Frühgeborene

Alles Wissenswerte über Frühchen

Frühgeborene

Bild: Mutter hält die Hand ihres neugeborenen Kindes.

Allgemein spricht man in der Medizin immer dann von einer Frühgeburt, wenn ein Kind vor der Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommt. Aber welche weiteren zeitlichen Einteilungen gibt es bei Frühgeburten? Welche Gründe kann es für eine Frühgeburt geben? Was kann die moderne Medizin tun, damit sich Frühgeborene trotz der zunächst herausfordernden Umstände so normal wie möglich entwickeln und mit maximaler Geborgenheit ins Leben starten können?

Antworten auf diese und weitere wichtige Fragen im Themenfeld Frühgeburt erhalten Sie auf dieser Seite. Was aber mindestens genauso wichtig ist: Sie erfahren mehr zu unseren umfassenden medizinischen und begleitenden Unterstützungsangeboten, damit Sie sich mit Ihrem Kind vor der Geburt, während Ihres Klinikaufenthaltes und nach dem Verlassen des Krankenhauses umfassend gut betreut und versorgt wissen können.

Es stimmt, eine Frühgeburt ist im Vergleich zu einer regulären Geburt immer mit zusätzlichen Herausforderungen verbunden. In unseren Perinatalzentren stehen moderne Medizin und individuelle Betreuung im Vordergrund, um frühgeborene Kinder bestmöglich zu versorgen und Eltern eng einzubeziehen.

Ab wann spricht man von einer Frühgeburt?

Eine Schwangerschaft dauert normalerweise 40 Wochen. Kommt das Kind vor der abgeschlossenen 37. Schwangerschaftswoche zur Welt, sprechen Ärzt:innen von einer Frühgeburt.

Zusätzlich gibt es bei den Frühgeburten weitere Unterteilungen:

  • 34+0 bis 36+6 SSW: späte Frühgeburt
  • 32+0 bis 33+6: moderate Frühgeburt
  • 28+0 bis 31+6: sehr frühe Frühgeburt
  • <28 SSW: extrem frühe Frühgeburt

Wichtig zu wissen: Etwa 8 bis 10 Prozent aller Kinder, die in Deutschland zur Welt kommen, werden zu früh geboren. Die meisten davon sind späte Frühgeborene, bei denen zwar eine erhöhte ärztliche Betreuung notwendig ist, aber in der Regel keine intensivmedizinische Versorgung. Etwa zwei Drittel aller Frühgeburten setzen spontan ein. Das bedeutet, es kommt zu früh zu Wehen und zum Abgang des Fruchtwassers. Es gibt jedoch auch mögliche medizinische Gründe für ein aktives ärztliches Herbeiführen einer Frühgeburt. Hierzu gehören insbesondere Schwangerschaftskomplikationen wie das HELLP-Syndrom, die ohne diese Maßnahme eine akute Gefahr für das Leben der Mutter, des Kindes oder für beide darstellen würden.

Welche Risikofaktoren machen eine Frühgeburt wahrscheinlicher?

Wenn sich ein Frühchen ankündigt, ist nicht immer offensichtlich, was die Ursache für die Frühgeburt ist. Es gibt jedoch Risikofaktoren, die eine Frühgeburt wahrscheinlicher machen.

Zu den Risikofaktoren beziehungsweise möglichen Ursachen zählen:

  • akute oder chronische Erkrankungen der Mutter wie Infektionen, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Veränderungen der Gebärmutter und des Mutterkuchens, eine Präeklampsie und deren Komplikationen wie das HELLP-Syndrom
  • ein sehr junges oder sehr hohes Alter der werdenden Mutter
  • eine Mehrlingsschwangerschaft
  • frühere Fehl- oder Frühgeburten
  • ausgeprägtes Unter- oder Übergewicht der Mutter
  • Nikotin- und Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, Drogenkonsum
  • starke psychische Belastungen in der Schwangerschaft
  • Fehlbildungen des Fötus, Störungen im Wachstum und Lageanomalien

