„PJ-Führerschein“ für ACH Studierende

Zum dritten Mal und in erweiterter Form wurde am Asklepios Campus Hamburg der Semmelweis Universität (ACH) unter anderem mit Vertretern des Instituts für Medizinrecht der Bucerius Law School ein zweitägiges Seminar zur Vorbereitung auf das Praktische Jahr veranstaltet.

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Prof. Dr. Karsten Gaede (links), Prof. Dr. Jens Prütting (rechts) sowie Dr. Birgit Berger, Organisatorin der zweitägigen PJ-Führerschein-Veranstaltung (hier ein Foto von der Pilotveranstaltung 2019).

Am 13. und 14. Juni waren die Studierenden des 10. Semesters eingeladen, sich zwei Tage lang intensiv auf das Praktische Jahr (PJ) vorzubereiten, das für alle in diesem Monat beginnt. Die Referent:innen stammten in erster Linie aus den Asklepios Kliniken (AK) Hamburg sowie aus den Reihen der ACH Mitarbeiter:innen und Dozent:innen. Darüber hinaus beteiligten sich Prof. Dr. Karsten Gaede und Prof. Dr. Jens Prütting, Direktoren des Instituts für Medizinrecht an der Bucerius Law School, an dem umfassenden Programm. Bereits seit Herbst 2016 kooperiert der ACH mit der renommierten privaten Hochschule für Rechtswissenschaften. Seither wurden in zahlreichen Veranstaltungen in beiden Häusern die Schnittstellen zwischen Medizin und Recht beleuchtet.

Folgende Themen standen für die Studierenden des 11. Jahrgangs auf der Agenda:

  • PJ-Plan, Prüfungen, Regeln und Versicherungsschutz (Dr. Rena Wendel-Pflugradt, Lehrkoordinatorin am ACH, und Anna Kosek, PJ-Koordinatorin)
  • Rechtliche Aspekte – Schwerpunkt Zivilrecht (Prof. Dr. Jens Prütting, Direktor des Instituts für Medizinrecht an der Bucerius Law School, Hamburg)
  • Rechtliche Aspekte – Schwerpunkt Strafrecht (Prof. Dr. Karsten Gaede, Direktor des Instituts für Medizinrecht an der Bucerius Law School, Hamburg)
  • Hygiene: praktische Aspekte / Blutentnahmen, zentrale Venenkatheder (Dr. med. Hanne Warnk, Hygienebeauftragte Ärztin, AK St. Georg)
  • Projekt „Management meets medicine“ (Prof. Dr. med. Alexander Ghanem, Chefarzt Innere Medizin II, Kardiologie und internistische Intensivmedizin, AK Nord-Heidberg)
  • Patientensicherheit (Reiner Heuzeroth, Konzernbereich Qualität, Klinisches Risikomanagement und Patientensicherheit)
  • Patientenvorstellung / Visite (dr. Joel Lüthy, ACH Alumnus und Assistenzarzt Augenheilkunde, AK Nord-Heidberg)
  • Pharmakologie – die wichtigsten Medikamente (Prof. Dr. Soenke Behrends, Technische Universität Braunschweig, Fachverantwortlicher Dozent Pharmakologie und Pharmakotherapie am ACH)
  • Wie schreibe ich einen Arztbrief? (Dr. Nadine Köhler, Oberärztin, Klinik für Leber-, Gallengangs- und Pankreaschirurgie, AK Barmbek, und Dr. Paul-Ajoy Richter, Assistenzarzt Kardiologie, AK Harburg)

Wertvolle Einblicke und Tipps von Alumni

An der abschließenden Podiumsdiskussion mit Alumni zum Thema „Tipps für das PJ und das Abschlussexamen – wie finde ich mein Fachgebiet“ beteiligten sich fünf Assistenzärzt:innen aus der Kinderheilkunde (dr. med. Christoph Backer), der Psychiatrie (dr. med. Karin Bjoernsgard), der Chirurgie (dr. med. Viktoria Frank), der Inneren Medizin (dr. med. Christian Link) und der Gynäkologie (dr. med. Kristina Wihlfahrt). Dr. Birgit Berger, Sprecherin des Leitungsteams der Lehrkoordinatorin am ACH, hatte sich als Organisatorin der Veranstaltung und Moderatorin der Abschlussrunde zum Ziel gesetzt, den angehenden PJlern durch den Austausch mit den Alumni möglichst konkrete, umfassende und unmittelbar nützliche zusätzliche Informationen an die Hand zu geben. Stellvertretend stellte sie die Fragen der Studierenden zu der Phase vor und im PJ sowie zur Bewerbungsphase danach: Gibt es weitere Tipps, was sich die Studierenden vor dem Start noch anschauen sollten? Gibt es etwas, was man im PJ dringend lernen sollte und wofür später oft keine Zeit oder Gelegenheit mehr ist? Welche Lernplattformen sind empfehlenswert? Aber auch die Fragen nach der prägendsten Erfahrung im PJ, nach möglichen Unsicherheiten und nach Tipps, wie man sich von belastenden Erlebnissen am besten distanzieren kann, wurden persönlich, ehrlich und zielführend beantwortet. Genauso wie die Frage nach dem eigentlichen Moment, in dem sich die fünf jungen Mediziner:innen darüber klar wurden, welche Fachrichtung sie schließlich einschlagen würden.

Die Summe der Antworten war für die Studierenden vor allem eins: ermutigend. Die Tipps reichten von „Ihr habt im PJ alle Chancen, unter Supervision immer und immer wieder Dinge zu üben und zu fragen, die später sitzen sollten“ und „Jede Braunüle, die Ihr im PJ legt, ist Gold wert“ über „Ihr müsst keine Kolibris lernen – es werden in den Prüfungen meist die häufigen Themen abgefragt“ bis hin zu dem Rat „Entspannt jetzt erst einmal zwei Wochen nach den Prüfungen – und erst am Wochenende vor dem Start schaut Ihr Euch nochmal die Unterlagen an“. In einer Sache waren sich jedoch alle einig: Patient:innenvorstellungen und Antworten auf Fachfragen seien im klinischen Alltag zentral und könnten auf Grundlage von SOP (Subjektiv, Objektiv, Prozedere), wie sie dr. Joel Lüthy eigeninitiativ für den PJ-Führerschein vorgeschlagen und auch vorgestellt hatte, gut trainierbar.

„Bunter hätten die Antworten nicht sein können“, bemerkte Dr. Berger am Ende der 90-minütigen Podiumsdiskussion. „Für mich hat die Veranstaltung seit 2019 enorm an Niveau gewonnen. Mit den Modulen SOP und Ärztebrief sowie der Podiumsdiskussion ist es uns meines Erachtens gelungen, noch mehr Praxis zu integrieren. Dadurch werden mehr als nur regulatorische und rechtliche Aspekte vermittelt, die es zu beachten gilt.“ Dem 11. Jahrgang wünsche sie, dass er den lang erwarteten Schritt aus der Theorie- in die Praxisphase gut hinbekomme. Der zweitätige Online-Marathon endete mit der positiven Aussicht, die Dr. Berger den Studierenden ins Stammbuch schrieb: „Endlich sind Sie dort, wo Sie immer hinwollten – das ist ein schöner Abschnitt, für den Sie jetzt bestimmt gut gerüstet sind.“

 

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