Towards New Standards in Oncology mit internationalen Spitzenmediziner

Am 29.10.2020 war es wieder Zeit, auf „Towards New Standards in Oncology“ zu blicken – bei der inzwischen schon gut etablierten Veranstaltungsreihe des Asklepios Tumorzentrums Hamburg. Die Organisatoren haben sich zum Ziel gesetzt (internationale) Top-Experten nach Hamburg zu bringen, die sich diesmal den neusten Entwicklungen in der thorakalen Onkologie widmeten. Kurz vor dem Lockdown war es eines der letzten persönlichen Treffen unter strengen Hygiene- und Abstandregeln. Darüber hinaus schalteten sich zahlreiche Teilnehmer aus ganz Deutschland online zu.

Unser Keynote Speaker war in der Tat ein internationaler „top act“ – Prof. Tony S. Mok, einer der weltweit führenden Experten im Bereich der medikamentösen Tumortherapie des Bronchialkarzinoms. Prof. Mok ist nicht nur Direktor der Klinik für Onkologie der chinesischen Universität zu Hongkong, sondern auch Mitherausgeber der wichtigsten thorax-onkologischen Journals und Autor zahlreicher hochrangiger Publikationen, die neue Standards geschaffen haben (u.a. zielrichtete Therapie bei EGFR-Mutationen), sondern auch in zahlreichen „politischen“ Positionen (u.a. in der ASCO und der ESMO) aktiv. Als echte Keynote Lecture mit der Zielsetzung „wie wird die Therapie von Bronchialkarzinomen 2025 aussehen?“, spannte er einen weiten Bogen – von den modernen Detektionsverfahren für frühe Stadien des Lungenkarzinoms in der Kombination von radiologischen und molekulargenetischen Verfahren – bis hin zur Verbesserung der Möglichkeiten der Heilung mit multimodalen Therapieansätzen und den modernsten medikamentösen Therapien für fortgeschrittene Stadien.  Neue Therapieoptionen in der zielgerichteten Therapie sieht Prof. Mok neben der Modulation der Immuntherapie vor allem in der Behandlung von KRAS-positiven nichtkleinzelligen Lungenkarzinomen, wo bisher nur klassische systemische Therapien zum Einsatz kamen. Einen besonderen Ausblick konnte er den teilnehmenden Medizinern mit der Präsentation eigener Daten hinsichtlich zukünftiger genetischer Therapien mit der Gen-Schere CRISPR (Gen editing) und den CAR-T-cell-Behandlungen geben. Trotz 9.000 km Abstand folgte eine lebhafte Diskussion mit dem Input vieler Kollegen aus dem Bundesgebiet. Es war uns eine Ehre Prof. Mok als Keynote Speaker dabei zu haben.

 

Zuvor hatten bereits Dr. Stefan Meierling, Chefarzt der Thoraxchirurgie im Asklepios Klinikum Harburg und Prof. Dr. Daniel Thomas, Chefarzt der diagnostischen und interventionellen Radiologie am St. Vinzenz-Hospital Köln ein umfassendes Update zur Chirurgie beim oligometastasierten Bronchialkarzinom und zum Lungenkrebsscreening gegeben.

 

Im Vortrag von Dr. Meierling zeigte sich, dass die Behandlung oligometastasierter Patienten mehr als komplex ist. Operative und lokal ablative Verfahren können sich in der Behandlung ergänzen, wobei im Vorfeld vermeintlich eindeutige radiologische Befunde und PET Befunde histologisch geklärt sein müssen. Hinsichtlich solitärer Metastasen birgt die operative Behandlung eindeutige Vorteile im OAS. Die zu treffende Therapieentscheidung kann immer nur als Individualentscheidung in einer potenten Tumorkonferenz unter Anwesenheit der Spezialisten der Pneumologie, Onkologie, Strahlentherapie, Thoraxchirurgie und Pathologie getroffen werden.

 

Prof. Thomas verwies darauf, dass das Lungenkrebsscreening mittels Low-dose CT der derzeit einzige wissenschaftliche in großen Studien untersuchte Ansatz sei, der bei Hochrisiko-Teilnehmern das Mortalitätsrisiko um bis zu 26% signifikant senken kann. In dieser Hinsicht ist das Lungenkrebsscreening dem Mammographiescreening mindestens ebenbürtig. Probleme des Lungenkrebsscreenings sind jedoch v.a. falsch positive Befunde (ein gefundener und u.U. invasiv abgeklärter Befund ist gar kein Krebs, Patienten werden überflüssigerweise vorzeitig wieder untersucht, u.a.), Überdiagnose (Patient wäre nie am Krebs gestorben) und Strahlenbelastung. In den USA gibt es seit Jahren durch die Versicherung finanzierte Screeningprogramme. Auch in Europa und Deutschland sprechen sich mittlerweile die Fachgesellschaften (Pneumologie/Radiologie) für ein Screening unter Anwendung hoher Qualitätsstandards aus. In Deutschland wurden das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beauftragt das Screening zu bewerten. Die Entscheidungen des G-BA und BMU sind für das Jahr 2021/2021 zu erwarten.

 

Wir bedanken uns seitens des Asklepios Tumorzentrum Hamburg bei allen Referenten und unserem Lungentumor-Experten Dr. Claas Wesseler, der gekonnt durch den Abend führte.

 

Towards New Standards in Oncology ist eine interdisziplinäre Veranstaltungsreihe des Asklepios Tumorzentrums Hamburg, die in mehreren Veranstaltungen pro Jahr und in Zusammenarbeit zwischen den Experten des Tumorzentrums mit international renommierten Meinungsführern, neue Ansätze in der Tumormedizin analysieren und diskutieren möchte. Die nächste Veranstaltung ist für Montag den 30.11.2020 mit dem Schwerpunkt Mammakarzinom geplant. Die Keynote Lecture hält Prof. Fátima Cardoso, MD, Director Breast Unit, Champalimaud Clinical Center, Chair ABC Global Alliance aus Portugal mit dem Titel „New molecular driven and targeted therapies in early and advanced breast cancer and how to integrate patients' perspectives into breast cancer guidelines“. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Veranstaltungsseite

Seite teilen: