Klumpfuß bei Kindern

Alles Wissenswerte über Pes equinovarus

Klumpfuß bei Kindern

Ein bis zwei von 1.000 Neugeborenen kommen mit verdrehten Füßen zur Welt: Der sogenannte Klumpfuß, medizinisch als Pes equinovarus bezeichnet, ist die häufigste angeborene Fußfehlstellung bei Kindern. Ärzt:innen oder Geburtshelfer:innen erkennen diese komplexe Deformation des Fußes bereits vor beziehungsweise bei der Geburt. Und das ist gut: Wenn die Mediziner:innen die Therapie eines Klumpfußes frühzeitig einleiten können, ist die Fehlstellung gut behandelbar.

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie mehr über typische Symptome, die Diagnose und wirksame Therapien bei einem Klumpfuß.  

Auch wenn Sie darüber hinaus Rat und für Ihr Kind medizinische Unterstützung suchen, stehen Ihnen die Fachkräfte von Asklepios mit Rat und Tat zur Seite. Sie tun ihr Bestes, damit betroffene Kinder ein normales, unbeschwertes Leben führen können.

Welche Symptome treten bei einem Klumpfuß auf?

Ein Klumpfuß, auch als Pes equinovarus bekannt, kann an einem oder an beiden Füßen auftreten, beide Erscheinungen sind etwa gleich häufig. Er besteht aus einer Kombination verschiedener Fehlstellungen und weichteiliger Veränderungen. Diese Verformungen sind gut erkennbar und helfen dabei, die Diagnose zu stellen. Sie äußern sich wie folgt:

Einwärtsdrehung des Fußes

Der Vor- und Mittelfuß ist relativ zum hinteren Teil des Fußes stark nach innen gedreht, sodass die Fußsohle nach innen oder sogar nach oben zeigt. Diese Einwärtsdrehung ist eines der auffälligsten Merkmale eines Klumpfußes und macht die Fehlstellung besonders markant.

Hohlfußstellung

Aufgrund von weichteiligen Veränderungen ist das Fußgewölbe bei einem Klumpfuß stark ausgeprägt (Hohlfußstellung).

Sichelförmiger Vorfuß

Der Vorfuß zeigt eine deutliche Sichelform: Die Zehen und der vordere Teil des Fußes sind stark nach innen gebogen.

Schmächtigere Wadenmuskulatur

Bei einem einseitigen Klumpfuß ist die Wade des betroffenen Beins häufig weniger entwickelt und wirkt schmächtiger als die des gesunden Beins.

Verkürzte Achillessehne

Die Achillessehne ist verkürzt, wodurch die Ferse nach oben gezogen wird. Dadurch neigt sich wiederum der Vorfuß nach unten, es kommt zur sogenannten Spitzfußstellung.

Fehlstellungen ohne Schmerzen im frühen Stadium

Ein Klumpfuß ist in der Regel nicht schmerzhaft, insbesondere nicht bei Neugeborenen und Kleinkindern. Allerdings verursacht die Fehlstellung frühzeitig Probleme mit der Schuhversorgung und führt auch zu einem veränderten Gangbild. Ohne Behandlung können langfristig schmerzhafte Folgen wie Druckstellen, Schwielen und Gelenkverschleiß auftreten.

Diese Symptome sind typisch für einen Klumpfuß und treten in unterschiedlichen Ausprägungen auf. Sie bilden die Grundlage für die Diagnostik und die anschließende Behandlung, die idealerweise so früh wie möglich beginnt.

Wie wird ein Klumpfuß diagnostiziert?

Die Diagnose eines Klumpfußes erfolgt in der Regel direkt nach der Geburt oder noch während der Schwangerschaft. Moderne Untersuchungsmethoden ermöglichen den Ärzt:innen, die Fehlstellung frühzeitig zu erkennen und eine entsprechende Behandlung einzuleiten. Im Folgenden erklären wir Ihnen, welche Schritte unsere Mediziner:innen bei der Diagnostik unternehmen.

Früherkennung durch Ultraschall

Bereits während der Schwangerschaft kann ein Klumpfuß bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt werden. Die charakteristischen Fehlstellungen des Fußes sind in der 20. bis 24. Schwangerschaftswoche auf den Bildern häufig klar erkennbar. Auch wenn die Diagnose für werdende Eltern vielleicht zunächst ein großer Schreck und sehr beunruhigend ist: Ein Klumpfuß ist kein Notfall und in der Regel gut behandelbar. Es gilt also, Ruhe zu bewahren und die pränatale Diagnose zu nutzen, um sich auf die Behandlung vorzubereiten und frühzeitig Kontakt zu Fachärzt:innen aufzunehmen.

Untersuchung nach der Geburt

Unmittelbar nach der Geburt wird grundsätzlich jedes Kind ärztlich untersucht, unter anderem auf Fehlbildungen. Im Rahmen dieser sogenannten U1-Untersuchung prüfen die Kinderärzt:innen auch, ob das Baby Merkmale eines Klumpfußes wie die Einwärtsdrehung des Fußes, die verkürzte Achillessehne und die Sichelform des Vorfußes aufweist. Bei Verdacht auf einen Klumpfuß werden die Mediziner:innen eine Überweisung an eine Kinderorthopädin oder einen Kinderorthopäden veranlassen.

Abgrenzung zu ähnlichen Fehlstellungen

Ein wichtiger Teil der Diagnostik besteht darin, den Klumpfuß von anderen Fußanomalien zu unterscheiden. Ein Kletterfüßchen etwa sieht einem Klumpfuß sehr ähnlich, ist aber keine Fehlstellung, sondern eine Fehlhaltung, die sich oftmals von selbst normalisiert oder von den Ärzt:innen von Hand in die richtige Position gerückt werden kann. Ähnliches gilt für den Sichelfuß und die Klumpfußhaltung. Ein echter Klumpfuß ist dagegen nur mit einer orthopädischen Behandlung zu beheben.

In den medizinischen Einrichtungen von Asklepios stehen erfahrene Fachkräfte bereit, um eine präzise Diagnose zu stellen und gemeinsam mit den Eltern den besten Behandlungsweg zu planen.

Wie wird ein Klumpfuß behandelt?

Ein Klumpfuß, dies sei nochmals wiederholt, ist kein medizinischer Notfall. Doch in jedem Fall sollte er behandelt werden, damit das Kind später ungehindert gehen, laufen und springen kann. Je früher der Pes equinovarus diagnostiziert und therapiert wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Da es sich bei einem Klumpfuß genaugenommen um eine Kombination aus mehreren Fehlbildungen handelt, muss jede dieser Fehlbildungen im Prinzip einzeln korrigiert werden. Deshalb gibt es nicht „die eine“ Methode, einen Klumpfuß zu behandeln. Im Nachfolgenden stellen wir Ihnen die Verfahren vor, die in den medizinischen Einrichtungen von Asklepios zum Einsatz kommen.

Die Ponseti-Methode: schrittweise Korrektur mit Gipsverbänden

Die Ponseti-Methode gehört zu den schonendsten und effektivsten nicht-operativen Methoden, um einen angeborenen Klumpfuß zu behandeln. Entwickelt hat sie der spanische Orthopäde Ignacio Ponseti (1914-2009). Die Behandlung beginnt idealerweise in den ersten Lebenswochen, wenn das Gewebe des Babys noch besonders elastisch ist. Dabei manipuliert (redressiert) die Ärztin oder der Arzt den Fuß schrittweise und verbessert seine Stellung. Anschließend wird ein Gips angelegt. Der Vorgang wiederholt sich wöchentlich. Meist reicht eine Serie von fünf bis sieben Gipsverbänden, bis der Fuß die gewünschte Position erreicht hat. In den meisten Fällen lassen sich auf diese Weise alle vorliegenden Fehlstellungen korrigieren. Nur eine Spitzfußstellung erfordert zusätzlich einen kleinen operativen Eingriff, die sogenannte minimalinvasive Achillessehnenverlängerung: Die Chirurgin oder der Chirurg betäubt die Ferse des Kindes lokal und durchtrennt dann mit einem winzigen Schnitt die verkürzte Achillessehne. Danach kommt der Fuß erneut für drei Wochen in einen Gips. In dieser Zeit regeneriert sich die Sehne in der korrekten Länge.

Klumpfußschiene: verhindert das Wiederauftreten

Auch nach einer erfolgreichen Korrektur des Klumpfußes neigt der Fuß dazu, in seine ursprüngliche Fehlstellung zurückzukehren. Um dies zu verhindern, kommt eine sogenannte Klumpfußschiene zum Einsatz. Diese Schiene besteht aus speziellen Therapieschuhen, die mit einer längenverstellbaren Schiene verbunden sind. In den ersten drei Monaten muss das Kind sie rund um die Uhr tragen. Die Schiene darf nur zum Baden und während psychotherapeutischer Maßnahmen abgenommen werden. Später muss das Kind die Schiene nur noch während des Schlafens tragen. Dies allerdings über mehrere Jahre, nämlich bis zum vollendeten vierten Lebensjahr. Dies klingt langwierig, ist aber die beste Methode, um spätere Schäden, die womöglich eine Operation erfordern, zu vermeiden.

Operative Eingriffe: nur in Ausnahmen

Bei einem kleinen Prozentsatz der betroffenen Kinder reichen die oben aufgeführten konservativen Maßnahmen nicht aus, weil die Fehlstellungen des Klumpfußes zu komplex sind oder es zu einem Rückfall gekommen ist. In diesen Fällen können chirurgische Eingriffe nötig sein. Dazu zählen die Verlängerung der Achillessehne, das Versetzen der Sehne oder die Korrektur von Knochenfehlstellungen. Bei Asklepios werden diese Operationen individuell für jedes Kind geplant und selbstverständlich nur dann durchgeführt, wenn sie medizinisch erforderlich sind. Nach einer Operation kümmern sich erfahrene Fachkräfte um eine intensive Nachsorge, um den langfristigen Erfolg zu sichern.

In den Einrichtungen von Asklepios setzen die Spezialist:innen der Kinderorthopädie alles daran, ihre jungen Patient:innen mit Klumpfuß optimal zu unterstützen – von der Diagnosestellung über die Therapie bis hin zur Nachsorge.

Welche weiteren Erkrankungen können beim Klumpfuß auftreten?

Meist ist ein Klumpfuß kongenital beziehungsweise idiopathisch, also angeboren. Er kann aber auch mit anderen Erkrankungen in Zusammenhang stehen. In diesen Fällen sprechen Mediziner:innen dann von einem sekundären oder auch neurogenen Klumpfuß. Das heißt, der Klumpfuß hat eine neurologische Ursache, beispielsweise eine Nervenschädigung. In solchen Fällen muss die Fehlstellung zumeist anders, nämlich mit Blick auf die zugrundeliegende Krankheit, behandelt werden. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über Erkrankungen, die begleitend oder als Ursache beim Klumpfuß auftreten können:

Spina bifida (offener Rücken)

Spina bifida, umgangssprachlich „offener Rücken“ genannt, ist eine Fehlbildung des Neuralrohrs, der Vorstufe des zentralen Nervensystems beim Embryo. Während sich das Kind im Mutterleib entwickelt, kommt es zu einer Fehlbildung der Wirbelsäule, oft auch des Rückenmarks. Kinder mit Spina bifida sind neurologisch oft eingeschränkt, so ist zum Beispiel die Steuerung der Muskeln beeinträchtigt. Dies kann auch die Entwicklung eines Klumpfußes begünstigen, da die Muskeln und Sehnen des Fußes nicht normal funktionieren.

Infantile Zerebralparese (frühkindliche Hirnschädigung)

Diese Erkrankung entsteht durch Schädigungen des Gehirns vor, während oder nach der Geburt. Sie führt zu Bewegungsstörungen, Muskelsteifheit oder Muskelschlappheit und Koordinationsproblemen. Bei betroffenen Kindern kann ein Klumpfuß als Folge eines Ungleichgewichts der Muskelspannung auftreten, da sich bestimmte Muskelgruppen stärker zusammenziehen als andere.

Arthrogryposis multiplex congenita (AMC)

AMC ist eine seltene Erkrankung, die durch steife Gelenke und verkürzte Muskeln gekennzeichnet ist. Die eingeschränkte Beweglichkeit betrifft häufig die unteren Extremitäten, einschließlich der Füße, und kann zu einem Klumpfuß führen. Diese Fehlstellung ist oft besonders ausgeprägt und erfordert eine intensive Behandlung.

