Anzeichen, Symptome und Behandlung

Psychosen

Psychosen sind von einem veränderten Erleben der Realität und Veränderungen der Wahrnehmung geprägt. Sie sind sowohl für Betroffene als auch deren Umwelt beängstigend.

Wir erklären Ihnen, auf welche Anzeichen Sie achten müssen, welche Ursachen es gibt und wie die Behandlung bei einer Psychose aussehen kann.

Was sind Psychosen?

Unter Psychosen versteht man Zustände, die von einem veränderten, oft wahnhaften Erleben der Realität und einer veränderten Wahrnehmung geprägt sind.

Was sind die Anzeichen für eine Psychose?

Symptome der veränderten Wahrnehmung sind beispielsweise

  • akustische Halluzinationen
  • das Hören von Stimmen
  • optische Wahrnehmungsstörungen, das Sehen von Dingen, die andere um Sie herum nicht sehen

Das wahnhafte Erleben kann sich durch folgende Symptome äußern:

  • in der Überzeugung eine besondere Eigenschaft oder eine spezielle Fähigkeit zu haben, oder sogar auserwählt zu sein.
  • im Gefühl verfolgt zu werden oder zu meinen, dass ungewöhnliche Dinge um einen herum vorgehen.
  • im Eindruck, dass die Gedanken beeinflusst oder entzogen würden oder
  • in dem Gefühl, dass der Körper sich verändert hätte.

Diese psychotischen Symptome können von Veränderungen in der Stimmung und im Verhalten begleitet sein und sind für die Betroffenen meist sehr quälend und ängstigend.

Manchmal ist aufgrund der veränderten Wahrnehmung der Realität keine Krankheitseinsicht möglich.

Was sind die Ursachen für Psychosen?

Psychosen sind multifaktoriell bedingt, das heißt es gibt nicht "die eine Ursache" für ihr Auftreten. Es wird angenommen, dass es eine gewisse genetische Veranlagung gibt, die aber nur zum Tragen kommt, wenn ungünstige Lebensumstände und Erfahrungen der Betroffenen zusammenkommen. Akute Krankheitsphasen entstehen z.B. dann, wenn belastende Stressoren und womöglich Veränderungen der Hirnfunktionen, wie zum Beispiel durch Drogen oder Medikamente, hinzukommen.

Psychotische Symptome können bei verschiedenen Erkrankungen auftreten, z.B.

  • bei Schizophrenie
  • bei schweren Depressionen
  • in manischen Episoden der bipolaren Störung
  • bei Drogenkonsum oder auch im Entzug
  • im Delir etwa nach schweren Operationen
  • als Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten
  • bei Schädigungen des Gehirns.

Weil Psychosen bei unterschiedlichen Erkrankungen auftreten können, muss durch eine sorgfältige Diagnostik eine exakte Zuordnung gemacht werden. Nur dann kann krankheitsbezogen behandelt werden. Die Entscheidung für eine bestimmte Behandlung richtet sich nach der Ursache der Psychose und der Ausprägung der psychotischen Symptome.

Sollten Sie psychotische Symptome erleben, sollten Sie diese unbedingt als Warnsignal verstehen und sich genau untersuchen lassen, damit die Ursachen und der dazu passende Therapieansatz gefunden werden können.

Die beschriebenen Symptome sind sehr oft von Ängsten begleitet und den Betroffenen fällt es schwer, darüber zu sprechen. Daneben können Schlaf- und Antriebsstörungen auftreten.

Psychosen treten oft mit anderen psychischen Störungen auf, wie Depressionen oder Abhängigkeitserkrankungen.  Die Betroffen erleben eine massive Veränderung der Realität. Dadurch können sie häufig ihrer beruflichen oder sozialen Rolle nicht mehr gerecht werden. Die Alltagsfunktionen sind manchmal sehr stark eingeschränkt, schon einfache Tätigkeiten fallen schwer und der Leidensdruck bei den Betroffenen und deren Angehörigen ist oft groß.

Sollten Sie betroffen sein, empfehlen wir Ihnen ein persönliches Gespräch bei einem Facharzt oder Psychotherapeuten. Suchen Sie Beratung in einer unserer Kliniken oder wenden sich an unsere Online-Klinik und vereinbaren Sie einen Gesprächstermin mit unseren Experten.

Was hilft gegen Psychosen?

Um eine psychotische Episode zu überwinden, benötigen Betroffene in der Regel professionelle Hilfe. Für die erfolgreiche Therapie gibt es verschiedene Ansätze, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen möchten. Eine gute Nachricht vorab: Studien zeigen, dass eine leitliniengerechte Behandlung sehr gute Besserungsraten bietet.

