Asklepios Klinikum Harburg

Epilepsie-Komplexbehandlung

Epilepsie-Komplexbehandlung

Unser Behandlungskonzept

Die Diagnose einer Epilepsie hat unterschiedliche Konsequenzen für die betroffene Person und das soziale Umfeld. Neben direkten Folgen von epileptischen Anfällen wie Unfällen spielen dabei auch indirekte Folgen wie soziale (z.B. für die Berufstätigkeit oder Fahreignung) aber auch psychische und kognitive Einschränkungen eine wichtige Rolle. Die stationäre Komplexbehandlung schwer behandelbarer Epilepsien verfolgt nicht nur das Ziel, die Anfälle gut zu behandeln, sondern auch die weiteren Folgen der Erkrankung. Wir stellen dabei ein individuelles Programm zu Beginn der Behandlung für Sie zusammen, um auf die vielgestaltigen Symptome und Erkrankungsfolgen optimal einzugehen. Dieses passen wir in unseren täglichen Visiten und wöchentlichen Teambesprechungen dem jeweiligen Behandlungsstand an. Unsere Patientinnen und Patienten werden dabei durch ein multidisziplinäres Team unter Leitung eines epileptologisch erfahrenen Arztes betreut.

Die Komplexbehandlung umfasst folgenden therapeutische Angebote: neuropsychologische Therapie, psychologische/psychiatrische Therapie, sozialmedizinische Betreuung, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. In der Regel dauert ein Aufenthalt zur Komplexbehandlung in unserer Klinik 7-13 Behandlungstage, kann im Bedarfsfall aber auch verlängert werden.

Gegen Ende der Behandlung gibt das Behandlungsteam im Rahmen eines Entlassungsgespräches Empfehlungen für die ambulante Weiterbehandlung. Sie erhalten von Ihrer behandelnden Ärztin/Ihrem behandelnden Arzt einen Abschlussbericht mit den medikamentösen Therapieempfehlungen. Auf Wunsch können auch Angehörige an dem Entlassungsgespräch teilnehmen.

Bild: Elektroden werden am Kopf einer Patientin angebracht

Unser multidisziplinäres Team

Die Komplexbehandlung wird durch einen Facharzt für Neurologie mit Schwerpunkt in der Epileptologie koordiniert und geleitet. Eine genaue Einordnung der Epilepsieform ist für die weiterführenden Therapien entscheidend, sodass wir bei Bedarf weiterführende Diagnostik inkl. Epilepsie-optimiertem MRT, EEG und Lumbalpunktion veranlassen. Die medikamentöse Einbzw. Umstellung erfolgt unter Berücksichtigung der aktuellen Anfallssituation und Verträglichkeit. Dabei wird die Therapie individuell auf unsere Patientinnen und Patienten abgestimmt. Unser Ziel ist eine nebenwirkungsarme Therapie mit effektiver Anfallskontrolle.

Während des Aufenthaltes werden bei uns spezielle Pflegeaspekte bei der Epilepsieerkrankung – wie die pünktliche und selbstständige Tabletteneinnahme, die Tagesstrukturierung mit Tag-/Nachtrhythmus sowie das Erlernen und Umsetzen von Schlafhygieneregeln gefördert. Im Rahmen der aktivierenden Pflege werden vorhandene Ressourcen und Fähigkeiten evaluiert und unsere Patientinnen und Patienten motiviert, diese zu nutzen.

Die neuropsychologische Therapie hilft bei der Diagnostik kognitiver Fähigkeiten und psychologischer Symptome sowie bei der Krankheitsverarbeitung. Im Gespräch und mittels neuropsychologischer Testung werden kognitive Probleme individuell diagnostiziert und unterschiedliche Aspekte wie z.B. Gedächtnis- und Konzentrationsdefizite oder Planungs- und Problemlösefähigkeit gezielt erkannt und trainiert. Auch kognitive Störwirkungen durch Anfallsmedikamente können so detektiert und die Medikation individuell angepasst werden.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Therapie besteht darin, Beeinträchtigungen der Stimmung, des Verhaltens und des Antriebs gezielt zu thematisieren und therapieren mit dem Ziel eines verbesserten seelischen Befindens. Das Erlernen von Entspannungs- und Achtsamkeitsverfahren kann hier erlernt werden und Symptome wie Ängste, innere Unruhe oder Traurigkeit lindern.

Die Psychoedukation dient der Krankheitsverarbeitung für eine gute Bewältigung der Diagnose und Stärkung der eigenen Ressourcen im Umgang mit der Erkrankung.

In der Ergotherapie werden funktionelle Fähigkeiten insbesondere zur Verrichtung von Alltagsaktivitäten trainiert. Sofern notwendig üben unser Expertinnen und Experten den Einsatz spezieller Hilfsmittel. Bei Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit bieten wir Übungen zur Verbesserung der Gedächtnisleistung und der kognitiven Flexibilität an.

Einzel- und Gruppentherapien verbessern unsere Patientinnen und Patienten:

  • Alltagskompetenzen
  • Feinmotorik und Koordination
  • Tagesstrukturierung und Selbstständigkeit
  • Mobilität und Belastbarkeit
  • Konzentration
  • Selbstwirksamkeit

In der Logopädie werden Sprach-, Schluck- und Sprechstörungen diagnostiziert und behandelt. Sofern erforderlich kann spezielle fiberendoskopische Schluckdiagnostik erfolgen. Bei Bedarf bieten wir Sprachtherapie oder das Erlernen von atemgesteuerter Entspannung (ATS) an.

Einige Patientinnen und Patienten leiden aufgrund ihrer Grunderkrankung nicht nur an epileptischen Anfällen, sondern auch an anhaltenden Beeinträchtigungen der Koordination und Bewegungssteuerung. Dadurch erleben sie Einschränkungen bei Alltagstätigkeiten.

In den physiotherapeutischen Einheiten widmen wir uns:

  • Behandlung von Beeinträchtigungen der Bewegungssteuerung
  • Behandlung von Einschränkungen bei Alltagstätigkeiten
  • Kraftaufbau
  • Mobilisation und Gangtraining
  • Kreislaufstabilisierung
  • Verbesserung von Gleichgewicht und Koordination
  • Allgemeine Aktivierung

Die Therapie findet in der Regel als Einzelbehandlung statt, aber auch Gruppentherapien sind – je nach therapeutischem Bedarf – möglich.

Bei uns erhalten Sie im Rahmen Ihres Aufenthalts fachliche Beratung zu den Themen:

  • Vor- und Nachteile Schwerbehindertenausweis (GdB)
  • Informationen zur Berufswahl
  • Berufliche Wiedereingliederung
  • Erwerbsunfähigkeitsrente
  • Sonstige Fragen bzgl. sozialer Sicherung
  • Fahrverbot

Sprechen Sie uns an