Klinikum Schwalmstadt: Schnellere Hilfe durch neues System

Oberarzt Tobias Honacker über „IVENA eHealth“.

Seit 2012 ist Tobias Honacker, heutiger Oberarzt der Zentralen Notaufnahme
der Schwalm-Eder Kliniken, am Krankenhaus in Ziegenhain tätig. Die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin erhielt er durch seine Arbeit im Rettungsdienst Mittelhessen und in Schwalmstadt.

Schnelle Zusammenarbeit: Oberarzt Tobias Honacker hofft auf bessere Verteilung der Krankenhaus-Kapazitäten durch neues System.

Durch seinen außerklinischen Alltag als aktiver Notarzt des NEF Ziegenhain, weiß der Facharzt für Innere Medizin, welche Herausforderungen präklinische Notfallsituationen mit sich bringen. „Schwere Grippewellen beispielsweise können dazu führen, dass je nach Standort einige Anlaufstellen extrem ausgelastet sind“, erklärt der Oberarzt. „Oftmals verhalten sich Patientenströme ungleichmäßig und es kommt im schlechtesten Fall dazu, dass Patienten von Krankenhäusern abgewiesen und weitergeleitet werden müssen, da die Bettenkapazität nicht ausreicht.“

Das sogenannte „IVENA eHealth“ Zuweisungssystem soll hier Abhilfe schaffen. Historisch gesehen wurde es nach genau solch einem Szenario vom Amt für Gefahrenabwehr in Frankfurt in Zusammenarbeit mit einem IT Unternehmen entwickelt. „Allen Beteiligten war klar, dass eine Lösung zur besseren Lenkung der Patientenströme, vor allem in besonderen Situationen, gefunden werden musste“, so der Oberarzt weiter.

„Das System hat sich bereits in Hessen bewährt. Die Asklepios Schwalm-Eder Kliniken haben in Kooperation mit der Leitstelle des Schwalm-Eder-Kreises alles für den Start des Programms vergangenen Dienstag vorbereitet.“ Der interdisziplinäre Versorgungsnachweis sei für alle Kreise und ihre Bürger sowie für Rettungsleitstellen über die Internetseite www.ivenahessen.de abrufbar. Die sich jeweils im Einsatz befindlichen Rettungsdienste konzipierten vor Ort mittels eines Algorithmus eine sogenannte Rückmeldezahl für die Leitstelle.

Diese inkludiere die Erkrankung des Patienten, Daten wie das Alter, die Dringlichkeitsstufe einer Versorgung und die verschiedenen Messwerte und Anforderungen wie zum Beispiel Herzkatheter oder Beatmungsgeräte. Der Leitstellendisponent ermittle daraufhin anhand der Zahl das Krankenhaus im Umkreis, das für die angeforderten Leistungen ausgelegt und auch verfügbar ist. Aktualisiert würde das System alle 60 Sekunden automatisch.

„Belegungen von Schockräumen zur Behandlung von Unfällen oder Durchführung von Reanimationen werden so verlässlich und schnell der Leitstelle rückgemeldet“, bestätigt der gebürtige Westfale. „Bislang erfolgt ein solcher Informationstransfer nur telefonisch und mit teilweise signifikantem Zeitverlust. Das neue Programm schafft Transparenz und fördert die Gleichverteilung von Kapazitäten an den umliegenden Krankenhäusern.“

Honacker wechselte mit seiner Facharztqualifikation zum Jahreswechsel 2017/2018 in die Notfallversorgung und die Leitungsebene der Schwalmstädter ZNA, um dort seinen Kollegen Patrick Müller-Nolte zu unterstützen.

Dass Zusammenarbeit jegliche Prozesse erleichtert, habe der Oberarzt bereits während seiner Zeit als Assistenzarzt verinnerlicht. Damals betreute er die Studenten im Praktischen Jahr und verstand schnell wie wichtig es ist, Wissen weiterzugeben und deshalb auch im engen Austausch mit anderen Fachabteilungen zu stehen, damit sich ein Team entwickeln kann. Für die Akademie der Unfallchirurgie sei er außerdem als Dozent für die Polytrauma Versorgung tätig, die im lokalen Traumazentrum der Asklepios Schwalm- Eder Kliniken ebenfalls durchgeführt würden. Auch hier sei Aus- und Weiterbildung essentiell und so nehme er seit Jahresanfang zusätzlich an der Fortbildung für Notfallpflege der DKG teil.

Die Einführung eines elektronischen Systems zur Übermittlung relevanter Angaben sei eine ebenso bedeutsame Säule einer gut funktionierenden Zusammenarbeit. Einer der offensichtlichen Vorteile sei zwar die Beschleunigung des Transfers im Vergleich zum telekommunikativen Weg, jedoch betont der Experte, dass das neue System nur funktionieren kann, wenn alle Kollegen umsichtig damit umgehen. „IVENA wird nun zunächst in Testphase gehen. Unser Ziel ist es für eine noch schnellere und noch bessere Versorgung unserer Patienten Sorge zu tragen und somit eine reibungslose Verknüpfung zwischen Rettungseinsatz und notfallmedizinischer Behandlung in der zentralen Notaufnahme gewährleisten zu können.“

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