Verschluss der Halsschlagader (Carotis)

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, die 3. häufigste Todesursache in Deutschland und häufigste Ursache von Behinderungen im Erwachsenenalter. 200.000 Menschen sind davon jährlich in Deutschland betroffen. Eine häufige Schlaganfallursache stellt die sogenannte Carotisstenose, also eine Verengung der Halsschlagader dar.

Was ist eine Carotisstenose?

Die Schlagadern bestehen aus drei Schichten wie eine Zwiebelschale. Dabei ist die Innenschicht (die sogenannte Intima) im gesunden Zustand völlig glatt, damit sich dort keine Blutgerinnsel bilden können.
Bei der Gefäßverkalkung wächst ein Pilz aus Kalk, ein sogenannter Plaque, in der Gefäßmittelschicht und engt das Gefäßinnere (Lumen) im Laufe der Zeit immer weiter ein. Je größer er wird, und je mehr die daraus resultierende Enge (Stenose) der Ader zunimmt, desto stärker drückt er gegen die Innenschicht, die dann unter dem Druck des Plaques einreißt.
Das ehemals glatte Gefäßinnere ist nun rau und es kommt der teils krümelige Plaque an die Oberfläche. Jetzt können sich Gerinnsel an der Gefäßwand bilden oder es lösen sich Anteile des krümeligen Materials und verstopfen kleine Gefäße im Gehirn, so kann ein Schlaganfall ausgelöst werden.
Je nach betroffener Hirnregion sind die Auswirkungen unterschiedlich, von vorübergehenden Ausfallerscheinungen (sogenannten TIAs), die Minuten bis Stunden anhalten können, bis hin zu massiven Schlaganfällen. Neben Lähmungen und Gefühlsstörungen können auch Sprachstörungen, Sehstörungen, Gleichgewichtsstörungen, Bewusstlosigkeit oder heftiger Kopfschmerz auftreten. Allerdings muss nicht jede hochgradige Enge der Halsschlagader zwangsläufig zu einem Schlaganfall führen - durch regelmäßige Kontrollen kann das Risiko jedoch erheblich minimiert werden.
 

Diagnose und Therapie

carotis

Auch bei noch nicht sehr ausgeprägten Stenosen sollte eine regelmäßige Kontrolle mit Ultraschall und auch eine medikamentöse Therapie mit Aspirin oder Clopidogrel (sogenannten Thrombocytenaggregationshemmern) und einem Fettsenker (in der Regel ein sogenanntes Statin) erfolgen.
Eine Ultraschallkontrolle (Duplex) der Halsschlagadern ist auch immer dann sinnvoll, wenn bereits Engen der Herzkranzgefäße oder der Beinschlagadern bekannt sind.
Ab einem höheren Engegrad ist dann je nach individuellem Risiko eine Operation oder ein Stent zu empfehlen, um so dem Schlaganfallrisiko entgegen zu wirken. Generell empfiehlt man einen Eingriff ab einer Verengung von 70%, bei Engen, die bereits Symptome ausgelöst haben, schon ab 50%.

Da ein operativer Eingriff auch Risiken birgt, fällen wir die Entscheidung zu einer Operation immer sorgfältig unter Betrachtung aller Faktoren in unseren interdisziplinären Fallkonferenzen, die wir in enger Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen Anästhesie, Radiologie und Neurologie regelmäßig abhalten. Diese führen neben den hohen Fallzahlen zu den hervorragende Ergebnissen unseres Carotiskompetenzzentrums.

Operation

Die Operation kann in Regionalanästhesie oder in Vollnarkose erfolgen. Bei dem Eingriff wird über einen Längsschnitt an der entsprechenden Halsseite der Plaque wie eine „Zwiebelschale“ aus der Gefäßwand so ausgeschält, dass nur die ganz glatte Außenschicht stehen bleibt. Um das Gefäß an der betroffenen Stelle zusätzlich und nachhaltig zu erweitern, nähen wir einen Flicken (einen sogenannten Patch) in die eröffnete Gefäßvorderwand ein.
Um die Durchblutung des Gehirnes während der Operation zu gewährleisten, verwenden wir in der Regel ein Plastikröhrchen (einen sogenannten Shunt), das während der Abklemmphase als Gefäßumleitung in die Ader eingelegt und am Ende der Operation wieder entfernt wird. Das gewährleistet die höchstmögliche Sicherheit der Hirndurchblutung während des Eingriffs.

 
Der wache Patient bleibt für eine Nacht auf einer Überwachungsstation unter Beobachtungen und wird am Morgen des Folgetages bereits auf die Normalstation verlegt. In der Regel erfolgt die Entlassung bereits 3 Tage nach dem Eingriff.

Stent-Implantation

Die Stentimplantation kommt leitliniengrecht weniger häufig zur Anwendung. Es gibt definierte Kriterien, die diesen Eingriff begründen. Er erfolgt per Katheter über Punktion der Leistenschlagader in örtlicher Betäubung in unserem Hybrid OP mit seiner hochmodernen Röntgeneinheit. Auch hier ist eine Überwachung auf einer Monitorstation bis zum Folgetag die Regel. Eine Belastung der Leisten (wie z.B. Kniebeugen oder Fahrradfahren) sollte in den nächsten 14 Tagen unterlassen werden.

Ist bereits ein Schlaganfall mit Verschluss der Halsschlagadern aufgetreten, kann eine sofortige notfallmäßige Entfernung der Gerinnsel mit Kathetertechnik ein erfolgreiches Therapiekonzept sein. Hierbei wird mit einem über die Leistenschlagader eingeführten Katheter das Gerinnsel (Thrombus) entfernt und/oder mit einer Lyse (medikamentöse Auflösung der Gerinnsel über einbringen eines Lösemittels per Katheter) aufgelöst. Ggf. sind nach Behebung der Akutsituation weitere Maßnahmen wie Operation oder Stentimplantation erforderlich.

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