Symptome, Diagnose und Behandlung

Angststörungen

Jeder Mensch hat Ängste. Wenn Angst aber übermächtig wird und den Alltag bestimmt, ist das ein Zeichen für eine psychische Erkrankung. Angststörungen sind mit Psychotherapie sehr gut behandelbar. Wir geben Ihnen hier einen Überblick über Symptome, Diagnose und Behandlung. 

Was sind Angststörungen?

Angststörungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen. Nach internationalen Studien leidet jeder fünfte Mensch irgendwann in seinem Leben einmal daran. Angststörungen treten in jedem Lebensalter auf, dabei sind Frauen häufiger betroffen. Warum das so ist, ist wissenschaftlich bisher nicht geklärt.  

Das Gefühl der Angst kennt jeder. Sie ist eine sinnvolle Reaktion von Seele und Körper auf drohende Gefahr und sichert so unser Überleben.  

Von einer Angststerkrankung spricht man, wenn Ängste übermäßig sind und Situationen oder Dinge Angst auslösen, die "eigentlich ungefährlich" sind. Die Betroffenen leiden dann unter der Angst und versuchen diese Situationen verständlicherweise möglichst zu vermeiden. Sie schränken ihr Leben oft massiv ein. Sozialer Rückzug und starke Beeinträchtigung im Alltag können die Folge sein. 

Gemeinsam ist allen Angststörungen, dass die Konfrontation mit dem Objekt, der Situation oder der Befürchtung zu massiven Symptomen führen kann. Ausgeprägte, körperliche Stressreaktionen (Schwitzen, Herzrasen, Unruhe, Fluchtimpulse) sind die Folge. Das Ausmaß ist mit dem Erleben von Panik vergleichbar. 

Angsterkrankungen werden von den Betroffenen als sehr quälend erlebt, sie sind aber mit psychotherapeutischen Methoden gut behandelbar. Medikamentös wird nur im Bedarfsfall unterstützt, wenn zum Beispiel zusätzliche psychische Erkrankungen vorliegen. 

Da die Übergänge zwischen normaler Angst und einer Angststörung fließend sind, ist eine genaue Untersuchung und Aufklärung notwendig, damit Betroffene und Behandelnde den passenden Therapieansatz wählen. Wir informieren Sie im Folgenden über die verschiedenen Angststörungen. 

Sollten Sie selbst betroffen sein, empfehlen wir Ihnen ein persönliches Gespräch bei einem Arzt oder Psychotherapeuten. Alternativ können Sie Beratung in einer unserer Kliniken suchen oder sich an unsere Online-Klinik wenden, um einen Gesprächstermin mit unseren Experten zu vereinbaren. 

Welche Arten von Angststörungen gibt es?

Es werden zwei große Gruppen von Angststörungen unterschieden.  

Zur ersten Gruppe gehört die Panikstörung und die so genannte Generalisierte Angststörung mit exzessiven Sorgen um alltägliche Ereignisse.  

  • Die Panikstörung ist gekennzeichnet durch plötzliche Angstanfälle wie „aus heiterem Himmel“ – sogenannte Panikattacken – bei denen starke, körperliche Symptome mit einem intensiven Angstgefühl einhergehen.
  • Die generalisierte Angststörung äußert sich durch eine allgemeine Anspannung und Nervosität. Die Betroffenen sorgen sich übermäßig um alltägliche Dinge oder um das Wohlergehen nahestehender Personen. Sie befürchten, dass etwas Schlimmes wie z.B. ein Unglück passiert sein könnte und leben deshalb in ständiger Sorge.   

In der zweiten Gruppe sind die phobischen Ängste zusammengefasst. Hier richtet sich die Angst auf ein konkretes Objekt oder bestimmte Situationen, wie bestimmte Tiere, öffentliche Verkehrsmittel, geschlossene Räume oder auf soziale Situationen, in denen man im Mittelpunkt stehen könnte. 

  • Bei der Sozialen Phobie wird die Angst durch Situationen mit anderen, vor allem fremden Menschen, ausgelöst, in denen die Betroffenen befürchten, im Mittelpunkt stehen zu könnten. Eine massive Angst davor, von anderen beurteilt zu werden und sich peinlichen Situationen auszusetzen, führt zur weitgehenden Einschränkung der sozialen Kontakte.  
  • Von Agoraphobie spricht man, wenn Gefühle von Beklemmung oder Panik in bestimmten Situationen auftreten, in denen die Betroffenen befürchten, im Fall einer Panikattacke nicht gut ausweichen zu können. Dies geschieht etwa bei Menschenmengen, engen Räume oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Menschen mit starker Agoraphobie haben oft Schwierigkeiten, überhaupt das Haus zu verlassen. 
  • Spezifische Phobien sind Ängste vor bestimmten Dingen oder Situationen, wie Insekten, Spinnen, Blut, Verletzungen, Spritzen oder Höhen. Die Konfrontation damit löst unmittelbar eine heftige Angstreaktion aus, die deutlich über das Übliche hinausgeht.  

