Cochlea Implantat

Alles Wissenswerte über elektronische Hörimplantate

Cochlea-Implantate

Von Schwerhörigkeit oder Ertaubung können Menschen aller Altersgruppen aus sehr unterschiedlichen Gründen betroffen sein. Um das Problem zu beheben, bekommen die meisten Betroffenen zunächst einmal Hörgeräte. Doch wenn die Ursache für die Schwerhörigkeit im Innenohr liegt, reichen diese Hörgeräte oft nicht aus. In diesen Fällen kann meist ein Cochlea-Implantat (CI) helfen, ein elektronischer Ersatz für die Hörschnecke, der unter der Kopfhaut angebracht wird. Expert:innen von Asklepios haben Informationen für Sie dazu zusammengestellt, wie dieses elektronische Hörimplantat funktioniert und was es bewirken kann. Bei weiterführenden Fragen kommen Sie gerne auf unsere erfahrenen Spezialist:innen zu. Sie werden sie Ihnen gerne beantworten.

Wie funktioniert Hören und welche Rolle spielt die Cochlea?

Ob Musik, Straßenlärm, Gespräche oder das Brummen einer Stubenfliege – dass wir all diese Geräusche hören können, verdanken wir der komplexen Struktur unserer Ohren: Die Ohrmuschel fängt die Schallwellen ein und leitet sie über den Gehörgang zum Trommelfell weiter. Das Trommelfell wird so in Schwingungen versetzt, und diese Schwingungen werden über die Gehörknöchelchen im Mittelohr ins Innenohr übertragen. Hier findet das eigentliche Hören statt: Die Hörschnecke, lateinisch Cochlea genannt, wandelt mithilfe von sogenannten Haarzellen die Schwingungen in elektrische Impulse um, die über den Hörnerv ans Gehirn weitergeleitet werden. Das Gehirn verarbeitet diese Impulse in das, was wir dann als Geräusch erkennen. Deshalb können wir zum Beispiel Vogelgezwitscher von einem Presslufthammer oder Rock-Musik unterscheiden.

Der Hörvorgang besteht also aus mehreren Stufen und kann auch auf den verschiedenen Stufen gestört werden – in der Folge hören wir schlechter. Ursachen können zum Beispiel Erkrankungen und äußere Einflüsse wie ständiger Lärm sein. So verlieren etwa viele Menschen mit zunehmendem Alter die Fähigkeit, bestimmte Tonlagen zu hören. Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit können aber auch angeboren sein. Unabhängig davon: Wer schlecht hört, verliert Lebensqualität. Denn Hörprobleme verhindern unter anderem, dass Betroffene Gesprächen folgen können. Sind sie angeboren, stören sie auch die Sprachentwicklung des betroffenen Kindes.

Hörgeräte können dann nicht immer helfen. Denn sie verstärken nur den Schall auf dem Weg zum Innenohr. Wenn aber die Haarzellen an der Cochlea nicht oder nicht mehr funktionsfähig sind, also eine Innenohrschwerhörigkeit vorliegt, kann die Cochlea den Schall nicht in Nervenreize umwandeln – unabhängig davon, wie laut er ist.

Hier kommt das Cochlea-Implantat (CI) ins Spiel: Das Hörimplantat ist eine elektronische „Sinnprothese“. Es ersetzt die Funktion der Cochlea, also der Hörschnecke. Und davon profitieren Menschen mit einer angeborenen Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit, aber auch mit einer fortgeschrittenen Innenohr-Schwerhörigkeit im Alter.

Was genau ist ein Cochlea-Implantat und wie funktioniert es?

Wie bereits erwähnt: Das Cochlea-Implantat ist eine elektronische Sinnprothese oder auch Innenohrprothese. Es übersetzt den Schall direkt in elektrische Impulse und leitet diese sozusagen an der Cochlea vorbei an den Hörnerv weiter.

Technisch gesehen besteht ein Cochlea-Implantat aus zwei Hauptkomponenten, einem äußeren abnehmbaren Teil und dem eigentlichen Implantat unter der Haut:

  • Äußerer Teil: Dieser wird wie ein klassisches Hörgerät hinter dem Ohr getragen und besteht aus Mikrofon, Sprachprozessor und Batterie. Das Mikrofon nimmt die Umgebungsgeräusche auf. Der Sprachprozessor wandelt die Geräusche in elektrische Signale um und schickt sie über eine Sendespule (Induktionsspule) an das interne Implantat.
     
  • Internes Implantat: Dies wird in einer Operation unter die Haut hinter dem Ohr eingesetzt. Ein dünnes Kabel führt bis in das Innenohr und in die Hörschnecke, die Cochlea. Dort stimulieren feine Elektroden mit den elektrischen Impulsen direkt den Hörnerv.

Das Gehirn lernt im Laufe der Zeit, diese Impulse wieder als „Hören“ zu interpretieren. Zumeist nehmen die Betroffenen die Klänge zunächst als ungewohnt wahr, doch mit einem gezielten Hörtraining verbessert sich das Hörerlebnis deutlich.

