Somatoforme Schmerzstörungen

Alles Wissenswerte über somatoforme Störungen

Körperliche Schmerzen durch seelische Belastungen

Manchmal finden Ärzt:innen trotz gründlicher Diagnostik keine klare organische Ursache für Schmerzen oder andere körperliche Beschwerden. Trotzdem bilden sich die Patient:innen die Symptome nicht ein. Treten sie in Verbindung mit emotionalen Belastungen, Stress oder traumatischen Erfahrungen auf, handelt es sich um eine somatoforme Schmerzstörung, auch bekannt als psychosomatische Schmerzerkrankung. Die Beschwerden werden von den Betroffenen als sehr belastend erlebt und gehen häufig mit zunehmenden Einschränkungen im Alltag einher. Viele Patient:innen haben einen langen Leidensweg und zahlreiche Arztbesuche hinter sich.

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie mehr über diese komplexe Erkrankung. Wir beschreiben Ihnen die häufigsten Symptome, die Diagnosemethoden und Behandlungsmöglichkeiten.

Wenn Sie unter anhaltenden Schmerzen ohne erkennbare körperliche Ursache leiden, stehen Ihnen unsere Fachkräfte zur Seite. In den Einrichtungen von Asklepios treffen Sie auf Ärzt:innen, die auf somatoforme Schmerzstörungen spezialisiert sind. Gemeinsam mit Ihnen gehen Sie der Ursache für Ihre Beschwerden auf den Grund und planen anschließend eine maßgeschneiderte Behandlung.

Welche Symptome treten bei einer somatoformen Schmerzstörung auf?

Auch wenn keine körperliche Ursache für die Schmerzen gefunden wird, sind die Symptome real und beeinträchtigen das Leben der Patient:innen erheblich. Eine somatoforme Störung äußert sich durch eine Vielzahl an Beschwerden, die oft quälend für die Betroffenen sind. Hier sind die häufigsten Symptome, die bei dieser Erkrankung auftreten können:

Anhaltende Schmerzen in verschiedenen Körperregionen

Ob im Rücken, in den Schultern, im Kopf, im Bauch oder in den Armen: Das Hauptsymptom sind chronische Schmerzen, die länger als sechs Monate andauern. Die Betroffenen beschreiben die Schmerzen oft als ziehend oder brennend.

Erschöpfung und Müdigkeit

Häufig gehen die Schmerzen mit einer allgemeinen Erschöpfung einher. Viele Betroffene fühlen sich ständig ausgelaugt. Diese Müdigkeit kann den Alltag erheblich einschränken.

Schwindel und Benommenheit

Schwindelgefühle und ein allgemeines Gefühl der Benommenheit sind ebenfalls typisch. Die Beschwerden treten sowohl in Ruhe als auch bei Bewegung auf. Häufig fühlen sich die Betroffenen dadurch sehr unsicher.

Magen-Darm-Beschwerden

Viele Betroffene klagen über Verdauungsprobleme wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Durchfall. Darunter leidet die Lebensqualität meist erheblich. Weil nichts zu helfen scheint, fühlen sich die Patient:innen zunehmend hilflos.

Herzrasen und innere Unruhe

Ein weiteres häufiges Symptom ist Herzrasen, oft verbunden mit innerer Unruhe. Bei den meisten Betroffenen beschleunigt sich der Herzschlag plötzlich, was sehr beängstigend sein kann.

Schwitzen

Auch ohne körperliche Anstrengungen schwitzen viele Patient:innen vermehrt. Schweißausbrüche in sozialen Kontexten können besonders belastend sein und das Selbstbewusstsein beeinträchtigten

Depressive Verstimmungen und Angstzustände

Zu den körperlichen Symptomen kommen oft noch psychische Beschwerden wie depressive Verstimmungen oder Angstzustände hinzu. Weil diese wiederum die Schmerzen verstärken können, entsteht leicht ein Teufelskreis aus körperlichem und seelischem Leid.

In vielen Fällen treten die genannten Symptome in Kombination auf. Dabei kann die Intensität variieren. In den medizinischen Einrichtungen von Asklepios nehmen wir Ihre Beschwerden ernst und unterstützen Sie dabei, die zugrunde liegenden Ursachen zu verstehen und zu behandeln.