Wie entstehen Angststörungen?

Die Ursachen für Angststörungen sind vielfältig. Meist wirken mehrere Faktoren zusammen.  

Angst wird durch biologische Lernmechanismen unfreiwillig gelernt. In vielen Fällen ist der psychischen Erkrankung ein traumatisches Erlebnis vorausgegangen. Dieses kann in der Kindheit oder auch im späteren Leben passiert sein und als so bedrohlich erlebt worden sein, dass in der Folge alles getan wird, um ein erneutes Auftreten der Situation und der damit verbundenen Angst zu vermeiden.  

Auch genetische Faktoren, chronischer Stress oder schwierige Lebensphasen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Angststörung entwickelt.  

Angststörungen können zudem eine Begleiterscheinung von anderen psychischen oder körperlichen Erkrankungen sein.  

Wir raten Ihnen deshalb, in einem persönlichen Gespräch mit einem Experten, den individuellen Hintergrund Ihrer Erkrankung und die beste Therapie dagegen zu besprechen. 

Was sind die Symptome von Angststörungen?

Je nach Art der Angststörung sind folgende Symptome von der normalen Angst zu unterscheiden: 

  • Plötzlich auftretende Panikattacken („aus heiterem Himmel“) 
  • Angstreaktionen in bestimmten Situationen, die für die meisten anderen Menschen nicht angsteinflößend sind 
  • Häufige Beschäftigung mit den Ängsten 
  • Vermeidungsverhalten, das den Alltag einschränkt 
  • Das Bedürfnis mit Drogen oder Alkohol die Angst zu betäuben

Wie werden Angststörungen diagnostiziert?

Die Diagnose erfolgt durch ein Anamnesegespräch beim Arzt oder Therapeuten. Eine körperliche Untersuchung kann außerdem sinnvoll sein, um die Beteiligung von organischen Erkrankungen abzuklären. 

Behandlung von Angststörungen: Was hilft?

Wie eine Angststörung behandelt wird, hängt maßgeblich von der Stärke und der Ausprägung ab. Fast immer wird Psychotherapie erfolgreich eingesetzt. 

In den Asklepios Kliniken bieten wir Ihnen verschiedene Therapieformen an: die Psychotherapie, die medikamentöse Behandlung, die Sozialtherapie sowie die Ergo- und Bewegungstherapie. Meistens werden die verschiedenen Therapieformen kombiniert.  

Wenn Sie das Behandlungsangebot in einer unserer Kliniken nutzen, stellen unsere Experten die Diagnose im Rahmen eines ausführlichen Untersuchungsgespräches. Dabei werden mit Ihnen die individuellen Ursachen Ihrer Ängste und Ihre Behandlungsziele geklärt. Nach einer ausführlichen Aufklärung und Einwilligung werden mit ihnen die therapeutischen Schritte und Methoden abgestimmt. Studien zeigen, dass eine leitliniengerechte Behandlung sehr gute Besserungsraten bietet. 

Lesen Sie die Leitlinien.

Psychotherapie

In der Psychotherapie (z.B. Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapie) wird die Angststörung gemeinsam mit ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten durch Gespräche und praktische Übungen (z.B. Konfrontation mit der angstauslösenden Situation oder der ängstigenden Befürchtung) behandelt. Betroffene machen unter Anleitung die Erfahrung, dass ihre Ängste unbegründet sind und die Befürchtungen nicht eintreten. Sie lernen auch, mit Ängsten umzugehen und ihr Vermeidungsverhalten abzubauen. Neue Strategien ermöglichen ihnen, ihre Situation aktiv zu verbessern.  

Psychotherapie ist bei vielen Formen der Angststörung die Methode der Wahl. 

Medikamentöse und körperliche Behandlung

Eine medikamentöse Behandlung (Pharmakotherapie) wird in der Regel nur ergänzend zur Psychotherapie eingesetzt oder wenn weitere psychische Erkrankungen vorliegen.  

Moderne Psychopharmaka machen – entgegen einigen Vorurteilen – nicht abhängig. Die Medikamente wirken stimmungsstabilisierend und angstlösend. Sie stellen das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn wieder her und fördern so die Selbstgesundung. Vorübergehend können auch angstlösende Medikamente eine Linderung bringen, die aber nur kurzfristig eingesetzt werden sollten. 

