Mehr Lebensqualität durch Palliativ-Behandlung

Nordseeklinik: Neues Konzept für unheilbar kranke Patienten

Neues Palliativzimmer in der Nordseeklinik
Genuss-Seminar als Teil der Therapie: Patientinnen des Premieren-Durchgangs mit Sterne-Koch Johannes King und Chefärztin PD Dr. Georgia Schilling (rechts).

Wieder gesund zu werden – für die meisten Patienten ist dies das Ziel, wenn sie sich einer Behandlung im Krankenhaus unterziehen. Doch manchmal ist das nicht möglich, weil keine Aussicht auf Heilung mehr besteht. An dieser Stelle setzt die Palliativmedizin an: „Ihr Ziel ist es, Patienten, die an einer unheilbaren, fortgeschrittenen Erkrankung leiden, so zu betreuen, dass sich ihre Lebensqualität verbessert und sie möglichst zuhause in der vertrauten Umgebung weiterversorgt werden können“, erklärt Palliativmedizinerin Dr. Jacqueline Orth, Oberärztin in der Abteilung für Innere Medizin in der Asklepios Nordseeklinik Westerland.

 

Um betroffenen Insulanern und Patienten der Klinik diese spezielle Betreuung zu ermöglichen, stehen in der Nordseeklinik seit kurzem drei Palliativzimmer zur Verfügung. Die Patienten dort werden ganzheitlich behandelt. Neben der Linderung der körperlichen Symptome wie zum Beispiel der Reduzierung von Schmerzen oder der Behandlung von Übelkeit geht es auch um das subjektive Wohlbefinden, die individuellen Sorgen und Ängste, Wünsche und Ziele. „Auch die Angehörigen und das soziale Umfeld werden ganz eng mit eingebunden und begleitet“, erklärt Jacqueline Orth. Dafür arbeitet ein multiprofessionelles Team Hand in Hand. Neben Ärzten und Pflegekräften kommen zum Beispiel auch Physiotherapeuten zum Einsatz und es gibt eine seelsorgerische Begleitung. „Gemeinsam wird mit geballter Kompetenz nach Antworten und Lösungen gesucht, um die Situation für den Patienten und seine Angehörigen zu verbessern“, so Orth. Auch mit niedergelassenen Ärzten und ambulanten Anbietern wird kooperiert. So kann der Sylter Hospizverein zum Beispiel hinzugezogen werden, um nach der Entlassung eine nahtlose Begleitung im häuslichen Umfeld oder bei einer Verlegung in ein Heim oder Hospiz zu übernehmen.

 

Das Konzept spiegelt sich dabei auch in den Zimmern, die ganz auf die speziellen Bedürfnisse ausgerichtet sind. „Es hat zum Beispiel jedes Zimmer einen Zugang zur Terrasse mit Strandkörben, es gibt Zustellbetten für die Übernachtung von Angehörigen und es wurde zusammen mit einem Hamburger Künstler ein eigenes Farbkonzept umgesetzt“, erklärt Dr. Karin Münzer, Chefärztin der Abteilung für Innere Medizin.

 

Patienten, die für eine palliativmedizinische Behandlung in Frage kommen, werden von niedergelassenen Ärzten an die Nordseeklinik verwiesen. Dort wird dann die ärztliche Entscheidung getroffen, ob alle Voraussetzungen für die Palliativbehandlung gegeben sind. „Manchmal zeigt sich auch erst, wenn der Patient schon einige Tage hier ist, dass er von unserem Konzept profitieren könnte“, erklärt Jacqueline Orth. Bei den Patienten und ihren Angehörigen wurde das Angebot, das Schritt für Schritt durch weitere Bausteine ausgebaut werden kann, dabei bisher immer sehr gut aufgenommen: „Sie sind sehr dankbar für diese Möglichkeit, die es in dieser Form auf der Insel bislang nicht gab.“

 

Dabei ist es dem Team wichtig, dass die Palliativzimmer nicht mit einem Hospiz gleichzusetzen sind. „Palliativ heißt nicht, dass es nur noch um Tage oder Wochen gehen muss“, betont Oberärztin Orth. „Es kann für Patienten durchaus möglich sein, durch gute Symptombeherrschung trotz schwerer Erkrankung noch länger ein aktives Leben zu führen.“

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