Um das psychotische Erleben und die damit verbundenen Ängste zu reduzieren, erfolgt häufig eine Behandlung mit Medikamenten, sogenannten Antipsychotika. Durch diese Medikamente gehen das psychotische Erleben und die damit verbundenen Ängste zurück. Die Betroffenen kommen mehr und mehr in die Realität zurück. Unterstützt durch psychotherapeutische Behandlung können sich die Betroffenen mit den psychotischen Erfahrungen auseinandersetzen und diese bewältigen.

Wenn Sie das Behandlungsangebot in einer unserer Kliniken nutzen, stellen unsere Experten die Diagnose im Rahmen eines ausführlichen Untersuchungsgespräches. Dabei werden mit Ihnen die individuellen Ursachen Ihrer Psychose und Ihre Behandlungsziele geklärt. Diese Diagnostik wird ergänzt durch Laboruntersuchungen und – soweit notwendig – durch eine Bildgebung des Kopfes. Nach einer ausführlichen Aufklärung und Einwilligung werden mit ihnen die therapeutischen Schritte und Methoden abgestimmt.

Therapieformen bei Psychosen

In den Asklepios Kliniken bieten wir Ihnen verschiedene Therapieformen an: die Psychotherapie, die medikamentöse Behandlung, die Sozialtherapie sowie die Ergotherapie. Meistens werden die verschiedenen Therapieformen kombiniert.

Welche Therapieform für Sie die richtige ist, hängt individuell von der Art und Schwere Ihrer Psychose ab.

Psychotherapie

Eine Frau bekommt Hilfe in einer Therapie
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In der Psychotherapie (z.B. kognitiven Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologischen Therapie) werden das psychotische Denken und Erleben sowie die psychischen Begleitsymptome gemeinsam mit ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten durch Gespräche und praktische Übungen behandelt. Betroffene lernen, wie sie ihre Psychose bewältigen und das Risiko für ein erneutes Auftreten reduzieren können.

Sie lernen auch, Frühwarnzeichen zu erkennen und ihre Lebensführung danach auszurichten, so dass sie aktiv ihre Situation verbessern können.

Körperliche Behandlung

Eine Tasse mit traurigem Smiley wird in der Hand gehalten
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Bei Psychosen ist die medikamentöse Behandlung (Pharmakotherapie) sinnvoll, ergänzend wird eine psychotherapeutische Behandlung in allen Phasen der Genesung angestrebt. Die Medikamente wirken antipsychotisch, angstlösend und stimmungsstabilisierend und distanzieren von den aufdringlichen Gedanken. Moderne Psychopharmaka machen entgegen einigen Vorurteilen nicht abhängig. Vorübergehend können auch angstlösende Medikamente gegeben werden, die aber nur kurzfristig eingesetzt werden sollten.

Aber auch Entspannungstraining, Sport und Bewegung können unterstützend helfen.

Sozialtherapie

Die Sozialtherapeuten unterstützen die Betroffenen ihre sozialen Fähigkeiten und die unmittelbare Lebensumgebung (Wohnen, Arbeit und soziales Netz) zu verbessern.

Ergotherapie und Bewegungstherapie

Ein N in Sand gezeichnet
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Bei der Ergotherapie befassen sich Betroffene mit konkreten Aktivitäten. Dabei werden die Tätigkeiten in Zusammenhang mit den eigenen Gefühlen und Gedanken gebracht und reflektiert. Weiter wird die Ausdauer und Konzentration verbessert, so dass die eigenen Fähigkeiten wiedererlernt und die Eigenwahrnehmung verbessert wird.

Bewegungstherapie ist bei psychotischen Störungen von großer Bedeutung. Bewegung reguliert die Anspannung und lenkt ab. Das tut dem Körper und dem Gehirn gut, baut Stresshormone ab und entspannt. Bei Psychosen sollte dies von erfahrenen Bewegungstherapeuten begleitet werden.

Wie sollten Sie mit einer Psychose umgehen?

So sollten Betroffene mit einer Psychose umgehen:

Haben Sie das Gefühl unter psychotischen Symptomen zu leiden? In diesem Fall sollten Sie Kontakt zu einem Arzt oder Psychotherapeuten aufnehmen. Dort können sie abklären lassen, ob bei Ihnen tatsächlich eine Erkrankung vorliegt. Mit professioneller Hilfe und einer passenden Therapie stehen die Chancen für ein erfolgreiches Überwinden dieser psychischen Erkrankung sehr gut. Eine erste Anlaufstelle kann auch die Online-Klinik von Asklepios sein.

