Die richtige Balance - Mutter und Oberärztin am Asklepios Klinikum Melsungen

Laut einer Studie denken junge Medizinerinnen und Mediziner heute mehr über Vereinbarkeit von Beruf und Familie nach als früher. Statt des risikoreichen Einzelkämpferlebens geht die Tendenz junger Ärzte zu einem Angestellten-Arbeitsverhältnis. Dass es dennoch, vor allem für Frauen, bei einem Balanceakt zwischen Job und Zuhause bleibt, erzählt uns Dr. med. Monika Rosenthal, Oberärztin Innere Medizin, Internistin und Diabetologin am Asklepios Klinikum Melsungen, im Interview:

Dr. med. Rosenthal bei der Untersuchung einer Patientin. Für die Oberärztin steht die Nähe zum Patienten an erster Stelle.

Seit wann sind Sie am Klinikum in Melsungen tätig?

MR: Nach Melsungen kam ich 2003 auf Empfehlung, da meine Fähigkeiten einschließlich meines Zusatzes Diabetologie dem Anforderungsprofil der Stelle als internistische Oberärztin entsprachen. Meine vorherige Oberarztstelle in einem Klinikum in Thüringen verließ ich zwar ungern, auch weil die Möglichkeiten der Kinderbetreuung in Thüringen sehr gut waren, da aber mein Mann bereits in Nordhessen niedergelassen war,  sollte die Entscheidung beruflich wie privat richtig sein.

Was sind die Vor- und Nachteile als Frau in Ihrem Beruf?

MR: Unter Karrieregesichtspunkten bestehen leider bis heute Nachteile. Chefärzte sind nach wie vor meist Männer und Gehaltsunterschiede gibt es geschlechtsabhängig ebenfalls hier und da noch. Wer Familie und Beruf möchte, hat es beispielsweise bei Bereitschaftsdiensten nicht leicht. Dass sich das langsam durch neue Arbeitszeitmodelle verbessert und mittlerweile veränderte Denkstrukturen herrschen, ist oft auf de in unserem Beruf ausgedünnten Arbeitsmarkt zurückzuführen. Bei gleicher fachlicher Qualifikation sind wir Frauen meiner Meinung nach die besseren Strukturarbeiter und bringen im Bereich der „Soft skills“ sowohl im kollegialen Miteinander als auch im Umgang mit den Patienten enorme Vorteile mit.

Was tut Asklepios um Frauen in Ihrer Position zu stärken?

MR: Mir wurde eine leitende Position in Teilzeit gegeben, was für mich entscheidend war. Zusätzlich wurde mir am Klinikum Melsungen die Option ermöglicht, über einen Heimarbeitsplatz administrative Tätigkeiten zu einer von mir gewählten Zeit von zu Hause aus zu erledigen - eine Erleichterung als meine, mittlerweile drei, Kinder noch zu klein waren.

Wo finden Sie Ausgleich zu Ihrem Beruf?

MR: Familie ist Ausgleich. Meine drei Kinder relativieren viele Dinge und auch das Musizieren im Chor mit Freunden sowie mein Singen erden. Vor fünf Jahren begann ich Cello zu spielen. Kochen und Backen entspannen mich genau wie Livemusik in verschiedener Form und Lesen, alleine oder in einem Lesekreis.

Wie schaffen Sie beides: Ärztin und Mutter sein?

MR: Die Stabilität unseres Teams am Asklepios Klinikum Melsungen sowie gegenseitiges Vertrauen machen es leichter, Familie und Beruf zu vereinbaren. Auch mein Mann und ich unterstützen uns gegenseitig. Eine Tagesmutter und Wahl-Oma, eine Kindergarten und Grundschulbetreuung am Nachmittag halfen zusätzlich. Technischer Fortschritt und Wissensaustausch am Klinikum, vor allem in der apparativen Diagnostik, machen meinen Beruf zunehmend spannend. So diagnostiziere ich heute Thrombosen und Blinddarmentzündungen patientenschonend mit Ultraschall und auch im Bereich der medikamentösen Therapie vieler Erkrankungen, wie Diabetes, ist eine immense Entwicklung geschehen.

Was geben Sie Ihren Patientinnen und Patienten zum Jahresbeginn mit auf den Weg?

MR: Ich zitiere Prof. K. Dörner: „Gesundheit ist der Zustand, in dem der Mensch vergisst, dass er gesund ist“. Wir dürfen Gesundheit nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern sollten uns in jedem Lebensalter bemühen sie durch einen gesunden und bewegungsreichen Lebensstil zu wahren. Dann werden wir Ärzte zwar weniger gebraucht, aber damit können wir gut leben.

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