Gut zu wissen: Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt erfasst individuelle Risikofaktoren, insbesondere über gezielte Befragungen (Anamnese) und die Untersuchungen innerhalb der Schwangerschaftsvorsorge. Solche Faktoren erhöhen zwar das Risiko für eine Frühgeburt. Fakt ist aber auch, dass Frühgeborene heute medizinisch so umfassend versorgt werden können, dass die Überlebensrate und eine normale Entwicklung insbesondere bei den späten Frühgeburten sehr hoch sind. Allgemein gilt: Je näher eine Frühgeburt am regulären Geburtstermin stattfindet, desto höher ist die Überlebenschance des Kindes und die Chance auf eine normale Entwicklung.

Welche Möglichkeiten gibt es, das Frühgeburt-Risiko zu senken?

Es ist völlig normal, dass ein festgestelltes erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt werdende Mütter verunsichert und auch Sorgen bereitet. Aber das konkrete Wissen um die persönlichen Risiken kann bei aller Belastung auch einen Weg eröffnen: In der Zusammenarbeit mit ihren Ärzt:innen und ihrer Hebamme können betroffene Frauen gezielte Maßnahmen ergreifen, um besser mit dem erhöhten Risiko umzugehen und so möglicherweise auch das persönliche Risiko zu senken.

Hier finden Sie einige Punkte, die dabei wichtig sind und helfen können:

  • Das A und O ist eine gute Betreuung durch ärztliches Fachpersonal und die Hebamme. Wird eine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft eingestuft (z. B. wegen des Alters der werdenden Mutter von über 35 Jahren bei Erstgebärenden), werden zur Sicherheit von Mutter und Kind zusätzliche Untersuchungen durchgeführt. Gerade bei Frauen, die in einer vorherigen Schwangerschaft bereits eine Früh- oder Fehlgeburt erlebt haben, kann in Absprache mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt eine medizinische Betreuung in einem Perinatalzentrum sinnvoll sein. Fragen Sie uns gerne direkt danach: Unser Fachpersonal berät Sie gerne zu Ihren vielfältigen medizinischen Möglichkeiten bei Asklepios.
  • Bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus gilt: Ist eine Schwangerschaft geplant, sollte die chronische Erkrankung bereits davor ganzheitlich behandelt werden und gut stabilisiert sein – im Falle von Diabetes der Blutzuckerspiegel also gut eingestellt sein.
  • Intimhygiene: Infektionen im Genitalbereich können ein Risiko darstellen. Deshalb werden sie in der Vorsorge regelmäßig kontrolliert und – falls nötig – behandelt.
     

Stress kann ein Risikofaktor sein – deshalb bieten wir Unterstützung an, damit Sie Entlastung finden können.

Psychosoziale Beratung und mehr

Bei Asklepios erhalten Sie psychosoziale Beratung und weitere Unterstützungsangebote, die Sie während Ihres Klinikaufenthaltes und darüber hinaus auch in Ihrem häuslichen Umfeld kostenfrei in Anspruch nehmen können. Übergeordnetes Ziel dieser Angebote ist es, (werdende) Eltern in herausfordernden Phasen der Schwangerschaft und nach der Geburt emotional zu entlasten und bestmöglich zu unterstützen. Fragen Sie in Ihrer Geburtsklinik nach konkreten Angeboten – Ihr Fachpersonal von Asklepios ist gerne für Sie da.

Wie werden Frühgeborene bei Asklepios betreut?

Die neonatologischen Intensivstationen bei Asklepios verfügen über alle fachärztlichen Kompetenzen, über die moderne medizintechnische Ausrüstung und über ein ganzheitlich orientiertes Betreuungskonzept, das größtmögliche Nähe der Eltern zu ihrem frühgeborenen Kind gewährleistet. Insgesamt setzen wir in der Versorgung frühgeborener Kinder auf eine bedürfnisorientierte, entwicklungsfördernde Betreuung, die – wann immer nötig – um modernste medizinische Technologien ergänzt wird.

