck mitzuführen, um auf alle Situationen vorbereitet zu sein.
Auch unterwegs ist Hygiene wichtig. Planen Sie Pausen an Orten ein, die gut ausgestattete Toiletten bieten. An Autobahnraststätten ist zum Beispiel für Betroffenen ein Schlüssel für separate WCs mit entsprechend positioniertem Spiegel hinterlegt. Für mehr Sicherheit empfehlen sich wasserfeste Taschen oder diskrete Stomabeutel, sodass Sie Freizeitaktivitäten oder den Strand unbeschwert genießen können.
Mit der richtigen Vorbereitung und etwas Routine lassen sich sogar längere Reisen gut meistern.
Welche Herausforderungen können bei einem Stoma auftreten?
Ein Stoma kann das Leben erleichtern, jedoch auch Komplikationen mit sich bringen, die frühzeitig erkannt und behandelt werden sollten. Zu den häufigsten Problemen gehören Hautreizungen, Undichtigkeiten, Infektionen und mechanische Komplikationen wie ein Prolaps (Vorfall) oder eine Retraktion (Zurückziehen) des Stomas.
Hautprobleme vermeiden
Hautreizungen rund um das Stoma entstehen oft durch Kontakt mit Ausscheidungen oder durch eine unzureichende Anpassung der Basisplatte. Um die Haut zu schützen, ist es wichtig, die Versorgung regelmäßig zu prüfen und bei Bedarf anzupassen. Der Hautschutz sollte exakt auf die Größe und Form des Stomas zugeschnitten sein, um Undichtigkeiten zu verhindern. Bei empfindlicher Haut können spezielle Hautschutzprodukte wie Sprays oder Pasten zusätzlich helfen. Sollten Rötungen, Juckreiz oder gar offene Stellen auftreten, melden Sie sich bitte zeitnah bei Ihrer behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt oder bei einer Stomatherapeut:in.
Undichtigkeiten vermeiden
Undichtigkeiten können durch eine unpassende Versorgung oder Veränderungen am Stoma entstehen. Um dies zu vermeiden, sollten Sie die Versorgung regelmäßig überprüfen und bei Bedarf anpassen. Bei anhaltenden Undichtigkeiten holen Sie sich professionelle Beratung, um das Versorgungssystem optimal abzustimmen.
Medizinische Hilfe bei Problemen
Mechanische Komplikationen wie ein Prolaps, bei dem der Darm durch das Stoma herausragt, oder eine Retraktion, bei der das Stoma in die Bauchdecke eingezogen ist, erfordern in der Regel ärztliche Abklärung. Auch bei starken Schmerzen, ungewöhnlichen Ausscheidungen oder Anzeichen einer Infektion wie Fieber oder Schwellungen sollten Sie nicht zögern, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Melden Sie sich bei unseren Fachkräften bei Asklepios, sie stehen Ihnen mit Rat und Tat zu Seite.
Es ist wichtig, dass Sie schnell auf die oben beschriebenen Anzeichen reagieren. Damit verhindern Sie schwerwiegendere Probleme und stellen die Funktionalität des Stomas sicher.
Welche Unterstützung gibt es für Stomaträger:innen?
Ein Leben mit einem Stoma bringt viele Veränderungen mit sich. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, stehen umfassende Unterstützungsangebote zur Verfügung, die Ihnen helfen, Ihren Alltag zu meistern und Ihre Lebensqualität zu erhalten.
Professionelle Beratung
Unsere Fachkräfte bei Asklepios bieten gezielte Beratung, um Sie bei der Anpassung an das Leben mit einem Stoma zu unterstützen. Bereits vor der Operation informieren sie Sie über die Stomaanlage und begleiten Sie bei der Auswahl des passenden Versorgungssystems. Nach der Operation helfen sie Ihnen dabei, den Umgang mit Ihrem Stoma sicher zu erlernen, und sind bei Fragen oder Problemen für Sie da. Auch bei Komplikationen, wie Hautreizungen oder Veränderungen am Stoma, können unsere Pflegefachkräfte gemeinsam mit Ihnen Lösungen erarbeiten.
Austausch in Selbsthilfegruppen
Der Kontakt zu anderen Betroffenen kann eine große Stütze sein. Selbsthilfegruppen bieten Raum, um Erfahrungen auszutauschen, Fragen zu stellen und praktische Tipps zu erhalten. Der Austausch hilft vielen, sich verstanden zu fühlen und neue Perspektiven zu gewinnen. Unsere Stomaberatung vermittelt Ihnen gerne den Kontakt zu regionalen oder überregionalen Selbsthilfegruppen, die zu Ihrer Situation passen.
Weitere Ressourcen
Neben der persönlichen Beratung und den Selbsthilfegruppen gibt es ein breites Angebot an Informationsmaterialien. Broschüren, Online-Portale und Videosprechstunden bieten hilfreiche Tipps rund um die Stomaversorgung und den Alltag mit einem Stoma. Diese Quellen können Sie jederzeit nutzen, um Ihr Wissen zu vertiefen oder konkrete Fragen zu klären. Auch spezielle Schulungen für Angehörige sind möglich, damit diese Sie im Alltag optimal unterstützen können. Unsere Fachkräfte bei Asklepios geben Ihnen gern Tipps und Links. Wann immer Sie weitergehende Fragen haben, stellen Sie sie gern. Unsere erfahrenen Expert:innen werden sich ausreichend Zeit nehmen, um sie Ihnen zu beantworten.