Entscheidungshilfe Adipositas

Entscheidungshilfe für Adipositas-Patientinnen und -Patienten, die sich einer operativen Behandlung unterziehen möchten

Entscheidungshilfe Adipositas

Gemeinsam entscheiden

Sie haben für sich die Möglichkeit einer operativen Behandlung Ihrer Adipositas in Erwägung gezogen, wissen aber noch nicht genau, welche Behandlungsoptionen es gibt bzw. welche die richtige für Sie ist?

Mit unserer Entscheidungshilfe möchten wir Sie bei den ersten Schritten in ein leichteres Leben unterstützen und Ihnen einen Überblick über die Vorteile, Optionen und Risiken einer operativen Behandlung geben, aber auch darüber, was passiert, wenn sie Nichts tun würden. 

Jede Behandlung hat Vor- und Nachteile und ist mit Risiken verbunden. Welche Option für Sie die beste ist, hängt unter anderem von Ihrer persönlichen Situation und Ihren Präferenzen ab.

Daher sollten Sie sich als erstes folgende Fragen stellen:

  • Was ist Ihnen wichtig im Hinblick auf die geplante Behandlung?
  • Welches Ziel möchten Sie mit der Behandlung erreichen?

Die Antworten auf diese Fragen sind so individuell wie Sie! Ihr Chirurg bzw. Ihre Chirurgin wird in einem ausführlichen Gespräch gemeinsam mit Ihnen die für Sie bestmögliche Behandlung finden.

Ihre aktive Beteiligung ist mitentscheidend für den Erfolg Ihrer Behandlung!

Mit Asklepios VORN unterstützen wir Sie bei der Entscheidungsfindung zu verschiedenen Behandlungen.

© Asklepios

Über Adipositas

Von Adipositas spricht man ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 40 und darüber, oder ab einem BMI von 35, wenn bereits Begleit-oder Folgeerkrankungen vorliegen. Der BMI berechnet sich aus Ihrer Körpergröße und Ihrem Gewicht und dient zur Einschätzung des Körperfettanteils.

Die Ursachen für die Entstehung einer Adipositas sind vielschichtig. Ein ungesunder Lebensstil, d.h. ein Mangel an körperlicher Aktivität verbunden mit unausgewogener Ernährung (man nimmt mehr Kalorien zu sich, als der Körper verbraucht) kann genauso dazu beitragen, wie eine genetische Veranlagung (wenn Familienangehörige unter Adipositas leiden, erhöht sich das Risiko, ebenfalls von der Erkrankung betroffen zu sein) oder eine Erkrankung wie die Schilddrüsenunterfunktion. 

Aber auch die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder hormonelle Störungen können begünstigende Faktoren sein.

Das Herz-Kreislauf-System ist schon bei geringer Anstrengung überfordert, was sowohl die Leistungsfähigkeit und damit verbunden, die Lebensqualität gravierend beeinflusst. 

Typische Symptome sind:

  • Atemnot (Dyspnoe)
  • Beschleunigter Puls
  • Schwitzen
  • Schnelle Erschöpfung

Zunächst stellen wir Ihnen ausführliche Fragen zu Ihrer Kranken-geschichte und sichten Ihre Vorbefunde. Danach entscheiden wir, ob weitergehende Untersuchungen notwendig sind. Erst wenn alle erforderlichen Ergebnisse vorliegen, werden wir gemeinsam mit Ihnen in die Planung Ihrer Behandlung gehen.

Vorteile

Welche Vorteile hat eine operative Behandlung für mich?

  • Eine operative Behandlung ermöglicht Ihnen einen über Jahre hohen und stabilen Gewichtsverlust, hier ist im Idealfall ein Verlust von 40-80 % des Übergewichts möglich.

  • Eine chirurgische Behandlung stellt eine dauerhafte Therapie dar während z.B. eine medikamentöse Therapie nach Absetzen des Medikamentes oft zu einer erneuten, deutlichen Gewichtszunahme führen kann.

  • Begleiterkrankungen wie z.B. Diabetes-Mellitus Typ II, Bluthochdruck, Schlafapnoe oder erhöhter Cholesterinspiegel können positiv beeinflusst werden.

  • Das Risiko für Folgeerkrankungen wird gemindert.

  • Gelenke werden entlastet.

  • Der psychische Leidensdruck wird gemindert und das Selbstwertgefühl gesteigert.

  • Ihre Lebensqualität wird insgesamt deutlich verbessert.

Welche Vorteile hat eine konservative Behandlung für mich?

