Echter Schnupperkurs: Erster Workshop „Komplementäre Pflege“ war ein Erfolg

Die sogenannte komplementäre Pflege findet im Asklepios Klinikum Schwalmstadt immer mehr Anwendung, sie soll die moderne konventionelle Pflege ergänzen. In einem Workshop konnten sich Pflegekräfte von den Vorzügen dieser ganzheitlichen Methode überzeugen, zwei Impulsvorträge und praktische Selbsttests brachten das Thema näher.

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Echter Schnupperkurs: Larissa Friesen (li.) präsentiert ganz unterschiedliche Aroma-Öle.

Matina Dambmann, seit vielen Jahren Stationsleitung im Ziegenhainer Krankenhaus, und Stefan Scharnagel vom Klinikum Bayreuth gestalteten gemeinsam den Workshop, der gleich zweimal an einem Tag stattfand. Vormittags hatten sich etwa 20 Interessierte im Vortragsraum des Asklepios Klinikums Schwalmstadt eingefunden, am Nachmittag waren es noch einmal 30 Teilnehmende. Dazu zählten nicht nur Asklepios-Mitarbeitende und Pflegeschüler:innen aus Schwalmstadt oder Bad Wildungen, sondern auch Fachkräfte aus anderen klinischen und außerklinischen Einrichtungen, wie beispielsweise die Hephata-Klinik oder ambulante Pflegedienste. 

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Sie sind vom Konzept der komplementäre Pflege überzeugt: Matina Dambmann und Stefan Scharnagel.

Zunächst berichtete Dambmann von der Einführung der komplementären Pflege im Asklepios Klinikum Schwalmstadt - nachdem sie sich selbst zur Pflegeexpertin für Integratives Medizinisches Behandlungsmanagement (P.I.M.B.) hatte ausbilden lassen, brachte sie die praktische Umsetzung dieser ganzheitlichen Methode auf den Weg. „Komplementär bedeutet -das andere ergänzend-“, erläuterte sie zunächst die Definition, „es soll also die klassische Schulmedizin mit der alternativen Medizin vereint werden“. Zu den Methoden zählten Waschungen, Aromatherapie, Hydrotherapie, Auflagen und Wickel, Einreibungen sowie die Ohrakupunktur, so die Expertin. „Für die Waschung benötigt man Kokosöl, Kondensmilch und Aroma-Öle, etwa Lavendel mit beruhigender Wirkung oder Zitrone zur Aktivierung“, gab Dambmann praktische Tipps, „das Kokosöl hat den Vorteil, dass die Einreibung nach der Waschung entfällt“, fügte sie hinzu. Die zweite praktische Umsetzung war der Einsatz von Aroma-Tüchern, dabei unterschied sie zwischen warmer und kalter Jahreszeit. „Die mit der Zitronenduft-Lösung behandelten Tücher für sechs bis acht Stunden in den Kühlschrank legen“, erklärte die Fachfrau, „so sind sie ideal für stark schwitzende Patient:innen oder zur generellen Erfrischung geeignet“. Ab Herbst könne man abends beim letzten Durchgang beruhigende Tücher verteilen, diese seien mit einer heißen Lavendelöl-Lösung benetzt und kämen unter anderem Menschen mit Einschlafproblemen zugute, lautete die zweite Variante. „Für alle Tücher gilt gesonderter Abwurf, sie gehören nicht in die normale Patientenwäsche“, wies sie ausdrücklich auf die Trennung hin.

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Kleine Nadeln – große Wirkung: Carolin Völker gibt Einblicke in die Ohrakupunktur.

Im dritten Abschnitt ging Dambmann auf die Aroma-Öle ein, die ganz unterschiedliche Einflüsse auf den Organismus hätten - als Beispiel nannte sie unter anderem Bergamotte, Orange, Eukalyptus, Vanille oder Immortelle, die entsprechend angstlösend, entspannend, schleimlösend, appetitanregend oder schmerzlindernd wirken. Zu guter Letzt erläuterte Pflegeexpertin Dambmann die Anwendung der Ohrakupunktur, „sie senkt die Symptomlast und wird deshalb überwiegend bei postoperativen Schmerzen, postoperativer Übelkeit und Migräne eingesetzt“. Die Behandlung dürfe jedoch nur auf ärztliche Anordnung und ausschließlich durch geschultes Pflegepersonal durchgeführt werden, betonte sie – zudem sei ein Raum mit ruhiger Atmosphäre sowie eine schmerzfreie und entspannte Lagerung der Patient:innen notwendig. „Die Einführung auf unserer eigenen Station ist geglückt, für alle weiteren Stationen wurde ein Konzept entwickelt, das aktuell umgesetzt wird“, zeigte sich Dambmann zufrieden mit der Entwicklung, „ich hätte mir nie träumen lassen, dass wir mit so kleinen Dingen eine so große Patientenzufriedenheit erreichen“. Auch Stefan Scharnagel ging in seinem Vortrag auf die Ziele der integrativen Medizin, „es sollte nicht entweder Schul- oder Alternativmedizin heißen, sondern sich beides ergänzen“. Zur Aktivierung und Stärkung der Selbstheilungskräfte müsse man den  Blick auf den Menschen als Ganzes haben, sagte er, das führe zu Schlafförderung, Verbesserung des Wohlbefindens und der Lebensqualität, Linderung von belastenden Symptomen und Bewegungsförderung. „Bei einer Patientenbefragung im Klinikum Bayreuth sprachen sich zwei Drittel für weniger Medikamente bei der Schmerzlinderung aus“, nannte er Ergebnisse aus dem vergangenen Jahr, „für mehr nicht-medikamentöse Maßnahmen sogar 90 Prozent“. Auf ärztlicher Seite sei die Akzeptanz der Naturheilkunde dagegen noch schwierig, zitierte er aus einem Bericht von 2020, damals standen zwei Drittel von ihnen den nicht-medikamentöse Maßnahmen kritisch gegenüber. „Ich bin fest der Überzeugung, dass alle großen Häuser in fünf bis zehn Jahren nicht mehr ohne komplementäre Pflege auskommen“, war sich Scharnagel sicher. Nach den beiden aufschlussreichen Vorträgen wurde der Workshop zum echten „Schnupperkurs“, verschiedene Aroma-Öle, Aroma-Tücher und Aroma-Stifte wurden vorgestellt und kamen direkt zur praktischen Anwendung – lediglich die Ohrakupunktur konnte nur theoretisch vorgestellt werden. An weiteren Stationen fanden die Teilnehmenden Infos über den Bereich der nicht-medikamentösen Behandlungen, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten am Asklepios-Bildungszentrum sowie über eine praktische Abdeckhaube fürs Krankenbett, die für eine ruhige Atmosphäre sorgen soll. Am Ende zeigten sich Matina Dambmann und ihr Unterstützerteam zufrieden mit dem Workshop und hofften auf eine Wiederholung.  

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