Eröffnung Palliativstation

"Asklepios Klinik Seligenstadt baut eine Palliativstation mit großem neuen Stationsbad“

Bad

Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern wird damit ein gutes Umfeld für ein Thema geschaffen, das in unserer Gesellschaft häufig keinen Raum findet: das Sterben.
Die Asklepios Klinik Seligenstadt investierte in die Umbaumaßnahmen bislang 225.000 € Eigenmittel. Bis zu fünf Patient:innen können zeitgleich behandelt werden. Neben dem großzügigen Bad, dessen Umbau von der Firma Hillenbrand aus Seligenstadt durchgeführt wurde und das selbstverständlich von allen Abteilungen des Hauses genutzt werden kann, konnten die Baumaßnahmen der seit Anfang des Jahres Patienten betreuenden Palliativstation an der Asklepios Klinik Seligenstadt beendet werden. Besonders erfreulich: Es gibt einen Raum für Begegnung und Aufenthalt für Besucher und Angehörige und die Zimmergröße erlaubt es, dass Angehörige auch über Nacht verweilen können.
Mit Fertigstellung rechtzeitig zum „Tag der Ärzte“, der am 30. März eines jeden Jahres begangen wird, waren Vertreter beider Klinikstandorte des Kreises Offenbach zusammengekommen, um das Team der beiden Palliativfachpflegekräfte Antje Wagner und Andreas Venditti zu beglückwünschen und einen guten Start zu wünschen.
Als Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Innere Medizin und Geriatrie ist es dem verantwortlichen Arzt für die Palliativstation, Dr. Nikos Stergiou, von Anbeginn seiner chefärztlichen Tätigkeit wichtig, im Falle der Unausweichlichkeit, für das Lebensende der sich ihm anvertrauenden Patientinnen und Patienten im Krankenhaus ein würdevolles Umfeld bereit zu halten und auf die Bedürfnisse dieser letzten schweren Lebensphase eingehen zu können.
Bereits 2008 hatte er, gemeinsam mit der ehemaligen Chefärztin der Geriatrie, Frau Dr. Beate Manus, die gleichfalls zur Einweihung gekommen ist, seine Weiterbildung zum Palliativmediziner absolviert und erste Anstrengungen unternommen, eine eigene Palliativ-Einheit aufzubauen. Die vielfältigen Umbaumaßnahmen am Standort Seligenstadt, der Erweiterungsbau Geriatrie, der Neubau der Intensivstation und letztlich der Neubau des Bettenhauses machten es notwendig, zunächst anderen Projekten den Vorzug zu geben. Umso glücklicher sind nun alle Beteiligten, dass mit einem aufgestockten Stellenschlüssel die Palliativstation offiziell eröffnet werden konnte. „In meiner Internistischen Klinik versterben alljährlich ca. 4 % aller zur Aufnahme gelangenden Patient:innen, ein Wert, der höher scheint als er ist, wenn man die bundesweiten Statistiken beachtet. Dabei sind es bei uns in der überwiegenden Zahl alte und schwer erkrankte Menschen oder Patient:innen, die in Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten klar intensive Behandlungsmethoden kategorisch ablehnen. Hier greift dann die ärztliche, aber auch die pflegerische Verpflichtung, begleitend, stützend und lindernd zu handeln. Es passt in diese Zeit, an alle Aspekte ärztlichen Handelns zu denken. Dabei spielt nicht nur das Erkennen und Behandeln von Krankheiten, sondern auch die Zuwendung zum und das Verständnis für die Patienten eine große Rolle. Den Menschen als ein Konstrukt funktionierender Organe wahrzunehmen, deren Reparatur, bis hin zum „Austausch“, das Kriterium von Gesundheit erfüllt, war lange Zeit die Meinung vieler und die Ausrichtung einer ganzen Epoche verschiedener medizinischer Fachdisziplinen. Die Rückkehr hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung und damit auch die Akzeptanz des Endlichen kann begrüßt werden, ohne dabei die Ebene strenger, wissenschaftlich fundierter Medizin zu verlassen.“
Dass während der letzten Jahre auch die Beachtung des Patientenwillens in den Fokus rückt und ethische Aspekte allen Beteiligten eine differenzierte Herangehensweise abverlangt, schließt auch den Umgang mit dem nahenden und oftmals erkennbar unausweichlich anstehenden Lebensende ein. Hier wechselt dann der Behandlungsauftrag vom Ziel des Heilens hin zur Notwendigkeit des Begleitens.
