Kieferfehlstellungen

Alles Wissenswerte über Dysgnathien

Kieferfehlstellungen

Kieferfehlstellungen (Dysgnathien) gehören zu den häufigsten Beeinträchtigungen der Mundhöhle. Sie können nicht nur die Ästhetik, sondern auch die Funktion des Kiefers erheblich beeinflussen und damit die allgemeine Lebensqualität.

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, welche Symptome auf eine Fehlstellung hinweisen können, wie unsere Ärzt:innen bei der präzisen Diagnostik vorgehen und welche Therapien Ihnen bei Asklepios zur Verfügung stehen.

Wenn Sie bei sich oder Ihrem Kind eine Kieferfehlstellung vermuten oder erkennen, wenden Sie sich für eine bestmögliche Versorgung an unsere erfahrenen Fachkräfte.

Welche Symptome treten bei Kieferfehlstellungen auf?

Sichtbare Zahnfehlstellungen können als ästhetisches Problem empfunden werden. Darüber hinaus können Kieferfehlstellungen (Dysgnathien) eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen. Diese sind vor allem funktionell begründet und können die Gesundheit und Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Im Folgenden beschreiben unsere Expert:innen für Sie die häufigsten Symptome, die bei Kieferfehlstellungen auftreten.

Schwierigkeiten beim Kauen und Beißen

Eine häufige Folge von Kieferfehlstellungen ist eine eingeschränkte Kaufunktion. Wenn die Zähne nicht korrekt aufeinanderpassen, kann das Abbeißen und Zerkleinern von Lebensmitteln erschwert sein. Beispielsweise greifen die Schneidezähne bei einem offenen Biss nicht richtig übereinander, was das Abbeißen nahezu unmöglich macht. Auch bei einem Kreuzbiss oder Engstand der Zähne können Kauprobleme auftreten.

Verspannungen und Schmerzen im Kiefer-, Nacken- und Schulterbereich

Fehlstellungen der Zähne und des Kiefers können zu einer ungleichmäßigen Belastung der Kaumuskulatur führen. Dies kann Muskelverspannungen und Schmerzen im Kiefergelenk sowie im Nacken- und Schulterbereich zur Folge haben. Es können bei Betroffenen auch Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme auftreten.

Sprechstörungen

Insbesondere bei Fehlstellungen der Frontzähne können Sprechprobleme wie Lispeln und weitere Schwierigkeiten bei der Aussprache von S- und Z-Lauten auftreten. Dies liegt daran, dass die Zunge nicht in der richtigen Position arbeiten kann, um die Laute korrekt zu formen.

Mundatmung und erhöhte Infektanfälligkeit

Bei einigen Kieferfehlstellungen können die Lippen nicht vollständig geschlossen werden, zum Beispiel bei einem zurückliegenden Unterkiefer oder vorstehenden Schneidezähnen. Dies führt häufig zu einer verstärkten Atmung durch den Mund, die die natürliche Filterfunktion der Nase einschränkt. Krankheitserreger gelangen leichter in den Mundraum, was das Risiko einer Infektion erhöht.

Ästhetische Beeinträchtigungen und psychosoziale Auswirkungen

Nicht zuletzt können Kieferfehlstellungen das äußere Erscheinungsbild beeinflussen. Dies kann bei betroffenen Personen zu einem verminderten Selbstbewusstsein und psychosozialen Problemen führen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.

 

Diese Symptome treten häufig in Kombination auf und sind je nach Art und Schweregrad der Fehlstellung unterschiedlich stark ausgeprägt. Mit einer frühzeitigen Diagnostik und passenden Behandlung können unsere Expert:innen helfen, die Beschwerden zu lindern und Folgeschäden zu vermeiden. Unsere Fachärzt:innen bei Asklepios stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Wie wird eine Kieferfehlstellung diagnostiziert?

Die präzise Diagnose einer Kieferfehlstellung (Dysgnathie) ist unerlässlich, um die passende Behandlung einleiten zu können. Unsere Fachkräfte führen eine gründliche Untersuchung durch, um die Art und den Schweregrad der Fehlstellung genau zu bestimmen. Sie gehen dabei wie folgt vor:

Anamnese und erste Untersuchung

Zu Beginn führt die Sie untersuchende Ärztin oder der Arzt eine ausführliche Anamnese durch. In diesem ersten Gespräch werden Sie nach Beschwerden wie Schmerzen, Kau- oder Sprechproblemen befragt. Auch Informationen über familiäre Vorbelastungen helfen bei der Diagnostik. Anschließend schauen sich unsere Ärzt:innen den Mundraum genau an. Hierbei prüfen sie die Zahnstellung, den Biss und die Kieferposition. Auffälligkeiten wie schiefe Zähne, Engstände oder einen ungleichen Kieferverlauf können unsere Fachkräfte oft sofort erkennen.