Eine besonders intensive medizinische Betreuung, etwa mit Atemunterstützung und Sondenernährung, ist bei sehr früh und bei extrem früh Frühgeborenen notwendig, um die Entwicklung des Kindes außerhalb des Mutterleibes optimal zu unterstützen.

Das eigene Kind in einem Brutkasten (Inkubator) zu sehen, ist für Eltern keine Situation, die sie sich so gewünscht haben. Aber auch in dieser Situation gibt es viele Mittel und Wege, die Verbindung zwischen Eltern und Kind – das sogenannte Bonding – zu unterstützen. Denn moderne Medizin, maximale Sicherheit für das Kind und größtmögliche Geborgenheit sind miteinander vereinbar, auch wenn die Umstände dies nicht immer einfach machen.

Unser Team kümmert sich mit viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen darum, diese Vereinbarkeit herzustellen:

  • Wir vertrauen auf die „Wunderkräfte“ der Eltern: Die Nähe und Fürsorge der Eltern sind eine wichtige Kraftquelle für ihr Kind. Deshalb fördern wir den direkten Hautkontakt, z. B. durch die Känguru-Methode.
  • Der Inkubator hat neben seiner medizinischen Funktion auch die Funktion eines Schutzraums für das Kind, von dem wir unangenehme Sinneseindrücke möglichst fernhalten. Zudem respektieren wir bei allen notwendigen medizinischen Maßnahmen wie Kontrollen und Untersuchungen den Schlaf-Wach-Rhythmus des Kindes.
  • Sobald das Kind trinken kann und auch anderweitig nichts dagegen spricht, erhält es Muttermilch. Denn diese liefert naturgemäß die beste Konzentration an Nährstoffen, die das Kind für seine weitere Entwicklung benötigt. Hier ist nicht zuletzt eine gesunde Entwicklung der Darmflora (des Mikrobioms) zu nennen, die vor allem für das Immunsystem wichtig ist und die durch die Muttermilch aktiv gefördert wird.
  • Für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt erhalten Eltern frühzeitig eine umfassende Beratung und Anleitung, wie sie den besonderen Bedürfnissen ihres Kindes auch zu Hause gerecht werden können. Auch der Unterstützungsbedarf (sozialmedizinische Nachsorge) wird dabei besprochen und gegebenenfalls in die Wege geleitet.

Zusammengefasst geht es unseren Teams in den Geburtskliniken und Perinatalzentren darum, sowohl den frühgeborenen Kindern als auch ihren Eltern den Start ins gemeinsame Familienleben so leicht wie möglich zu machen und mit der medizinischen Versorgung eine gute Ausgangsbasis für das weitere Leben des Kindes zu schaffen. Das gilt nicht nur für die medizinische Versorgung in den Wochen nach der Frühgeburt, sondern auch für die regelmäßigen Untersuchungen in den ersten Lebensmonaten und -jahren.

Deshalb bieten wir für frühgeborene Kinder und ihre Eltern nach der Entlassung aus der stationären Behandlung eine ambulante Weiterbetreuung an. Diese erfolgt im sogenannten korrigierten Alter von etwa 3, 6, 12, 18 und 24 Monaten durch ein erfahrenes Team und wird unter anderem mittels eines standardisierten Entwicklungstests (Bayley III) durchgeführt.

Grundsätzlich gilt: Auch Kinder, die deutlich vor dem regulären Geburtstermin zur Welt gekommen sind, können später ein normales Leben mit guter Lebensqualität führen. Jedoch sind Entwicklungsstörungen und -verzögerungen bei ihnen häufiger als bei Kindern, die später frühgeboren wurden. Umso wichtiger ist die Früherkennung von Entwicklungsstörungen und -verzögerungen, damit frühzeitig geeignete medizinische Maßnahmen und Fördermaßnahmen definiert und eingeleitet werden können.

Als Eltern eines frühgeborenen Kindes sind Sie nicht alleine – unsere erfahrenen und einfühlsamen Fachkräfte stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

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