Asklepios Klinik St. Georg

Neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitation

Neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitation

In der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation behandeln wir schwerst betroffene Patient:innen mit akuten Erkrankungen oder Verletzungen des Nervensystems, z.B. nach

  • Schlaganfall (Hirninfarkt, Hirnblutung, Subarachnoidalblutung)
  • Unfallverletzungen des Gehirns und/ oder des Rückenmarks
  • Hirnschädigung nach Kreislaufstillstand und Wiederbelebung
  • Entzündlichen Erkrankungen des Gehirns und Rückenmarks (Meningitis, Enzephalitis, Hirnabszess, Folgen schwerer Schübe einer Multiplen Sklerose)
  • Ausgeprägten akuten Schädigungen des peripheren Nervensystems (Guillain-Barré-Syndrom oder Critical-Illness-Polyneuropathie nach Langzeit-Intensivbehandlung schwerer Erkrankungen)


Diagnostik und Ziele der neurologischen Frührehabilitation

Bei einer großen Zahl aufgenommener Patient:innen ist die Diagnostik (z.B. Ursache des Schlaganfalls oder das Ausmaß oder die Hintergründe einer durch Hirnverletzung bedingten Komplikation) noch nicht abgeschlossen. Parallel zur Rehabilitationsbehandlung wird hier, wie auch in der Akut-Schlaganfallneurologie, die Krankheitsursache diagnostiziert und entsprechend behandelt.

Aufgabe der medizinischen Rehabilitation ist es, die funktionellen Krankheitsfolgen zu behandeln und dem Patienten / der Patientin mit erworbener Hirnschädigung zu ermöglichen, wieder in sein/ihr bisheriges Leben und soziales Umfeld mit möglichst wenig Beeinträchtigungen zurückzukehren.

Als Folge einer Hirnschädigung lassen sich grundsätzlich unterscheiden: 

  • Schädigungen: Damit bezeichnet man Einschränkungen körperlicher Funktionen. Hierzu gehören u.a. Kraftminderung (Lähmung), Gefühlsstörungen (Sensibilitätsstörungen), Schluckstörungen (Dysphagie), Sprach- und Sprechstörungen (Aphasie, Dysarthrie), Schädigungen des Sehens oder Hörens (z.B. Gesichtsfeldeinschränkung), Hirnleistungsminderungen (z.B. Störungen des Erinnerungsvermögens und der Aufmerksamkeit) sowie psychische Veränderungen (z.B. depressive Reaktion).
  • Einschränkungen bei Aktivitäten des täglichen Lebens: Aus den genannten Funktionseinschränkungen des Körpers resultieren Einschränkungen bei Aktivitäten des täglichen Lebens. So ist durch eine Lähmung oftmals die Mobilität (z.B. Gehvermögen, Vermögen Treppen zu steigen) gemindert, durch Sprach- oder Sprechstörungen ist die Fähigkeit zu kommunizieren eingeschränkt. 
  • Einschränkungen bezüglich der Partizipation (Teilhabe am sozialen Leben): Folge der eingeschränkten Körperfunktionen und der daraus resultierenden Aktivitätsstörungen sind auch Schwierigkeiten, sich in den bisherigen sozialen und beruflichen Lebensbereichen wieder zurechtzufinden.

Ziel der medizinischen Rehabilitationsbehandlung ist es, dem Patienten / der Patietin möglichst wieder die Rückkehr in sein/ihr bisheriges soziales und ggf. auch berufliches Umfeld zu ermöglichen. In der Behandlung geht es einerseits darum, durch geeignete Trainingsverfahren und zum Teil auch durch medikamentöse Unterstützung eine Rückbildung der körperlichen Funktionseinschränkungen (Schädigungen) zu erzielen. Das heißt Lähmungen, Schluckstörungen, Sensibilitätsstörungen, Sprach- und Sprechstörungen, Sehstörungen, Hirnleistungsminderungen, seelische Beeinträchtigungen zu verbessern. 