Bildgebende Verfahren und Modelle

Zur genauen Analyse nutzen unsere Expert:innen bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder Magnetresonanztomografien (MRT: Verfahren mittels Magnetfeldern). Diese ermöglichen ihnen, die Kieferknochen, Zahnwurzeln und die Lage der Zähne im Detail zu betrachten. Ergänzend können unsere Ärzt:innen Abdrücke des Gebisses nehmen, um Modelle anzufertigen. Auch die Erstellung eines 3D-Drucks anhand eines Datensatzes aus digitaler Volumentomografie (DVT) oder eine Computertomografie (CT: spezielle 3D-Röntgenuntersuchung) können bei Bedarf die präzise Diagnosestellung unterstützen. Diese Verfahren helfen unseren Ärzt:innen dabei, die Zahn- und Kieferstellung aus unterschiedlichen Perspektiven zu beurteilen.

Funktionelle Tests

Zusätzlich führen unsere Expert:innen funktionelle Tests durch, um die Beweglichkeit des Kiefers und mögliche Fehlbelastungen der Kaumuskulatur zu bewerten. Auch Sprechstörungen oder Atemprobleme, die durch die Fehlstellung verursacht werden können, beziehen sie in die Diagnostik ein.

Nach Abschluss der Untersuchungen bespricht die Ärztin oder der Arzt die Ergebnisse ausführlich mit Ihnen. Der Behandlungsplan wird individuell auf Sie abgestimmt. Unsere Fachkräfte erklären Ihnen die nächsten Schritte und beantworten Ihre Fragen. Uns ist es wichtig, dass Sie sich jederzeit gut informiert wissen können.

Welche Therapiemöglichkeiten bei Kieferfehlstellungen gibt es?

Die Behandlung von Kieferfehlstellungen umfasst eine Vielzahl von Methoden, je nach Schweregrad und Art der Fehlstellung. Die Behandlung stimmen unsere Ärzt:innen individuell auf ihre Patient:innen ab. Im Folgenden beschreiben wir für Sie verschiedene der gängigsten Therapien:

Herausnehmbare Zahnspangen

Herausnehmbare Zahnspangen setzen Fachzahnärzt:innen häufig bei Kindern und Jugendlichen ein, weil sie so das Wachstum des Kiefers beeinflussen können. Herausnehmbare Zahnspangen bestehen meist aus Kunststoff und Metall und sind individuell an das Gebiss angepasst. Sie eignen sich besonders für die Korrektur leichter bis mittelschwerer Fehlstellungen. Die Patient:innen tragen die Spange in der Regel über mehrere Stunden am Tag, oft auch nachts.

Feste Zahnspangen

Feste Zahnspangen sind ein bewährtes Mittel zur Behandlung komplexerer Zahnfehlstellungen. Sie bestehen aus Brackets, die direkt auf die Zähne geklebt werden. Ein Drahtbogen bewegt die Zähne in die gewünschte Position. Diese Methode ermöglicht eine präzise und kontinuierliche Korrektur über einen längeren Zeitraum.

Kieferorthopädische Chirurgie

Wenn Zahnspangen allein nicht helfen, kann eine kieferorthopädische Operation notwendig sein. Hierbei repositionieren unsere erfahrenen Chirurg:innen den Ober- und/oder Unterkiefer, um die Funktion und Ästhetik des Gebisses wiederherzustellen. Bei diesen Eingriffen arbeiten externe Kieferorthopäd:innen und unsere Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurg:innen eng zusammen. Nach der Operation folgt in der Regel eine kieferorthopädische Nachbehandlung, um das Ergebnis zu stabilisieren. Unsere Pflegefachkräfte unterstützen Sie während des stationären Aufenthalts und sorgen für eine optimale Nachsorge.

Welche Begleiterkrankungen treten bei Kieferfehlstellungen auf?

