Asklepios Klinik St. Georg

Molekulare Therapie

Alles Wissenswerte über molekulare Therapie

Präzisionsmedizin in der modernen Krebsbehandlung

Die Verbesserung der molekularpathologischen Diagnostik in den letzten Jahren, die eine viel besseres Verständnis der biologischen Vorgänge einer Tumorerkrankung mit sich gebracht hat, hat zur Entwicklung der Zielgerichteten Therapie geführt – und dadurch die Behandlung von Tumorerkrankungen grundlegend verändert. Im Gegensatz zur klassischen Chemotherapie oder Strahlentherapie greifen diese innovativen Behandlungsmethoden gezielt in die biologischen Prozesse von Krebszellen ein. Sie nutzt spezifische genetische Veränderungen oder Oberflächenmerkmale, die nur in Tumorzellen vorkommen, um ein Fortschreiten der Krankheit zu stoppen. Das gesunde Gewebe wird weitgehend geschont. Dadurch ist die Molekulare Therapie verträglicher als andere Behandlungen.

In den folgenden Abschnitten geben Ihnen Expert:innen von Asklepios einen umfassenden Einblick in die Funktionsweise, Anwendungsgebiete und Chancen der Molekularen Therapie. Sie erfahren, bei welchen Krebserkrankungen sie eingesetzt wird und welche Herausforderungen die Behandlung mit sich bringt.

Wenn Sie mehr über die Möglichkeiten der Zielgerichteten Therapie erfahren möchten, stehen Ihnen unsere Fachkräfte beratend zur Seite. Unsere Onkolog:innen klären in einem persönlichen Gespräch, ob die Behandlungsmethode bei Ihrer Erkrankung sinnvoll zum Einsatz kommen kann. Stellen Sie jederzeit alle Ihre Fragen – wir möchten, dass Sie sich bei uns stets bestmöglich informiert und aufgehoben wissen können.

Wie unterscheidet sich die Zielgerichtete Therapie von klassischen Behandlungen?

Die Zielgerichtete Therapie basiert auf der Erkenntnis, dass Krebszellen häufig über bestimmte biologische Faktoren, wie genetische Mutationen, oder Oberflächenmarker, verfügen, die sie von gesunden Zellen unterscheiden. Sie nutzt dieses Wissen, um Tumorzellen gezielt anzugreifen.

Im Mittelpunkt stehen dabei Strukturen oder Prozesse, die für das Wachstum und Überleben von Tumorzellen entscheidend sind. Dazu gehören unter anderem Rezeptoren auf der Zelloberfläche, Signalwege im Zellinneren oder Botenstoffe, die das Tumorwachstum fördern. Die Antikrebsmittel blockieren oder hemmen diese Schlüsselfunktionen und unterbrechen so das Wachstum von Krebszellen. Solche gezielten Interventionen reduzieren nicht nur die Nebenwirkungen, sondern erhöhen auch die Wirksamkeit der Behandlung.

Voraussetzung ist, dass die Krebszellen der Patient:innen passende molekularpathologische Merkmale aufweisen. Daher ist die ausführliche molekularpathologische Diagnostik der Krebszellen und des Tumorgewebes erforderlich: nur wenn diese Strukturen oder genetischen veränderungen nachweisbar sind, ist ein Einsatz dieser Krebsmedikamente sinnvoll. 

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Wie wirken Zielgerichtete Therapien auf Zellebene?

Zentrales Ziel der Antikrebsmittel sind molekulare Strukturen und Signalwege, die in Krebszellen krankhaft verändert oder überaktiviert sind.

Ein Schlüsselmechanismus ist die Interaktion mit Rezeptoren auf der Zelloberfläche. Diese Rezeptoren sind bei Tumorzellen oft in übermäßiger Anzahl oder Funktion vorhanden. Sie empfangen Wachstumssignale und geben sie ins Zellinnere weiter, wo sie die Zellteilung anregen. Ein prominentes Beispiel sind die epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptoren (wie EGFR., oder HER2). Einige Krebszellen nutzen diese zur beschleunigten Zellteilung. Die Zielgerichtete Therapien – wie monoklonale Antikörper - blockieren entweder den Rezeptor selbst oder verhindert, dass Wachstumsfaktoren ihn aktivieren. Dadurch unterbricht sie die Weiterleitung von Signalen, die das Tumorwachstum fördern. Zudem machen sie die Tumorstrukturen für das Immunsystem sichtbar.

Eine neue Weiterentwickung der minoklonalen Antikörper sind Antibody-Drug-Conjugates (ADC): Diese Antikörper tragen noch Chemotherapie-Moleküle mit sich, und schädigen die Tumorzelle nicht nur durch die Rezeptorblockade, sondern auch durch die so an den Zielort „mitgebrachte“ Chemotherapie direkt.

