Achtung Allergiker: Nur die Nase voll oder schon Asthma?

· Häufig treten Kreuzallergien mit Nahrungsmitteln auf
· Gefährlicher „Etagenwechsel“, wenn Bronchien und Lunge betroffen sind

Priv.-Doz. Dr. med. Gunther H. Wiest, Chefarzt Lungenheilkunde

Hamburg, 5. April 2017. Spätestens mit Sonne und Frühling beginnt für Allergiker auch die Pollensaison: Die Augen tränen, jucken und sind gerötet, die Nase läuft, ist mitunter verstopft und man muss niesen. Manchmal kommt es auch zu weniger bekannten Symptomen wie Hautreaktionen, Störungen bei Geschmack und Geruch, Kopfschmerzen oder Störungen der Verdauungsorgane. Auch die Müdigkeit kann bei Betroffenen von der Allergie selbst kommen und nicht unbedingt von den Medikamenten. Was unangenehm aber harmlos klingt, kann lebensgefährlich werden, wenn die allergische Reaktion die Etage wechselt und die unteren statt der oberen Luftwege betroffen sind. Denn dann kommt es zu Asthma. 

 

„Wir schätzen, dass etwa ein Drittel der Heuschnupfenpatienten auch unter Asthma leidet, sagt Privatdozent Dr. Gunter Wiest, Chefarzt der Lungenabteilung der Asklepios Klinik Harburg. „Bei Asthma verkrampfen die Bronchien und daher kann ein unbehandelter Anfall – anders als der Heuschnupfen – sogar lebensbedrohlich sein“, so Wiest weiter. Ob Asthma vorliegt, können Lungenfachärzte einfach testen: Sie messen den Luftstrom bei der Ausatmung und den Gehalt an Stickstoffmonoxid. „Ein verminderter Luftstrom, verbunden mit einem erhöhten Anteil Stickstoffmonoxid in der Ausatmungsluft sichert die Diagnose“, erklärt Wiest. Bei Asthma liegt auch eine entzündliche Reaktion vor, die erfolgreich behandelt werden kann. Im Zweifelsfall rät der Lungenspezialist Heuschnupfenpatienten dazu, sich pulmologisch, also von einem Lungenarzt untersuchen zu lassen. Wenn die „untere Etage“, also die Bronchien in Ordnung sind, genügt es, die Pollenallergie symptomatisch zu behandeln. Neben neueren Medikamenten, die weniger müde machen als frühere Allergiepräparate, kann man zum Beispiel regelmäßig die Nase mit Salzwasser spülen, um die Pollen auszuschwemmen. Es ist auch hilfreich, sich die Haare vor dem Zubettgehen zu waschen, um auch dort die Allergene zu entfernen. Ein weiterer Tipp: Das Einatmen von ätherischen Ölen wie z.B. Pfefferminzöl hält die Atemwege frei.

 

Kompliziert werden die Pollenallergien durch die Kreuzreaktion mit Nahrungsmitteln. Dann reagiert das Immunsystem nicht nur auf blühende Bäume wie Birke, Erle oder Haselnuss, sondern auch auf chemisch ähnliche Nahrungsmittel. So reagieren Birkenpollenallergiker oft auch auf Nüsse, Mandeln, Karotten oder Äpfel und Beifußpollen sind häufig mit Kamille, Sellerie, Kiwi, Koriander, Paprika und Erdnüssen verbunden. Wer also an einer Pollenallergie leidet, muss damit rechnen, auch bestimmte Nahrungsmittel nicht zu vertragen.

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