Ein Herzstillstand kann jeden treffen: Reanimationstraining für Schüler am Schwalmgymnasium

Ein Herzstillstand kann jeden treffen, deswegen beteiligen sich die Asklepios Kliniken Nordhessen seit sechs Jahren an der bundesweiten „Woche der Wiederbelebung“. In Workshops an Schulen bringen Notfall- und Intensivmediziner den Jugendlichen bei, einen Herz-Kreislauf-Stillstand zu erkennen und einen Notruf sowie Wiederbelebungsmaßnahmen selbständig vornehmen zu können.

Reanimationstraining am Schwalmgymnasium: Dr. Matthias Zwinger und Tobias Honacker mit den Schülern der Klasse 7D.

In diesem Jahr waren Dr. Matthias Zwinger, Chefarzt der Interdisziplinären Intensivmedizin, und Tobias Honacker, Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme aus dem Asklepios Klinikum Schwalmstadt am Schwalmgymnasium in Treysa, wo sie rund 190 Schülern der Jahrgangsstufen 7 und 8 an die Thematik heranführten. Zu Beginn des Workshops zeigten sie einen kurzen Film, in dem der bekannte Comedian Kaya Yanar humorvoll, aber realistisch, in die lebensrettenden Maßnahmen einführt. Anschließend erhielten die Jugendlichen zahlreiche Informationen und Tipps zum Aufbau eines theoretischen Basiswissens. „Was ist mit dem Mann im Film passiert?“, wollte Dr. Zwinger von den Schülern der 7D wissen. „Er ist einfach umgefallen“, beschrieben sie die Szene, „vermutlich ein Herz-Kreislaufstillstand“, ergänzte der Arzt. Die Frage nach der Funktion des Herzens konnten alle beantworteten, nämlich der Transport von sauerstoffreichem Blut in Organe wie beispielsweise Leber, Niere und Gehirn. „Nach drei bis fünf Minuten ohne diese Versorgung entstehen irreparable Schäden“, machte Dr. Zwinger deutlich, „wie kann ich also diese Funktion ersetzen“, fragte er in die Runde - „durch Drücken“, lautete die einhellige Antwort. „Vorher müsst ihr durch lautes Ansprechen feststellen, ob die Person noch bei Bewusstsein ist oder noch atmet“, fuhr der Chefarzt fort. „Man hält ein Ohr an den Mund und schaut auf den Brustkorb, ob sich dieser bewegt“, konnte ein Schüler die richtige Methode beschreiben. Die bundesweite Telefonnummer 112 für den Notruf hatten dann wieder alle parat.

Wiederbelebung statt Deutschunterricht: Clara (li.) und Lena sind engagiert bei der Sache.

Danach machte Notfallmediziner Tobias Honacker mit der Schulung weiter, „wie tief muss man drücken?“, wollte er von den Teenagern wissen – viele nannten mit fünf Zentimetern den richtigen Wert. „Dabei kann eventuell auch mal eine Rippe brechen, aber das Wichtigste ist, dass die Person überlebt. Der Knochen heilt später auch wieder zusammen“, erklärte Honacker. „Ihr braucht den ganzen Körper, also eine aufrechte Position und durchgedrückte Arme, sonst reicht die Kraft nicht aus“, sagte er und führte es an der Trainingspuppe vor. Für den passenden Rhythmus, etwa einhundert Mal pro Minute, wurden verschiedene Musikstücke vorgestellt, die man im Ernstfall als innere Taktvorlage nutzen könnte. Anschließend sollte die Theorie in die Praxis umgesetzt werden – alle knieten sich jeweils neben eine Reanimationspuppe und begannen mit der Herzdruckmassage. „Jetzt habt ihr erst 20 Sekunden gedrückt, aber merkt bereits, wie anstrengend das ist“, merkte Honacker an und schaute dabei in bereits errötete Gesichter, „im Ernstfall müsst ihr durchhalten, bis weitere Hilfe da ist“. Als Ergänzung zeigten die beiden Ärzte noch die richtige Übergabe an einen zweiten Ersthelfer oder den Rettungsdienst – dabei müsse die Herzdruckmassage ununterbrochen weitergeführt werden, zudem sollten Informationen weitergegeben werden, wie es zu der Notfallsituation gekommen war, erläuterten die Profis. „Was wir hier machen, ersetzt natürlich keinen echten Erste-Hilfe-Kurs“, stellten die beiden erfahrenen Mediziner am Ende jeder Übungseinheit klar, „aber es nimmt den Jugendlichen die Hemmschwelle, sensibilisiert sie für das wichtige Thema und macht sie zu Multiplikatoren.“ 

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