Schonende Schlüssellochchirurgie jetzt auch im Schädel

Asklepios Klinik St. Georg hat erstes, zertifiziertes interdisziplinäres Schädelbasiszentrum in Norddeutschland eröffnet

Hamburg, 27. Februar 2019. Die minimalinvasive Chirurgie, auch Schlüssellochtechnik genannt, hat die Medizin revolutioniert, weil sie schonender ist, nur kleine Wundflächen verursacht und die Patienten sich in der Regel auch noch schneller erholen. Im Kopfinnern verhinderten die stabilen Schädelknochen bislang einen solchen Ansatz und zwangen die Neurochirurgen dazu, den Schädel zu eröffnen, wenn ein Eingriff erforderlich war. Zumindest bei Operationen an der Schädelbasis wollen das die Ärzte der Asklepios Klinik St. Georg jetzt ändern. Sie gründeten dazu ein interdisziplinäres, gemäß den Leitlinien der Fachgruppen zertifiziertes Schädelbasiszentrum, bei dem HNO-Ärzte eine wichtige Rolle spielen. Denn sie kennen die natürlichen Zugänge im Schädel und können so hochauflösende Endoskope durch Nase oder Rachen bis zur Schädelbasis unter dem Gehirn navigieren, den Tumoranteil im HNO-Gebiet entfernen, bis dann die Neurochirurgen den Eingriff im Schädel übernehmen.  

 

„Selbst zur Operation von gutartigen Geschwülsten der Hirnhäute mussten wir bislang den Schädel komplett eröffnen und das Gehirn anheben, um die Schädelbasis zu erreichen“, erklärt Dr. Gerd Manthei, Fachbereichsleiter Neurochirurgie der Asklepios Klinik St. Georg. „Auch bei sorgfältigem Arbeiten gilt: je mehr Strukturen und Gewebe bei Eingriffen beteiligt sind, desto höher das Risiko für unerwünschte Effekte.“ Für den Neurochirurgen ist der Zugang über natürliche Öffnungen des Schädels daher ein großer Fortschritt zu mehr Sicherheit für die Patienten. Allerdings erfordert ein solches Schädelbasiszentrum auch eine präzise Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen. So muss zunächst der Neuroradiologe mit der Bildgebung die „Landkarte“ des Schädels erstellen und möglicherweise die Durchblutung des Tumors vor einer Operation durch kleinste Katheter verringern. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt schafft dann den Zugang, navigiert die Instrumente durch Nase, Rachen oder auch Ohren und entfernt erste Tumoranteile auf dem Weg. Je nach Lage des Operationsgebiets sind auch Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Augenärzte oder bei Beteiligung der Hirnanhangdrüse Endokrinologen gefordert. Hatte der Patient einen Unfall mit Verletzungen des Gesichts, kommt auch ein Mund-Kiefer-Gesichtschirurg oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt hinzu und bei bestrahlungsbedürftigen Tumoren auch ein Strahlentherapeut.

„Wir sind es gewohnt, interdisziplinär zusammenzuarbeiten, aber beim Schädelbasiszentrum hat es gerade auch wegen der schnellen Entwicklung der Technik eine neue Qualität erreicht“, sagt Prof. Dr. Jens Eduard Meyer, Chefarzt der HNO-Abteilung der Asklepios Klinik St. Georg, der den Aufbau des Zentrums maßgeblich vorangetrieben hat. „Im Bereich der Schädelbasis kommen viele wichtige und auch empfindliche Strukturen zusammen, die wir auf diese Weise noch schonender behandeln oder auch wenn notwendig umgehen können“, so Prof. Meyer weiter.

Hier ein Videointerview mit Prof. Dr. Jens Eduard Meyer über Operationen der Schädelbasis.

 

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