Leiden Sie an einer schweren Psychose, fühlen sich verfolgt, bedroht und haben Angst, begeben Sie sich unmittelbar in eine unserer Kliniken und lassen Sie sich dort helfen. Eine Psychose ist nicht zu unterschätzen und geht ohne professionelle Hilfe meist nicht wieder weg. In unseren Kliniken bekommen Sie Tag und Nacht direkte Hilfe und werden behandelt.

So sollten Angehörige mit einer Psychose umgehen:

Für Angehörige oder Freunde von Menschen, die an einer Psychose leiden, ist das vom Erkrankten gezeigte Verhalten oft schwer nachvollziehbar. Es wird als besorgniserregend oder sogar als beängstigend empfunden. Wichtig ist in dieser Phase jedoch, dass Angehörige möglichst Ruhe ausstrahlen und Sicherheit vermitteln. Machen Sie sich bewusst, dass Menschen mit Halluzinationen oder Wahnvorstellungen, diese tatsächlich wahrnehmen und nicht willentlich ändern können. Geben Sie der Person die Möglichkeit ihre Wahrnehmung zu schildern und vermeiden Sie es, darüber zu streiten, ob Ängste oder ähnliches berechtigt sind. Versuchen Sie außerdem Kontakt zum Hausarzt oder anderen Hilfsangeboten anzubahnen. Vermitteln Sie, dass professionelle Hilfe sinnvoll und erfolgversprechend ist.

Sollten Sie den Eindruck haben, dass eine Person an einer schweren Psychose leidet und sich oder andere gefährden könnte, können Sie versuchen, die Person dazu zu bringen, sich in eine Klinik zu begeben. Bringen Sie sich selbst dabei nicht in Gefahr, sondern rufen Sie ggf. einen Rettungswagen.

Häufige Fragen (FAQ) zu Psychosen

Wie erkenne ich eine Psychose?

Wenn Sie bei einer Person, die Sie gut kennen, feststellen, dass Sie sich anders, sonderbar und für Sie unnachvollziehbar verhält, von Vorstellungen, Erlebnissen oder Gedanken berichtet, die Sie nicht verstehen können, könnte es sich um eine Psychose handeln. Wahnvorstellungen und Halluzinationen sind Anzeichen. Ebenso, wenn die Person sich mit für Sie nicht hörbaren Gesprächspartnern unterhält (inneren Stimmen). Eine Psychose ist oft beängstigend für die Betroffenen, nach außen kann sich das in verschlossenem und abweisendem oder aggressivem Verhalten äußern.

Brauche ich eine Behandlung?

Eine Behandlung sollten Sie unbedingt in Erwägung ziehen, denn ohne Behandlung ist eine Besserung sehr unwahrscheinlich. Eine Behandlung bietet jedoch gute Erfolgssausichten – und zwar je früher, desto besser. Lassen Sie sich helfen, bevor Ihr Leben zu stark beeinträchtigt wird.

Welche Therapieformen gibt es für Psychosen?

In den Asklepios Kliniken bieten wir Ihnen verschiedene Therapieformen: die Psychotherapie, medikamentöse und nicht medikamentöse körperliche Therapie, die Sozialtherapie sowie die Ergotherapie und Bewegungstherapie. Meistens werden die verschiedenen Therapieformen kombiniert. Welche Therapieform für Sie die richtige ist, hängt individuell von der Art und Schwere Ihrer Psychose ab. Mehr zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten finden Sie unter "Therapieformen bei Psychosen".

Brauche ich bei einer Psychose Medikamente?

Ob Sie Medikamente benötigen, hängt von Ihrem individuellen Krankheitsbild ab. Psychotherapie ist bei Psychosen neben der medikamentösen Behandlung die Methode der Wahl. Eine medikamentöse Behandlung wird in akuten oder schweren Krankheitszuständen immer angeboten. Mehr Informationen zur medikamentösen Behandlung finden Sie im Abschnitt "Therapieformen bei Psychosen".

Wie lange muss ich in der Klinik bleiben?

