PTBS bei Kindern und Jugendlichen
Alles Wissenswerte über PTBS bei Kindern und Jugendlichen
Posttraumatische Belastungsstörung
Traumatische Erlebnisse wie Unfälle, Gewalterfahrungen oder Naturkatastrophen können bei Kindern und Jugendlichen tiefe seelische Spuren hinterlassen. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die nach solchen Ereignissen auftreten kann. Sie zeigt sich durch Symptome wie wiederkehrende Erinnerungen, emotionale Taubheit oder Übererregung. Das kann das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Diagnostik, typische Symptome und bewährte Therapien, die Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, das Erlebte zu verarbeiten und neue Lebensfreude zu finden.
Wenn du bei dir eine posttraumatische Belastungsstörung vermutest, dann lass dir helfen. Sprich einen Erwachsenen an, der dich unterstützen kann. Das können deine Eltern, andere Vertrauenspersonen oder deine Hausärztin oder dein Hausarzt sein.
Wenn Sie als Eltern bei Ihrem Kind typische Anzeichen einer posttraumatische Belastungsstörung feststellen, holen Sie sich gern Rat und Unterstützung bei unseren Expert:innen bei Asklepios. Sie stehen Ihrem Kind und Ihnen zur Seite.
Welche Symptome sind typisch bei posttraumatischen Belastungsstörung?
Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bei Kindern und Jugendlichen äußert sich durch verschiedene Symptome. Diese können teils stark belasten und das tägliche Leben erheblich beeinflussen. Im Folgenden nennen Ihnen unsere Expert:innen häufige und wichtige Anzeichen, die auf diese besondere Belastungsstörung hinweisen können. Diese Symptome sind zwar typisch, variieren jedoch nach Alter und individuellen Umständen.
Wiedererleben des Traumas (Intrusionen)
Ein häufiges Symptom der posttraumatische Belastungsstörung ist das Wiedererleben des traumatischen Ereignisses in Form von Flashbacks oder Albträumen. Kinder und Jugendliche können das Gefühl haben, das Ereignis erneut zu durchleben, was oft mit intensiven emotionalen und körperlichen Reaktionen wie Angst, Panik oder Herzrasen einhergeht. Jüngere Kinder zeigen dieses Wiedererleben oft durch wiederholtes Spielen, bei dem das Trauma nachgestellt wird.
Vermeidungsverhalten
Betroffene Kinder und Jugendliche vermeiden bewusst oder unbewusst Situationen, Orte, Personen oder Gespräche, die sie an das traumatische Erlebnis erinnern könnten. Dieses Vermeidungsverhalten kann dazu führen, dass sie sich sozial zurückziehen und alltägliche Aktivitäten meiden, was ihre Lebensqualität und Lebensfreude stark einschränkt.
Emotionale Taubheit und Rückzug
Kinder mit einer posttraumatischen Belastungsstörung können sich emotional von ihrer Umgebung abkapseln. Sie wirken dann teilnahmslos und zeigen wenig Interesse an Aktivitäten, die ihnen früher Freude bereitet haben. Sie ziehen sich oft von Familie und Freund:innen zurück. Manche Jugendliche beschreiben, dass sie sich innerlich leer fühlen oder entfremdet von ihrem eigenen Leben.
Übererregung (Hyperarousal)
Ein weiteres häufiges Symptom ist eine anhaltende Übererregung. Kinder und Jugendliche sind dann übermäßig wachsam; sie sind schreckhaft und reagieren impulsiv oder aggressiv. Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten und erhöhte Reizbarkeit sind ebenfalls typische Anzeichen. Diese ständige Alarmbereitschaft kann dazu führen, dass die jungen Menschen sich nicht entspannen können und sich ständig bedroht fühlen.