Andererseits geht es darum, die Alltagskompetenz des Patienten / der Patientin wieder zu fördern. Das heißt, seine/ihre Fähigkeit, sich alleine zu waschen, anzuziehen, sich Mahlzeiten zubereiten etc. wieder zu erlangen. Dies kann einerseits durch eine Verbesserung der körperlichen Funktionen (Schädigungen) erreicht werden, andererseits aber auch durch das Erlernen von Strategien, wie man mit körperlichen Einschränkungen besser zurechtkommen kann und durch die Verordnung und das Erlernen des Umganges mit entsprechend geeigneten Hilfsmitteln (z.B. Rollstuhl, Badewannenlifter etc.). Letztendliches Ziel der Rehabilitation ist es, dass die betroffenen Personen lernen, sich wieder in ihren individuellen sozialen und beruflichen Lebensbereichen zurechtzufinden.

Charakteristisch für die Frührehabilitation ist die Kombination aus akutmedizinischer und rehabilitationsmedizinischer Behandlung. Während die akutmedizinische Komponente anfangs oft noch im Vordergrund steht, wird sie im Behandlungsverlauf zurücktreten, bis die Krankenhausbehandlung beendet werden kann.

Die Indikation zur neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation wird bei Patient:innen gestellt, die nach der initialen Akutbehandlungsphase schwerwiegende Funktionsstörungen des Nervensystems aufweisen. Dabei stehen Verletzungen und akute Erkrankungen des Gehirns ganz im Vordergrund. Bei unfallbedingten Hirnschädigungen liegen häufig Begleitverletzungen von Wirbelsäule, Brustkorb und Extremitäten vor, bei älteren Patient:innen zusätzliche Erkrankungen des Herzens, der Lunge, der Blutgefäße oder der Gelenke. Es besteht ein hohes Risiko für Verlaufskomplikationen und Folgeerkrankungen, wie beispielsweise schwere Infekte, v.a. der Harnwege und der Lunge, Epilepsie, Nervenwasser-Aufstau (Hydrocephalus), Thrombose, Embolie, Muskelkontraktur, Verkalkungen nahe der großen Gelenke, Dekubitus. Viele Patient:innen benötigen künstliche Zugänge zur Luftröhre (Tracheotomie), Magen (PEG-Sonde), Blase (suprapubischer oder transurethraler Katheter), zeitweise zum Venensystem (zentralvenöser Katheter) und gelegentlich zum Liquorraum. 

Darüber hinaus findet sich ein breites Spektrum psychischer Auffälligkeiten organischer oder reaktiver Ursache, die sich in vielfältiger Form auf das Verhalten, die Motivation und die Kooperationsfähigkeit auswirken. Die Krankheitsbewältigung muss oft stützend begleitet werden. Die Familienangehörigen befinden sich zu diesem Zeitpunkt meist in einer Ausnahmesituation und bedürfen der Hilfestellung durch vielfältige Informationen, Gespräche und ggf. - in individuell unterschiedlichem Maße - auch Einbeziehung in Pflege und Therapie.

Das Ziel der Behandlung besteht darin, für diese Patient:innen ein möglichst hohes Maß an Lebensqualität zu ermöglichen und die Voraussetzungen zu schaffen, dass sie trotz verbliebener Behinderungen ihr Leben und ihren Alltag weitestgehend selbstverantwortlich bewältigen und gestalten können. Hierzu ist es erforderlich, 

  • Kommunikationsmöglichkeiten zu erkunden, zu fördern, zu erweitern und für die Rehabilitation zu nutzen,
  • neurologische Funktionsstörungen zu erkennen, zu behandeln und ggf. ihre Kompensation zu ermöglichen,
  • Verlaufskomplikationen und Folgeerkrankungen zu vermeiden, sie ggf. frühzeitig zu erkennen und zu behandeln,
  • die Krankheitsbewältigung durch den Patienten / die Patientin und seine / ihre Angehörigen zu unterstützen und 
  • die nächsten Rehabilitationsschritte oder andere Formen der Weiterbehandlung nach Abschluss der Frührehabilitation vorzubereiten und einzuleiten.

Diese Ziele können nur in einer gemeinsamen, koordinierten und kooperativen Anstrengung aller Mitarbeitenden erreicht werden. So vielfältig die Fähigkeitsstörungen der Patient:innen, so vielfältig muss auch das Therapieangebot sein. Neben der ärztlichen Tätigkeit umfasst es zurzeit:

  • Aktivierende rehabilitative Pflege
  • Ergotherapie
  • Physiotherapie
  • Logopädie, Schlucktherapie und klinische Linguistik
  • Interdisziplinäre Therapie der schweren Spastik
  • Neuropsychologische Diagnostik und Therapie
  • Physikalische Therapie
  • Sozialpädagogik
     

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