Fehlstellungen des Hüftgelenks bei Kindern

Alles Wissenswerte über Hüftgelenksdysplasie und Hüftluxation

Fehlstellungen des Hüftgelenks bei Kindern

Angeborene Fehlstellungen des Hüftgelenks sind gar nicht selten: Etwa zwei bis drei von 100 Kinder kommen mit einer sogenannten Hüftgelenksdysplasie zur Welt. Das bedeutet, die Hüftgelenkspfanne der Babys ist nicht richtig ausgebildet. Sie ist zu flach oder zu klein, so dass der Oberschenkelknochen darin keinen stabilen Halt findet. Ist der Oberschenkelknochen aufgrund dessen bereits aus der Gelenkpfanne herausgerutscht, spricht man von einer Hüftgelenksluxation.

Normalerweise machen sich diese Fehlstellungen bereits im Säuglingsalter bemerkbar. Werden sie frühzeitig erkannt, lassen sie sich auch zumeist einfach und gut korrigieren. Unbehandelt können sie erhebliche gesundheitliche Probleme verursachen, etwa den vorzeitigen Verschleiß des Hüftgelenks. Deshalb ist es generell sinnvoll, die Hüfte des Kindes schon kurz nach der Geburt zu überprüfen.

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie mehr über die Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten der Hüftgelenksdysplasie und Hüftluxation.

Wenn Sie außerdem Fragen haben oder medizinische Unterstützung für Ihr Kind benötigen, helfen Ihnen die erfahrenen Fachkräfte bei Asklepios gerne weiter. Sie sind mit präziser Diagnostik und individuell abgestimmten Behandlungen an der Seite ihrer kleinen Patient:innen.

Welche Symptome treten bei Hüftgelenksdysplasie und Hüftgelenksluxation auf?

Die Hüftgelenksdysplasie (Dysplasie = Fehlbildung/Fehlanlage) gehört zu den häufigsten angeborenen Fehlstellungen des Hüftgelenks bei Kindern. Dabei ist die Gelenkpfanne nicht richtig ausgebildet und das Hüftgelenk instabil. Dies kann wiederum eine Hüftgelenksluxation, also ein „Ausrenken“, zur Folge haben. Je nachdem, ob eine Dysplasie oder bereits eine Luxation vorliegt, unterscheiden sich die Symptome, die die betroffenen Kinder zeigen.

Eingeschränkte Beweglichkeit der Beine

Ein typisches Symptom der Hüftgelenksdysplasie ist die eingeschränkte Beweglichkeit der betroffenen Hüfte. Babys können beim Strampeln ihre Beine oft nicht vollständig bewegen. Diese Einschränkung fällt Eltern häufig bei der täglichen Pflege oder beim Spielen auf.

Abspreizhemmung

Kinder mit einer Hüftgelenksluxation können ihre Beine nicht richtig abspreizen. Diese sogenannte Abspreizhemmung ist ein deutliches Anzeichen dafür, dass der Gelenkkopf des Oberschenkelknochens nicht korrekt in der Hüftgelenkspfanne sitzt. Eine solche Abspreizhemmung wird oft bei Routineuntersuchungen durch Kinderärzt:innen festgestellt.

Verkürztes Bein

Ist der Gelenkkopf bereits aus der Pfanne herausgerutscht, liegt also eine Hüftluxation vor, dann wirkt das betroffene Bein oft kürzer als das andere. Diese asymmetrische Erscheinung kann bei der Untersuchung der Beinlängen auffallen.

Faltenasymmetrie

Bei Kindern mit Hüftgelenksluxation sind die Pofalten und die Falten in der Leiste häufig nicht symmetrisch. Sie erscheinen zur betroffenen Seite hin verzogen. Diese Auffälligkeit ist besonders bei einseitigen Fehlstellungen ein häufiges Symptom.

Hinkendes Gangbild

Bleibt die Hüftgelenksdysplasie oder Hüftluxation unbehandelt, kann das dazu führen, dass die betroffenen Kinder später Laufen lernen als Gleichaltrige und dann auch einen auffälligen Gang zeigen. Bei einer einseitigen Luxation hinkt das Kind häufig. Bei einer Luxation auf beiden Seiten hat das Kind oft einen „watschelnden“ Gang. Da es inzwischen zur Routine gehört, die Hüfte eines Babys kurz nach der Geburt per Ultraschall zu untersuchen, treten solche schweren Ausprägungen, verursacht durch eine späte Diagnose, zum Glück nicht mehr häufig auf.

Wie wird eine Hüftgelenksdysplasie diagnostiziert?

