Erkrankungen des Kiefers
Alles Wissenswerte über häufige Kiefererkrankungen
Erkrankungen des Kiefers

Damit wir problemlos beißen, kauen und sprechen können, brauchen wir einen gesunden Kiefer. Er hat Einfluss auf unsere Mundgesundheit, die Körperhaltung und die Atmung. Probleme mit dem Kiefer können den Alltag erheblich einschränken.
Im folgenden Text möchten wir Sie über verschiedene Kiefererkrankungen informieren. Dazu gehören Kieferentzündungen, entzündliche Komplikationen nach einer Zahnentfernung sowie Knochennekrosen (Absterben von Knochengewebe), die entweder medikamentenbedingt oder als Folge einer Strahlentherapie entstehen können. Oft führen diese Probleme zu Schmerzen, Schwellungen und funktionellen Einschränkungen, die eine gezielte Diagnose und Behandlung erfordern.
Wenn Sie unter Kieferbeschwerden leiden, sind die Fachkräfte von Asklepios für Sie da. Bitte zögern Sie nicht, Kontakt zu unseren Einrichtungen aufzunehmen. Gemeinsam finden wir einen Weg, um Ihre Symptome zu lindern.
Welche Erkrankungen des Kiefers sind besonders häufig?
Medikamenten-assoziierte Kiefernekrose (MR-ONJ)
Bestimmte Medikamente wie Bisphosphonate oder Denosumab beeinflussen den Knochenstoffwechsel. Sie werden häufig zur Behandlung von Osteoporose (Knochenschwund) oder Knochenmetastasen (Absiedlung von Krebszellen in den Knochen) eingesetzt. Als Nebenwirkung kann es bei der Einnahme dieser Medikamente dazu kommen, dass Knochengewebe im Kieferbereich abstirbt. Eine Kiefernekrose führt zu einem freiliegenden Knochen, der über längere Zeit nicht heilt. Viele Betroffene haben Schmerzen und Probleme beim Kauen oder Sprechen. Oft führt die Nekrose auch zu Entzündungen. Medikamenten-assoziierte Kiefernekrosen erfordern eine genaue Diagnostik und müssen interdisziplinär, also von Vertreter:innen unterschiedlicher medizinischer Fachbereiche, betreut werden.
Entzündungen des Kiefers
Unter dem Begriff Kieferentzündungen werden verschiedene Erkrankungen zusammengefasst, die durch bakterielle Infektionen oder Zahnprobleme wie Karies und Parodontitis ausgelöst werden. Häufig ist der Kieferknochen, das Zahnfleisch oder die Kieferhöhle betroffen. Die Entzündungen können akut oder chronisch verlaufen und sich auf benachbarte Strukturen ausbreiten. Eine gute Mundhygiene und regelmäßige Zahnarztbesuche senken das Risiko für solche Entzündungen deutlich.
Alveolitis sicca
Die Alveolitis sicca (trockene Alveolitis) ist eine Komplikation nach einer Zahnentfernung, die vor allem nach der Entfernung von Weisheitszähnen auftritt. Sie entsteht, wenn das schützende Blutgerinnsel in der Zahnalveole verloren geht oder sich nicht richtig bildet. Bei der Zahnalveole handelt es sich um die knöcherne Vertiefung im Kieferknochen, in der die Zahnwurzel steckt. Da der Knochen bei einer Alveolitis sicca freiliegt, verursacht diese Komplikation sehr starke Schmerzen.
Radioosteonekrose
Bei einer Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich kann es zu einer verminderten Durchblutung des Knochens kommen, wodurch das Gewebe abstirbt. Typische Symptome einer Radioosteonekrose sind Schmerzen, Schwellungen, Infektionen und ein freiliegender Knochen.
Welche Symptome treten bei Erkrankungen des Kiefers auf?
