Fiberoptische endoskopische Evaluation bei schweren Schluckstörungen (FEES)
Diagnostik bei der Analyse von Dysphagie
Fiberoptische endoskopische Evaluation bei schweren Schluckstörungen (FEES)

Schluckstörungen, auch als Dysphagie bekannt, können das Leben von Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Wenn Nahrung oder Flüssigkeit nicht mehr sicher vom Mund in den Magen transportiert werden können, drohen ernsthafte Folgen wie Mangelernährung oder das Risiko einer Aspiration, d. h. Speisen oder Flüssigkeiten gelangen in die Atemwege.
Hier kommt die fiberoptische endoskopische Diagnostik ins Spiel, die es ermöglicht, den Schluckvorgang in Echtzeit zu analysieren und dabei auch kleinste Abweichungen sicher zu erkennen. Dieses Verfahren, oft mit dem Kürzel FEES bezeichnet, bietet eine präzise und schonende Möglichkeit, die Ursachen schwerer Schluckstörungen zu diagnostizieren und gezielte Therapien zu planen. Sie dient der diagnostischen Einordnung von Schluckstörungen, die allein durch klinische Diagnostik nicht identifiziert werden können.
Hierzu kommt ein dünnes, durch die Nase eingeführtes Endoskop (röhrenförmiges Sichtinstrument) zum Einsatz. Bei Patient:innen mit einer Trachealkanüle wird die Untersuchung meist durch die Betrachtung des Kehlkopfs von der Luftröhre aus ergänzt.
In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, wie die fiberoptische endoskopische Diagnostik funktioniert, für welche Krankheitsbilder sie besonders geeignet ist und welche Vorteile sie bietet.
Wie funktioniert die fiberoptische Schluckdiagnostik?
Die FEES ist ein bildgebendes Verfahren, das in Echtzeit den Schluckvorgang sichtbar macht. Es handelt sich um eine nicht-invasive Methode, die speziell für die präzise Analyse von Schluckstörungen entwickelt wurde. Durch den Einsatz moderner Technologie erlaubt FEES eine detaillierte Darstellung der am Schluckakt beteiligten Strukturen und ihrer Funktion.
Ein Blick in den Schluckvorgang – Schritt für Schritt
Der Ablauf einer FEES beginnt mit der Einführung eines dünnen, flexiblen Endoskops durch die Nase. Dieser Zugang ist minimal belastend und benötigt keine speziellen Vorbereitungen oder Betäubungen, was den Eingriff gut verträglich macht. Das Endoskop wird vorsichtig in den Rachenbereich vorgeschoben, sodass die relevanten anatomischen Strukturen wie der Kehlkopf, die Stimmlippen und der Eingangsbereich zur Speiseröhre optimal sichtbar sind.
Während der Untersuchung wird der Schluckakt in verschiedenen Situationen analysiert. Patient:innen schlucken dabei Speichel, Flüssigkeiten, Breikost oder feste Nahrung unterschiedlicher Konsistenzen, die oft mit Lebensmittelfarben eingefärbt werden. Diese Farbstoffe erleichtern es den Untersuchenden, den Ablauf des Schluckakts und mögliche Störungen genau zu erkennen. Die Echtzeitaufnahmen ermöglichen es, Dysfunktionen wie Penetration (das Eindringen von Nahrung in den Kehlkopf) oder Aspiration (das Eindringen von Nahrung in die Luftröhre) exakt zu dokumentieren.
Die Technologie hinter FEES
Das Herzstück der Untersuchung ist das flexible Endoskop, das mit einer hochauflösenden Kamera ausgestattet ist. Diese Kamera überträgt die Bilder direkt auf einen Monitor, sodass die Untersuchenden den Schluckakt live verfolgen und bewerten können. Zusätzlich sorgt eine leistungsstarke Lichtquelle für eine klare Ausleuchtung der untersuchten Bereiche. Die durch dieses Verfahren gewonnenen Bilder und Videos werden für weitere Analysen gespeichert und ermöglichen eine fundierte diagnostische Grundlage.
