KI assistiert bei der Darmspiegelung

In der Asklepios Paulinen Klinik (APK) setzt das Team von Chefärztin Prof. Dr. Andrea May bei der Darmkrebsfrüherkennung seit Kurzem eine innovative Software ein.

Im Hinblick auf die Diagnose Darmkrebs gilt die Koloskopie nach wie vor als sicherstes Früherkennungswerkzeug. Seit vergangenem Februar setzt das Team um Prof. Dr. Andrea May, Chefärztin der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Onkologie und Pneumologie an der APK Wiesbaden unterstützend auf künstliche Intelligenz (KI).

„Bei jeder regulären Darmspiegelung können wir per Knopfdruck eine hochmoderne Analyse-Software dazuschalten“, berichtet die Gastroenterologin. Diese hilft dabei, die Schleimhäute zu scannen und auffällige Polypen aufzuspüren, die die Ärzt:innen anschließend noch einmal genauer unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls entfernen können. „KI nimmt uns die Arbeit nicht ab“, sagt May, doch ihr Nutzen sei messbar: „Mithilfe der Software können rund 15 Prozent mehr Veränderungen an der Darmschleimhaut erkannt werden.“ Darüber hinaus unterstützt das System das Personal auch bei der Unterscheidung „relevanter Polyp“ (Adenom) und „nicht relevanter Polyp“ (hyperplastisch) sowie bei der Festlegung der Kontrollintervalle. „Zwar sind viele kleine Polypen meist harmlos, dennoch zeigt die Methode die Polypenlast eines Patienten auf“, so May.

Gelernte Intelligenz
Vom Mechanismus des Systems ist die Ärztin angesichts dessen überzeugt: „Die Software wurde mit Tausenden Aufnahmen möglicher Krebsvorstufen gespeist und kann diese während der Untersuchung binnen Sekundenbruchteilen mit den aktuellen Bildern vergleichen und Unregelmäßigkeiten identifizieren“, erklärt die Chefärztin. Auf diese Weise entlaste sie das menschliche Auge, liefere genauere Informationen und werde – anders als Menschen – auch nicht müde.

Zudem könne sie sehr gut für Trainingszwecke bei jungen Endoskopiker:innen eingesetzt werden. Dies ändere jedoch nichts daran, dass das medizinische Personal extrem wachsam sein müsse. „KI kann nur diejenigen Schleimhautareale beurteilen, die eingesehen werden. Außerdem schneidet die Software beim Scannen sehr flacher Veränderungen Analysen zufolge nicht besser ab als ein erfahrener Endoskopiker:innen. Eine gute Darmvorbereitung und Spiegelungstechnik inklusive Einhaltung einer adäquaten Rückzugszeit sind dementsprechend unerlässlich“, stellt May klar.

Befürchtungen, dass KI die ärztliche Behandlung eines Tages ersetzen wird, weist die erfahrene Ärztin zurück: „Wir Ärztinnen und Ärzte sind es, die alle Informationen zusammentragen und die Patientinnen und Patienten dann auch betreuen, beraten und therapieren. Das wird sich sicherlich in absehbarer Zeit nicht ändern.“ Zugleich seien Software-Lösungen aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. „Die KI-unterstützte Untersuchung des Dickdarms ist erst der Anfang“, sagt Prof. May, „und davon profitieren am Ende nicht nur die Patientinnen und Patienten.“

KI assistiert bei der Darmspiegelung
KI assistiert bei der Darmspiegelung © Andrea Schombara

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