Wie wird eine somatoforme Schmerzstörung diagnostiziert?

Der Weg zur Diagnose einer somatoformen Schmerzstörung ist komplex und erfordert viel Geduld. Zunächst müssen andere Erkrankungen sicher ausgeschlossen werden. Anschließend analysieren unsere Fachärzt:innen die Beschwerden ihrer Patient:innen genau.

Ausschluss körperlicher Ursachen

Der erste Schritt in der Diagnosestellung ist der Ausschluss somatischer, also körperlicher Ursachen. Zunächst findet ein ausführliches Gespräch zwischen der betroffenen Person und einer Ärztin oder einem Arzt (Anamnese) statt. Dabei nimmt die untersuchende Ärztin oder der Arzt die Vorgeschichte der Patientin beziehungsweise des Patienten auf und prüft noch einmal alle Befunde. Zusätzlich führen Mediziner:innen in einigen Fällen weitere bildgebende Verfahren oder Laboruntersuchungen durch, um wirklich sicher zu gehen, dass keine organische Erkrankung vorliegt.

Präzise Anamnese

Ist keine körperliche Ursache für die Schmerzen erkennbar, geht es im Gespräch noch einmal ganz genau um die Art und Intensität der Schmerzen. Wichtig ist auch, ob die Beschwerden bereits länger als sechs Monate bestehen. Darüber hinaus fragt die Ärztin oder der Arzt gezielt nach belastenden Lebensereignissen wie Überforderung oder Traumata.

Psychosomatische Bewertung

Da die somatoforme Schmerzstörung eng mit psychischen Faktoren verknüpft ist, betrachten unsere Fachkräfte die seelische Gesundheit ihrer Patient:innen intensiv. Symptome wie depressive Verstimmungen, Angstzustände oder Stress können wichtige Hinweise auf die Erkrankung geben.

Bedeutung des Betreuungsverhältnisses

Die Diagnose erfordert eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Behandler:in und Patient:in. In den Einrichtungen von Asklepios werden Sie von unseren einfühlsamen Mitarbeiter:innen behandelt. Unsere Teams setzen alles daran, dass Sie sich gut verstanden und aufgehoben fühlen.

Nur wenn organische Ursachen ausgeschlossen wurden und die Beschwerden in einem psychosozialen Kontext stehen, wird eine somatoforme Schmerzstörung diagnostiziert.

Wie wird eine somatoforme Schmerzstörung behandelt?

Eine somatoforme Schmerzstörung erfordert einen ganzheitlichen Behandlungsansatz, der sowohl körperliche als auch psychische Aspekte berücksichtigt. In den medizinischen Einrichtungen von Asklepios stehen Ihnen verschiedene Therapie- und Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung, die individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt werden. Ziel ist es, Ihre Beschwerden zu lindern und Ihnen den Umgang mit den Schmerzen zu erleichtern.

Psychotherapie: der Schlüssel zur Behandlung

Die Psychotherapie spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung. In Gesprächen mit erfahrenen Therapeut:innen lernen Sie, den Zusammenhang zwischen Ihren Schmerzen und möglichen psychischen Belastungen zu erkennen. Sie entwickeln Strategien, mit denen Sie Stress, Ängste und depressive Verstimmungen bewältigen können.

Körperorientierte Therapien: Bewegung als Unterstützung

Eine Physiotherapie oder Entspannungsverfahren helfen ebenfalls dabei, die Beschwerden zu lindern. Gezielte Bewegungsübungen stärken die Muskulatur, lösen Verspannungen und verbessern die Körperwahrnehmung. Mit Entspannungsverfahren wie der progressiven Muskelentspannung oder Atemübungen kann Stress abgebaut werden. Diese Maßnahmen fördern nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern wirken sich auch positiv auf die Psyche aus.

Multimodale Schmerztherapie: ein umfassender Ansatz

Bei der multimodalen Schmerztherapie arbeiten Fachkräfte aus verschiedenen Disziplinen eng zusammen. Die ganzheitliche Behandlung umfasst körperliche, psychologische und soziale Aspekte der Erkrankung. Dieser Ansatz soll die Selbstwirksamkeit stärken und gibt Werkzeuge an die Hand, die Betroffenen den Umgang mit den Schmerzen erleichtern.