Für wen ist ein Cochlea-Implantat geeignet?

Vor allem hochgradig hörgeschädigte bis völlig ertaubte Menschen profitieren von einem Cochlea-Implantat. Auch ist es je nach vorliegender Hörstörung möglich, an einem Ohr ein CI und am anderen Ohr ein herkömmliches Hörgerät zu tragen. Unbedingte Voraussetzung für den Einsatz eines Cochlea-Implantats ist ein intakter Hörnerv. Außerdem muss das Hörzentrum im Gehirn funktionieren.

Ein Cochlea-Implantat kommt infrage für:

  • Kinder, die hochgradig schwerhörig oder gehörlos geboren wurden und die selbst mit Hörgeräten Sprache nicht wahrnehmen können, um so Sprechen zu lernen.
  • Kinder und Erwachsene, die entweder normalhörend oder mit einer leichten bis mittelschweren Schwerhörigkeit geboren wurden und im Laufe der Zeit zunehmend schlechter hören oder ertauben, etwa infolge einer Erkrankung.
  • Menschen mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit oder Ertaubung auf nur einem Ohr oder beidseitig.

Es gibt keine Altersgrenze für ein Cochlea-Implantat: Besonders bei Kindern, die gehörlos geboren wurden, ist der frühzeitige Einsatz des Hörimplantats innerhalb des ersten Lebensjahres sinnvoll, denn Kinder müssen hören können, um sprechen zu lernen. Bei Erwachsenen, die ihr Gehör im Laufe des Lebens verloren haben, kann das Cochlea-Implantat helfen, wieder am sozialen Leben teilzunehmen – egal, ob die Betroffenen 33, 66 oder 99 Jahre alt sind.

Cochlea-Implantat: Vor- und Nachteile

Ein Hörverlust betrifft fast alle Lebensbereiche. Ob beim Telefonieren oder Fernsehen, in der Schule oder im Beruf, im Straßenverkehr oder beim täglichen Umgang mit Familienmitgliedern: Wer schlecht hört, muss im Alltag unzählige Hindernisse überwinden. Ein Cochlea-Implantat kann das Hörvermögen verbessern – und damit auch die Lebensqualität. Dennoch sollte die Entscheidung für ein solches Hörimplantat gut überlegt sein, egal, ob es um Sie selbst oder Ihr Kind geht. Sprechen Sie ausführlich mit Ihrer HNO-Ärztin oder Ihrem HNO-Arzt. In den CI-Zentren von Asklepios bieten die Audiolog:innen unverbindliche Beratungsgespräche an. Es gibt auch Blogs und Online-Communitys, in denen Betroffene ihre Erfahrungen teilen.

Nachfolgend haben wir für Sie die wichtigsten Vor- und Nachteile zusammengestellt, um Ihnen eine erste Orientierung zu geben.

Vorteile eines Cochlea-Implantats:

  • Ein CI ist viele Jahre haltbar, oft sogar ein Leben lang.
  • Es kann einseitig und beidseitig eingesetzt werden.
  • Bei unterschiedlichen Hörproblemen auf beiden Ohren ist das CI kombinierbar mit Hörgeräten.
  • Das Sprachverständnis wird verbessert, auch in lauter Umgebung oder am Telefon.
  • Die Richtung, aus der Geräusche kommen, wird besser erkannt.
  • Bei Kindern: Je früher das Cochlea-Implantat eingesetzt wird, desto besser lernen die betroffenen Kinder das Sprechen.
  • CI-TrägerInnen können wieder mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. 
  • Das Risiko einer bei Schwerhörigkeit drohenden Demenz wird gemindert.

Nachteile eines Cochlea-Implantats:

  • Ein operativer Eingriff ist erforderlich.
  • In seltenen Fällen können Wundheilungsstörungen auftreten.
  • Das Hören muss neu erlernt und trainiert werden.
  • Das Hörerlebnis mit CI unterscheidet sich vom „natürlichen“ Hören.
  • In Einzelfällen kann es zu technischen Störungen kommen.

Generell gilt: Ein Cochlea-Implantat verbessert das Hörvermögen nicht über Nacht. Und wie groß der Nutzen eines CIs ist, ist individuell unterschiedlich. Die Praxis hat aber gezeigt, dass zumeist gute Ergebnisse erzielt werden.

Der Weg zum Cochlea-Implantat

Ob für Sie oder Ihr Kind ein Cochlea-Implantat infrage kommt, erörtern die Spezialistinnen und Spezialisten bei Asklepios mit Ihnen in einem unverbindlichen Beratungstermin. Nach einer HNO-ärztlichen Erstuntersuchung erhalten Sie einen zweiten ambulanten Termin, den sogenannten CI-Diagnostik-Termin, bei dem folgende Untersuchungen anstehen:

  • Hörtests: Wie gut ist das Hören allgemein, wie gut wird Sprache verstanden?
  • Bildgebende Untersuchungen: Mittels einer Computertomografie (CT: computergestützte Röntgenuntersuchung) und Magnetresonanztomografie (MRT: Bildgebungsverfahren, bei dem ein Magnetfeld genutzt wird) lässt sich beurteilen, ob die Cochlea strukturell für ein CI geeignet ist.
  • Überprüfung des Hörnervs, um sicherzugehen, dass der Einsatz eines Cochlea-Implantats auch Erfolg verspricht.

