Chemo- und Immuntherapie

Alles Wissenswerte über Chemo- und Immuntherapien

Behandlungsmöglichkeiten im Kampf gegen Krebs

Eine Krebsdiagnose ist für die Betroffenen und ihre Angehörigen ein einschneidendes Erlebnis, das viele Fragen aufwirft. Gut zu wissen: Dank des medizinischen Fortschritts bietet die moderne Medizin immer bessere Behandlungsmöglichkeiten.

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, wie Chemotherapie und Immuntherapie wirken, wann sie zum Einsatz kommen und welche Fortschritte in den letzten Jahren erzielt wurden. Wir möchten Ihnen einen klaren Überblick über diese wichtigen Therapiemöglichkeiten geben und dabei sowohl die Chancen als auch Herausforderungen verständlich darstellen.

Wenn Sie eine individuelle Beratung wünschen, stehen Ihnen die Fachkräfte bei Asklepios jederzeit zur Seite. Unsere Ärzt:innen und das Pflegepersonal unterstützen Sie auf Ihrem Weg.

 

Chemotherapie: Bewährte Behandlung gegen Krebszellen

Die Chemotherapie ist seit vielen Jahrzehnten eine zentrale Säule der Krebstherapie. Sie nutzt spezielle Medikamente, sogenannte Zytostatika, die das Wachstum und die Teilung von Krebszellen hemmen oder diese gezielt abtöten. Da sich Krebszellen besonders schnell teilen, sind sie für diese Medikamente besonders anfällig. Allerdings können auch gesunde, schnell teilende Zellen – etwa in Haarwurzeln, Schleimhäuten oder im Knochenmark – beeinträchtigt werden. Dies erklärt typische Nebenwirkungen wie Haarausfall, Übelkeit oder eine vorübergehende Schwächung des Immunsystems.

 

Immuntherapie: Das Immunsystem als Verbündeter im Kampf gegen Krebs

Im Gegensatz zur Chemotherapie setzt die Immuntherapie auf die Aktivierung und Stärkung des körpereigenen Abwehrsystems. Ziel ist es, das Immunsystem so zu stimulieren, dass es Krebszellen gezielt erkennt und zerstört. Zu den wichtigsten Verfahren zählen:

  • Checkpoint-Inhibitoren: Sie lösen die „Bremsen“ des Immunsystems, damit Abwehrzellen Tumorzellen effektiver angreifen können.
  • CAR-T-Zelltherapie: Dabei werden Patientenzellen im Labor genetisch modifiziert und zurückgegeben, um gezielt Tumorzellen zu bekämpfen.
  • Immunstimulierende Antikörper: Diese markieren Krebszellen, sodass das Immunsystem sie besser erkennt und angreift.

Wie bekämpfen Chemotherapie und Immuntherapie Krebszellen?

Chemotherapie: Hemmung der Zellteilung

Krebszellen zeichnen sich durch eine unkontrollierte Teilung aus, was zur Bildung und Ausbreitung von Tumoren führt. Chemotherapeutische Medikamente, sogenannte Zytostatika, greifen in diesen Teilungsprozess ein. Sie schädigen gezielt die Erbsubstanz (DNA) der Zellen. Dadurch können sich die Krebszellen nicht mehr uneingeschränkt vermehren oder sterben direkt ab.

Die Wirkung der Chemotherapie ist systemisch, das heißt, die verabreichten Wirkstoffe gelangen über den Blutkreislauf in den gesamten Körper. So werden auch Tumorzellen erreicht, die sich möglicherweise schon von ihrem ursprünglichen Entstehungsort entfernt haben. Bei fortgeschrittenen Krebsstadien ist das besonders wichtig. Ebenso bei der Behandlung von kleinsten, noch nicht sichtbaren Krebszellen, den sogenannten Mikrometastasen.

Allerdings greifen Zytostatika auch gesunde, sich schnell teilende Zellen an. Dazu gehören etwa Haarwurzel- oder Schleimhautzellen. Das erklärt einige der Nebenwirkungen der Chemotherapie, über die in einem späteren Abschnitt mehr Informationen folgen.