Körperliche Beschwerden
Eine posttraumatische Belastungsstörung kann sich auch durch körperliche Symptome äußern. Auf den ersten Blick scheint oft keine Verbindung mit einem Trauma erkennbar. Zu den Beschwerden gehören häufige Bauch- oder Kopfschmerzen, Übelkeit oder ein allgemeines Unwohlsein. Sie treten oft in Situationen auf, die das Kind an das traumatische Erlebnis erinnern.
Negative Gedanken und Stimmungen
Kinder und Jugendliche mit einer posttraumatischen Belastungsstörung kämpfen häufig mit negativen Gedanken über sich selbst, andere Menschen oder die Welt. Sie fühlen sich zum Beispiel schuldig, wertlos oder hilflos. Solche Gedanken können das Vertrauen in andere Menschen und das Selbstwertgefühl erheblich mindern.
Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
Ein weiteres häufiges Symptom ist die Beeinträchtigung kognitiver Fähigkeiten. Kinder mit einer posttraumatischen Belastungsstörung haben oft Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder sich an bestimmte Dinge zu erinnern. Diese Probleme können sich negativ auf ihre schulischen Leistungen und ihren Alltag auswirken.
Es ist wichtig, Anzeichen für eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ernst zu nehmen und sich frühzeitig professionelle Unterstützung zu holen. Wenn du nicht sicher bist, ob deine Gefühle oder Beschwerden normal sind oder ob du Hilfe brauchst, dann sprich mit einem Erwachsenen und lass dich unterstützen.
Wenn Sie als Eltern Ihr Kind unterstützen möchten, stehen Ihnen unsere Fachkräfte bei Asklepios zur Seite und helfen Ihrem Kind dabei, das Trauma zu bewältigen beziehungsweise einen Umgang damit zu finden und so seine Lebensqualität wieder zu verbessern.
Wie verläuft die Diagnostik einer posttraumatischen Belastungsstörung?
Die Diagnostik einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) bei Kindern und Jugendlichen erfordert ein sorgfältiges und umfassendes Vorgehen, denn die Symptome unterscheiden sich je nach Alter und sind oft schwer zu erkennen. Zunächst erfolgt eine ausführliche Anamnese, das heißt, unsere Ärzt:innen bei Asklepios sprechen sowohl mit dem Kind oder der jugendlichen Person selbst als auch mit den Eltern oder anderen Bezugspersonen. Die Befragung gestalten unsere Expert:innen selbstverständlich altersgerecht und einfühlsam, um das Kind nicht zusätzlich zu belasten.
Ein zentraler Bestandteil der Diagnostik ist die Erhebung der sogenannten Trauma-Anamnese. Hierbei fragen unsere Ärzt:innen gezielt nach belastenden und möglicherweise traumatischen Erlebnissen, die die Symptome ausgelöst haben könnten. Sie lassen sich die damit verbundenen Gefühle und Gedanken beschreiben. Ergänzend setzen sie gegebenenfalls validierte diagnostische Instrumente ein wie strukturierte Interviews oder Fragebögen. Diese Instrumente helfen dabei, die Symptomatik systematisch zu erfassen und die Diagnose zu sichern.
Besonders bei jüngeren Kindern, die ihre Gefühle und Erlebnisse oft nicht verbal ausdrücken können, spielen Verhaltensbeobachtungen eine wichtige Rolle. Fachkräfte achten hierbei auf Veränderungen im Spielverhalten, emotionale Rückzugstendenzen oder auffällige Reaktionen auf bestimmte Reize.
Häufig geht eine posttraumatische Belastungsstörung mit anderen psychischen Störungen wie Angst, Depression oder Verhaltensauffälligkeiten einher. Deshalb ist es wichtig, auch mögliche Begleiterkrankungen zu diagnostizieren. Dafür berücksichtigen unsere Ärzt:innen bei Asklepios die funktionalen Einschränkungen des Kindes oder jungen Menschen in Familie, Schule oder anderen sozialen Umfeldern.