Im Anschluss an diese Untersuchungen informieren die Mediziner:innen Sie über die unterschiedlichen Arten der Implantate, mögliche Risiken des chirurgischen Eingriffs und den Ablauf der Rehabilitation nach der Operation. In einem ausführlichen Abschlussgespräch erläutert eine Ärztin oder ein Arzt alle Befunde und Ergebnisse. Zögern Sie bitte nicht, bei diesem Termin so lange Fragen zu stellen, bis alle Unklarheiten beseitigt sind. Außerdem bieten die Audiolog:innen in den CI-Zentren von Asklepios Ihnen immer auch die Möglichkeit, eine zweite Meinung einzuholen. Die Entscheidung für ein Cochlea-Implantat ist keine einfache, deshalb sollten Sie sich gut beraten und bei Ihrem Behandlungs-Team immer gut aufgehoben fühlen.

Übrigens: In den CI-Zentren von Asklepios arbeiten die Mediziner:innen eng mit den Spezialist:innen für Kinder- und Jugendmedizin und Neurologie zusammen, so dass auch betroffene Kinder bestmöglich versorgt werden können.

Wie wird ein Cochlea-Implantat eingesetzt?

Ist die Entscheidung für ein Cochlea-Implantat gefallen, wird ein Termin für die Operation festgesetzt. Etwa zehn Tage vor dem geplanten Eingriff erfolgen die Aufklärungsgespräche mit der Narkoseärztin oder dem Narkosearzt sowie den Chirurg:innen. Die Patient:innen kommen dann am Morgen der Operation nüchtern in die Klinik. Menschen mit einem längeren Anfahrtsweg reisen am Abend zuvor an.

Ablauf der Operation

Das Operationsverfahren, mit dem ein Cochlea-Implantat eingesetzt wird, ist standardisiert und wird in den CI-Zentren von Asklepios von erfahrenen Chirurg:innen durchgeführt. Der Eingriff dauert etwa  ein bis zwei Stunden und erfolgt unter Vollnarkose.

  • Über einen kleinen Schnitt hinter dem Ohr wird ein Zugang zum Felsenbein geschaffen. Das Felsenbein ist der Knochen, der das Innenohr umgibt.
  • Die Chirurgin oder der Chirurg fräst eine Vertiefung in den Knochen, in die der interne Teil des Implantats gelegt wird, und schafft einen feinen Zugang zur Cochlea, der Hörschnecke.
  • Durch den Zugang wird die Elektrode vorsichtig eingeführt.
  • Abschließend vernäht die Chirurgin oder der Chirurg die Haut, und es wird ein Verband angelegt.
  • Gut zu wissen: Entgegen anders lautender Mythen ist der CI-Eingriff KEINE Operation am Gehirn sondern ausschließlich am Ohr.
     

Je nach Alter, Hörbiografie und persönlicher Motivation ist der Lernprozess der Patient:innen individuell verschieden. Es kann hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, etwa in Online-Foren oder Selbsthilfegruppen.

Übrigens: Auf dem YouTube-Kanal von Asklepios finden Sie ergänzend zu diesem Artikel viele informative Videos zum Thema Cochlea-Implantat.

Der stationäre Aufenthalt bei Asklepios dauert in der Regel fünf Tage. In dieser Zeit finden verschiedene Tests statt, darunter der sogenannte Probeton, um den Patient:innen einen ersten Eindruck von der Funktion des CI zu vermitteln.

Übrigens: Die Kosten für das Cochlea-Implantat und den erforderlichen Eingriff übernehmen in Deutschland in der Regel sowohl die gesetzlichen als auch die privaten Krankenkassen, wenn die Implantation nach ausführlicher Untersuchung verordnet wird.

Hören lernen: Das passiert nach der Operation

Das Cochlea-Implantat ist kein Lautsprecher, den man einfach anschließt und sofort einen ausgezeichneten Klang hat. Das Hören mit einem Cochlea-Implantat erfordert einen Lernprozess, der mehrere Monate dauern kann.

Bei Asklepios sieht die Rehabilitation wie folgt aus:

Ambulante Basistherapie: Hierbei erfolgt die Erstanpassung des Sprachprozessors. Hörtraining: Die Patient:innen lernen, die empfangenen Signale den bekannten Hörmustern zuzuordnen. Vergleichbar ist das mit dem Erlernen einer Fremdsprache. Logopädie: Das Sprechtraining ist besonders wichtig für Kinder oder Menschen, die lange hochgradig schwerhörig waren. Materialien zum selbstständigen Hörtraining zu Hause: Die Expert:innen bei Asklepios arbeiten derzeit an der Aktualisierung Ihrer Trainings-App für das Smartphone. Lebenslange Nachsorge: In der behandelnden Klink wird der Behandlungserfolg kontrolliert und auch die technische Betreuung gesichert.

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