Auch nicht-medikamentöse Therapien, wie Entspannungstraining, können gut zum Überwinden einer Angststörung beitragen. 

Sozialtherapie

Die Sozialtherapeuten unterstützen die Betroffenen ihre sozialen Fähigkeiten und die unmittelbare Lebensumgebung (Wohnen, Arbeit und soziales Netz) zu verbessern. Die klinische Sozialarbeit trägt stark zur Stabilisierung des Alltags der Erkrankten bei. 

Ergotherapie und Bewegungstherapie

Ein N in Sand gezeichnet
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Bei der Ergotherapie befassen sich Betroffene mit konkreten Aktivitäten. Dabei werden die Tätigkeiten in Zusammenhang mit den eigenen Gefühlen und Gedanken gebracht und reflektiert. Weiter wird die Ausdauer und Konzentration verbessert, sodass viele eigene Fähigkeiten wieder erlernt und die Eigenwahrnehmung verbessert wird. 

Bewegungstherapie ist bei Angststörungen von großer Bedeutung. Bewegung tut dem Körper und dem Gehirn gut, baut Stresshormone ab und entspannt. Bei Angststörungen sollte dies von erfahrenen Bewegungstherapeuten begleitet werden. 

An wen Sie sich bei einer Angststörung wenden können

Leiden Sie an einer schweren Angststörung, begeben Sie sich unmittelbar in eine unserer Kliniken und lassen Sie sich dort helfen. Dort bekommen Sie Tag und Nacht direkt Hilfe und werden behandelt.  

Fühlen Sie sich seit längerem schlecht und denken, Sie könnten an einer Angststörung leiden, ist die erste Anlaufstelle Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin, Psychiater:innen oder Psychotherapeut:innen. Diese Personen können abschätzen, ob eine intensivere Behandlung notwendig ist. Melden Sie sich im nächsten Schritt ggf. telefonisch für eine Sprechstunde in einer unserer Fachkliniken oder für ein erstes Beratungsgespräch in unserer Online-Klinik. 

Häufige Fragen zu Angststörungen

Wie erkenne ich eine Angststörung?

Wenn Sie unter Ängsten leiden und den Eindruck haben, dass diese übertrieben sind und Sie dazu bringen, Ihren Alltag einzuschränken, könnte es sich um eine Angststörung handeln. Panikattacken sind außerdem ein typisches Merkmal für die Panikstörung. Weitere Infos finden Sie unter "Symptome von Angststörungen" und "Arten von Angststörungen". 

Bei Menschen in Ihrem Umfeld kann es auf eine Angststörung hinweisen, wenn die Betroffenen beginnen, ihren Bewegungsradius oder ihre Tätigkeiten stark einzuschränken und immer wieder Ausreden suchen, um bestimmte Dinge nicht zu tun. Ängste zuzugeben fällt enorm schwer. Aus diesem Grund werden sie oft verheimlicht. Manchmal versuchen die Betroffenen, sie mit Alkohol oder Beruhigungsmitteln in Schach zu halten. Es entstehen Süchte, Depressionen und Probleme mit den Angehörigen oder am Arbeitsplatz. 

Brauche ich eine Behandlung?

Eine Behandlung sollten Sie so früh wie möglich in Erwägung ziehen, denn ohne Behandlung ist eine Besserung sehr unwahrscheinlich. Im Gegenteil tendieren Angststörungen dazu, sich kontinuierlich zu verschlimmern. Eine Behandlung bietet jedoch gute Erfolgssausichten – und zwar je früher, desto besser. Lassen Sie sich helfen, bevor Ihr Leben zu stark beeinträchtigt wird.

Wie können Angststörungen überwunden werden?

Angststörungen können mit einer passenden Therapie gut überwunden werden. Sie sind in der Regel keine vorrübergehend auftretende Erkrankung und verschwinden daher auch nicht von selbst. 

Welche Therapieformen gibt es für Angststörungen?

In den Asklepios Kliniken bieten wir Ihnen verschiedene Therapieformen: die Psychotherapie, medikamentöse und nicht medikamentöse körperliche Therapie, die Sozialtherapie sowie die Ergo-/Bewegungstherapie. Meistens werden die verschiedenen Therapieformen kombiniert. Welche Therapieform für Sie die richtige ist, hängt individuell von der Art und Schwere Ihrer Angststörung ab. Mehr zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten finden Sie unter "Therapieformen bei Angststörungen". 

Angststörung und Medikamente: Sind sie immer nötig?

