Familientherapie

Alles Wissenswerte über Familientherapie

Systemische Familientherapie

Familien können im Laufe des Lebens vor vielfältige Herausforderungen gestellt werden: Konflikte, Kommunikationsprobleme oder einschneidende Ereignisse wie Scheidungen und Trauerfälle können das Zusammenleben enorm belasten. In solchen Situationen bietet die Familientherapie wertvolle Unterstützung. Diese Form der Therapie bezeichnet man auch als systemische Therapie, denn es geht nicht nur um die individuellen Belastungen eines einzelnen Menschen, sondern um die gesamte Familie als dynamisches System. So lassen sich belastende Muster in den Beziehungen erkennen, neue Perspektiven entwickeln und gemeinsam Lösungen erarbeiten.

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie mehr über die vielseitigen Anwendungsbereiche der Familientherapie, welche Methoden dabei zum Einsatz kommen und wie sie dazu beitragen kann, Beziehungen zu stärken und Familien wieder näher zusammenzubringen.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Familie Unterstützung benötigt, zögern Sie nicht, sich an unsere Expert:innen zu wenden. Sie sind mit Empathie und großer Erfahrung für Sie da.

Wann kann Familientherapie helfen?

Dass es in Familien zu Konflikten kommt, ist nicht ungewöhnlich. Manchmal aber nehmen solche Konflikte überhand oder es treten schwerwiegende Krisen auf. Eine Familientherapie kann eine wertvolle Unterstützung sein, um solche Situationen zu meistern, seien es Kommunikationsprobleme, ungelöste Streitigkeiten oder belastende Übergangsphasen wie Scheidungen, Trauerfälle oder der Auszug der Kinder. Die Therapie bietet hier den Familienmitgliedern einen sicheren Raum, um Belastungen und Spannungen zu erkennen, anzusprechen und zu verarbeiten.

Auch wenn ein einzelnes Mitglied der Familie psychische Probleme hat, zum Beispiel unter Depressionen, Essstörungen oder Angststörungen leidet, kann die Familientherapie eine wichtige Rolle spielen. Denn oft stehen solche Schwierigkeiten in einem engen Zusammenhang mit den Beziehungen innerhalb der Familie. Die Therapie ermöglicht es, diese Zusammenhänge zu verstehen und gemeinsam Strategien zu entwickeln, die sowohl die betroffene Person als auch die gesamte Familie unterstützen. Dabei geht es niemals um Schuldzuweisungen. Vielmehr arbeiten Familienmitglieder und Therapeut:innen gemeinsam daran, belastende Muster zu durchbrechen und ein harmonischeres Miteinander zu erreichen.

Wie arbeitet Familientherapie und welche Methoden kommen zum Einsatz?

Die Familientherapie basiert auf einem systemischen Ansatz, der die Familie als ein Netzwerk von Beziehungen und Kommunikationsmustern betrachtet und Probleme als Ausdruck des Zusammenspiels innerhalb des Familiensystems versteht. Die Aufgabe der Therapeut:innen ist es, die betroffenen Familien dazu anzuregen, eingefahrene Muster zu hinterfragen und ihre eigenen Mittel zu nutzen und neue Wege des Miteinanders zu finden.

Welche Techniken helfen, Beziehungen zu verstehen?

Ein zentraler Bestandteil der systemischen Familientherapie ist die visuelle Darstellung von Beziehungen. Mithilfe eines Genogramms, einer Art „Familienstammbaum“, können Familienmitglieder Verbindungen, Konflikte und wiederkehrende Muster über mehrere Generationen hinweg nachvollziehen. Diese Methode macht nicht nur deutlich, wie familiäre Dynamiken entstanden sind, sondern zeigt auch mögliche Ansätze für Veränderungen auf.

Eine weitere Methode ist die sogenannte Familienskulptur, bei der die Beziehungen innerhalb der Familie räumlich dargestellt werden. Familienmitglieder werden dabei von einer Person so im Raum positioniert, wie sie die Beziehungen erlebt – beispielsweise nahe zusammenstehend bei enger Bindung oder mit Abstand bei Konflikten. Diese Darstellung fördert ein tieferes Verständnis für die Dynamik innerhalb der Familie und ermöglicht es, alternative Sichtweisen zu entwickeln.

Wie kann Familientherapie Beziehungen stärken?

