Kleines Gerät – große Wirkung: Impella-Pumpe entlastet Herzpatienten

Das Herz ist das wichtigste Organ im menschlichen Körper, es hält den Blutkreislauf in Gang und sorgt für eine ausreichende Sauerstoffversorgung sämtlicher Organe. In Ruhe pumpt es pro Minute das gesamte Blutvolumen von etwa fünf Litern durch das System, bei körperlicher Belastung kann sich die Leistung auf das Fünffache steigern. Kommt es in diesem Hohlmuskel allerdings zu Störungen, führt dies häufig zu Lebensgefahr. Dr. Matthias Schulze, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie und Ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik Schwalmstadt, setzt im Herz- und Gefäßzentrum Nordhessen regelmäßig sogenannte Impella-Pumpen ein, die das Herz in kritischen Situationen vorübergehend entlasten können.

Bild: Impella-Pumpe
Alles im Blick: Im Herzkatheter-Labor positioniert Dr. Matthias Schulze mit Blick auf den Röntgenmonitor die Impella-Pumpe an der richtigen Stelle.

„Ein kardiogener Schock ist ein akut lebensbedrohlicher Zustand, der beispielsweise durch einen akuten Herzinfarkt entsteht oder bei Hochrisiko-Interventionen, etwa am Hauptstamm der linken Herzkranzarterie, auftritt“, beschreibt der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie eine häufige Diagnose. „Mithilfe der Impella-Pumpe können wir den Herzmuskel entlasten, sodass er sich zwischenzeitlich erholen kann, trotzdem werden die Organe weiterhin ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt“, erklärt er. „Dazu wird diese Mikroaxialpumpe in die linke oder rechte Herzkammer eingeführt, wo sie das Blut ansaugt und es in die großen Schlagadern auswirft“, beschreibt er das Prinzip. „In der Regel punktieren wir die linke Beckenarterie und führen in diese einen Draht ein, über den wir anschließend die sogenannte Schleuse in das Gefäß einbringen“, geht der Herzspezialist ins Detail. „Durch diese wird wiederum ein Draht durch die Beckenarterie und die Aorta bis in die linke Herzkammer vorgeschoben, der uns quasi als Führungsschiene dient, sodass wir am Ende die Impella-Pumpe exakt platzieren können“, führt er weiter aus.

Um die genaue Position dieses Helfers im Miniatur-Format festzustellen, verfolgt der Operateur den Vorschub auf dem Röntgenmonitor. Sitzt die Impella schließlich an der richtigen Stelle, wird sie aktiviert – ein weiterer Monitor zeigt die entsprechenden Parameter an, unter anderem die Pumpleistung von etwa drei Litern pro Minute. „Die Verweildauer der Impella-Pumpe hängt von der Diagnose ab“, sagt Dr. Schulze, „wird sie im Rahmen eines Hochrisikoeingriffs an den Herzkranzgefäßen oder bei Rhythmusstörungen eingesetzt, entfernen wir sie in der Regel unmittelbar nach der OP - die Schleuse aus der Leiste wird dann ebenfalls entfernt und die Punktionsstelle in der Arterie mit einem sogenannten Verschlusssystem verschlossen“. Bei einem kardiogenen Schock dagegen verbleibt das kleine Gerät im Körper des Patienten, der auf der Intensivstation weiter überwacht wird, und unterstützt für bis zu fünf Tagen die Herzleistung, in Ausnahmefällen auch noch länger – letztendlich ist sie jedoch nicht als Dauerlösung gedacht. „Liegen bei einem Patienten schwergradige Verkalkungen der Aortenklappe vor, also der Klappe zwischen der linken Herzkammer und der großen Körperschlagader, ist ein Einsatz der Pumpe nicht möglich“, macht der Kardiologe deutlich, das Gleiche gelte für solche, bei denen bereits ein mechanischer Ersatz der Aortenklappe eingesetzt wurde.

„Die Methode gibt es seit gut zwanzig Jahren in der Behandlung von PatientenInnen“, blickt er zurück, „ich war damals bei einer der ersten Impella-Implantationen im Herzzentrum Dresden dabei und habe die Implantation mittels einer transösophagealen Echokardiografie, also durch die Speiseröhre, begleitet“.

Im Klinikum Schwalmstadt nutzt man sie seit fünf Jahren - mittlerweile wurden über 130 Pumpen eingesetzt, lautet die bisherige Erfolgsbilanz. „Die Impella-Pumpe ist schnell und unkompliziert einsetzbar, entlastet die erkrankte linke Herzkammer, erhält zugleich den Blutdruck und sorgt somit für eine bessere Durchblutung der Organe“, zieht Dr. Schulze als positives Fazit für moderne Methode, „in der Form wie wir sie hier anwenden, gibt es keine Alternative“.

Seite teilen: