Aktivierende Pflegetherapie
Aktivierende (neurorehabilitative) Pflegetherapie

Aktivierende (neurorehabilitative) Pflegetherapie: Selbstständigkeit und Lebensqualität gezielt fördern
In der Frührehabilitation fordert der Umgang mit schwer beeinträchtigten Patient:innen eine besonders sensible Umsetzung aller Tätigkeiten. Rehaspezifische Pflege orientiert sich an den Ressourcen und Fähigkeiten der Patientin oder des Patienten. Der Handlungsansatz ist bedürfnisorientiert. Die Aktivierende (neurorehabilitative) Pflegetherapie kombiniert medizinisches Wissen mit alltagsnahen Ansätzen, um Menschen nach schweren Erkrankungen oder Verletzungen des Nervensystems in ihrer Genesung zu unterstützen. Übergeordnetes Ziel ist die Wiedererlangung der weitestgehenden Selbstständigkeit im Alltag und eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität, wobei die pflegetherapeutischen Maßnahmen individuell auf jede Patientin und jeden Patienten abgestimmt werden.
Bereits die Grundpflege dient der Förderung von Eigeninitiative und Selbsthilfefähigkeit und wird mit spezialisierten Rehabilitationsmethoden kombiniert, die auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit neurologischen Beeinträchtigungen abgestimmt sind.
Im folgenden Text erfahren Sie, wie diese vielschichtige Therapie funktioniert, welche modernen Ansätze sie nutzt und wie sie Patient:innen auf ihrem Weg zurück in den Alltag begleitet.
Wie kann Neurorehabilitation Menschen wieder aktiv am Leben teilhaben lassen?
Die neurorehabilitative Pflege basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz, der darauf abzielt, Patient:innen in ihrer Selbstständigkeit zu fördern und ihnen eine größtmögliche Teilhabe am Alltag zu ermöglichen. Dabei steht nicht nur die Behandlung körperlicher Einschränkungen im Fokus, sondern auch die Stärkung kognitiver Fähigkeiten und sozialer Integration.
Was sind die Ziele und Phasen der Rehabilitation?
Ziel der Neurorehabilitation ist es, die Funktionen des täglichen Lebens (zum Beispiel Essen, Gehen, Anziehen) so weit wie möglich wiederherzustellen. Die Rehabilitation gliedert sich gemäß Sozialgesetzbuch IX in verschiedene Phasen, die sich nach der Erkrankungsschwere, dem Betreuungsbedarf und den individuellen Fortschritten der Patient:innen richten.
In der Phase B, der Frührehabilitation, liegt der Schwerpunkt auf der Stabilisierung des Gesundheitszustands und der ersten Mobilisierung. In den darauffolgenden Phasen (C und D) arbeiten die Patient:innen zunehmend eigenständig mit, wobei die Übungen immer spezifischer und alltagsorientierter werden.
Warum ist ein interdisziplinärer Ansatz so wichtig?
In der neurorehabilitativen Pflege spielt die Zusammenarbeit aller beteiligter Fachrichtungen eine zentrale Rolle. Pflegefachkräfte, Ärzt:innen, Therapeut:innen der Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie und Physikalischen Therapie sowie Mitglieder des Sozialdienstes arbeiten Hand in Hand für ein individuelles Behandlungskonzept. Diese enge Kooperation sorgt dafür, dass alle Aspekte der Gesundheits- und Lebenssituation berücksichtigt werden. So können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, die nicht nur körperliche, sondern auch psychologische und soziale Faktoren einbeziehen.
Wie beeinflussen Motivation und aktive Mitarbeit den Erfolg?
Antrieb und Motivation der Betroffenen sind Schlüsselfaktoren für den Rehabilitationserfolg. Aktivierende Pflege ermutigt dazu, Eigeninitiative zu ergreifen und selbstständig an der Genesung mitzuarbeiten. Dies stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern fördert auch die langfristige Selbstständigkeit. Unsere Fachkräfte begleiten die Patient:innen dabei, sich individuelle Ziele zu setzen und Schritt für Schritt daran zu arbeiten.
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Welche Therapien fördern gezielt die Genesung?
Die Aktivierende Pflegetherapie nutzt verschiedene spezialisierte Ansätze, um die motorischen Fähigkeiten nach neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfällen zu verbessern. Jede Methode ist darauf ausgelegt, spezifische Funktionen zu trainieren und die Selbstständigkeit zu fördern. Im Folgenden werden verschiedene Therapiekonzepte vorgestellt.
Wesentliche Behandlungskonzepte der aktivierenden Pflege in den Asklepios-Kliniken sind
- das Pflegekonzept nach Bobath
- die Lagerung in Neutralstellung (LiN)
- die Einübung von Bewegungsabläufen nach dem Kinaesthetics®-Konzept
- die Unterstützung der Wahrnehmung nach dem Konzept der Basalen Stimulation
- ein standardisiertes Kontinenzkonzept
Die Lagerungen nach dem Bobath-Konzept oder in Neutralstellung sind etablierte und validierte Behandlungskonzepte zur Besserung spastischer Lähmungen und zur Vorbeugung von Sehnenverkürzungen oder Druckgeschwüren.
Die basale Stimulation kommt bei schwer bewusstseinsgestörten Patient:innen zum Einsatz, um bereits frühzeitig die Körperwahrnehmung zu fördern und darüber hinaus eine grundlegende Kontaktfähigkeit herzustellen, um die Voraussetzungen für die weitere Rehabilitation zu schaffen. Hierbei können, individuell angepasst, auch spezielle Lagerungstechniken wie die pflegerische Versorgung mit formbaren Kissen („Packing“) eingesetzt werden. Auch Nestpflege oder Pflege in einem sogenannten Zeltbett kommen infrage.