Hüftdysplasie (Fehlentwicklung der Hüfte)

Hüftdysplasie ist die häufigste angeborene Skelettveränderung bei Neugeborenen. Dabei sind die Hüftgelenke nicht richtig ausgebildet. Eine Hüftdysplasie tritt oft zusammen mit einem Klumpfuß auf, da beide Erkrankungen durch ähnliche Entwicklungsstörungen im Mutterleib begünstigt werden können.

Muskeldystrophie

Bei Muskeldystrophie handelt es sich um eine genetisch bedingte Erkrankung, die zu fortschreitendem Muskelabbau führt. Die geschwächte Muskulatur kann wiederum die Fußstellung negativ beeinflussen und einen sekundären Klumpfuß hervorrufen.

Die Berücksichtigung dieser Erkrankungen ist besonders wichtig, um eine umfassende und individuelle Therapie zu gewährleisten.

Kann man einem Klumpfuß vorbeugen?

Ein angeborener Klumpfuß lässt sich nicht direkt verhindern, da die genauen Ursachen der Fehlbildung noch nicht vollständig geklärt sind. Dennoch gibt es einige Maßnahmen, die das generelle Risiko für die Entstehung von Klumpfüßen oder anderen Fehlbildungen während der Schwangerschaft senken können. Diese vorbeugenden Schritte beziehen sich auf die allgemeine Gesundheit der werdenden Mutter:

  • Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen.
  • Sprechen Sie mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen, ob Sie zum Beispiel Folsäure einnehmen sollten.
  • Verzichten Sie auf Alkohol und Nikotin, denn beides kann Fehlbildungen begünstigen.
  • Nehmen Sie Ihre pränatalen Vorsorgetermine wahr.

Durch die bewusste Umsetzung dieser Maßnahmen tragen Sie dazu bei, die bestmöglichen Bedingungen für die Entwicklung Ihres Kindes zu schaffen.

Was ist ein Klumpfuß?

Der menschliche Fuß ist ein komplexes Kunstwerk: Er besteht aus 26 Einzelknochen. Zählt man beide Füße zusammen, macht das etwa ein Viertel aller Knochen in unserem Körper aus. Zusammengehalten werden diese Knochen von Muskeln, Sehnen und Bänder. Nicht immer aber funktioniert dieses Zusammenspiel perfekt. Ist zum Beispiel die Achillessehne verkürzt, zieht das die Ferse nach oben und verursacht einen sogenannten Spitzfuß. Beim Klumpfuß, medizinisch als Pes equinovarus bezeichnet, häufen sich diese Fehlstellungen: Die Fußknochen sind gegeneinander verdreht, die Achillessehne verkürzt und das gesamte Fußgewölbe stark ausgeprägt (Hohlfußstellung). Obendrein kann der Vorfuß in einer Sichelform nach innen gebogen und der Rückfuß in einer sogenannten Varusstellung nach innen geneigt sein.

Mit einem Klumpfuß werden etwa ein bis zwei von 1.000 Kindern geboren. Die Fehlstellung bereitet den Babys keine Schmerzen. Doch die strukturellen Veränderungen führen zu einer unnatürlichen Belastung des Fußes, die ohne Behandlung langfristig dann eben doch erhebliche Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen kann.

Ein Klumpfuß sollte deshalb immer korrigiert werden, um die natürliche Funktion des Fußes herzustellen. In den allermeisten Fällen ist dazu keine große Operation nötig. Zu den effektivsten Therapien gehört die Ponseti-Methode. Diese schonende, schmerzfreie Methode nutzt Gipsverbände, um die Fehlstellung schrittweise zu korrigieren. Zusätzlich wird die verkürzte Achillessehne durchtrennt, damit sie in der gewünschten Länge wieder zusammenwachsen kann. Nach der Korrektur muss das Kind über einen längeren Zeitraum eine Schiene tragen, um zu verhindern, dass sich der Fuß in die Fehlstellung zurückdreht.

Mit einem funktionell korrigierten Fuß können die betroffenen Kinder wieder gehen, laufen und springen – eben alles, was andere Kinder auch können.