Divertikulitis – was ist das? - Gastroenterologin Dr. Monica Rusticeanu über die Darmerkrankung

Der Dickdarm ist ein wichtiger Teil des menschlichen Verdauungstraktes, durch verschiedene Faktoren können sich dort Ausstülpungen (Divertikel) entwickeln, die bei manchen Menschen zu krankhaften Entzündung führen - die sogenannte Divertikulitis.

Bild: Dr. Rusticeanu
Spezialistin für Divertikulitis: Dr. Monica Rusticeanu ist die Chefärztin der Klinik für Gastroenterologie in Schwalmstadt.

Zum Verdauungstrakt des Menschen gehört, neben Mundhöhle, Speiseröhre und Magen, auch der Darm - bei Erwachsenen misst er etwa fünf bis siebeneinhalb Meter und erstreckt sich als Dünndarm, Dickdarm und Mastdarm vom Magenpförtner bis zum After. Die Gastroenterologie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin, sie beschäftigt sich mit Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, der Leber und der Bauchspeicheldrüse.

Im Asklepios Klinikum Schwalmstadt ist Dr. Monica Rusticeanu Chefärztin der Klinik für Gastroenterologie, zum Team gehören zwei Oberärzte und zwei Assistenzärzte sowie erfahrenes Endoskopie-Personal. Ihren medizinischen Abschluss machte sie in Köln und die Facharztausbildung für Innere Medizin und Gastroenterologie erfolgte am Uniklinikum des Saarlandes. Weitere Erfahrungen sammelte Dr. Rusticeanu unter anderem als Oberärztin in der Schweiz - seit 2021 leitet die 45-Jährige nun die Abteilung im Ziegenhainer Krankenhaus. „Aktuell gibt es keine allgemeingültige Definition der Divertikel-Krankheit“, sagt sie, „bei den Divertikeln handelt es sich um erworbene Ausstülpungen der Schleimhaut und des darunterliegenden Bindegewebes - durch Lücken der Muskelschicht in der Dickdarmwand“. Diese sogenannte Divertikulose sei für einen Großteil der Betroffenen nicht weiter schlimm, weiß die Spezialistin, „doch bisweilen kann ein Entzündungsprozess entstehen, der von den Divertikeln ausgeht und auf die Darmwand übergeht - das kann schwere Komplikationen als Folge haben“, macht sie deutlich. „Als Ursache für die Ausstülpungen sehen Wissenschaftler unter anderem Veränderungen des Gehalts, der Zusammensetzung und Verknüpfung von Bindegewebsfasern sowie Veränderungen der Nerven und der Botenstoffe im Darm“, erklärt die Gastroenterologin, so zeigten einige Patienten mit Divertikulose und Divertikelkrankheit Störungen der Beweglichkeit und Empfindlichkeit des Dickdarmes. „Die Häufigkeit der Erkrankung und der Divertikel nimmt mit dem Alter stark zu“, betont Dr. Rusticeanu, fünf Prozent der 30- bis 39-Jährigen seien betroffen, bei den Über-80-Jährigen seien es 60 Prozent – bei jedem Fünften führte die Divertikulose letztendlich zu Beschwerden. „Allerdings stellen wir in letzter Zeit fest, dass sie auch in jüngeren Altersgruppen ansteigt“, gibt sie zu bedenken, „wie so oft in der Medizin, spielen neben der genetischen Komponente auch Umweltfaktoren eine wichtige Rolle bei der Entstehung“, macht die Ärztin deutlich. „Geringere Beschwerden lassen sich meist mit Verhaltensänderung und Ernährungsumstellung eindämmen, akute Entzündungen können wir mit Antibiotika behandeln und bei Komplikationen, etwa durch einen Abszess, helfen Drainagen oder letztendlich ein chirurgischer Eingriff“, zählt sie verschiedene Therapien auf. „Fisteln sollten operativ behandelt werden und symptomatische Darmverengungen auch chirurgisch“, meint die Fachärztin, bei einem Darmdurchbruch könne es zur Notfall-Operation kommen, warnt sie. „Es gibt Risikofaktoren, die jeder selbst beeinflussen kann“, macht Dr. Rusticeanu deutlich, „dazu zählt günstige Ernährung, beispielsweise die Vermeidung von rotem Fleisch, dafür mehr Ballaststoffe, die in Früchten, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten vorkommen“. Schädlicher Alkoholgebrauch, Nikotin und Übergewicht seien ebenfalls kontraproduktiv – mehr körperliche Aktivitäten wirkten sich positiv aus, rät die Gesundheitsexpertin. „Es ist individuell unterschiedlich, wie Menschen eine Veränderung ihres Gesundheitszustandes wahrnehmen, auch Stress und Zeitmangel können eine Vorstellung beim Arzt verzögern“, weiß sie aus langjähriger Erfahrung.

„Eine solide Gesundheitsbildung in der Bevölkerung wäre wünschenswert, da sie auf diese Weise sowohl vorbeugend als auch frühzeitig adäquat reagieren könnte, sobald erste Warnzeichen einer Erkrankung auftreten – zudem sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei bestimmten Krankheiten empfehlenswert“, sagt Gastroenterologin Dr. Monica Rusticeanu abschließend.

Weitere Informationen und die Anmeldung zur Sprechstunde erhält man unter der Telefonnummer 06691-799 737.

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