Asklepios macht Soldaten notfallmedizinisch fit für den Einsatz

Wenn man sich hierzulande verletzt, wählt man kurzerhand die Notfallnummer 112. Dann eilen binnen weniger Minuten Rettungssanitäter und gegebenenfalls der Notarzt herbei, um professionell Hilfe zu leisten. Für Soldaten im Auslandseinsatz gestaltet sich die Situation oftmals schwieriger. Zwar gibt es ebenfalls ein ausgeklügeltes Rettungssystem, doch je nach Gefährdungslage am unmittelbaren Einsatzort und der Entfernung zur nächstgelegenen militärischen Sanitätseinrichtung, kann sich das Eintreffen der Retter verzögern.

Selbst- und Kameradenhilfe - Asklepios macht Soldaten notfallmedizinisch fit für den Einsatz

Dann ist jeder Soldat auf sich allein gestellt und muss im Rahmen der Selbst- und Kameradenhilfe notfallmedizinisch handeln. In der Ausbildung, die die Soldaten vor jedem Einsatz durchlaufen, werden sie daher nicht nur in allgemeinmilitärischen und einsatztaktischen Themen geschult, sondern es wird obendrein viel Wert auf eine Sanitätsausbildung gelegt, die weit über die Erste Hilfe hinausgeht.

Derzeit bereiten sich Soldaten des Jägerbataillons 1 in Schwarzenborn auf ihren Einsatz in Afghanistan vor, wo sie Anfang des kommenden Jahres unter anderem für den Schutz des Feldlagers in Masar-e Scharif zuständig sein werden. Um auch diejenigen notfallmedizinisch fit zu machen, die nicht zur Sanitätstruppe gehören, sondern beispielsweise als Kraftfahrer, Funker oder MG-Schütze eingesetzt sind, durchliefen 32 von ihnen eine ganz besondere Ausbildung im Asklepios Klinikum Schwalmstadt. Dr. Felix Meuschke, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie, sein Kollege Dr. Andreas Hettel, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin, sowie Patrick Müller-Nolte, ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme, brachten den Soldaten nicht nur die Theorie näher - vielmehr stand insbesondere die Praxis im Vordergrund.

Jeweils eingeteilt in Vier-Mann-Trupps, konnten die Teilnehmer den Medizinern bei ihrer täglichen Arbeit nicht nur über die Schulter schauen, sondern bisweilen auch dabei assistieren - in der Notaufnahme begleiteten sie Mitarbeiter zu „Fällen aus dem richtigen Leben". Darüber hinaus lernten die Soldaten unter anderem, wie man vorschriftsmäßig eine Infusionsnadel setzt – nach der Einweisung am Ausbildungs-Dummy wurde dies auch real am Arm eines Kameraden geübt. Unter Einhaltung aller hygienischen Vorschriften durften die Auszubildenden sogar mit in den Operationssaal - das war für die meisten besonders beeindruckend. „Wir haben versucht, den Teilnehmern im Umgang mit echten Patienten die Angst und eventuelle Barrieren zu nehmen", erklärte Dr. Meuschke, „das ist noch einmal etwas ganz anderes, als an einer Puppe oder an Verletzten-Darstellern zu üben", fügte er hinzu. Ziel war es, die Einsatzkräfte zu befähigen, auch unter schwierigen Bedingungen die lebenserhaltenden Maßnahmen anzuwenden, bis der Sanitätstrupp, der Bewegliche Arzt-Trupp oder bestenfalls der Medevac-Hubschrauber eintrifft.

Diese erstmalig durchgeführte Ausbildung hätte beiden Seiten gefallen, so der Mediziner, „sie waren wissensdurstig und dankbar", beschrieb er die gute Motivation der Soldaten. Dieses Projekt der zivil-militärischen Zusammenarbeit soll laut Dr. Meuschke in Zukunft weiter verstärkt werden. Der 44-Jährige arbeitet derzeit auch an seiner persönlichen zivil-militärischen Zusammenarbeit, in den kommenden drei Jahren lässt er sich, neben seiner Tätigkeit als Klinikarzt, zum Oberfeldarzt der Reserve ausbilden.

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