Neben der Zelloberfläche zählen auch die Signalwege im Inneren der Zelle zu den zentralen Angriffspunkten. Diese Signalwege, auch als Signalkaskaden bezeichnet, leiten Wachstumsanweisungen vom Rezeptor an den Zellkern weiter. Dort werden Gene aktiviert, die für die Zellteilung und das Überleben der Krebszelle verantwortlich sind. Häufig sind diese Signalwege bei Tumorzellen verändert oder überaktiv: ist dieser Weg dauerhaft eingeschaltet, kann es zu einem unkontrollierten Wachstum führt. Eine Zielgerichtete Therapie hemmt bestimmte Proteine in diesen Kaskaden, um das Wachstum der Tumorzellen zu stoppen. Beispiele für solche Hemmstoffe sind Kinase-Inhibitoren, die Enzyme blockieren, die für die Signalweiterleitung notwendig sind.

Möglich wurde die Entwicklung Zielgerichteter Therapien durch technologische Fortschritte in der Genetik und Molekularbiologie. Mit modernen Analysemethoden, wie der DNA-Sequenzierung, können Spezialist:innen (Molekularpathologen) genetische Mutationen, die für das Tumorwachstum verantwortlich sind, präzise identifizieren. Anschließend setzen sie passende Medikamente ein, die genau diese Mutationen angreifen.

Die molekulare Pathologie analysiert das Tumorgewebe auf molekularbiologischer Ebene, damit der Einsatz solcher Behandlungen individuell auf die Patient:innen abgestimmt werden kann. Das ermöglicht es unseren Fachkräften, den Krebs gezielt zu bekämpfen und die Nebenwirkungen zu reduzieren.

Für welche Erkrankungen eignet sich die Zielgerichtete Therapie?

Unsere Onkolog:innen setzen Zielgerichtete Therapien bei einer Vielzahl von Krebserkrankungen ein, darunter häufige Tumorarten wie Lungenkrebs, Brustkrebs oder Darmkrebs. Sie zeigt aber auch bei selteneren Tumorerkrankungen vielversprechende Ergebnisse, darunter maligne Melanome (schwarzer Hautkrebs) oder bestimmte Lymphome. Grundsätzlich kann diese Behandlungsmethode jedoch nur angewendet werden, wenn spezifische molekulare Merkmale im Tumor vorhanden sind.

Welche Chancen und Herausforderungen bietet die Zielgerichtete Therapie?

Zu den größten Vorteilen der Zielgerichteten Therapie gehört ihre Zielgenauigkeit. Sie fokussiert sie sich auf spezifische molekulare Schwachstellen der Tumorzellen. Das wirkt sich positiv auf die Heilungsaussichten und die Lebensqualität der Patient:innen aus. Bei Krebserkrankungen mit bekannten genetischen Mutationen oder Oberflächenmarkern zeigt sich die hohe Effektivität dieser Therapieansätze.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit, Krebserkrankungen langfristig zu kontrollieren. Dank der Zielgerichteten Therapie kann der Krebs in einigen Fällen von einer akuten Bedrohung in eine chronisch behandelbare Erkrankung überführt werden. Diese Entwicklung gibt vielen Patient:innen Hoffnung auf ein längeres Leben, bessere Planbarkeit und weniger Einschränkungen.

Trotz der insgesamt guten verträglichkeit können Zielgerichtete Therapien Nebenwirkungen verursachen. Hautreaktionen, erhöhter Blutdruck oder Magen-Darm-Beschwerden sind mögliche Begleiterscheinungen, die individuell unterschiedlich stark ausfallen. Antobody- Drug-Conjugates (ADC) als neue Substanzklasse, die zunehmend bei vielen Tumorarten eingesetzt wird, kann auch schwere Lungenerkrankungen auslösen. Und die Langzeitwirkungen solcher Behandlungen sind noch nicht vollständig erforscht.

Eine weitere Herausforderung sind die hohen Kosten. Die molekulargenetischen Tests zeigen häufig Therapiemöglichkeiten auf, die keine entsprechende Zulassung besitzen. Dadurch besteht für die Krankenkassen erst einmal keine Verpflichtung, die entstehenden Kosten zu übernehmen. Häufig liegen für die oft sehr teuren Medikamente noch keine großen wissenschaftlichen Studien für die spezifische Tumorerkrankung vor. In diesem Fall muss die Kostenübernahme individuell bei der Krankenkasse beantragt werden. Unsere Fachkräfte unterstützen Sie gerne dabei.

Die medizinische Forschung arbeitet daran, die Wirksamkeit und Sicherheit Molekularer Therapien weiter zu verbessern. Neue Erkenntnisse tragen dazu bei, die Bandbreite an Zielstrukturen zu erweitern und Behandlungen für eine größere Zahl von Patient:innen verfügbar zu machen. Ob eine Zielgerichtete Therapie für Sie in Frage kommt, klären unsere Spezialist:innen gerne in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen. Gemeinsam finden Sie die für Sie bestmögliche Vorgehensweise.