Unsere Fachkräfte bei Asklepios legen großen Wert auf eine umfassende und einfühlsame Diagnostik. Sie arbeiten, wenn möglich, eng mit den betroffenen Familien zusammen, um eine möglichst genaue Einschätzung der Situation zu bekommen und den Weg für eine passende Behandlung zu ebnen.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei einer posttraumatischen Belastungsstörung?
Die Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) bei Kindern und Jugendlichen erfordert ein strukturiertes und gleichzeitig individuell angepasstes Vorgehen. Unsere Fachkräfte bei Asklepios unterstützen ihre Patient:innen dabei, die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und ihre Lebensfreude wiederzufinden. Unsere Expert:innen nutzen dafür verschiedene bewährte Therapien, die sie auf die besonderen Bedürfnisse ihrer jungen Patient:innen abstimmen. Im Folgenden stellen sie die wichtigsten vor.
Traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie (TF-KVT)
Die traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie (TF-KVT) ist eine empfohlene Methode zur Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung bei Kindern und Jugendlichen. Sie basiert auf wissenschaftlich fundierten Techniken, die darauf abzielen, traumatische Erinnerungen zu verarbeiten und belastende Gedankenmuster zu verändern. Die Therapie umfasst mehrere Schritte, darunter die Psychoedukation, die Förderung der emotionalen Stabilität und die gezielte Konfrontation mit den traumatischen Erlebnissen in einem geschützten Rahmen. Ein zentraler Bestandteil ist auch die Arbeit an negativen Überzeugungen, die durch das Trauma entstanden sind. Unsere Fachkräfte bei Asklepios passen die TF-KVT individuell an das Alter und den Entwicklungsstand des Kindes an, um eine optimale Wirksamkeit zu erreichen.
EMDR
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing; auf Deutsch ungefähr: Desensibilisierung und Neuverarbeitung durch Augenbewegung) ist eine psychotherapeutische Methode zur Behandlung belastender oder traumatischer Erfahrungen. Während die Kinder und Jugendlichen sich an ein belastendes Ereignis erinnern, folgen sie mit den Augen zum Beispiel den Fingern der Therapeutin – diese bilaterale Stimulation unterstützt die Verarbeitung der Erinnerung. Ziel ist es, emotionale Belastungen zu verringern und das Selbstbild zu stärken.
Psychotherapie
Psychotherapie soll Kindern und Jugendlichen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) dabei helfen, die seelischen Folgen belastender oder traumatischer Erfahrungen zu verarbeiten. Sie findet in einem strukturierten Rahmen statt und orientiert sich an der Schwere der Symptome sowie am individuellen Bedarf. Unsere Expert:innen bei Asklepios behandeln Symptome wie Wiedererleben, Vermeidung, emotionale Übererregung oder Konzentrationsprobleme stets altersgerecht.
Einbeziehung von Eltern und Bezugspersonen
Eine wichtige Ergänzung zur Therapie ist die Einbeziehung von Eltern oder anderen Bezugspersonen. Sie spielen eine Schlüsselrolle im Heilungsprozess, da sie den Kindern Sicherheit und Unterstützung bieten können. In den Sitzungen werden die Bezugspersonen über posttraumatische Belastungsstörungen und ihre Auswirkungen informiert. Die Erwachsenen lernen, wie sie die Kinder im Alltag stärken können. Unsere Fachkräfte bei Asklepios arbeiten eng mit den Familien zusammen, um eine vertrauensvolle und förderliche Umgebung zu schaffen. Gerade bei jüngeren Kindern ist die Einbindung der Eltern besonders wichtig, um die Therapieerfolge zu sichern.
Spieltherapie
Die Spieltherapie ist besonders für jüngere Kinder geeignet, die ihre Gefühle und Erlebnisse oft nicht in Worte fassen können. Durch das Spiel können sie ihre Emotionen ausdrücken und schrittweise verarbeiten. In einem geschützten Raum wird das Kind ermutigt, traumatische Erlebnisse im Spiel nachzustellen, was zu einer Entlastung und besseren Verarbeitung beitragen kann. Die Methode ist flexibel und wird auf die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes abgestimmt.