Die Diagnose einer Hüftgelenksdysplasie erfolgt in der Regel nicht erst, wenn Symptome auftreten, sondern bereits kurz nach der Geburt: Innerhalb der ersten Lebenstage überprüfen Kinderärzt:innen, ob das Hüftgelenk des Säuglings stabil ist. Dies geschieht durch eine körperliche Untersuchung, bei der die Mediziner:innen die Beweglichkeit der Hüften und mögliche Asymmetrien der Beine oder Hautfalten begutachten. Dabei berücksichtigen sie auch mögliche Risikofaktoren. So kann die Neigung zur Hüftgelenksdysplasie in der Familie liegen. Auch, wenn das Kind in Steiß- oder Beckenendlage geboren wurde, kann das eine Fehlstellung verursachen. Ebenso werden die Ärzt:innen eine frühzeitige Ultraschallkontrolle der Hüftgelenke vornehmen, wenn das Kind weitere Fehlbildungen, zum Beispiel des Fußes, aufweist.

Hüft-Screening im Rahmen der U3

Zwischen der vierten und sechsten Lebenswoche findet im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U3 ein spezielles Hüft-Screening statt. Hierbei wird eine Ultraschalluntersuchung, auch Hüftsonografie genannt, durchgeführt. Diese Methode ist schmerzfrei und ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Hüftgelenksstruktur. Die Kinderorthopäd:innen können so erkennen, ob die Hüftgelenkspfanne ausreichend entwickelt ist und ob der Oberschenkelkopf korrekt in der Pfanne sitzt.

Spätere Diagnostik bei älteren Babys und Kindern

In seltenen Fällen wird eine Hüftgelenksdysplasie erst später erkannt, beispielsweise wenn Babys bereits Symptome wie eingeschränkte Beweglichkeit oder eine Spreizhemmung zeigen. Bei Kindern, die älter als neun Monate sind, kann dann ergänzend zur Ultraschalluntersuchung eine Röntgenaufnahme notwendig sein. Diese liefert präzise Informationen über die Stellung des Hüftkopfes und den Zustand der Gelenkpfanne.

Wie werden eine Hüftgelenksdysplasie und andere Hüftfehlstellungen behandelt?

Bei einer frühzeitigen Diagnose lassen sich auch schwerere Hüftgelenksfehlstellungen gut korrigieren. Welche Therapie sinnvoll ist, hängt vom Schweregrad der Erkrankung und dem Alter des Kindes ab. Ziel der Behandlung ist es, die normale Funktion des Hüftgelenks wiederherzustellen und Folgeschäden wie Schmerzen oder Gelenkverschleiß (Arthrose) zu vermeiden.

Breites Wickeln

Eine der einfachsten und schonendsten Methoden zur Behandlung von Hüftgelenksdysplasie ist das sogenannte breite Wickeln. Hierbei wird ein gefaltetes Handtuch oder ein spezielles Wickelmaterial zwischen die Beine des Babys gelegt, um die Hüfte in einer optimalen Position zu stabilisieren. Diese Methode fördert die natürliche Reifung der Hüftgelenkspfanne. Breites Wickeln ist eine unkomplizierte Möglichkeit, bei leichten Fehlstellungen die Hüftentwicklung zu unterstützen und so weitere gesundheitliche Probleme und damit verbundene Therapien zu vermeiden.

Spreizhose, Schienen und Gipsbehandlung

Liegt eine schwerere Form der Hüftgelenksdysplasie vor, erfordert dies eine konsequente Abspreizbehandlung: Hierzu kommen Spreizhosen beziehungsweise spezielle Schienen (z. B. Tübinger-Schienen) zum Einsatz. Diese orthopädischen Hilfsmittel sorgen dafür, dass die Beine im gewünschten Winkel abgespreizt werden und so der Oberschenkelkopf über einen längeren Zeitraum in einer bestimmten Position bleibt. Spreizhosen oder Schienen werden dem Kind individuell angepasst und regelmäßig durch ein größeres Modell getauscht. Das Kind sollte diese Hilfsmittel tragen, bis das Hüftgelenk korrigiert und ausgereift ist. Letzteres ist normalerweise gegen Ende des zweiten Lebensjahres der Fall.

In Fällen einer echten Luxation oder bei sehr instabilen Hüftgelenken kann ein spezieller Gipsverband, ein Becken-Bein-Gips, notwendig sein. Dazu bekommt das Kind ein leichtes Beruhigungsmittel, damit die Ärztin oder der Arzt die Hüfte schmerzfrei in die richtige Position bringen kann. Dann wird diese Position durch den Gipsverband stabilisiert. Den Gips muss das Kind einige Wochen tragen, danach kann die weitere Behandlung durch eine Schiene erfolgen.

Diese konservativen Methoden sorgen dafür, dass der Hüftkopf in der Gelenkpfanne verbleibt und die Hüfte korrekt ausreifen kann. Bei Asklepios überwachen erfahrene Fachkräfte diese Maßnahmen engmaschig. Sie führen zum Beispiel regelmäßig Ultraschalluntersuchungen durch, um den Behandlungserfolg zu kontrollieren.

 

Operative Behandlung bei schweren Fällen

Nur bei wenigen Kindern ist bei den genannten Hüftfehlstellungen eine Operation notwendig. Etwa dann, wenn eine stark ausgeprägte Hüftgelenksdysplasie oder Hüftluxation vorliegt oder die Fehlstellung zu spät erkannt wurde. Denn das kindliche Hüftgelenk reift nur bis zum Ende des zweiten Lebensjahres nach, bei älteren Kindern haben konservative Methoden dann keinen Erfolg mehr.  

Es gibt zahlreiche unterschiedliche Operationsmethoden, um eine Hüftgelenksfehlstellung zu korrigieren. Welche angewendet wird, richtet sich vor allem nach dem Alter des Kindes. Alle Ver­fahren sind geeignet, die Funktion der Hüfte wiederherzustellen und so Langzeitschäden zu vermeiden.

Bei der Beckenumstellung wird das Hüftgelenk durch eine Operation in der Pfanne zentriert. Ein häufiger chirurgischer Eingriff zur Korrektur einer Fehlstellung ist außerdem die sogenannte Acetabuloplastik, die Pfannendachplastik. Die Chirurgin oder der Chirurg durchtrennt dazu den Knochen oberhalb des Pfannendaches, korrigiert die Stellung der Hüftgelenkspfanne und stabilisiert die Position mit einem Knochenkeil. Insbesondere bei Kindern im Vorschulalter kann eine Beckenumstellung beziehungsweise eine Acetabuloplastik durchgeführt werden, da das Becken in diesem Alter noch flexibel ist. Notwendig ist danach immer, dass das Kind ein paar Wochen lang einen Gips trägt.

Auch bei älteren Kindern können Hüftgelenksfehlstellungen mit einer Operation noch erfolgreich korrigiert werden, etwa durch eine Dreifachbeckenosteotomie. Kurz gesagt lösen die Chirurg:innen bei diesem Verfahren an drei Punkten des Beckens die Hüftpfanne und bringen diese in die korrekte Stellung über den Hüftkopf. Anschließend stabilisieren sie das Ergebnis mit Schrauben.

Ob und welcher Eingriff bei Ihrem Kind sinnvoll ist, wird die Ihr Kind betreuende Ärztin oder der Arzt in enger Absprache mit Ihnen entscheiden. Die Spezialist:innen unserer Kinderorthopädie haben in jedem einzelnen der genannten Verfahren große Erfahrung. Dank bester medizintechnischer Ausstattung sind sie darüber hinaus auch für komplexere Vorgehen bestens gewappnet.

Physiotherapie zur Unterstützung

Physiotherapie spielt, oft als Begleitung anderer Therapien, eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Hüftfehlstellungen. Gezielte Übungen verbessern die Beweglichkeit der Hüfte und stärken die Muskulatur des Kindes. Die Pflegekräfte und Physiotherapeut:innen bei Asklepios unterstützen Sie dabei, die Übungen mit Ihrem Kind korrekt durchzuführen und in Ihren Familienalltag zu integrieren.

Die erfahrenen Teams bei Asklepios setzen auf eine Kombination aus bewährten Methoden und individueller Betreuung, um Ihrem Kind die bestmögliche Versorgung zu bieten.

Welche Erkrankungen können bei Hüftfehlstellungen auftreten?

Hüftfehlstellungen wie Hüftgelenksdysplasie oder Hüftgelenksluxation können andere Erkrankungen begünstigen. Wir haben für Sie die häufigsten Folgeerkrankungen zusammengefasst:

Hüftgelenksarthrose

Bleibt eine Hüftgelenksdysplasie unbehandelt, kann sie zu einer Hüftgelenksarthrose führen, also zu einem Verschleiß des Hüftgelenks. Durch die Fehlstellung des Hüftkopfes wird das Gelenk dauerhaft falsch belastet und der Knorpel vorzeitig abgenutzt. Meist zeigt sich dieses Problem im Erwachsenenalter. Betroffene haben Schmerzen und können sich nur noch eingeschränkt bewegen. Dies kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.

