23. Ringvorlesung: Endoprothetik

Am 20. Oktober referierte Dr. med. Thomas Wißmeyer vom Endoprothetikzentrum der Asklepios Klinik Lindau im Rahmen der Ringvorlesung Centers of Excellence am Asklepios Campus Hamburg (ACH) über das Thema Hüftprothesen.

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„Die Mobilität erhalten“ lautete das kurze und griffige Credo von Dr. med. Thomas Wißmeyer, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie der AK Lindau. In der 23. Ringvorlesung Centers of Excellence am ACH am 20. Oktober verstand es der Referent in seinem online-Vortrag, die Studierenden vom ACH mit dem Hüftgelenk als größtem Kugelgelenk des menschlichen Skeletts, eingepackt in viel Muskulatur und hauptverantwortlich für die Fortbewegung des Menschen, vertraut zu machen. Ein Gelenkersatz sei dann nötig, wenn sich durch Verletzung oder Arthrose (Gelenkverschleiß) chronische Schmerzen eingestellt hätten und die Mobilität deutlich eingeschränkt sei. Arthrose mache die Hälfte aller chronischen Erkrankungen bei den über 60-Järigen aus und sei in 27 Prozent aller Fälle die Ursache für eine Frühberentung. Oft bedeute der Austausch eines Gelenks die einzige dauerhafte Chance, die Patienten von jahrelangen Schmerzen zu befreien und die Bewegungsfähigkeit zu erhalten. Dass diese Form der Operation zum medizinischen Tagesgeschäft zählt, veranschaulichte der Referent anhand von beeindruckenden Zahlen: Deutschlandweit werden pro Stunde eines medizinischen Arbeitstags im Schnitt 100 Hüftgelenksoperationen durchgeführt. In den letzten Jahren waren es im Schnitt mehr als 200.000 Erstimplantate sowie 26.400 Prothesenwechsel. Damit zählt diese Art von OPs zu den häufigsten Eingriffen in Deutschland.

"Weiter Weg bis zur zur ersten Totalprothese"

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Dr. med. Thomas Wißmeyer, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie der AK Lindau

Mehr als 3000 Hüftprothesen hat Dr. Wißmeyer bislang selber eingesetzt oder ausgetauscht. Auch wenn in der AK Lindau fast alle Gelenke ersetzt werden können, liegt der Schwerpunkt des Endoprothetikzentrums auf Hüft-, Knie- und Schultergelenken. Um den Studierenden die Standards der modernen Hüftprothetik der Gegenwart, ihre Material- und Operationsherausforderungen zu erläutern, warf der Chefarzt erst einmal einen ausführlichen Blick in die Vergangenheit. Er verdeutlichte den langen Weg von den – im wahrsten Sinne des Wortes - ersten Gehversuchen mit Hüftprothesen Ende des 19. Jahrhunderts bis heute. Operativ bedeutete das die Suche nach dem optimalen Zugang zum Hüftknochen. Technisch lag die Herausforderung zu allen Zeiten in der Suche nach dem optimalen Material sowie den Themen Verankerung der Prothese und Vermeidung von Reibung. Fast eineinhalb Jahrhunderte lang wurden Implantate aus Elfenbein, Glas, Keramik, Kunststoff oder Plexiglas sowie Gelenkpfannen aus Teflon oder Metall ausprobiert und unter anderem mit Schrauben und Zement im Hüftknochen verankert. „Es war ein weiter Weg vom ersten Gelenkersatz im Jahr 1890 über die erste erfolgreich zementierte Totalprothese im Jahre 1962 bis zur heutigen modernen Hüftprothetik“, stellte Dr. Wißmeyer am Ende seines historischen Exkurses fest.

Operationsziel: Rasche Belastung und Mobilisierung

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„Gold Standard“ sei dagegen das, was bei Patientinnen und Patienten heutzutage im Endoprothetikzentrum Lindau in der Regel minimalinvasiv und zementfrei mit Hilfe der sogenannten Press-Fit-Technik eingesetzt werde. Dies sei bei Patienten jeglichen Alters möglich. Es erlaube den frisch Operierten, das Bein oder die Beine rasch wieder voll belasten und mobilisieren zu können, was der Referent am Ende in drei kurzen Videos eindrucksvoll dokumentieren konnte. Einziger Wermutstropfen: Ein künstliches Hüftgelenk hat statistisch eine Standzeit von ca. 20 -30 Jahren und muss eventuell ausgetauscht werden aus verschiedensten Gründen, u.a. auch wegen bakterieller Infektionen, die bis dato im Laufe des „Lebens der Prothese“ noch nicht vermieden werden können. Abschließend dankte Prof. Dr. med. Karl J. Oldhafer als Repräsentant des Rektors der Semmelweis Universität am ACH sowie Dekan von deren Medizinischer Fakultät am ACH, der die Ringvorlesung traditionell begleitet, Dr. Wißmeyer für den inhaltlich spannenden Vortrag.

Ringvorlesung Asklepios Centers of Excellence am ACH

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