Kein Glück?! Glücksspiel- oder Internet-Abhängigkeit anerkennen und professionell behandeln

Während der Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen haben Computerspielzeiten und digitaler Medienkonsum in fast allen Altersgruppen deutlich zugenommen. Für einen Teil dieser Intensivnutzer ist dieses Verhalten als riskant oder krankhaft einzustufen. Die Expert:innen der Klinik für Abhängigkeitserkrankungen an der Asklepios Klinik NORD bieten gezielte Therapieansätze, um auch stoffungebundene Abhängigkeiten zu bekämpfen und zeigen auf, dass Glücksspiel- oder Internetsucht nicht mit Neujahrsvorsätzen zu überwinden sind.

Digitale Medien und Spiele gehören mittlerweile zum Alltag vieler Menschen. Dank der Nutzung digitaler Medien war es auch in Lockdown-Zeiten möglich, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten oder auch Einsamkeit oder Langeweile zu bekämpfen. Doch es gibt Verhaltensweisen – beim Automaten-Glücksspiel im Casino, bei Sportwetten oder bei exzessiven Digitalspielen, die sich verfestigen, sich nicht mehr ablegen lassen, den Spielenden förmlich dazu „zwingen“ weiterzumachen. Hier verläuft die Grenze zur Abhängigkeit. Und wie die Abhängigkeit von bestimmten Substanzen wie Drogen oder Alkohol bedarf es auch bei dieser Form der Abhängigkeit mehr als eines gut gemeinten Neujahrsvorsatzes. Es braucht Therapie – doch wann ist man abhängig, wie sieht eine Therapie aus und wo erhalten Betroffene Hilfe?

Substanzungebundene Abhängigkeit

Foto: Spielautomat
© pexels

„Von einem riskanten oder gar krankhaften Nutzerverhalten spricht man, wenn Spiele- oder Internetnutzung so intensiv stattfinden, dass der Arbeitsplatz, Freundschaften und Familie oder Hobbys zugunsten des Spiels oder der digitalen Mediennutzung vernachlässigt werden, sich die eigene Realität zunehmend ausschließlich in diesen Parallelwelten abspielt  und das Verhalten auch dann nicht verändert werden kann, wenn das Umfeld bereits negative Konsequenzen ankündigt“, sagt Dr. Peter Strate, Chefarzt der Klinik für Abhängigkeitserkrankungen an der Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll. „Bei einer Abhängigkeit wird das Belohnungssystem im Gehirn durch bestimmte Verhaltensweisen oder Substanzen stark oder beinahe nur dadurch aktiviert und braucht so immer wieder „Nachschub“.

Dr. Mandy Roy, Leitende Oberärztin in der Fachabteilung ergänzt: „Die Erfahrung zeigt, dass Abhängigkeiten leider häufig erst dann eingestanden wird, wenn es zu schweren Krisen im persönlichen Umfeld, wie eine Trennung vom Partner, der Kündigung des Arbeitsplatzes oder dem finanziellen Ruin kommt. Die Grundvoraussetzung für die Therapie einer Spiel- oder Medienabhängigkeit sind die Einsicht und die konkrete Motivation des Betroffenen.“ 

Kognitive Verhaltenstherapie einzeln und in Gruppen

Foto: Mann-vor-Internet
© pexels

Hilfe können Betroffene grundsätzlich sowohl ambulant oder stationär erhalten. In der Klinik für Abhängigkeitserkrankungen der Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll betreut ein multiprofessionelles Team aus Ärzt:innen, Psycholog:innen und Sozialtherapeut:innen die Patient:innen mit dem Ziel, die psychische Gesundheit dieser zu verbessern. Darüber hinaus werden gemeinsam individuelle Ziele, wie beispielsweise die Behandlung psychiatrischer Begleiterscheinungen erarbeitet und passende Therapiepläne entwickelt, um die Lebensqualität nachhaltig zu erhöhen.

Im ersten Schritt erfolgt die Behandlung in der Ambulanz der Klinik – bei Bedarf weitergehend in tagesklinischer oder eine stationärer Umgebung, je nachdem, wie sich die persönliche Situation der Patient:innen darstellt.

„Legale „Suchtmittel“ wie Alkohol oder eben auch Glücksspiel sind jederzeit und beinahe überall verfügbar und die Versuchung im Alltag ist entsprechend groß,“ sagt Dr. Peter Strate. „Gerade am Anfang einer Therapie, in der wir beginnen, neue Verhaltensweisen zu etablieren, fällt dies vielen Abhängigen in einem geschützten klinischen Umfeld leichter.“ Wenn Patient:innen von Familie oder Freunden große Unterstützung erhalten, kann auch die ambulante Therapie eine dauerhafte Option sein. „Wenn Betroffene hingegen eine ambulante Behandlung antreten, können diese mehr oder weniger ihrem normalen Alltag nachgehen und Gelerntes direkt in der Praxis umsetzen,“ sagt Dr. Roy.

In der Asklepios Klinik Nord - Ochsenzoll erhalten Patient:innen sowohl stationär wie ambulant Einzel- und Gruppentherapien mit dem Ziel der generellen Abstinenz vom schädlichen Verhal-ten. Die Abhängigkeit von digitalen Medien oder Glücksspiel wird generell nicht medikamentös behandelt. Vielmehr geht es um kognitive Verhaltenstherapie und beispielsweise auch um den gesunden Umgang mit Geld, da Spieler den Bezug zu Geld nach und nach verloren haben. Soll-ten jedoch weitere psychische Störungen hinzukommen, wie eine Depression, müssen diese paral-lel oder gar im Vorfeld behandelt werden, um auch die Therapie der Glücksspiel- oder Internet-Abhängigkeit erfolgreich zu machen.

Seite teilen: