Neuromodulation
Alles Wissenswerte über Neuromodulation
Behandlung chronischer Schmerzen und neurologischer Erkrankungen

Neuromodulation ist ein medizinisches Verfahren zur gezielten Beeinflussung des Nervensystems. Es bietet neue Möglichkeiten für Menschen, die unter chronischen Schmerzen oder schwer behandelbaren neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen leiden. Neuromodulation umfasst Techniken, die elektrische Impulse oder Medikamente nutzen, um die Signalverarbeitung im Nervensystem zu modulieren. Diese Verfahren kommen insbesondere dann zum Einsatz, wenn herkömmliche Behandlungen wie Schmerzmittel, Physiotherapie sowie neurologische oder psychiatrische Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen.
In diesem Artikel erklären Ihnen Spezialist:innen von Asklepios, wie Neuromodulation das Nervensystem beeinflusst, welche Techniken dabei zum Einsatz kommen und wie sie die Lebensqualität von Patient:innen verbessern kann. Dabei erläutern sie auch mögliche Risiken und innovative Entwicklungen in diesem Bereich. Der Schwerpunkt liegt in diesem Artikel auf der Neuromodulation durch die Stimulation über Elektroden. Sowohl die Elektroden als auch der sie steuernde Stimulator werden dabei implantiert.
Wenn Sie weitergehende Fragen haben, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf. Unsere Fachkräfte werden sie Ihnen gerne beantworten und sie stehen Ihnen zur Seite, um gemeinsam eine für Sie passende Behandlung Ihrer Beschwerden zu finden.
Wie beeinflusst Neuromodulation das Nervensystem?
Neuromodulation ist ein medizinisches Verfahren, das die Aktivität des Nervensystems gezielt beeinflusst, um therapeutische Effekte zu erzielen. Unsere Fachärzt:innen setzen sie vor allem bei chronischen Schmerzen sowie neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen ein, wenn andere Behandlungsansätze keinen Erfolg hatten.
Das Grundprinzip der Neuromodulation basiert auf der kontrollierten Beeinflussung der neuronalen Übertragung. Diese geschieht durch elektrische Impulse, chemische Stoffe oder mechanische Mittel. Sie unterbrechen entweder die Schmerzweiterleitung im Nervensystem oder verändern die Verarbeitung von Signalen im Gehirn und Rückenmark. Diese Eingriffe sind reversibel. Das bedeutet: Nach dem Absetzen der Therapie können die ursprünglichen neuronalen Zustände wiederhergestellt werden.
Ein zentraler Mechanismus ist die Stimulation spezifischer Nervenstrukturen, wie etwa des Rückenmarks oder bestimmter Gehirnareale. Durch diese Stimulation können hemmende Neurotransmitter wie Gamma-Aminobuttersäure (GABA) freigesetzt werden. Diese biochemischen Stoffe geben Reize von einer Nervenzelle zu einer anderen Nervenzelle oder Zelle weiter beziehungsweise können sie modulieren. Die Stimulation spezifischer Nervenstrukturen kann außerdem vom Gehirn aus gesehen absteigende, schmerzhemmende Systeme aktivieren. Diese Prozesse reduzieren die Wahrnehmung von Schmerzen oder anderen krankheitsbedingten Symptomen.
Neuromodulation ziehen unsere Expert:innen bei Asklepios häufig als Alternative zu medikamentösen Behandlungen in Betracht, insbesondere wenn diese mit starken Nebenwirkungen verbunden sind oder keine ausreichende Wirkung zeigen. So kann die Neuromodulation eine Möglichkeit bieten, das Nervensystem gezielt zu beeinflussen, ohne dabei andere Organe oder Systeme zu belasten. Auch bei Erkrankungen, deren Ursachen direkt im Nervensystem liegen, kann die Neuromodulation eine wichtige Rolle spielen, da sie direkt an den betroffenen Strukturen ansetzt.
Welche Neuromodulationstechniken gibt es?
Im Folgenden stellen Ihnen unsere Expert:innen Neuromodulation durch drei unterschiedliche Stimulationsarten mittels elektrischer Impulse vor.
Rückenmarkstimulation
Bei der Rückenmarkstimulation (Spinal Cord Stimulation, SCS) platzieren unsere Fachkräfte Elektroden im sogenannten Epiduralraum des Rückenmarks. Diese Elektroden senden elektrische Impulse aus, die die Schmerzweiterleitung an das Gehirn unterbrechen oder verändern. Diese Stimulation setzen unsere Fachkräfte häufig bei chronischen Schmerzen ein, die auf andere Behandlungsverfahren nicht ansprechen, wie etwa bei neuropathischen Schmerzen oder komplexen regionalen Schmerzsyndromen (CRPS). Patient:innen empfinden durch die Stimulation häufig ein angenehmes Kribbeln, das die Schmerzempfindung überdeckt. Die Rückenmarkstimulation ermöglicht eine gezielte Beeinflussung des Schmerzempfindens und kann die Einnahme von Schmerzmitteln reduzieren.
Periphere Nervenstimulation: Gezielte Hilfe bei lokalen Schmerzen
Die periphere Nervenstimulation (Peripheral Nerve Stimulation, PNS) richtet sich an einzelne Nerven im peripheren Nervensystem; das ist der Teil des Nervensystems, der nicht zum Gehirn und Rückenmark, dem zentralen Nervensystem (ZNS), gehört. Bei dieser Stimulation setzen unsere Fachkräfte die Elektroden in der Nähe der betroffenen Nerven ein. Die Elektroden geben dort elektrische Impulse ab. Diese Technik wenden unsere Ärzt:innen häufig bei Schmerzen in den Extremitäten oder bei Nervenverletzungen an, wie etwa nach Operationen oder Traumata. Ein Vorteil der periphere Nervenstimulation ist ihre Präzision, da sie direkt an den betroffenen Nerven ansetzt und so auch bei lokal begrenzten Schmerzsyndromen effektiv sein kann. Sie ist besonders geeignet für Patient:innen, bei denen Medikamente oder andere Therapien nicht ausreichend wirken.
Tiefe Hirnstimulation: Unterstützung bei therapieresistenten Erkrankungen
Die tiefe Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation, DBS) ist eine neuromodulatorische Methode, die unsere Ärzt:innen bei schwerwiegenden neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen wie Parkinson, therapieresistenten Schmerzen oder Zwangsstörungen einsetzen. Dabei implantieren unsere Chirurg:innen Elektroden in spezifischen Gehirnregionen, um die neuronale Aktivität zu modulieren. Die tiefe Hirnstimulation kann nicht nur Schmerzen mindern, sondern auch die motorischen Symptome von Parkinson lindern oder die Lebensqualität bei anderen Erkrankungen deutlich verbessern. Die Methode wenden unsere Expert:innen bei Asklepios vor allem dann an, wenn konservative Therapien keine ausreichende Wirkung zeigen.
Diese Techniken sind vielseitig einsetzbar und bieten gezielte Lösungen, um das Nervensystem bei chronischen Schmerzen sowie neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen zu beeinflussen.
Welchen Einfluss hat die Neuromodulation auf die Lebensqualität?
Neuromodulation bietet viele Vorteile für Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden oder mit anderen schwer behandelbaren Erkrankungen kämpfen. Ein zentraler Vorteil ist die gezielte Schmerzbehandlung. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ansätzen wirkt Neuromodulation direkt an den betroffenen Nervenstrukturen, was eine präzise Steuerung der Schmerzlinderung ermöglicht. Diese gezielte Wirkung kann besonders bei Erkrankungen wie neuropathischen Schmerzen, Rückenschmerzen oder komplexen regionalen Schmerzsyndromen (CRPS) von großem Nutzen sein.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist die Möglichkeit, die Einnahme von Schmerzmitteln zu reduzieren. Viele Patient:innen, die auf Neuromodulation umsteigen, berichten, dass sie weniger oder sogar keine Medikamente mehr benötigen. Dies kann die Risiken von Nebenwirkungen oder Abhängigkeiten deutlich verringern und gleichzeitig die Belastung für den gesamten Körper reduzieren.
Neben der Linderung von Schmerzen und der Reduzierung von Medikamenten spielt die Verbesserung der Lebensqualität eine zentrale Rolle. Patient:innen berichten oft, dass sie durch die Neuromodulation wieder aktiver am Alltag teilnehmen können. Tätigkeiten, die zuvor durch Schmerzen oder andere Einschränkungen unmöglich waren, werden wieder möglich. Dies wirkt sich positiv auf die körperliche und psychische Gesundheit aus.
Die reversiblen und anpassbaren Eigenschaften der Neuromodulation bieten zudem ein hohes Maß an Flexibilität. So können unsere Ärzt:innen die Therapie individuell auf die Bedürfnisse ihrer Patient:innen abstimmen, was zu einer noch effektiveren Behandlung führt. Auch bei Erkrankungen, deren Ursachen direkt im Nervensystem liegen, eröffnet die Neuromodulation neue Perspektiven, da sie genau dort ansetzt, wo die Beschwerden entstehen.
Wie verläuft die Behandlung mit der Technik der Neuromodulation?
In diesem Abschnitt beschreiben unsere Expert:innen, wie die Behandlung mittels elektrischer Stimulation abläuft.
Der erste Schritt: umfassende Untersuchungen und Abklärung
Bevor unsere Ärzt:innen eine Neuromodulation in Erwägung ziehen, erfolgt eine gründliche medizinische Abklärung. Unsere Fachkräfte untersuchen zunächst, ob die bisherigen konservativen Therapien, wie Schmerzmittel, Physiotherapie, psychologische Maßnahmen oder neurologische Behandlungen, ausgeschöpft sind. Zudem prüfen sie, ob keine anderen medizinischen Eingriffe notwendig sind. Aktuelle Magnetresonanztomografie-Bilder der betroffenen Region, eine neurologische Untersuchung sowie eine psychologische Evaluation sind essenzielle Bestandteile dieser Phase. Unsere Ärzt:innen möchten nicht nur die körperlichen, sondern auch die psychischen Voraussetzungen ihrer Patient:innen beurteilen, um die Erfolgsaussichten der Neuromodulation bestmöglich einzuschätzen.
Die Testphase: die Wirkung vorab erleben
Bevor ein Neuromodulationssystem dauerhaft implantiert wird, probieren Patient:innen die Methode in einer Testphase aus. Hierfür setzen unsere Fachkräfte temporäre Elektroden unter lokaler Betäubung ein und verbinden sie mit einem externen Stimulator. Diese Phase dauert in der Regel ein bis vier Wochen. In einem Schmerztagebuch dokumentieren die Patient:innen, wie sich die Schmerzen und die Lebensqualität entwickeln. Eine Schmerzreduktion von mindestens 50 % gilt dabei als ein positives Ergebnis, das den Weg für die dauerhafte Implantation ebnet.
Die Implantation: dauerhafte Unterstützung
Nach einer erfolgreichen Testphase folgt die endgültige Implantation des Neuromodulationssystems. Unter sterilen Bedingungen setzen unsere Chirurg:innen das System in einem kurzen operativen Eingriff ein, meist in Vollnarkose. Dabei positionieren sie die Elektroden äußerst präzise, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen. Den Neurostimulator platzieren sie unter die Haut, häufig im Bereich der Bauchdecke, und verbinden ihn mit den Elektroden.
Die Nachsorge: langfristige Betreuung
Nach dem Eingriff ist die richtige Nachsorge wichtig. Unsere Fachkräfte überprüfen regelmäßig die Funktion des Systems und passen die Stimulationsparameter individuell an. Die Patient:innen lernen, das Gerät eigenständig zu bedienen und erhalten einen Implantationsausweis für Notfälle. Zudem stellen Kontrolltermine in größeren Abständen die langfristige Wirksamkeit sicher. In der Regel können die Patient:innen ihre Schmerzmittel in enger Absprache mit den behandelnden Ärzt:innen reduzieren.
Risiken bei der Neuromodulation
Wie bei jedem medizinischen Eingriff birgt auch die Neuromodulation Risiken und hat möglicherweise Nebenwirkungen. Diese können je nach Technik und individuellem Gesundheitszustand der Patient:innen variieren. Zu den häufigsten technischen Komplikationen zählen das Verrutschen oder Brechen der Elektroden sowie ein Funktionsausfall des Stimulators. Solche Probleme können dazu führen, dass die gewünschte Wirkung ausbleibt und unter Umständen ein erneuter Eingriff notwendig ist.
Infektionen, die sowohl oberflächlich als auch tiefergehend sein können, treten bei etwa 5 % der Patient:innen auf. Die Infektion behandeln unsere Ärzt:innen in der Regel mit Antibiotika. In seltenen Fällen muss das System entfernt werden. Gelegentlich können Hämatome oder Flüssigkeitsansammlungen über dem Implantat Schmerzen verursachen. Auch neurologische Komplikationen, wie Kopfschmerzen oder in sehr seltenen Fällen Rückenmarksschäden, sind möglich.
Um diese Risiken von vornherein zu minimieren, setzen unsere Ärzt:innen auf eine umfassende medizinische Evaluation vor der Behandlung. Neben der körperlichen Untersuchung spielen auch psychologische Tests eine wichtige Rolle, da psychische Belastungen den Therapieerfolg beeinflussen können. Patient:innen sollten sich der potenziellen Nebenwirkungen bewusst sein und die möglichen Vorteile sowie Risiken der Neuromodulation gemeinsam mit den behandelnden Fachkräften gründlich abwägen.
Die informierte Einwilligung ist ein zentraler Bestandteil der Behandlung. Durch eine klare und transparente Aufklärung stellen unsere Spezialist:innen sicher, dass ihre Patient:innen die Entscheidung für die Neuromodulation bestmöglich informiert treffen. Zudem kann nur so ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Patient:in und Fachkräften entstehen. Und dieses ist für den langfristigen Erfolg der Therapie entscheidend.
Innovationen in der Neuromodulationstechnologie
Die Neuromodulation entwickelt sich kontinuierlich weiter und nutzt dabei neueste Technologien, um Patient:innen mit chronischen Schmerzen oder neurologischen Erkrankungen noch gezielter zu unterstützen. Ein zentraler Fortschritt ist die Einführung hochfrequenter Stimulationssysteme, die im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren ohne das typische Kribbeln auskommen. Diese Systeme bieten eine präzisere Schmerzabdeckung, insbesondere bei Rückenschmerzen, und erfordern keine Austestung der Elektrodenposition während der Operation (intraoperativ).
Ein weiterer innovativer Ansatz ist die sogenannte Closed-Loop-Stimulation, die auf Echtzeit-Daten basiert. Hierbei passt das System die elektrischen Impulse automatisch an die aktuellen Bedürfnisse der Patient:innen an, beispielsweise bei veränderter Körperhaltung. Dies erhöht nicht nur die Effektivität, sondern auch den Komfort im Alltag. Ebenso gewinnen aufladbare Stimulatoren an Bedeutung. Sie müssen seltener ausgetauscht werden, was die Anzahl der operativen Eingriffe reduziert.
Die Integration von Telemedizin in die Nachsorge eröffnet ebenfalls neue Möglichkeiten. Einige Systeme erlauben bereits eine Fernprogrammierung. Das heißt, Patient:innen können zu Hause bleiben und die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt nimmt die Anpassungen der Stimulationsparameter aus der Ferne vor. Dies spart Zeit und erleichtert insbesondere für Patient:innen in ländlichen Regionen die Betreuung.
Zukünftige Entwicklungen in der Neuromodulation könnten auf die Nutzung von Künstlicher Intelligenz zielen, um Therapieentscheidungen weiter zu personalisieren. Zudem wird an miniaturisierten Implantaten gearbeitet, die unserer Chirurg:innen dann weniger invasiv einsetzen können. Diese Fortschritte versprechen, die Behandlungsergebnisse weiter zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu steigern. Die Neuromodulation bleibt somit ein dynamisches und zukunftsweisendes Feld der Medizin. Unsere Spezialist:innen bei Asklepios bilden sich entsprechend stetig weiter.
Wenn Sie an chronischen Schmerzen oder einer schwer behandelbaren neurologischen oder psychiatrischen Erkrankung leiden, wenden Sie sich gern an unsere erfahrenen Fachärzt:innen und lassen Sie sich beraten.