Neben den genannten Behandlungsmöglichkeiten stehen Ihnen in den Einrichtungen von Asklepios noch weitere Therapien zur Verfügung. Unsere Fachkräfte helfen Ihnen dabei, die für Sie passende Behandlung zu finden und begleiten Sie auf Ihrem Weg zu mehr Lebensqualität.

Welche Erkrankungen können bei einer somatoformen Schmerzstörung begleitend auftreten?

Es gibt verschiedene Erkrankungen, die entweder als Ursache oder als Folge einer somatoformen Störung auftreten können. Sie haben Einfluss auf die Symptome und den Verlauf der Schmerzstörung. Hier sind die häufigsten und wichtigsten Begleiterkrankungen im Detail:

Depressionen

Viele Menschen mit somatoformer Schmerzstörung leiden an Depressionen. Sie können sowohl eine Reaktion auf die anhaltenden Schmerzen als auch eine Ursache für deren Entstehung sein. Typische Symptome sind anhaltende Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Schlafstörungen und ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Durch eine Depression kann sich die Schmerzempfindung verstärken. Dann entsteht ein Teufelskreis aus Schmerz und psychischer Belastung.

Angststörungen

Eine generalisierte Angststörung oder Panikattacken sind ebenfalls häufig mit der somatoformen Schmerzstörung verbunden. Die Betroffenen machen sich übermäßig Sorgen oder leiden unter plötzlich auftretenden Angstgefühlen. Oft kommt es dabei auch zu körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Zittern oder Atemnot. Die Angstzustände können die Wahrnehmung der Schmerzen verstärken und die Lebensqualität weiter einschränken.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entsteht zum Beispiel nach traumatischen Erfahrungen wie Unfällen oder Missbrauch. Sie kann aber auch eine Folge der somatoformen Schmerzstörung sein. Zu den Symptomen gehören Flashbacks, Schlafstörungen und eine erhöhte Reizbarkeit. Menschen mit PTBS sind häufig besonders schmerzempfindlich und haben Probleme damit, Stress zu verarbeiten.

Chronische Erschöpfung (Fatigue)

Viele Patient:innen mit somatoformer Schmerzstörung leiden unter Fatigue, einem Zustand dauerhafter körperlicher und geistiger Erschöpfung. Eine Fatigue führt nicht nur dazu, dass die Schmerzen schwerer zu bewältigen sind, sondern beeinträchtig auch die allgemeine Lebensqualität massiv.

In den medizinischen Einrichtungen von Asklepios berücksichtigen wir diese Zusammenhänge, um eine individuelle und umfassende Behandlung zu ermöglichen.

Kann man einer somatoformen Schmerzstörung vorbeugen?

Wer an einer somatoformen Schmerzstörung erkrankt und wer nicht, lässt sich nicht vorhersagen. Eine gezielte Vorbeugung ist daher nicht möglich. Dennoch können Sie Maßnahmen ergreifen, die Ihre körperliche und psychische Gesundheit unterstützen. Darüber hinaus erleichtert ein bewusster Umgang mit der eigenen psychischen Gesundheit und eine offene Haltung gegenüber dem Zusammenhang von Körper und Psyche die Früherkennung. Wenn Ihre körperlichen Beschwerden nicht erklärbar sind, sollten Sie mit einer Fachärztin oder einem Facharzt für psychosomatische Medizin über mögliche seelische Ursachen sprechen. Je früher eine somatoforme Störung erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Was Sie außerdem tun können:

Stressbewältigung durch gezielte Entspannungstechniken

Stress hat einen großen Einfluss darauf, ob eine somatoforme Schmerzstörung entsteht oder aufrecht erhalten bleibt. Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Atemübungen oder Yoga eignen sich gut zum Stressabbau und fördern das allgemeine Wohlbefinden. Wenn Sie beispielsweise täglich 20 Minuten für eine Entspannungsübung einplanen, können Sie langfristig gelassener auf belastende Situationen reagieren. Studien zeigen zudem, dass regelmäßige Entspannung die Aktivierung der Schmerzareale im Gehirn reduzieren kann.