Je nach Erkrankungen variieren die Beschwerden. Die häufigsten Anzeichen für die oben genannten Kiefererkrankungen sind:
Schmerzen im Kieferbereich
Alle genannten Erkrankungen führen zu Schmerzen im Kiefer. Sie reichen von einem leichten Druckgefühl bis hin zu starken, stechenden Schmerzen. Typisch für Kieferentzündungen sind plötzlich auftretende Schmerzen, die beim Kauen zunehmen. Bei medikamenten-assoziierten Kiefernekrosen sind die Schmerzen oft chronisch und lassen sich vielfach auf freiliegende Kieferknochen zurückführen.
Schwellungen
Schwellungen im Kieferbereich sind ein weiteres häufiges Symptom. Oft treten sie zusammen mit einer Blockade (Kieferklemme) oder Infektion auf. Die Schwellung kann lokal begrenzt oder großflächig sein, die betroffene Stelle ist meist warm und gerötet. Bei Kiefernekrosen sind Schwellungen in der Regel weniger ausgeprägt, können in fortgeschrittenen Stadien jedoch im Zuge einer Infektion auftreten.
Freiliegender Kieferknochen
Dieses Symptom ist charakteristisch für eine medikamenten-assoziierte Kiefernekrose oder eine Radioosteonekrose. Der freiliegende Knochen wird sichtbar, wenn das umliegende Zahnfleisch sich nicht regeneriert. Es kann eine offene Wunde entstehen, die anfällig für Infektionen ist. Viele Betroffene berichten von einem unangenehmen Geschmack oder Mundgeruch.
Schwierigkeiten beim Kauen oder Öffnen des Mundes
Kiefererkrankungen schränken oft die Beweglichkeit des Kiefers ein und verursachen Beschwerden beim Kauen. Beispielsweise können die Schmerzen und Schwellungen bei einer Kieferentzündung dazu führen, dass sich der Mund nicht gut öffnen lässt. Bei Kiefernekrosen wird die Beweglichkeit oft durch Entzündungen und Gewebeschäden behindert.
Rötung und Überwärmung
Bei einer akuten Kieferentzündung zeigt sich oft eine Rötung der Wange und sie fühlt sich warm oder heiß an. Häufig geht sie mit einer Infektion einher. Bei medikamenten-assoziierten Kiefernekrosen und Radioosteonekrosen treten diese Anzeichen in der Regel nur auf, wenn zusätzlich eine Infektion vorliegt.
Eiterbildung oder Abszesse
Eiteransammlungen und Abszesse kommen häufig bei Kieferentzündungen vor. Bei Kiefernekrosen können sich Abszesse bilden, wenn Bakterien in das geschädigte Gewebe eindringen.
Mundgeruch oder unangenehmer Geschmack
Viele Patient:innen mit einer medikamenten-assoziierten Kiefernekrose berichten über einen unangenehmen Geschmack oder Mundgeruch. Ursache ist meist ein freigelegter Knochen oder eine Infektion im Mundraum.
Die genannten Symptome können je nach Schweregrad unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Während alle Kiefererkrankungen zu Schmerzen und Schwellungen führen, ist ein freiliegender Knochen ein spezifisches Anzeichen für Nekrosen. Um die zugrunde liegende Erkrankung gezielt behandeln zu können, ist eine genaue Abklärung der Symptome notwendig.
Wie werden Erkrankungen des Kiefers diagnostiziert?
Die Diagnostik beginnt in der Regel mit einer gründlichen Untersuchung des Mund- und Kieferbereichs. Unsere Ärzt:innen achten dabei auf sichtbare Anzeichen wie Schwellungen, Rötungen, freiliegende Knochen oder eine eingeschränkte Beweglichkeit des Kiefers. Während einer detaillierten Anamnese (Aufnahme der Krankengeschichte) werden Sie zu Ihren Beschwerden befragt. Schmerzen, Mundgeruch oder Schwierigkeiten beim Kauen können Hinweise auf mögliche Auslöser geben. Um die Erkrankung genauer zu lokalisieren und den Schweregrad zu beurteilen, sind meist bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Magnetresonanztomografie (MRT, Bildgebungsverfahren, bei dem ein Magnetfeld genutzt wird) oder Ultraschall notwendig.