  • Eine konservative Therapie geht von Natur aus nicht mit einer OP bzw. mit OP-Risiken einher.
  • Nebenwirkungen bzw. Begleitbeschwerden enden 
    in der Regel mit Beendigung der konservativen Therapie 
    bzw. im Anschluss daran.

  • Eine chirurgische Behandlung kann zu Mangelerscheinungen 
    z.B. bei bestimmten Vitaminen und Spurenelementen 
    führen – dieses Risiko besteht bei der konservativen 
    Therapie in der Regel nicht.

Optionen: Welche Behandlungsoptionen gibt es?

Es bestehen unterschiedlichste Therapieoptionen zur Behandlung der Adipositas. Hier unterscheidet man grob zwischen einer konservativen (nicht-operativen) und einer operativen Behandlung. 

Unabhängig von der gewählten Therapie gilt jedoch immer, dass eine lebenslange Änderung Ihrer Essgewohnheiten notwendig ist. 

Eine Adipositas kann man weder ‚herausoperieren‘ noch mit Medikamenten dauerhaft heilen. Eine medikamentöse Therapie kann allenfalls dabei helfen, die Symptome der zugrundeliegenden Störungen / Erkrankungen zu lindern.

So oder so gilt aber: Halten Sie sich nicht an Ihr Essschema, besteht das Risiko eines Rückfalls und damit verbunden einer erneuten Gewichtszunahme.

Die konservative Therapie besteht aus verschiedenen Bausteinen, die sich gegenseitig ergänzen. Dies sind in der Regel:

  • Abklärung internistisch-endokrinologischer und psychischer Ursachen
  • Ernährungstherapie
  • Bewegungs- und Sporttherapie
  • Verhaltenstherapie
  • Zusätzlich stehen ergänzend auch medikamentöse Therapien zur Verfügung – z.B. Tirzepatid (Mounjaro) oder Semaglutid (Wegovy)

Bei Patientinnen und Patienten, die aufgrund eines sehr hohen BMI und des damit verbundenen Operationsrisikos primär nicht für eine operative Versorgung in Frage kommen, kann überbrückend ein sogenannter Magenballon im Rahmen einer Endoskopie (Magenspiegelung) eingebracht werden. Dieser wassergefüllte Ballon füllt den Magen zu einem Großteil aus, so dass frühzeitig ein Sättigungsgefühl einsetzt. Ein solcher Ballon kann jedoch für maximal 6 Monate im Körper verbleiben und stellt somit keine dauerhafte Therapieform dar.

Magenverkleinerung (Schlauchmagen)

Bei dieser Methode wird ein Großteil des Magens entfernt. Der verbleibendende Teil hat die Form eines Schlauchs, daher auch die Bezeichnung „Schlauchmagen“. 

Sie können nur noch kleine Nahrungsmengen zu sich nehmen und fühlen sich daher schneller satt. Allerdings ist eine hohe Disziplin erforderlich: Der Schlauchmagen kann sich bei zu großen Portionen wieder ausweiten. Bei hochkalorischen Nahrungsmitteln oder Flüssigkeiten bleibt die Wirkung des verkleinerten Magens aus. 

Bild: Illustration eines Magens vor und nach einer operativen Magenverkleinerung.

© Asklepios

Magenbypass

Bei dieser Methode wird eine neue Nahrungspassage gebildet. Auch hier können Sie nach der OP nur noch eine wesentlich geringere Nahrungsmenge aufnehmen. Zudem verringert sich die Verwertung der Nahrung aufgrund der neuen Magenanatomie. 

Die geringere Verwertung der Nahrung bedeutet jedoch auch, dass nicht mehr alle Vitamine und Nährstoffe aufgenommen werden können und Sie lebenslang Nahrungsergänzungsmittel einnehmen müssen. Auch die Resorption von Medikamenten kann dadurch eingeschränkt sein. 

Beide Operationsmethoden werden minimalinvasiv durchgeführt (Schlüssellochtechnik). Für Sie bedeutet das – im Vergleich zu einer konventionellen OP mittels Bauchschnitt – einen deutlich verkürzten Krankenhausaufenthalt, ein besseres kosmetisches Ergebnis und wesentlich geringere Schmerzen nach der OP. 

Wir besprechen die unterschiedlichen Operationsmethoden ausführlich mit Ihnen, legen Ihnen die Vor- und Nachteile sowie die Risiken der Methoden dar und erläutern Ihnen, warum welche Methode bei Ihnen besonders geeignet (oder vielleicht auch ungeeignet) ist.

Bild: Illustration eines Magens vor und nach einer Magenbypass-Operation.