Immuntherapie: die körpereigene Abwehr nutzen

Die Immuntherapie nutzt gezielt das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen zu erkennen und zu zerstören. Im Gegensatz zur Chemotherapie wirkt die Immuntherapie nicht direkt auf den Tumor, sondern aktiviert und unterstützt die Abwehrkräfte des Körpers, damit sie Tumorzellen angreifen können

Ein entscheidender Ansatz der Immuntherapie ist es, diese Tarnmechanismen der Krebszellen auszuhebeln. Ein Beispiel dafür sind Checkpoint-Inhibitoren: Diese Medikamente blockieren sogenannte Kontrollpunkte auf T-Zellen, die von den Krebszellen genutzt werden, um das Immunsystem zu unterdrücken. Dank der Blockade erkennt das Immunsystem die Krebszellen als Bedrohung und kann sie gezielt angreifen.

Ein weiterer innovativer Ansatz ist die CAR-T-Zelltherapie. Dabei werden körpereigene Immunzellen (T-Zellen) gentechnisch so verändert, dass sie spezifische Merkmale von Tumorzellen erkennen und zerstören können.

Im Vergleich zur Chemotherapie wirkt die Immuntherapie häufig gezielter. Allerdings ist sie nicht bei allen Krebsarten gleichermaßen effektiv. Die Wirksamkeit hängt stark von den Eigenschaften der Tumorzellen und der individuellen Immunreaktion ab.

Beide Therapieformen haben ihre Stärken und Schwächen. Unsere Onkolog:innen wägen die Vor- und Nachteile für jede ihrer Patientinnen und jeden ihrer Patienten individuell ab.

Wann kommen Chemotherapie und Immuntherapie zum Einsatz?

Chemotherapie: ein zentraler Baustein in verschiedenen Krebsstadien

Die Chemotherapie wird in unterschiedlichen Stadien und Formen von Krebserkrankungen angewendet. Besonders wichtig ist die systemische Behandlung bei fortgeschrittenen Krebsstadien, etwa bei metastasierenden Tumoren, die Tochtergeschwülste in anderen Organen gebildet haben. Häufig wird die Chemotherapie daher eingesetzt, wenn die Tumorzellen bereits über die Lymph- oder Blutbahn im Körper verstreut sind.

Ein weiteres Szenario ist die adjuvante Chemotherapie. Dabei handelt es sich um eine Chemotherapie, die unterstützend nach einer Operation erfolgt. Die Behandlung zielt darauf ab, möglicherweise verbliebene Krebszellen zu zerstören und das Risiko eines Rückfalls zu senken. In manchen Fällen wird die Chemotherapie auch vor einer Operation oder Strahlentherapie angewandt, um den Tumor zu verkleinern und den Eingriff zu erleichtern. Durch diese neoadjuvante Therapie verbessern sich in der Regel die Erfolgschancen weiterer Behandlungsmaßnahmen.

Bei bestimmten Krebsarten wie Leukämien (Blutkrebs) oder Lymphomen (Tumore des Lymphgewebes) ist die Chemotherapie oft die primäre Behandlungsform. Häufig wird sie mit anderen Therapieansätzen kombiniert, um die Wirksamkeit zu maximieren.

Immuntherapie: zusätzliche Option gegen den Krebs

Die Immuntherapie wird vor allem bei fortgeschrittenen oder schwer behandelbaren Krebsformen eingesetzt. Sie bietet eine wichtige Option, wenn eine Operation oder Chemotherapie nicht ausreichend wirksam ist. Bestimmte Tumorarten wie z. B.  nicht-kleinzelliger Lungenkrebs oder bestimmte Formen von Blutkrebs sprechen oft gut auf eine Immuntherapie an.

Checkpoint-Inhibitoren spielen beispielsweise eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Tumoren, die das Immunsystem unterdrücken. Die Medikamente versetzen es wieder in die Lage, die Krebszellen effektiv zu bekämpfen.

Speziell bei bestimmten Leukämien oder Lymphomen ist die CAR-T-Zelltherapie ein weiterer Einsatzbereich. Hier werden patienteneigene T-Zellen so modifiziert, dass sie Tumorzellen gezielt angreifen können. Diese Therapie wird in spezialisierten Zentren durchgeführt und bietet Patient:innen, die auf herkömmliche Therapien nicht ansprechen, eine Behandlungsoption.

Kombination von Chemo- und Immuntherapie: Wann ist sie sinnvoll?

Die Wirkmechanismen der Chemo- und Immuntherapie können sich ergänzen. In einigen Fällen werden daher beide Methoden kombiniert, insbesondere wenn eine intensive und breit angelegte Behandlung erforderlich ist. Das gilt etwa bei metastasierten Tumoren oder bei Erkrankungen, die auf eine der beiden Therapien allein nicht ausreichend ansprechen.