Das Kinaesthetics®-Konzept verbessert Selbstständigkeit und Lebensqualität von Betroffenen, indem diese aktiv in ihre Bewegungsprozesse einbezogen werden. Gleichzeitig bietet es Pflegekräften und auch Angehörigen Werkzeuge, um ihre eigenen Bewegungen im Umgang mit den Betroffenen so einzusetzen, dass sie diese effektiv und schonend unterstützen können, ohne sich selbst zu überlasten.
Durch ein standardisiertes Kontinenzkonzept wird in Zusammenarbeit mit der Neuro-Urologie frühzeitig und regelmäßig die Indikation von Harnableitungen geprüft, Harnwegsinfekten vorgebeugt sowie durch entsprechendes Training eine eigenständige, kontinente Blasen- und Darmfunktion wiederhergestellt.
Wie unterstützen Roboter die Rehabilitation?
Roboterbasierte Therapiegeräte bieten eine wertvolle Unterstützung bei der frühen Mobilisation schwerstbetroffener Patient:innen. Die Kombination von einem Spezialbett, das mit einem fahrbaren Roboter gekoppelt werden kann, ermöglicht es den Patient:innen, gezielte Bewegungen durchzuführen, die sie alleine aufgrund von Bewegungs- und/oder Bewusstseinseinschränkungen nicht bewältigen könnten. Diese Geräte ermöglichen ein hochfrequentes, repetitives Training, das sowohl die Wachheit als auch die Atmung, die kognitiven Funktionen und die motorische Erholung fördert.
Die robotische Unterstützung erlaubt es, die Intensität der Therapie an die Behandlungsfortschritte individuell anzupassen und – wenn möglich – im Verlauf schrittweise zu steigern.
Wie kann langfristige Rehabilitation die Selbstständigkeit fördern?
Langfristige Rehabilitation in der Aktivierenden (neurorehabilitativen) Pflegetherapie zielt darauf ab, Patient:innen schrittweise zu einem selbstbestimmten Alltag zurückzuführen. Dabei spielen gezielte Strategien zur Förderung der Selbstständigkeit, die Verbesserung von Alltagskompetenzen sowie die Einbindung von Angehörigen und Gemeinschaftsressourcen eine zentrale Rolle.
Wie fördert gezielte Unterstützung die Selbstständigkeit?
Die langfristige Rehabilitation legt großen Wert darauf, Patient:innen darin zu unterstützen, alltägliche Aufgaben eigenständig zu bewältigen. Dazu zählen Aktivitäten wie das Ankleiden, Zubereiten von Mahlzeiten oder die Nutzung von Hilfsmitteln. Unsere Fachkräfte arbeiten eng mit den Patient:innen zusammen, um individuelle Fähigkeiten Schritt für Schritt zu stärken. Der Fokus liegt dabei auf praxisnahen Übungen, die die Betroffenen motivieren, eigenverantwortlich aktiv zu werden. Selbst einfache Fortschritte können dazu beitragen, das Selbstbewusstsein zu steigern und die Abhängigkeit von Hilfeleistungen zu reduzieren.
Warum sind Angehörige ein wichtiger Teil der Rehabilitation?
Angehörige spielen eine entscheidende Rolle im Rehabilitationsprozess. Gerade bei Patient:innen mit Defiziten, zum Beispiel eingeschränkter Kommunikation, Sprachstörungen oder kognitiven Störungen, sind sie die wichtigsten Ansprechpartner:innen, um Informationen über die Patientin oder den Patienten zu erhalten und diese in die Pflege einfließen zu lassen (etwa Lieblingsspeisen, Musikgeschmack, Fotos). Angehörige unterstützen nicht nur bei alltäglichen Aufgaben, sondern bieten auch emotionale Stabilität und Motivation. Um diese wichtigen Faktoren zu stärken, können sie in der Aktivierenden Pflege auf Wunsch gezielte Anleitungen und Schulungen erhalten und hierbei lernen, wie sie Patient:innen fördern können, ohne deren Eigenständigkeit zu beeinträchtigen. Regelmäßige Kommunikation zwischen den Fachkräften und den Angehörigen sorgt zusätzlich dafür, dass der Rehabilitationsprozess optimal auf die häusliche Umgebung abgestimmt wird.
Welche Rolle spielt die Gemeinschaft bei der Rehabilitation?
Gemeinschaftsressourcen und soziale Netzwerke sind essenziell, um Patient:innen langfristig in den Alltag zu integrieren. Lokale Gruppen, Selbsthilfeorganisationen und gemeindenahe Angebote, wie betreutes Wohnen oder Freizeitaktivitäten, bieten wertvolle Unterstützung. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann zudem helfen, Isolation zu vermeiden und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen. Unsere Fachkräfte beraten Patient:innen und Angehörige, wie sie diese Angebote nutzen können, um ein aktiveres Leben zu führen.
Warum ist kontinuierliche Therapie so wichtig?
Langfristige Fortschritte in der Rehabilitation erfordern eine regelmäßige und anhaltende Therapie. Ob durch ambulante Sitzungen, häusliches Training oder digitale Anwendungen – die kontinuierliche Arbeit an Beweglichkeit, kognitiven Fähigkeiten und Alltagskompetenzen ist entscheidend, um Erfolge zu sichern und weiter auszubauen. Hierzu erstellen unsere Fachkräfte individuelle Pläne, die flexibel an die Bedürfnisse und Fortschritte der Patient:innen angepasst werden.