Die Diagnostik unterscheidet sich jedoch je nach Erkrankung. So erforschen die Fachkräfte bei medikamenten-assoziierten Kiefernekrosen, welche Medikamente ihre Patient:innen aktuell einnehmen beziehungsweise eingenommen haben. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Bisphosphonaten und Denosumab. Ein freiliegender Kieferknochen, der keine Tendenz zur Heilung zeigt, ist ein klares Anzeichen für eine Nekrose, das durch bildgebende Verfahren weiter untersucht wird. Kieferentzündungen werden hingegen häufig durch Entzündungsherde wie Karies oder Parodontitis diagnostiziert. Mit Hilfe von Röntgenbildern oder MRT-Aufnahmen können unsere Ärzt:innen die Ausbreitung der Entzündung im Kieferknochen bestimmen.
Grundsätzlich trägt die frühzeitige Diagnose wesentlich dazu bei, Komplikationen zu verhindern. Ist die genaue Ursache für die Kieferbeschwerden gefunden, leiten unsere Fachkräfte bei Asklepios eine gezielte, individuell abgestimmte Behandlung ein. In unseren medizinischen Einrichtungen betreuen Sie erfahrene Mitarbeiter:innen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Erkrankungen des Kiefers?
Behandlung der medikamenten-assoziierten Kiefernekrose
Bei einer medikamenten-assoziierten Kiefernekrose muss der geschädigte Kieferknochen gereinigt werden, um die Heilung zu fördern. Unsere Spezialist:innen führen zunächst eine gründliche Untersuchung durch, um die betroffenen Bereiche genau zu identifizieren. Anschließend entfernen sie das freiliegende Knochenmaterial sorgfältig. So lässt sich verhindern, dass sich die Infektion weiter ausbreitet. In einigen Fällen kann die Funktion des Kiefers nur durch eine chirurgische Rekonstruktion wiederhergestellt werden.
Behandlung der Radioosteonekrose
Je nach Schweregrad setzen unsere Fachkräfte in den Einrichtungen von Asklepios bei der Behandlung der Radioosteonekrose konservative oder chirurgische Maßnahmen ein. In frühen Stadien genügen oft Antibiotika zur Infektionskontrolle, Schmerzmittel und antiseptische Mundspülungen. Eine hyperbare Sauerstofftherapie kann die Heilung zusätzlich fördern. Dabei atmen die Patient:innen unter einem erhöhten Umgebungsdruck reinen Sauerstoff ein. Bei fortgeschrittener Nekrose erfolgt eine chirurgische Behandlung mit Débridement. Diese Methode beschreibt die tiefliegende Entfernung des abgestorbenen Gewebes. In schweren Fällen müssen notfalls Knochenabschnitte entfernt und rekonstruiert werden. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser lassen sich die Ausbreitung der Nekrose und schwerwiegende Komplikationen vermeiden.
Chirurgische Eingriffe bei Kieferentzündungen
Bei Kieferentzündungen muss die Ursache behandelt werden. Tote Zähne, Abszesse oder entzündetes Gewebe werden entfernt, um die Infektion zu stoppen. Unsere Mitarbeiter:innen achten dabei auf schonende Verfahren, damit umliegendes gesundes Gewebe erhalten bleibt. Röntgenbilder und MRT-Aufnahmen helfen, die genaue Lage der Entzündung zu bestimmen. Nachdem sie das betroffene Gebiet gereinigt haben, desinfizieren unsere Fachkräfte die Wunde. Gegebenenfalls findet eine Behandlung mit Eigenblut (PRF) statt, um die Heilung zu unterstützen. Bei der Nachsorge werden Sie von unseren Pflegekräften betreut.
Nachsorge und Prävention
Die Nachsorge spielt bei allen Kiefererkrankungen eine wichtige Rolle. Mit einer guten Mundhygiene und regelmäßigen Kontrolluntersuchungen lassen sich erneute Probleme weitgehend vermeiden. In den Einrichtungen von Asklepios erhalten Sie eine umfassende Beratung. Wir möchten sicherstellen, dass Sie langfristig gesund bleiben, daher sind unsere Pflegefachkräfte für Sie da, um Ihre Fragen zu beantworten.
