„Die Psychosomatik setzt der psychiatrischen Pflege noch eine Krone auf“

Chefarzt Dr. Uwe Wutzler und Pflegedirektor Markus Weber vom Asklepios Fachklinikum Stadtroda über Bezugspflege als Beziehungsarbeit.

„Sehr intensiv“ sei insbesondere die Arbeit mit Trauma-Patienten, betont Angelika Staps, Stationsleitung an der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin. Sie findet es interessant, so nah an den Patienten dran zu sein und zu erleben, wie viel durch die Dynamik in der Gruppenarbeit erreicht werden kann.

Das Asklepios Fachklinikum Stadtroda ist neben dem Universitätsklinikum Jena das einzige Krankenhaus Ostthüringens mit einer separaten Klinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin. Im Begriff Psychosomatik vereinen sich die altgriechischen Wörter „psyché“ (Seele) und „soma“ (Körper). Innerhalb der modernen Medizin steht er für eine ganzheitliche Betrachtungsweise und Krankheitslehre. Psychotherapie bezeichnet allgemein die gezielte professionelle Behandlung seelischer oder psychisch bedingter körperlicher Störungen mit psychologischen Mitteln.

Im Unterschied zur Allgemeinpsychiatrie, bei der eher eine medikamentöse Behandlung im Mittelpunkt steht, wird in der Psychosomatik mehr gesprochen; es gibt ein umfassendes psychotherapeutisches Behandlungskonzept, erklären Chefarzt Dr. Uwe Wutzler und Pflegedirektor Markus Weber. Behandelt werden hier Patienten unter anderem aufgrund von Borderline-Störungen, narzisstischen Persönlichkeitsstörungen, Depressionen, Burn Out, Essstörungen, Angsterkrankungen, posttraumatischen Belastungsstörungen, sozialen Phobien und insbesondere auch Schmerzstörungen.

„Unser Behandlungskonzept kombiniert mehrere psychotherapeutische Behandlungsmethoden, bei denen wirklich Veränderungsprozesse in Gang kommen“, erklärt Dr. Wutzler. Es geht darum, auf der Ebene der Worte mit psychotherapeutischen Mitteln eine Verbesserung herbeizuführen, die den Patienten hilft, ihr Leben zum Besseren zu verändern.

„Über die Psychotherapie werden die Einstellungen, Motive, Gefühle und Beziehungen in den Mittelpunkt gestellt und mit den psychischen Symptomen in Verbindung gebracht. Daraus resultiert die Einsicht, dass über eine Änderung der Einstellungen, Motive, Gefühle und Beziehungen eine Besserung der Beschwerden erreicht werden kann, die sich dann auch im häuslichen Umfeld umsetzen lassen“, erläutert der Chefarzt. 

„Innerhalb des Krankheitsspektrums, das in der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin behandelt wird, gehen fast alle Erkrankungen in irgendeiner Art und Form mit einer Störung in Aufbau und Aufrechterhaltung von sozialen Beziehungen einher. Das verlangt auch nach einer besonderen Art der Pflege“, erklärt Pflegewissenschaftler Markus Weber.

Kernanliegen der lebenspraktischen Aufgabenstellung sei es, dass die Pflegenden die Patienten dahingehend unterstützen, wieder soziale Beziehungen aufzubauen und zu fordern. Als Methode zur Unterstützung des Beziehungsaufbaus fungiert auf der Umsetzungsebene die Bezugspflege. Bezugspflege bedeutet, dass mehrere Patienten oder Patientengruppen einer Pflegekraft als festem Ansprechpartner zugeordnet werden.

 „Bezugspflege in der Psychosomatik ist extrem beziehungsintensiv und hat im Prinzip dann auch einen pflegetherapeutischen Charakter“, betont Markus Weber. Um dieser anspruchsvollen und spannenden Aufgabe gerecht zu werden, besuchen Pflegende, die im Bereich der Psychosomatischen Medizin arbeiten, regelmäßig Schulungen, z. B. Kommunikationsseminare oder Seminare zur Psychotraumatologie beim Thüringer Weiterbildungskreis für Tiefenpsychologie (ThWBK), der am Asklepios Fachklinikum Stadtroda angesiedelt ist.

„Die Psychosomatik setzt der psychiatrischen Pflege noch eine Krone auf, weil die Aufgabenprofile deutlich über die klassischen Aufgabengebiete hinausgehen“, betont Markus Weber. In der Psychosomatik sei es auch normal, dass Pflegende therapeutische Gruppen leiten, wie beispielsweise Entspannungstrainings, Yoga oder autogenes Training. Auch lebenspraktische Angebote, zum Beispiel zur Gestaltung der Tagesstruktur, zur Haushaltsführung, zum Kochen oder zum Backen gehören dazu. „Dadurch, dass diese Arbeit auf Beziehung baut, hat sie etwas Persönliches und Menschengebundenes“, sagt der Pflegedirektor.

Empathie, Offenheit, die Bereitschaft sich auf Beziehungsarbeit einlassen zu können und – ganz lebenspraktisch – die Fähigkeit, das Herz auf der Zunge zu haben, gehören für Pflegedirektor Weber und Chefarzt Wutzler zum besonderen Kompetenzprofil, das Pflegende für das attraktive Arbeitsfeld der Psychosomatik mitbringen sollten. „Die Arbeit ist darauf konzentriert, mit Anderen in Beziehung zu treten und daher vielfach auch interessanter und entspannter“, unterstreicht Dr. Wutzler.

„Viele Pflegende erleben für sich selbst durch die Arbeit in der Psychosomatik einen Reifungsprozess, ein Über-sich-hinaus-Wachsen und eine Horizonterweiterung. Das hat nicht zuletzt auch damit zu tun, dass die Pflegenden die Achtsamkeits- und Entspannungstechniken selbst anwenden, wodurch sie wesentlich selbstreflektierter, selbstkritischer und stärker werden“, illustriert Pflegedirektor Weber.

Kontakt:

Dr. Uwe Wutzler
Chefarzt der Klinik für Psychotherapie und
Psychosomatische Medizin
Tel.: (036428) 561462
E-Mail: u.wutzler@asklepios.com

Markus Weber, M.A.
Pflegedirektor
Tel.: 036428 – 561338
E-Mail: markus.weber@asklepios.com

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