Ob Sie Medikamente benötigen, hängt von Ihrem individuellen Krankheitsbild ab. Medikamente werden nicht pauschal verschrieben, sondern ausschließlich nach Bedarf. Psychotherapie ist bei Angststörungen die Methode der Wahl, eine medikamentöse Behandlung wird nur in akuten Krankheitszuständen und/oder ergänzend angeboten. Mehr Informationen zur medikamentösen Behandlung finden Sie im Abschnitt "Therapieformen bei Angststörungen".

Wie sind die Erfolgsaussichten?

Die Erfolgschancen, eine Angststörung vollständig zu bessern, stehen sehr gut! Dabei sind Dauer und Verlauf der Behandlung individuell von Ihrem Krankheitsbild abhängig. Nach einer erfolgreichen Behandlung kann es manchmal zu Rückfällen kommen. Wichtig ist, dass Sie sich an das Erlernte erinnern, es anwenden und ggf. Hilfe suchen. 

Wie kann ich einer Angststörung oder einem Rückfall vorbeugen?

Wichtig ist: Haben Sie keine Angst vor der Angst! Es kann immer wieder im Leben passieren, dass Ängste auftreten – denn sie gehören zum Leben dazu. Achten Sie aber genau darauf, dass Sie nicht wieder beginnen, zu vermeiden und den ungefährlichen, aber ängstigenden Situationen oder Befürchtungen aus dem Weg zu gehen. Das führt zwar kurzfristig zur Entlastung und Angstreduktion, langfristig jedoch wird die Angst immer grösser und das Vermeidungsverhalten schränkt Sie immer weiter ein. Versuchen Sie, sich immer wieder den angstauslösenden Situationen zu stellen, sich zu konfrontieren. Sie müssen die Erfahrung machen, dass Ihre Befürchtung nicht eintritt.  

Angststörungen sind gut behandelbar – es wird Ihnen nach einer Therapie besser gehen. Wurden Ihnen Medikamente verschrieben, nehmen Sie diese regelmäßig ein. Ändern Sie nicht selbst die Dosierung und setzen Sie die Medikamente nicht ohne Rücksprache ab. Sind Sie unzufrieden mit der Wirkung der Medikamente oder haben Sie Nebenwirkungen, wenden Sie sich an Ihren behandelnden Arzt. Bleiben Sie in Kontakt mit anderen. Fragen Sie Ihr Umfeld um Unterstützung. Ein gutes soziales Netz ist der wichtigste Schutz bei Stress und Alltagsbelastungen, und macht exzessive Ängste weniger wahrscheinlich. Das kann das Gespräch mit Freunden und Familie sein, aber auch die ganz praktische Hilfe im Alltag. Auch regelmäßige Kontakte durch Selbsthilfegruppen oder in sozialen Netzwerken können das soziale Netz vergrößern und einen wichtigen Schutz vor Stress und einem Rückfall sein. 

Achten Sie auf einen strukturierten Tagesablauf. Versuchen Sie, Ihre Mahlzeiten zu festgelegten Tageszeiten einzunehmen und möglichst zu gleichen Zeiten aufzustehen und ins Bett zu gehen. Angst wirkt sich auf den ganzen Körper aus und schlägt oft auf den Magen und führt zu unruhigem Schlaf. Auch leichte körperliche Bewegung, wie Spaziergänge können einen gesunden Tagesrhythmus unterstützen, da sie den Körper aktivieren und sich das Tageslicht positiv auf den Körper auswirkt. Zudem helfen leichter Sport und Bewegung dabei, Ihre Stimmung aufzuhellen. Wichtig ist, einen Ausgleich zu den Pflichten des Alltags zu haben.  Es sollte ausreichend Platz sein für die angenehmen Aspekte des Lebens, wie Freizeit, Freunde und Familie. Geben Sie Ihrem Körper nach Phasen der Anstrengung Auszeit und Ruhe. Zudem können Entspannungs- und Atemübungen oder Meditation positiv unterstützen. 

All das kann als Ergänzung zur Therapie wirken. 

Im Notfall

Im Notfall wenden Sie sich an eine Ärzt:in oder Psychotherapeut:in. Falls Sie diese nicht erreichen, wenden Sie sich an den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen.

Bei akuten Krisen können Sie Tag und Nacht eine kostenlose und anonyme Beratung über die Telefonseelsorge erhalten.

Zuständig sind auch die wohnortnahen Psychiatrien oder Allgemeinkrankenhäuser mit psychiatrischen Abteilungen.

Bei unmittelbarer Gefahr für Ihr Leben oder das Leben anderer, rufen Sie den Rettungsdienst unter 112 oder die Polizei unter 110.

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