Ganzheitlich gegen den Schmerz: Multimodale Schmerztherapie an der Asklepios Stadtklinik Bad Wildungen
Chronische Schmerzen – ob orthopädischer (z.B. Bandscheibenvorfall) und neurologischer (z.B. Kopfschmerzen) Ursache oder auch stressbedingt – sind ein Volksleiden. Schätzungen zufolge gibt es deutschlandweit mehr als zwölf Millionen Betroffene, deren Alltag durch körperliche Einschränkungen erschwert wird. Hoffnung bietet die Multimodale Schmerztherapie an der Asklepios Stadtklinik Bad Wildungen. Im Interview erläutert Heike Deutsch, Ärztliche Leitung der Abteilung und Fachärztin für Anästhesie, die Grundsätze dieses ganzheitlichen, stationären Therapiekonzeptes.
Was bedeutet für Sie eine „gute Schmerztherapie“?
Eine gute Schmerztherapie bedeutet für mich die Kombination aus fachlicher Expertise und echter menschlicher Zuwendung auf Augenhöhe. Wir sehen den ganzen Menschen mit Körper, Geist und Seele, nicht nur das Symptom. Dazu gehört immer auch die Mitbeurteilung psychosomatischer Faktoren und die enge Abstimmung aller Fachrichtungen auf alle genannten Faktoren.
Welche Rolle spielen interdisziplinäre Zusammenarbeit und neue Behandlungsmethoden dabei?
Schmerztherapie kann nur im Team gelingen – mit Ärzten verschiedener Fachrichtungen, dem Psychologen-, dem Physiotherapieteam und der Pflege. Neue Methoden und moderne Geräte sind wertvolle Bausteine, aber die Basis bleibt das Zusammenspiel der Professionen und der gemeinsame Blick auf alle relevanten Zusammenhänge.
Während der stationären Therapie verbringen die Patienten 16 Tage in der Asklepios Stadtklinik Bad Wildungen. Wie werden sie während des Aufenthaltes begleitet?
Das Verständnis für die Ursachen der Beschwerden durch orthopädische und neurologische Erkrankungen oder auch stressbedingt, sowie für die Funktionsfähigkeit der Stress- und Schmerzverarbeitung stehen im Zentrum des Interesses. Wir klären über die Arbeitsweise unseres Gehirnes sowie die Zusammenhänge zwischen Schmerzempfinden und seelischem Erleben auf. Es geht auch vor allem darum, die Betroffenen auf allen Ebenen in Bewegung zu bringen und sie zu motivieren, sich mit erlernten Verhaltensmustern, verinnerlichten Überzeugungen und Belastungen, die das Schmerzerleben beeinflussen, auseinanderzusetzen. Denn jede Art von Stress kann das Schmerzerleben negativ beeinflussen und eine Chronifizierung begünstigen. Durch das Erlernen von Entspannungstechniken, körperliche und psychotherapeutische Trainingsverfahren kann dieser Teufelskreis durchbrochen werden.
2023 haben Sie die Ärztliche Leitung der Multimodalen Schmerztherapie an der Stadtklinik übernommen. Gab es seitdem besondere Meilensteine, auf die Sie besonders stolz sind?
Der größte Meilenstein war sicherlich der Umzug in die modernisierte Station im vergangenen Juni. Dort haben wir nicht nur räumlich, sondern auch inhaltlich ein neues Kapitel aufgeschlagen. Mit komplett erneuerter Ausstattung, modernen Therapiegeräten und innovativen Trainingsmöglichkeiten können wir eine hochmoderne Bewegungstherapie anbieten. Besonders stolz bin ich darauf, dass es uns als Behandlerteam gemeinsam mit der Geschäftsführung gelungen ist, all diese Aspekte zusammenzuführen: moderne Strukturen, fachliche Weiterentwicklung, organisatorische Effizienz und eine gelebte interdisziplinäre Zusammenarbeit. Dieses Zusammenspiel ist es, das unsere Schmerztherapie heute stark macht und unseren Patientinnen und Patienten langfristig die bestmögliche Versorgung sichert.
Welche Entwicklungen oder Trends sind Ihnen in der Schmerzmedizin besonders wichtig für die Zukunft?
Die Zukunft liegt in einem neurobiologisch fundierten Verständnis von Schmerz – hier besonders in der Beachtung der Stress- und Schmerzverarbeitung unseres Gehirns. Denn ohne ein Verständnis der Hirnfunktionen im Kontext Schmerz lässt sich eine wirksame Therapie nicht abbilden. Wir sprechen hier über Wissen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen, wie beispielsweise der Neurobiologie, der Lerntheorien und natürlich auch den medizinischen Fachdisziplinen. Diese Kenntnisse fließen zunehmend in die Therapie ein und werden unsere Arbeit in den nächsten Jahren prägen.
ZUR PERSON
Heike Deutsch ist Fachärztin für Anästhesie und Leitende Ärztin des Asklepios Schmerzzentrums Bad Wildungen. Dort organisiert und koordiniert sie die schmerztherapeutischen Einrichtungen am Standort – neben der Multimodalen Schmerztherapie auch die Schmerzpraxis und den Konsiliar-Schmerzdienst.