Förderung sozialer Kontakte

Soziale Isolation und Ausgrenzung können das Schmerzempfinden verstärken. Pflegen Sie Ihre Freundschaften und verbringen Sie Zeit mit der Familie. Unternehmen Sie beispielsweise gemeinsame Spaziergänge oder telefonieren Sie regelmäßig. Positive Interaktionen beruhigen das Stress-Schmerz-System nachweislich und senken das Risiko für chronische Beschwerden.

Körperliche Bewegung und gezielte Aktivität

Regelmäßige körperliche Bewegung ist eine der effektivsten Maßnahmen, um Schmerzen vorzubeugen und die allgemeine Gesundheit zu fördern. Setzen Sie sich das Ziel, mindestens 30 Minuten pro Tag aktiv zu sein, sei es durch Spaziergänge, leichtes Joggen oder Radfahren. Bewegung verbessert nicht nur die Durchblutung und löst Verspannungen. Sie wirkt auch positiv auf die Psyche, indem sie Stresshormone abbaut und Endorphine freisetzt. Diese körpereigenen Substanzen wirken schmerzstillend und machen glücklich.

Achtsamkeit bei der Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung unterstützt nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern wirkt auch präventiv gegen psychosomatische Beschwerden. Nehmen Sie ausreichend frisches Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und gesunde Fette zu sich. Stark verarbeitete Lebensmittel sollten Sie hingegen vermeiden. Achten Sie außerdem darauf, den Körper ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen.

Verzicht auf Alkohol

Alkohol kann die Stressverarbeitung negativ beeinflussen und das Risiko für psychische Belastungen erhöhen. Wenn Sie einer somatoformen Schmerzstörung vorbeugen möchten, ist es ratsam, keinen Alkohol zu konsumieren. Dadurch fördern Sie Ihre mentale Klarheit und unterstützen Ihren Körper bei der Regulation von Stress und Emotionen.

Aufbau eines gesunden Schlafrhythmus

Erholsamer Schlaf ist essenziell für die körperliche und seelische Regeneration. Ziel ist es, mindestens sieben bis acht Stunden pro Nacht zu schlafen. Sorgen Sie für regelmäßige Schlafenszeiten und schaffen Sie eine ruhige Schlafumgebung. Nach 16 Uhr sollten Sie keine koffeinhaltigen Getränke mehr trinken.

Bei den präventiven Maßnahmen handelt es sich um eine Investition in Ihre Gesundheit, die sich langfristig auszahlt. In den medizinischen Einrichtungen von Asklepios unterstützen wir Sie gerne dabei, diese Strategien in Ihren Alltag zu integrieren und so Ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.

Wie beeinflusst das Gehirn die somatoforme Schmerzstörung?

Schmerzempfindungen entstehen in einem Bereich des Gehirns, der eng mit unseren Gefühlen verknüpft ist. Diese Verbindung zwischen körperlichem Schmerz und emotionalen Belastungen erklärt, warum psychische Faktoren wie Stress, Angst oder frühkindliche Traumata die Wahrnehmung von Schmerzen verstärken können.

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass soziale Stressoren wie Mobbing oder Ausgrenzung dieselben Schmerzareale im Gehirn aktivieren wie körperliche Verletzungen. Sichtbar wird das durch moderne Verfahren wie Durchblutungsmessungen. Dieses gemeinsame Alarmsystem des Gehirns hat sich evolutionär entwickelt, um soziale und körperliche Gefahren gleichermaßen wahrzunehmen.

Bei Patient:innen mit somatischen Störungen funktioniert das Schmerz- und Stressverarbeitungssystem im Gehirn nicht so, wie es soll. Dadurch sind die Betroffenen empfindlicher für Schmerzen. Durch belastende Lebenssituationen hervorgerufene negative Gefühle können die Schmerzempfindung weiter verstärken. Allerdings können gleichzeitig auch positive Emotionen die Schmerzintensität mindern, da sie die Aktivität in den betroffenen Hirnregionen reduzieren.

Unsere Ärzt:innen, Therapeut:innen und Pflegefachkräfte sind mit hohen Erfahrungswerten und viel Einfühlungsvermögen an Ihrer Seite. Uns ist es wichtig, dass Sie sich bei Asklepios jederzeit gut aufgehoben und informiert fühlen. Deshalb ermuntern wir Sie, offen gebliebene Fragen stets anzusprechen – unsere Expert:innen werden sie Ihnen gern und ausführlich beantworten.