Techniken zur Emotionsregulation
Ein weiterer zentraler Bestandteil der Behandlung sind Techniken zur Emotionsregulation. Die Techniken helfen den Kindern, mit intensiven Gefühlen wie Angst oder Wut besser umzugehen. Dazu gehören Atemübungen, Entspannungstechniken oder kreative Ansätze wie Malen oder Musik. Unsere Fachkräfte unterstützen die Kinder dabei, diese Techniken zu erlernen und in den Alltag einzubauen.
Unsere Expert:innen bei Asklepios legen großen Wert darauf, dass jede Behandlung individuell abgestimmt ist und die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt stehen. Auch unsere Pflegefachkräfte unterstützen den Prozess einfühlsam und kompetent.
Welche möglichen Begleiterkrankungen können bei einer posttraumatischen Belastungsstörung auftreten?
Kinder und Jugendliche mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leiden häufig auch an anderen psychischen oder körperlichen Erkrankungen. Die treten entweder als Folge des Traumas oder als bereits bestehende Belastung auf. Diese sogenannten Begleiterkrankungen können die posttraumatische Belastungsstörung verstärken und die Lebensqualität der Betroffenen zusätzlich beeinträchtigen. Hier beschreiben unsere Expert:innen einige dieser Erkrankungen.
Angststörungen
Angststörungen sind eine der häufigsten Begleiterkrankungen bei einer posttraumatischen Belastungsstörung. Betroffene Kinder entwickeln oft eine übermäßige und anhaltende Angst vor bestimmten Situationen, Orten oder Menschen, die sie an das Trauma erinnern. Diese Ängste können das soziale Leben und den Alltag stark einschränken.
Depressionen
Depressionen treten häufig als Folge einer posttraumatischen Belastungsstörung auf. Kinder und Jugendliche fühlen sich dann niedergeschlagen, antriebslos und verlieren das Interesse an Aktivitäten, die ihnen früher Freude bereitet haben. Negative Gedanken über sich selbst und die Welt verstärken das Gefühl von Hoffnungslosigkeit.
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS)
Einige Kinder mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zeigen Symptome, die denen einer ADHS ähneln, wie Konzentrationsprobleme, Impulsivität oder Hyperaktivität. Diese können entweder durch die Belastungsstörung selbst oder durch die damit verbundene Übererregung entstehen.
Störungen des Sozialverhaltens
Kinder und Jugendliche mit einer posttraumatischen Belastungsstörung können Schwierigkeiten im Umgang mit anderen entwickeln. Sie zeigen aggressives oder oppositionelles Verhalten. Das lässt sich oft als Reaktion auf die innere Anspannung oder das Gefühl von Unsicherheit verstehen.
Substanzmissbrauch
Bei älteren Jugendlichen kann eine posttraumatische Belastungsstörung das Risiko für Substanzmissbrauch erhöhen. Sie nutzen Alkohol oder andere Drogen dann als Bewältigungsstrategie, um mit den belastenden Gefühlen und Erinnerungen umzugehen.
Selbstverletzendes Verhalten
Manche Jugendliche mit einer posttraumatischen Belastungsstörung verletzen sich selbst, um emotionale Spannungen abzubauen oder sich von innerem Schmerz abzulenken. Erwachsene in ihrer Umgebung sollten so einem Verhalten besondere Aufmerksamkeit widmen und dem jungen Menschen Unterstützung anbieten.
Unsere Fachkräfte bei Asklepios berücksichtigen die Möglichkeit dieser Erkrankungen in ihrer Diagnostik und Behandlung. Sie haben immer einen ganzheitlichen Blick auf die besondere Situation ihrer jungen Patient:innen. Wann immer im Prozess der Diagnostik und Behandlung Fragen auftauchen, werden unsere Expert:innen diese gerne und ausführlich beantworten. Wir möchten, dass sich die Kinder und Jugendlichen bei uns stets bestens aufgehoben wissen können.