Durch die präzise Visualisierung der Schluckprozesse in Echtzeit hilft FEES, die Ursachen von Schluckstörungen genau zu bestimmen und gezielte Therapiepläne zu entwickeln. Dank ihres nicht-invasiven Charakters ist diese Methode für Patient:innen aller Altersgruppen geeignet und wird oft auch bei schwer beeinträchtigten Menschen angewendet.
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Wann ist FEES die beste Wahl?
FEES bei neurologisch bedingten Schluckstörungen
FEES ist besonders hilfreich bei Patient:innen mit neurologischen Erkrankungen wie einem Schlaganfall, Morbus Parkinson, Multipler Sklerose oder amyotropher Lateralsklerose (ALS). Diese Krankheitsbilder gehen oft mit einer gestörten Schluckkoordination oder Rachensensibilität einher, was das Risiko für Aspirationen erhöht.
Dank der Echtzeit-Darstellung kann FEES diese Risiken sichtbar machen und gleichzeitig die Schlucksicherheit bewerten. Dies ist ein entscheidender Vorteil gegenüber radiologischen Methoden, da bei FEES auch das Schlucken von Speichel und atypischen Konsistenzen untersucht werden kann.
Schluckdiagnostik nach Kopf-Hals-Tumoren
Patient:innen, die sich einer Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren unterzogen haben, profitieren ebenfalls von der FEES-Untersuchung. Nach Operationen, Bestrahlung oder Chemotherapie treten häufig strukturelle oder funktionelle Veränderungen im Rachen und/ oder Kehlkopf auf. FEES erlaubt es, posttherapeutische Veränderungen wie Narbenbildung oder Einschränkungen der Kehlkopfbeweglichkeit detailliert zu analysieren. Zudem kann das Verfahren gezielt eingesetzt werden, um Schlucktechniken oder Ernährungsanpassungen zu testen und deren Effektivität unmittelbar zu bewerten.
Trachealkanülenmanagement und schwerstbetroffene Patient:innen
Für Patient:innen mit Trachealkanülen, beispielsweise nach Langzeitbeatmung oder schweren neurologischen Schädigungen, bietet FEES eine sichere Möglichkeit, die Schluckfunktion zu überprüfen. Es kann beurteilt werden, ob die Kanüle entblockt oder sogar entfernt werden kann, ohne anschließend das Risiko einer Aspiration einzugehen. FEES ist dabei mobil einsetzbar und kann direkt am Krankenbett auch auf der Intensivstation erfolgen, was die diagnostische Methode ideal für schwerstkranke oder immobilisierte Patient:innen macht.
Warum FEES anderen Verfahren überlegen ist
Im Vergleich zur – in Sonderfällen ergänzend benötigten – radiologischen Videofluoroskopie (VFSS) ist die FEES in den meisten Schlaganfall-Intensivstationen (Stroke Units) und neurologischen Zentren verfügbar und bietet eine genauere Beurteilung der physiologischen Abläufe, insbesondere bei sensiblen oder reflexartigen Störungen. Zudem ermöglicht FEES die Untersuchung am Bett im Zimmer und ohne Strahlenbelastung – ein großer Vorteil, wenn regelmäßige Verlaufsdiagnostik benötigt wird.
Warum ist FEES eine so präzise und sichere Methode?
Die fiberoptische endoskopische Evaluation des Schluckens (FEES) bietet zahlreiche Vorteile im Vergleich zu anderen diagnostischen Verfahren
Höchste Präzision in der Diagnostik
FEES ermöglicht in Echtzeit eine detaillierte Beobachtung der Schluckprozesse und anatomischen Strukturen, die an diesem Vorgang beteiligt sind. Im Gegensatz zu radiologischen Verfahren (wie der Videofluoroskopie) kann FEES auch kleinste Bewegungsstörungen oder Reflexausfälle präzise erkennen.
Weitere Vorteile:
- Direkte Visualisierung: Die Kamera liefert gestochen scharfe Bilder der anatomischen Gegebenheiten, wodurch pathologische Veränderungen wie Penetrationen oder stille Aspirationen sicher identifiziert werden können.
- Untersuchung in natürlicher Umgebung: Patient:innen können in gewohnter Körperhaltung untersucht werden, was die Ergebnisse realitätsnah und aussagekräftig macht.