Wie werden Chemotherapie und Immuntherapie verabreicht?

Chemotherapie: verschiedene Wege zur Bekämpfung von Krebs

Wie eine Chemotherapie verabreicht wird, hängt von der Art des Tumors, dem Stadium der Erkrankung und den individuellen Bedürfnissen der Patient:innen ab.

Intravenöse Chemotherapie:
Am häufigsten wird die Chemotherapie als Infusion direkt in die Vene verabreicht. In der Regel nutzen unsere Onkolog:innen dafür einen sogenannten Portkatheter, also einen Zugang, der unter die Haut implantiert wird. Das erleichtert wiederholte Behandlungen und schont die Venen.

Orale Chemotherapie:
Einige Zytostatika gibt es auch in Tablettenform. Die Patient:innen können sie zu Hause einnehmen, was eine flexible Behandlung ermöglicht. Die Einnahme erfordert jedoch eine genaue Einhaltung der Dosierung. Um die Wirksamkeit und Verträglichkeit zu überwachen, sind zudem regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig.

Lokale Chemotherapie:
In speziellen Fällen kann die Chemotherapie direkt in das betroffene Gewebe eingebracht werden. Ein Beispiel ist die transarterielle Chemoembolisation (TACE), die etwa bei Lebertumoren angewendet wird. Dabei werden die Wirkstoffe über die Leberarterie zugeführt. Diese Methode wirkt gezielter und schont das umliegende Gewebe.

Immuntherapie: gezielte Verabreichung

Intravenöse Immuntherapie:
Ähnlich wie bei der Chemotherapie erfolgt die Verabreichung vieler Immuntherapeutika über eine Infusion. Die Abstände zwischen den Infusionen variieren je nach Therapieplan, meist finden sie im zwei- bis vier-Wochen-Rhythmus statt.

Subkutane Injektionen:
Einige Immuntherapeutika werden mit einer Spritze unter die Haut verabreicht. Diese Methode ist weniger invasiv und kann in kürzeren Terminen durchgeführt werden.

Bispezifische Antikörper:

Bispezifische Antikörper (BsAbs) sind gentechnisch hergestellte Antikörper, die gleichzeitig zwei verschiedene Zielstrukturen (Antigene) binden können – meist ein Oberflächenmerkmal auf der Tumorzelle und ein weiteres auf einer Immunzelle, typischerweise der T-Zelle1

Mechanismus in der Krebstherapie: Ein Teil des bispezifischen Antikörpers bindet an ein spezifisches Antigen auf der Oberfläche der Tumorzelle (z.B. CD19, CD20, BCMA). Der andere Teil bindet an das CD3-Molekül auf der T-Zelle, einer zentralen Zelle der Immunabwehr. Durch diese gleichzeitige Bindung werden Tumorzelle und T-Zelle in unmittelbare räumliche Nähe gebracht.Die T-Zelle wird dadurch aktiviert und setzt zytotoxische Mechanismen in Gang, die gezielt zur Zerstörung der gebundenen Tumorzelle führen. Dieser Effekt tritt nur dann auf, wenn beide Zielstrukturen gebunden sind, was die Therapie zielgerichtet und vergleichsweise sicher macht

Spezielle Verfahren wie CAR-T-Zelltherapie:
Bei dieser innovativen Methode werden Immunzellen aus dem Blut entnommen, im Labor gentechnisch verändert und danach als Infusion zurückgegeben. Anschließend erkennen diese spezialisierten Zellen die Tumorzellen und können sie gezielt bekämpfen. Die Behandlung erfordert eine stationäre Aufnahme und intensive Überwachung.

Behandlungszyklen: strukturierte Therapieintervalle

Sowohl die Chemo-  als auch die Immuntherapie findet in Zyklen aus Behandlungs- und Erholungsphasen statt. Die Pausen sind wichtig, um dem Körper Zeit zur Regeneration zu geben und Nebenwirkungen zu minimieren. Die genaue Anzahl und Dauer der Zyklen planen unsere Ärzt:innen individuell für ihre Patient:innen.

Wie können Nebenwirkungen von Chemo- und Immuntherapie bewältigt werden?

Welche Nebenwirkungen treten häufig auf?