Wirbelsäulenfehlstellungen

Bei beidseitigen Hüftluxationen kann ein Hohlkreuz entstehen, da der Körper versucht, die Fehlstellung der Hüfte auszugleichen. Diese Haltung kann langfristig zu Fehlbelastungen der Wirbelsäule führen und dauerhaft Rückenschmerzen verursachen.

Hüftfehlstellungen sind oft mit anderen Erkrankungen verbunden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können helfen, diese Folge- oder Begleiterkrankungen zu verhindern. Die Expert:innen bei Asklepios sind mit einer präzisen Abklärung und individuellen Behandlung für Ihr Kind da.

Wie können Hüftfehlstellungen bei Kindern vorgebeugt werden?

Da eine Hüftgelenksdysplasie angeboren ist, kann man ihr nicht vorbeugen. Wohl aber den Gelenkschäden, die eine Hüftfehlstellung unbehandelt nach sich ziehen würde. Dabei spielt die Früherkennung die wichtigste Rolle.

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen

Die Maßnahmen, um gravierenden Folgen einer Hüftgelenksdysplasie vorzubeugen, beginnen bereits direkt nach der Geburt. Zwischen der vierten und sechsten Lebenswoche führen die Kinderärzt:innen im Rahmen der U3-Vorsorgeuntersuchung ein sogenanntes Hüft-Screening durch. Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung können die Mediziner:innen mögliche Auffälligkeiten frühzeitig erkennen und die Behandlung einleiten. Bei familiärer Vorbelastung und Auffälligkeiten während der Schwangerschaft, etwa einer Beckenendlage oder Fruchtwassermangel, sollte das Hüft-Screening vorgezogen werden. Eltern sollten sicherstellen, dass sie alle Vorsorgeuntersuchungen pünktlich wahrnehmen, um die Hüftgesundheit ihres Kindes zu überwachen.

Beratung bei Risikofaktoren

Eine familiäre Vorbelastung oder eine Mehrlingsschwangerschaft zählen zu den Risikofaktoren für eine Hüftgelenksdysplasie. In diesen Fällen ist es sinnvoll, frühzeitig eine Beratung durch Fachkräfte in Anspruch zu nehmen. Die Expert:innen bei Asklepios unterstützen Sie bei individuellen Maßnahmen, die das Risiko für Hüftfehlstellungen bei Ihrem Kind minimieren.

Wie beeinflussen Fehlstellungen des Hüftgelenks seine Funktion?

Das Hüftgelenk ist sozusagen der Dreh- und Angelpunkt des menschlichen Körpers. Es sorgt zum Beispiel dafür, dass wir gehen, laufen und springen können. Außerdem trägt es das Körpergewicht sowohl im Stand als auch in der Bewegung.

Anatomisch gesehen ist das Hüftgelenk ein Kugelgelenk, das den Oberschenkelknochen mit dem Becken verbindet. Damit dieses Gelenk reibungslos funktionieren kann, muss der Oberschenkelkopf (Hüftkopf) perfekt in der Hüftpfanne liegen. Bei Fehlstellungen wie der Hüftgelenksdysplasie ist die Hüftgelenkspfanne aber zu flach ausgebildet, wodurch der Oberschenkelkopf keinen stabilen Halt findet. Dies kann bereits im Säuglingsalter zu Bewegungseinschränkungen führen und unbehandelt langfristig zu ernsthaften Problemen wie Hinken, Schmerzen oder einer Hüftgelenksarthrose führen.

Fehlstellungen des Hüftgelenks wie die Hüftgelenksdysplasie gehören zu den häufigsten angeborenen Erkrankungen bei Kindern: Statistisch gesehen sind etwa zwei bis drei von 100 Neugeborenen davon betroffen, Mädchen dabei häufiger als Jungen. Wichtig ist, dass die Erkrankung frühzeitig festgestellt wird. Denn die Fehlstellung beeinflusst die Funktion des Hüftgelenks erheblich, was wiederum negative Folgen für die gesunde Entwicklung des Bewegungsapparates haben kann. Bei frühzeitiger Diagnose können in den meisten Fällen einfache Therapien, wie das Tragen einer Spreizhose oder breites Wickeln, die normale Funktion des Hüftgelenks wiederherstellen und langfristige Schäden verhindern.

Die Kinderorthopäd:innen bei Asklepios verfügen über langjährige Erfahrung in der Diagnostik und Therapie von Hüftgelenksfehlstellungen. Sie werden ihr Bestmögliches für eine gesunde Hüfte Ihres Kindes tun.