Das hängt von der Schwere und dem Verlauf Ihrer Psychose ab. In der Regel befinden sich Patienten in unseren Kliniken etwa vier bis sechs Wochen in Behandlung, in Ausnahmefällen auch länger. Die meisten Patienten werden in einem ersten Schritt vollstationär behandelt. Im Anschluss besteht die Möglichkeit einer teilstationären Betreuung in einer Tagesklinik. Um den Behandlungserfolg zu sichern und den Übergang in den Alltag zu erleichtern, sollte sich eine ambulante Behandlung anschließen. Wie lange die Behandlung einer Psychose bis zum völligen Abklingen der Symptome dauert, ist individuell und kann nicht pauschal beantwortet werden.

Wie sind die Erfolgsaussichten?

Die Erfolgschancen, eine akute Psychose zu bessern, stehen sehr gut! Dabei sind Dauer und Verlauf der Behandlung individuell von Ihrem Krankheitsbild abhängig.

Nach einer erfolgreichen Behandlung kann es manchmal zu erneuten psychotischen Episoden kommen. Wichtig ist, dass Sie sich an das Erlernte erinnern und ihren Weg der Genesung zusammen mit dem Behandlungsteam gehen und sich ggf. Hilfe suchen.

Wie kann ich einer erneuten Psychose vorbeugen?

Wichtig ist: Haben Sie keine Sorge, dass alles von vorn beginnt. Sie haben in der Therapie viel gelernt, sie fangen nicht wieder bei Null an! Es kann immer wieder durch herausfordernde Situationen oder Stress passieren, dass Sie schlechter schlafen, sich reizbarer fühlen und leichte psychotische Symptome wieder auftreten – nutzen Sie sie als Frühwarnzeichen. Achten Sie aber genau darauf, dass Sie wieder Ihre antipsychotische Medikation einnehmen, Stress reduzieren und sich Unterstützung suchen.

Psychosen sind gut behandelbar – es wird Ihnen nach einer Therapie besser gehen. Wurden Ihnen Medikamente verschrieben, nehmen Sie diese regelmäßig ein. Ändern Sie nicht selbst die Dosierung und setzen Sie die Medikamente nicht ohne Rücksprache ab. Sind Sie unzufrieden mit der Wirkung von Medikamenten oder haben Sie Nebenwirkungen, dann wenden Sie sich an Ihren behandelnden Arzt. Bleiben Sie in Kontakt mit anderen. Fragen Sie Ihr Umfeld um Unterstützung. Ein gutes soziales Netz ist der wichtigste Schutz bei Stress und Alltagsbelastungen, und macht eine erneute psychotische Episode weniger wahrscheinlich. Das kann das Gespräch mit Freunden und Familie sein, aber auch die ganz praktische Hilfe im Alltag. Auch regelmäßige Kontakte durch Selbsthilfegruppen oder in sozialen Netzwerken können das soziale Netz vergrößern und einen wichtigen Schutz vor Stress und einer Psychose vorbeugen.

Achten Sie auf einen strukturierten Tagesablauf. Versuchen Sie, Ihre Mahlzeiten und ggf. Medikamente zu festgelegten Tageszeiten einzunehmen und möglichst zu gleichen Zeiten aufzustehen und ins Bett zu gehen. Anspannung und Sorgen wirken sich auf den ganzen Körper aus und schlagen oft auf den Magen und führen zu unruhigem Schlaf. Auch leichte körperliche Bewegung, wie Spaziergänge können einen gesunden Tagesrhythmus unterstützen, da sie den Körper aktivieren und sich das Tageslicht positiv auf den Körper auswirkt. Zudem helfen leichter Sport und Bewegung dabei, Ihre Stimmung aufzuhellen. Wichtig ist, auf einen Ausgleich zu den Pflichten des Alltags zu haben.  Es sollte ausreichend Platz sein für die angenehmen Tätigkeiten, wie Freizeit, Freunde und Familie. Geben Sie Ihrem Körper nach Phasen der Anstrengung Auszeit und Ruhe. Zudem können Entspannungs- und Atemübungen oder Meditation positiv unterstützen.

All das kann als Ergänzung zur Therapie wirken.

Im Notfall

Im Notfall wenden Sie sich an eine Ärzt:in oder Psychotherapeut:in. Falls Sie diese nicht erreichen, wenden Sie sich an den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen.

Bei akuten Krisen können Sie Tag und Nacht eine kostenlose und anonyme Beratung über die Telefonseelsorge erhalten.

Zuständig sind auch die wohnortnahen Psychiatrien oder Allgemeinkrankenhäuser mit psychiatrischen Abteilungen.

Bei unmittelbarer Gefahr für Ihr Leben oder das Leben anderer, rufen Sie den Rettungsdienst unter 112 oder die Polizei unter 110.

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