Kieferfehlstellungen können nicht nur eigenständige Beschwerden verursachen, sondern auch mit anderen Erkrankungen in Zusammenhang stehen. Diese können sowohl als Ursache als auch als Folge einer Fehlstellung auftreten. Im Folgenden stellen unsere Expert:innen Ihnen häufige Begleiterkrankungen und die Zusammenhänge vor:

Diabetes und Herzerkrankungen

Parodontitis erhöht das Risiko für systemische Erkrankungen wie Diabetes oder Herzerkrankungen. Grund hierfür sind unter anderem die entzündungsfördernden Botenstoffe, die den gesamten Körper beeinflussen. Hohe Blutzuckerwerte fördern wiederum das Risiko für Parodontitis. 

Kiefergelenksbeschwerden (Craniomandibuläre Dysfunktion)

Fehlstellungen der Zähne oder Kiefer können die Funktion des Kiefergelenks beeinträchtigen. Dies kann zu Schmerzen im Kieferbereich, Verspannungen in der Kaumuskulatur und sogar zu Kopfschmerzen oder Nackenbeschwerden führen. Häufig treten auch Geräusche wie Knacken oder Reiben im Kiefergelenk auf.

Atemwegserkrankungen

Kieferfehlstellungen wie ein zurückliegender Unterkiefer können die Atemwege verengen und so die Nasenatmung erschweren. Dies kann zu chronischer Mundatmung führen. Atmung durch den Mund wiederum kann das Risiko für Infektionen der oberen Atemwege erhöhen, wie Erkältungen oder Nebenhöhlenentzündungen.

Atemaussetzer im Schlaf (obstruktive Schlafapnoe)

In einigen Fällen kann es auch zu Atemaussetzern im Schlaf (obstruktive Schlafapnoe, OSA) kommen, die den Schlaf und die allgemeine Gesundheit beeinträchtigen. Deshalb arbeiten unsere Spezialist:innen eng mit unseren Fachärzt:innen der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO) zusammen und nutzen angegliederte Schlaflabore zur Diagnostik, um anschließend die leitliniengerechte chirurgische Therapie durch z.B. einer Kiefervorverlagerung zu gewährleisten.

 

Eine frühzeitige Behandlung von Kieferfehlstellungen ist wichtig, um das Risiko für Begleiterkrankungen zu reduzieren oder ihre Auswirkungen zu minimieren. Unsere Spezialist:innen bei Asklepios beraten Sie gern und umfassend.

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Wie kann Kieferfehlstellungen vorbeugt werden?

Die Vorbeugung von Kieferfehlstellungen beginnt im Kindesalter. Eine Vielzahl von Maßnahmen können dazu beitragen, die Entwicklung des Gebisses positiv zu beeinflussen. Auch im späteren Leben helfen präventive Schritte, das Risiko für Fehlstellungen und deren Folgeerkrankungen zu minimieren. Hier geben unsere Fachkräfte Ihnen einige konkrete Tipps, die Sie leicht in Ihren Alltag integrieren können.

Gesunde Ernährung fördert die Zahnentwicklung

Eine ausgewogene Ernährung unterstützt die gesunde Entwicklung von Zähnen und Kiefer. Sie sollte reich an Kalzium, Vitamin D und anderen Mineralstoffen sein. Kalziumhaltige Lebensmittel wie Milchprodukte, Brokkoli und Mandeln stärken den Zahnschmelz und fördern das Knochenwachstum. Vitamin D hilft dem Körper, Kalzium besser aufzunehmen. Es kommt in fettem Fisch wie Lachs vor und wird durch Sonnenlicht gebildet. Vermeiden Sie hingegen zuckerhaltige Getränke und Snacks, weil diese das Risiko für Karies erhöhen, was wiederum zu Zahnverlust und Fehlstellungen führen kann.

Auf Daumenlutschen und Schnuller verzichten

Langes Daumenlutschen oder der übermäßige Gebrauch von Schnullern können die Form des Oberkiefers beeinflussen und zu Fehlstellungen wie einem offenen Biss oder vorstehenden Schneidezähnen führen. Achten Sie darauf, Ihr Kind spätestens ab dem zweiten Lebensjahr sanft vom Schnuller oder Daumenlutschen zu entwöhnen. Verwenden Sie bei Bedarf speziell geformte Beruhigungssauger, die weniger Einfluss auf die Zahnstellung haben.

Regelmäßige Zahnpflege und Kontrolle

Eine gute Mundhygiene ist essenziell, um Karies und Zahnverlust vorzubeugen, die wiederum Fehlstellungen begünstigen können. Putzen Sie Ihre Zähne zweimal täglich für jeweils 2 Minuten gründlich mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta. Verwenden Sie Zahnseide, um Beläge in den Zahnzwischenräumen zu entfernen. Ergänzend sollten Sie alle sechs Monate eine zahnärztliche Kontrolle wahrnehmen, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen.