Wie kann ich Erkrankungen des Kiefers vorbeugen?
Regelmäßige Zahnarztbesuche
Wichtig ist, dass Sie regelmäßig zur Zahnärztin oder zum Zahnarzt gehen. Lassen Sie Ihre Zähne und den Kiefer mindestens zweimal im Jahr untersuchen. Personen, die Bisphosphonate oder Denosumab einnehmen, gehören zu den Risikopatient:innen. Bei ihnen sollte eine besonders gründliche Kontrolle erfolgen, um frühe Anzeichen einer medikamenten-assoziierten Kiefernekrose zu erkennen. Durch bildgebende Verfahren können Zahnärzt:innen mögliche Problemstellen identifizieren und rechtzeitig handeln.
Optimale Mundhygiene
Karies und Paradontitis sind häufige Auslöser von Kieferentzündungen. Daher ist eine sorgfältige Mundhygiene entscheidend. Putzen Sie Ihre Zähne mindestens zweimal täglich mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta, verwenden Sie Zahnseide und reinigen Sie auch die Zunge. Um eine Ansammlung von Bakterien zu vermeiden, sollte die Zahnbürste alle drei Monate gewechselt werden. Eine professionelle Zahnreinigung hilft, schwer erreichbare Stellen zu säubern und die Mundgesundheit langfristig zu verbessern. Sie sollte mindestens einmal jährlich durchgeführt werden.
Verzicht auf Alkohol und Rauchen
Der Konsum von Alkohol und Zigaretten begünstigt entzündliche Prozesse im Mundraum und verschlechtert die Mundgesundheit insgesamt. Wenn Sie vollständig auf Alkohol und Tabakprodukte verzichten, stärken Sie Ihre Mundschleimhaut. Die Wahrscheinlichkeit von Kiefererkrankungen sinkt deutlich. Eine gesunde Lebensweise unterstützt zudem die Regeneration des Gewebes und die allgemeine Immunabwehr.
Gesunde Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung bildet die Basis für Ihre Mundgesundheit. Indem Sie frisches Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte essen, unterstützen Sie die Speichelproduktion und stärken Ihre Zähne. Zuckerhaltige Lebensmittel sollten hingegen gemieden werden. Sie erhöhen das Risiko für Karies und damit verbundene Kieferentzündungen.
Vorsicht bei Medikamenteneinnahme
Patient:innen, die Medikamente wie Bisphosphonate oder Denosumab einnehmen, sollten besonders gut auf ihre Mundgesundheit achten. Lassen Sie sich vor Beginn der Therapie zahnärztlich durchchecken, um mögliche Risikofaktoren wie kranke Zähne zu behandeln. Während der Behandlung sind regelmäßige Zahnarztbesuche wichtig, damit Anzeichen einer medikamenten-assoziierten Kiefernekrose frühzeitig erkannt werden.
Integration in den Alltag
Mit verschiedenen Maßnahmen können Sie Ihre Mundgesundheit nachhaltig unterstützen und so Kiefererkrankungen vorbeugen. Feste Routinen am Morgen und am Abend erleichtern das Zähneputzen. Eine kontinuierliche Vorsorge können Sie sicherstellen, indem Sie nach jedem Zahnarztbesuch direkt den nächsten Termin vereinbaren. Wenn Sie zudem auf Alkohol und Zigaretten verzichten und auf eine gesunde Ernährung achten, tun sie nicht nur Ihrer Mundgesundheit etwas Gutes, sondern verbessern auch Ihr allgemeines Wohlbefinden langfristig. Sollten Sie noch Fragen zu der Umsetzung einzelner Maßnahmen im Alltag haben, sprechen Sie unsere Mitarbeiter:innen gerne an. Die Fachkräfte in den medizinischen Einrichtungen von Asklepios beraten Sie gern.