Die Palliativstation übernimmt damit eine wichtige Schlüsselposition in diesem Prozess und kann als Übergang zur häuslichen Betreuung mit ambulant behandelnden spezialisierten Palliativteams oder aber zu den stationären Hospizen gelten. Auch Vertreter des „Hospizes am Wasserturm“ waren bei den Eröffnungsfeierlichkeiten dabei und unterstrichen damit die bereits bestehende gute Zusammenarbeit der beiden Institutionen.
Die neue Palliativstation stellt im Gesamtkonstrukt des Zentrums für Innere Medizin und Geriatrie einen weiteren wichtigen Baustein dar. Von der Zentralen Notaufnahme, über die Intensivstation und Stroke Unit, die Endoskopie-Abteilung mit Ausschlafraum, die Monitorüberwachungseinheit, die beiden großen bettenführenden Abteilungen Innere Medizin und Akutgeriatrie/Geriatrische Frührehabilitation und deren angeschlossene Tagesklinken und die enge Verzahnung mit den ambulant tätigen Medizinischen Versorgungszentren für haus- und fachärztliche Patientenbetreuung, bis hin zur neuen Palliativstation machen die Idee einer ganzheitlichen und vollumfänglichen Palette medizinischer Betreuung der sich uns anvertrauenden Patientinnen und Patienten nahezu komplett.
„Wichtig ist dann noch unsere AusbildungsAkademie, in der wir durch unsere Ermächtigungen Internisten, Gastroenterologen und Geriater ausbilden können. Hier für die Weiterbildung kompetenter Ärztinnen und Ärzte für zukünftige Generationen verantwortlich zu zeichnen“, so der Geschäftsführende Direktor des Zentrums für Innere Medizin und Geriatrie, „ist ein Bestandteil unserer täglichen Arbeit. Auch hier trägt die Station dazu bei, die Weiterbildung zu verbessern“.
Frau Antje Wagner als palliativmedizinische Fachkrankenschwester hat die berufliche Chance und Herausforderung genutzt. Nach ihrem Wechsel aus dem Klinikum Aschaffenburg, wo sie 25 Jahre arbeitete, war sie an der Ausgestaltung der neuen Station aktiv beteiligt. „Sämtliche Visionen, Vorstellungen, Pläne und Versprechungen, die mir bei meinem Wechsel dargelegt wurden, wurden tatsächlich minutiös umgesetzt und eingehalten. In diesem kollegialen Umfeld, in familiärer Atmosphäre und mit klaren Zielvorstellungen, die den Menschen jederzeit in den Mittelpunkt unseres Handelns sehen, fühle ich mich wohl,“ so die 49-jährige Stationsleiterin.
„Die neue Palliativstation steht unseren Patienten und ihren Familien als Ort der Fürsorge und Unterstützung in schweren Zeiten zur Verfügung. Sie weckt zudem das Interesse von langjährigen Mitarbeiter:innen und findet Resonanz bei Bewerber:innen“, ergänzt Steffen Printz, Pflegedienstleiter der Klinik.
Ein Krankenhaus ist zugegebenermaßen kein guter Ort zum Sterben, Umfragen zufolge möchte die Mehrheit der Menschen nicht im Krankenhaus sterben. Die klinisch sterile Atmosphäre steht im Gegensatz zu dem, was Menschen am Lebensende brauchen oder erwarten. „Dennoch ist es auch im Krankenhaus unausweichlich, Sterbenden einen Platz und dem Sterben einen Raum zu geben. Da kann eine Palliativstation einen wichtigen Beitrag leisten, auch in Vorbereitung auf die Organisation von durch spezialisierte Palliativteams unterstützte häusliche Pflege oder aber eine Betreuung durch stationäre Hospize. „Hr. Dr. Stergiou konnte mich schon sehr früh von der Idee begeistern, den Patienten am Lebensende einen eigenen Bereich zu schaffen, der es ermöglicht, dass Angehörige bei Ihren Liebsten bleiben können. Diesen Bereich heute mit einem so hochwertigen Stationsbad zu vollenden, das einfach phantastisch geworden ist, ist mir als Geschäftsführer dieses Hauses eine große Freude“, so Geschäftsführer Uwe Jansen mit seinem Fazit.
Abschließend fand eine Segnung der Station durch Pfarrer Selzer, St. Marcellinus und Petrus-Pfarrei Seligenstadt statt, bevor das Team der Palliativstation symbolisch Abschied von den Verstorbenen nahm. „Luftballons der Erinnerung“ sollen künftig halbjährlich in Gedenken an die Patient:innen aufsteigen, eine Idee der Mitarbeitenden, wovon man sich auch einen hoffentlich zur Tradition werdenden Akt verspricht, um mit der mit der Pflege einhergehenden psychischen Belastung umzugehen, die die Arbeit auf einer Palliativstation mit sich bringt.

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