© Asklepios

Risiken: Welche Risiken bzw. Nachteile haben die unterschiedlichen Behandlungsmethoden?

Sowohl eine operative Versorgung als auch eine konservative Therapie sind mit spezifischen Risiken bzw. Nebenwirkungen verbunden. Diese hängen unter anderem auch von Ihrem individuellen Gesundheitszustand ab.

Ihr Chirurg bzw. Ihre Chirurgin wird Ihnen ausführlich die allgemeinen und individuellen Risiken der jeweiligen Behandlungsoption erklären und gemeinsam mit Ihnen das Für und Wider abwägen.

Im Folgenden finden Sie einige Punkte, die jedoch keinesfalls vollumfänglich alle Risiken wiedergeben. Sobald Sie sich für ein Therapieverfahren (oder auch dagegen) entschieden haben, wird Ihnen das betreuende therapeutische Team die spezifischen Risiken und Nebenwirkungen der von Ihnen gewählten Behandlungsoption ausführlich erläutern.

  • Der maximal zu erreichende Gewichtsverlust ist bei der konservativen Therapie in der Regel geringer als bei der chirurgischen Therapie. So erreichen unter begleitender medikamentöser Therapie im Durchschnitt ca. 4 von 10 Patient:innen einen Verlust von mehr als 15% des Übergewichts
  • Eine medikamentöse Therapie geht oft mit medikamenten-bedingten Nebenwirkungen einher. Unter einer Therapie mit Semaglutid (Wegovy) treten z.B. sehr häufig (≥ 1/10 Patient:innen) Kopfschmerzen, Durchfall, Erbrechen oder Übelkeit auf. Weitere Nebenwirkungen, wie z.B. Gastritis, gastro-ösophagealer Reflux (Sodbrennen) oder abdominelles Spannungsgefühl können häufig (≥ 1/100, < 1/10), insbesondere bei Dosissteigerung auftreten.
  • Eine Unterbrechung/Beendigung der Therapie bzw. eine fehlende Einhaltung der angepassten Ernährungsgewohnheiten führt in der Regel wieder zu einem Anstieg des Körpergewichts, d.h., es ist davon auszugehen, dass eine medikamentöse Therapie ggf. lebenslang fortgeführt werden muss, um den erzielten Gewichtsverlust beizubehalten.

  • Eine operative Versorgung geht mit den allgemeinen und speziellen Risiken einer Narkose und einer OP einher. Die operativen Risiken sind, bedingt durch die Adipositas und eventuelle Begleiterkrankungen, auch unter optimaler Therapie höher als dies bei der gesunden Normalbevölkerung der Fall wäre.

  • Das Risiko für mögliche postoperative Komplikationen, wie z.B. Wundheilungsstörungen, kann durch eventuelle Begleiterkrankungen erhöht sein.

  • In Abhängigkeit vom Operationsverfahren werden Ihnen Teile des Magen-Darm-Traktes dauerhaft entfernt. Dies erhöht das Risiko für Vitamin- und Spurenelement-Mangelzustände, so dass eine lebenslange, regelmäßige medizinische und ernährungstherapeutische Nachsorge notwendig ist.

Nichts tun

Was, wenn ich meine Adipositas nicht behandeln lasse?

Da es sich bei der Adipositas um eine chronische Erkrankung handelt, sollte sie, genau wie jede andere chronische Erkrankung, ein Leben lang medizinisch behandelt werden. 

Eine Behandlung ist jedoch nur dann erfolgreich, wenn Sie Ihre Gewohnheiten dauerhaft umstellen, unabhängig davon, ob Sie sich für eine konservative oder operative Behandlung entscheiden. 

Die Adipositas beeinträchtigt nicht nur gravierend die Lebensqualität der Betroffenen, sondern erhöht das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Herz-Kreislaufkrankheiten, Schlafapnoe und Gelenkkrankheiten deutlich. Starkes Übergewicht hat daher auch einen negativen Einfluss auf die Lebenserwartung der Erkrankten.

Sollten Sie sich noch unsicher sein, ob derzeit eine konservative oder operative Behandlung für Sie der richtige Weg ist, können Sie jederzeit zu einem späteren Zeitpunkt erneut einen Termin im Adipositas Zentrum vereinbaren. 

Informationen zum Download

Hier finden Sie diese Entscheidungshilfe zum Ausdrucken. Wir möchten Sie auch gerne auf unsere VORN-Karte hinweisen. Diese soll Sie bei der Vorbereitung zu einem möglichen Erstgespräch mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt unterstützen, indem sie Ihnen hilft, Ihre Fragen zu formulieren und Ihre Ziele der Behandlung klar zu definieren.