Beide Behandlungsmethoden können verschiedene Nebenwirkungen verursachen. Bei der Chemotherapie werden häufig auch gesunde, sich schnell teilende Zellen wie Haarwurzel-, Schleimhaut- und Knochenmarkzellen geschädigt. Das kann Symptome wie Haarausfall, Übelkeit, Mundtrockenheit, Blutarmut oder ein erhöhtes Infektionsrisiko hervorrufen. Viele Patient:innen leiden zudem unter anhaltender Müdigkeit (Fatigue). Gelegentlich kommen auch Hautprobleme oder Störungen der Sinneswahrnehmung wie ein Kribbeln in Händen oder Füßen hinzu.

Zu den häufigen Nebenwirkungen der Immuntherapie zählen grippeähnliche Symptome wie Fieber, Schüttelfrost und Müdigkeit. Auch Hautausschläge, Juckreiz sowie Entzündungen innerer Organe wie der Leber oder Schilddrüse können auftreten. Einige Betroffene leiden zusätzlich an Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall oder Übelkeit.

Bispezifische Antikörper und Car-T-Zelltherapie können schwere, aber meist behandelbare Nebenwirkungen verursachen. Das Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS oder Zytokin-Sturm), d. h. eine systemische Entzündungsreaktion des Körpers und neurologische Komplikationen stehen im Vordergrund. Infektionen sind insbesondere bei CAR-T-Zell-Therapien eine häufige und ernstzunehmende Komplikation. Die Behandlung und Überwachung sollten daher in spezialisierten Zentren erfolgen.

Was hilft gegen Nebenwirkungen?

Es gibt verschiedene unterstützende Maßnahmen, die die Nebenwirkungen lindern und die Lebensqualität der Patient:innen verbessern können.

Medikamentöse Unterstützung: Übelkeit und Erbrechen treten bei der Chemotherapie häufig auf. Dagegen helfen sogenannte Antiemetika. Diese Medikamente können sowohl präventiv vor der Behandlung als auch bei Bedarf eingesetzt werden. Entzündungshemmende Mittel werden bei Hautausschläge oder Organentzündungen eingesetzt, die bei einer Immuntherapie vorkommen können.

Ernährung und Flüssigkeitszufuhr: Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um den Körper während der Therapie zu stärken. Bei Appetitlosigkeit oder Übelkeit können kleine, leicht verdauliche Mahlzeiten helfen. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme unterstützt den Körper, Giftstoffe auszuscheiden und Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit oder Nierenprobleme zu mindern.

Körperliche Aktivität und Ruhephasen: Regelmäßige, moderate Bewegung kann Fatigue reduzieren und fördert das allgemeine Wohlbefinden. Wichtig sind aber auch Ruhephasen, um dem Körper die benötigte Erholung zu ermöglichen.

Pflege der Haut und Schleimhäute: Spezielle Cremes, Mundspüllösungen oder weiche Pflegeprodukte lindern Hautreizungen und Mundtrockenheit. Eine gute Mundhygiene trägt dazu bei, Infektionen zu vermeiden.

Psychologische Unterstützung: Viele Patient:innen leiden nicht nur an körperlichen Beschwerden, sondern auch unter emotionalen Belastungen. Eine psychoonkologische Betreuung und der Austausch in Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung. So fällt es leichter, mit den Herausforderungen der Therapie umzugehen.

Die Behandlungsteams bei Asklepios überwachen die Nebenwirkungen und passen die Maßnahmen individuell an, um Ihnen die bestmögliche Unterstützung während der Therapie zukommen zu lassen.

Welche Fortschritte gibt es in der Chemo- und Immuntherapie?

Klinische Studien: Hoffnung auf zukünftige Lösungen

Ein wichtiger Schritt sind die verstärkten Forschungsanstrengungen, die durch klinische Studien unterstützt werden. Kontinuierlich werden neue Medikamente und Verfahren getestet, um ihre Sicherheit und Wirksamkeit zu verbessern. Ziel ist es, personalisierte Therapieansätze zu entwickeln, die noch präziser auf die individuellen Eigenschaften der Tumorerkrankung abgestimmt sind. Dadurch eröffnen sich für viele Patient:innen neue Behandlungsmöglichkeiten, selbst in schwierigen Krankheitsstadien.

 

Wann immer Sie Fragen zu Diagnostik und Behandlung haben, stellen Sie diese gerne unseren Fachkräften. Sie sind mit umfassenden Erfahrungswerten an Ihrer Seite und möchten, dass Sie sich stets gut informiert und in besten Händen wissen können.