Mut kann Leben retten

Es sind wenige Handgriffe, die über Leben und Tod entscheiden. Wenn jemand bewusstlos ist, wenn der Kreislauf stillsteht, wird eine Herzdruckmassage überlebenswichtig. Doch in Deutschland trauen sich das nur wenige zu.

Passanten lernen Herzdruckmassage

Klinik-Team beim Aktionstag
Mitarbeiter der Klinik und des ASB an ihrem Infostand.

Der plötzliche Herztod ist hierzulande mit rund 80.000 bis 100.000 Fällen pro Jahr eine der häufigsten Todesursachen. Jeden kann es treffen. Pro Minute, die dann bis zum Beginn der Reanimation verstreicht, verringert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit um etwa zehn Prozent. Um helfen zu können, sollte deshalb jeder wissen, wie eine Herzdruckmassage funktioniert. Im Rahmen der bundesweiten Woche der Wiederbelebung gab das Team der Asklepios-ASB Klinik Radeberg jetzt Passanten Nachhilfe in Reanimation – und das mit vier stillen Freiwilligen.

Vor dem Edeka-Supermarkt in der Radeberger Innenstadt hatten Oberarzt Jens-Uwe Kretzschmann und seine Kollegen ihren Informationsstand aufgebaut. Unterstützt wurden sie von zwei Rettungssanitätern des ASB Ortsverbands Neustadt. Auf zwei Liegen und zwei  Decken hatten sie vier Wiederbelebungspuppen bereitgelegt, an denen sich die Gäste des Stands ausprobieren konnten. Zu ihnen gehörte auch der Dresdner Bastian Girbig. Dass bei der Herzmassage 100 Mal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs gedrückt werden muss, war ihm neu. „Das ist ganz schön schnell. Das hätte ich bis jetzt wahrscheinlich falsch gemacht.“

Eine Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung wäre in einer Notsituation nicht zwingend erforderlich, erklärte Oberarzt Kretzschmann. „Diese Vorstellung der Beatmung hält viele davon ab zu helfen. Die Herzmassage ist aber überlebenswichtig.“ Bis zum Eintreffen des Notarztes müsste diese ohne Pause erfolgen. Rund 200 Bürgern erklärte das Team bei der Aktion das richtige Vorgehen: zuerst prüfen, ob die Person bewusstlos ist, dann Notarzt rufen und danach mit der Reanimation beginnen.

In Deutschland beginnen allerdings in nur 15 Prozent der Fälle Laien vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Im europäischen Vergleich gehört Deutschland damit zu den Schlusslichtern. In Schweden und Norwegen machen hingegen 60 Prozent der Bevölkerung im Notfall eine Herzdruckmassage. „Wir merken, dass das Thema zum Glück auch bei uns immer mehr in die Öffentlichkeit kommt und das Interesse daran wächst“, sagte der Arzt. Ein Fakt, der künftig Leben retten kann.

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