Familientherapie fördert eine offene und respektvolle Kommunikation, die oft der Schlüssel zur Lösung von Konflikten ist. Denn in vielen Familien entstehen Missverständnisse, weil Gefühle und Bedürfnisse unausgesprochen bleiben oder falsch interpretiert werden. Unsere Therapeut:innen wenden gezielte Fragetechniken an, um diese Barrieren abzubauen. Dazu zählen die sogenannten zirkulären Fragen: Anstatt jemanden direkt zu befragen, wird ein anderes Familienmitglied zu seiner Meinung dazu befragt, was die Person denkt, fühlt oder in einer bestimmten Situation tun würde. Solche Fragetechniken regen Familienmitglieder dazu an, ihre Perspektiven zu teilen, neue Blickwinkel zu erlangen und die Sichtweisen der anderen besser zu verstehen. Das Ziel ist, dass Familien Verhaltensmuster selbst erkennen, anstatt sie erklärt zu bekommen. So kann ein gemeinsames Verständnis der Familiensituation erlangt werden.

Darüber hinaus vermitteln Familientherapeut:innen Strategien zur Konfliktlösung. Etwa durch das sogenannte Reframing, auch „Umdeutung“ oder „Neurahmung“ genannt. Dabei werden die Betroffenen angeregt, problematische Situationen in einem neuen, positiven Licht zu betrachten. So lässt sich zum Beispiel die Aussage „Meine Tochter ist immer so stur und gibt Widerworte“ in „Meine Tochter hat ihren eigenen Willen und verteidigt ihn auch“ umdeuten. Reframing hilft Familien, Muster anders zu verstehen und konstruktiver miteinander umzugehen. Diese neue Perspektive ermöglicht es der Familie, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, ohne Schuldzuweisungen vorzunehmen.

Wie zeigen sich die Erfolge der Familientherapie?

Die Familientherapie hat sich bei der Entwicklung von Problemlösungskompetenzen als besonders effektiv erwiesen. Studien belegen, dass Familien, die sich aktiv mit ihren Herausforderungen auseinandersetzen, langfristig stabilere Beziehungen und ein höheres Maß an Zufriedenheit erreichen. Familien können in der Therapie lernen, gemeinsam Entscheidungsprozesse zu gestalten und Kompromisse zu finden, statt Konflikte eskalieren zu lassen. Solche Lernerfolge helfen nicht nur, bestehende Probleme zu bewältigen, sondern stärken auch die Resilienz der Familien für zukünftige Herausforderungen.

Welche praktischen Aspekte sollten Sie vor einer Familientherapie bedenken?

Wie lange eine Therapiesitzung dauert und wie oft solche Sitzungen stattfinden, richtet sich nach den Bedürfnissen der betroffenen Familie. Meist veranschlagen Therapeut:innen für eine Sitzung zwischen 60 und 90 Minuten, und befürworten gerade zu Beginn der Therapie engere Abstände, etwa alle zwei bis vier Wochen. Je weiter die Therapie fortgeschritten ist und je mehr sich der Familienalltag positiv verändert, desto größer kann der Abstand zwischen den Sitzungen werden. Diese Flexibilität ermöglicht es den Familien, die Therapie gut in ihren Alltag zu integrieren, auch wenn mehrere Mitglieder teilnehmen und die Termine aufeinander abstimmen müssen.

Wie werden Kosten und Versicherungen in der Familientherapie geregelt?

Eine Familientherapie zählt nicht zur Psychotherapie. Einige Krankenkassen übernehmen einen Teil der Kosten deshalb meist nur, wenn ein Familienmitglied an einer psychischen Erkrankung leidet und diese auch ärztlich diagnostiziert wurde. Es empfiehlt sich deshalb, frühzeitig mit der Krankenkasse zu klären, ob überhaupt und welchen Teil der Kosten sie übernimmt.

Die Kosten für eine Familientherapie variieren je nach Qualifikation der Fachkräfte und Sitzungsdauer. Oftmals liegen die Preise pro Sitzung zwischen 100 und 300 Euro. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, bei Fachkräften in Ausbildung günstigere Konditionen zu erhalten.

Wenn Sie wissen möchten, welche Möglichkeiten der Unterstützung Sie als Familie haben, sprechen Sie uns gerne an. Die Spezialist:innen bei Asklepios stehen Ihnen gerne zur Seite.