Mehr Sicherheit
FEES ist ein nicht-invasives Verfahren, das ohne Strahlenbelastung auskommt. Dadurch eignet es sich besonders gut für mehrfach erforderliche Untersuchungen, zum Beispiel zur Verlaufsbeobachtung oder bei chronischen Erkrankungen.
- Keine Strahlenexposition: Da keine Röntgenstrahlung erforderlich ist, minimiert FEES gesundheitliche Risiken, insbesondere bei Kindern, Schwangeren und Personen mit häufiger Diagnostik.
- Geringes Risiko: Die Technik ist gut verträglich und kann bei Bedarf auch direkt am Krankenbett durchgeführt werden, beispielsweise bei Patient:innen mit eingeschränkter Mobilität.
Verbesserte Behandlungsergebnisse
Die präzise Diagnostik durch FEES trägt erheblich zur Optimierung der Therapie bei. So können Fachkräfte individuelle Schlucktechniken oder Anpassungen der Ernährung entwickeln, die die Lebensqualität der Betroffenen steigern.
- Gezielte Therapieplanung: Dank der genauen Befunderhebung können spezifische Schlucktechniken oder Kompensationsstrategien getestet und direkt bewertet werden.
- Schnelleres Eingreifen: Die frühzeitige Erkennung von Risiken wie Aspirationen hilft, schwerwiegende Komplikationen wie Lungenentzündungen zu vermeiden.
FEES ist somit ein unverzichtbares Werkzeug, um Patient:innen mit komplexen Schluckstörungen effektiv zu unterstützen und ihre Genesung zu fördern.
Wie läuft eine FEES-Untersuchung für Patient:innen ab?
Vor einer FEES-Untersuchung sind nur wenige Vorbereitungen nötig. In der Regel können Patient:innen wie gewohnt essen und trinken, es sei denn, die behandelnden Ärzt:innen geben andere Hinweise. Falls Sie regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten Sie dies vorher besprechen, um sicherzustellen, dass diese die Untersuchung nicht beeinträchtigen. Sie können sich darauf verlassen, dass unsere Teammitglieder alle Schritte vorab verständlich erklären und mögliche Unsicherheiten nehmen.
Was passiert während der Untersuchung?
Während der FEES-Untersuchung sitzen Sie entspannt auf einem Stuhl oder, falls nötig, bleiben im Bett. Ein dünnes, flexibles Endoskop wird durch ein Nasenloch eingeführt. Das mag ungewohnt erscheinen, ist jedoch in der Regel nicht schmerzhaft. Für ein angenehmeres Gefühl kann die Nase vorab mit einem Betäubungsspray behandelt werden, was jedoch oft nicht erforderlich ist. Während des kurzen Eingriffs können Sie normal atmen und sprechen.
Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten. Sie werden gebeten, Speichel oder unterschiedliche Konsistenzen von Nahrung und Flüssigkeit zu schlucken. Dies kann zum Beispiel Wasser, Brei oder kleine Stückchen weicher Nahrung sein. Um die Bewegungen und Abläufe besser sichtbar zu machen, wird die Nahrung manchmal mit Speisefarbe eingefärbt. Unsere Fachkräfte beobachten dabei genau, wie der Schluckvorgang abläuft, und erklären Ihnen gegebenenfalls sofort, was sie sehen.
Was ist nach der Untersuchung zu beachten?
Nach der FEES können Sie in der Regel sofort wieder Ihrem Alltag nachgehen. Das Endoskop hinterlässt keine Spuren, und die Untersuchung hat keine langfristigen Nebenwirkungen. Sollten Sie vorab ein Nasenspray erhalten haben, könnten Sie für kurze Zeit ein leichtes Taubheitsgefühl in der Nase spüren, das jedoch schnell vergeht.
Falls während der Untersuchung Auffälligkeiten festgestellt wurden, werden die Ergebnisse mit Ihnen besprochen und mögliche Therapieoptionen erklärt. So wissen Sie immer, was der nächste Schritt ist. Unser Ziel ist es, Ihnen Sicherheit zu geben und Sie auf Ihrem Weg zu einer optimalen Schluckfunktion zu begleiten.