Mundatmung vermeiden

Mundatmung kann die Entwicklung des Oberkiefers beeinträchtigen und zu einem schmalen Kiefer führen. Achten Sie darauf, überwiegend durch die Nase zu atmen. Sollte eine gestörte Nasenatmung vorliegen, beispielsweise durch vergrößerte Rachenmandeln oder eine Allergie, suchen Sie ärztlichen Rat in der HNO, um die Ursache zu behandeln. Bei Asklepios können Sie sich auf ein breites Netzwerk von Fachexpert:innen verlassen, die sich Ihrer Beschwerden in enger Abstimmung untereinander und fachübergreifend annehmen.

Frühzeitige Behandlung von Zahnproblemen

Milchzähne spielen eine wichtige Rolle bei der Platzhalterfunktion für die bleibenden Zähne. Vermeiden Sie den vorzeitigen Verlust von Milchzähnen durch regelmäßige Zahnpflege und die Behandlung von Karies. Sollte ein Milchzahn dennoch frühzeitig verloren gehen, kann ein sogenannter Lückenhalter eingesetzt werden, um den Platz für den nachfolgenden Zahn zu sichern. Diese Behandlung erfolgt in der Regel nicht in der Klinik, sondern in der Praxis des behandelnden Zahnarztes oder der Zahnärztin.

Kieferfreundliche Gewohnheiten fördern

Trainieren Sie die Lippen- und Zungenmuskulatur, um eine gesunde Kieferentwicklung zu unterstützen. Dies kann durch gezielte Übungen oder den Verzicht auf schädliche Gewohnheiten wie Lippenbeißen, Kieferpressen oder –knirschen geschehen. Logopädische Unterstützung kann helfen, diese Maßnahmen effektiv umzusetzen.

Keinen Alkohol und Tabak

Vermeiden Sie den Konsum von Alkohol und Tabak vollständig, da diese Substanzen die Mundgesundheit erheblich beeinträchtigen können. Alkohol und Tabak erhöhen das Risiko für Zahnfleischerkrankungen, die wiederum Fehlstellungen begünstigen können.

 

Wenn Sie diese präventiven Maßnahmen in Ihrem Alltag umsetzen, fördert das die Mundgesundheit und kann langfristig dazu beitragen, Kieferfehlstellungen zu vermeiden. Unsere Fachkräfte bei Asklepios beraten Sie gerne individuell, um die besten Strategien für Sie oder Ihr Kind zu entwickeln.

Einfluss von Kieferfehlstellungen auf die Funktion des Kiefers

Der Kiefer spielt eine entscheidende Rolle für die Kaufunktion, die Sprachbildung und die allgemeine Mundgesundheit. Kieferfehlstellungen können die Funktion des Kiefers erheblich beeinträchtigen und zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen.

Eine häufige Folge von Fehlstellungen ist die ungleichmäßige Belastung des Kiefers. Dies kann zu Verspannungen und Schmerzen in der Kaumuskulatur sowie im Kiefergelenk führen. Diese Dysbalancen können sich bis in den Nacken- und Schulterbereich ausweiten und sogar Kopfschmerzen verursachen. Statistiken zeigen, dass etwa 10 bis 15 % der Bevölkerung von Problemen im Kiefergelenk (temporomandibuläre Dysfunktionen, TMD) betroffen sind, die oft mit Kieferfehlstellungen zusammenhängen.

Darüber hinaus können Fehlstellungen (zum Beispiel Kreuzbiss oder Distalbiss) das natürliche Wachstum und die Entwicklung des Kiefers hemmen. Bei Kindern und Jugendlichen kann ein schmaler Oberkiefer die Position des Unterkiefers blockieren, was die Kaufunktion und das Sprechen beeinträchtigt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Mundatmung, die häufig bei Kieferfehlstellungen auftritt. Diese kann die natürliche Entwicklung des Kiefers behindern und zu einem sogenannten Schmalkiefer führen. Langfristig erhöht dies das Risiko für Atemwegserkrankungen.

Die Behandlung von Kieferfehlstellungen zielt darauf ab, die Funktion des Kiefers wiederherzustellen und die Lebensqualität zu verbessern, sei es durch kieferorthopädische Apparaturen oder chirurgische Eingriffe. Eine frühzeitige Diagnostik und Therapie sind entscheidend, um dauerhafte Schäden zu vermeiden. Bei Asklepios stehen Ihnen unsere Fachkräfte mit umfassender Expertise zur Seite.